Als kleine Anekdote am Rande - in der kurzen Zeit, in der ich geboxt habe, hat auch ein Ex-Judoka (Anfang 40, ehemals Jugend-Nationalteam) nach rund zwanzig Jahren KS-Pause da angefangen. Der hat den Grossteil der Gruppe konditionell und auch in Sachen Lernkurve in die Tasche gesteckt, weil er sich schlicht und einfach festgebissen hat. Er hat mir an meinem letzten Tag im Training (nachher bin ich umgezogen) sinngemäss gesagt, dass er der Meinung war, im Boxen das gefunden zu haben, was ihm im Judo seinerzeit gefehlt habe, und dass er der Ansicht sei, dass das Boxen seinem Leben einen neuen Sinn gäbe (er war frisch geschieden, das könnte auch mit reingespielt haben); das Einzige, was er bedaure sei, dass er nicht früher damit angefangen habe, weil er jetzt keine Amateurlizenz ehr bekommen könne. Ich habe mir verkniffen zu fragen, ob es nicht sein könne, dass er es ist, der sich in der Zwischenzeit verändert hat, weniger, dass die Unterschiede zwischen den beiden Sportarten so gravierend wären. Aber darum gehts mir hier auch nicht. Ich habe für mich jedenfalls den Schluss daraus gezogen, dass man diverse Nachteile - Einstiegsalter, Verletzungsgeschichte, schwierige Lebensumstände - bis zu einem bestimmten Punkt durch Aufgehen in einer Sache kompensieren kann, und ich habe das in den folgenden Jahren auch selbst praktiziert. ABER das funktioniert halt nicht halbherzig, und es kann auch eine Einbahnstrasse sein, wenns daneben geht - um Gattaca zu zitieren "I never saved anything for the way back". Was aus dem boxenden Ex-Judoka geworden ist, weiss ich nicht, aber ein Trainingspartner von mir (ähnlicher, aber noch extremerer Fall) ist seinerzeit auf besagter Einbahnstrasse gegen die Wand gefahren (Frieden seiner Asche). Es gibt also auch gewisse, durchaus reale Risiken, wie meistens im Leben, und die sind meistens umso grösser, je mehr man auf eine Karte setzt. Dann spielt man ggf. mit der eigenen körperlichen und psychischen Unversehrtheit. Aus diesen Gründen würde ich weder kategorisch "geht nicht" sagen, noch würde ich uneingeschränkt empfehlen, sich voll reinzuhängen, ohne sich der Risken bewusst zu sein. "Biss" und "Anerkennung" klingen gut, aber ich habe eben auch Leute gekannt, die beides leider etwas eigenartig interpretiert und den Preis dafür gezahlt haben.