Geändert von MGuzzi (10-01-2022 um 15:59 Uhr)
Ist ja vollkommen i.O. Das, in Kombination mit ausschließlichem Interesse an Funktionalität von Techniken und Desinteresse an japanischer Kultur, Riten, Religion etc., macht dich auf der anderen Seite vollkommen uninteressant für "die Koryu . Eigentlich ist damit alles gesagt:
eben nicht. er macht es ja anscheinend nicht, wie die japaner, sondern so, wie er sich auf grund der westlichen budo-mythen denkt, dass die japaner es machen
welcher lehrer denn? dein Karate und/oder Kobudo/Hanbo Jutsu lehrer? oder der, bei dem du wg. Naginata warst?
machen die jetzt keine kk? ist Karate, Kobudo usw. nicht kk, sondern SV????
"I prefer them to be awake when I severe their arms and beat them to death with it." Maul Mornie und sein Verhältnis zu k.o.s
Man darf nicht vergessen in Japan ist auch nicht alles gleich. Da gibt es Schulen mit militärischem Drill und relaxte Schulen mit relaxten Lehrern, wo im Dojo gekocht und gefeiert wird. Koryu haben natürlich nochmal mehr als andere einen besonderen kulturellen Aspekt, der da transportiert wird. Natürlich gibt es dann auch die westlichen Lehrer, die Last Samurai in ihrem Dojo umsetzen wollen, das ist dann wie der Platik Buddha bei der Thai-Massage, hauptsache Asia Flair.
Bzgl. Etikette finde ich das Interview mit Satake sensei gut - bei 3:35. "Was lernt man? Alles, wie man sich bewegt, sitzt, sich dreht, Sachen hält etc. Das stärkt alles den Core." Sieht mein Karate Lehrer ähnlich, da ist bspw. seiza wichtig (und der Weg dahin und zurück) und zwar weniger als Rital, sondern als praktische Haltungsübung.
Ich sag mal, am allerwenigsten "Last Samurai" und keinerlei Asia Flair gibts in authentischen Koryû. Denn die machen einfach, was sie schon immer gemacht haben und was zum Curriculum gehört. Und ja, der westliche Schüler muss da mitziehen, auch und gerade bei den kulturellen Rahmenbedingungen und Anforderungen. Erst wenn die Lehrer lasch werden, kann sich bei Schülern die Budo-Romantik verselbstständigen.
Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
schwert|gedanken, ein Blog zu jap. Geschichte, Kultur und den klassischen Kriegskünsten
Was Martin gesagt hat bringt es schön auf den Punkt.
Meine beiden Dojo sind ziemlich down to earth und viele der ausländischen Shibucho legen einen ähnlichen Stil an den Tag. Nix mit Samurai-Romantik und Co.
Ich gehe davon aus, daß der Lehrer seine Ding machen will und ein Stückweit seine japanische Budoromantik ausleben will. Hier und da gibt es die Sachen tatsächlich aber viele Sachen wage ich zu bezweifeln, ob das ständig so ist.
Nein, mein Hanbolehrer ist das zum Glück nicht. Der ist außen vor
Allenfalls wird in dem Dojo Bunkai gemacht, also Anwendungen von den Kata.
Von richtiger SV-Praxis sind die Leute aus dem Dojo weit entfernt.
Karate und Kobudo wird eher mit vielen Kata und Kihon geübt, auch Anwendungen, aber auf SV-Basis eher nicht.
Seit geraumer Zeit gibt es in Friedberg / Hessen Kenjutsu. Das habe ich mir mal angeschaut. Das wirkte sehr traditionell mit sehr viel Zeremonie. Einige Partnerübungen fand ich gut, auch die, Battojutsutechniken, aber die ganzen Koryu-Sachen fand ich ziemlich steif.
Kihon und Teile der Partnerübungen empfand ich als interessant, aber diese "steife Formen" mit dem sog. Hojo fand ich ziemlich langweilig. Es trifft nicht das, was ich mich unter so einer Schwertschule vorgestellt hatte. Schade. Wie gesagt, einige Sachen waren richtig gut, aber sobald es in die langatmigen Zeremonien kam, hat mich das abgetörnt.
Will aber nicht heißen, daß ich Kenjutsu grundsätzlich nicht gut finde, ganz im Gegenteil. Würde darüber gerne mehr erfahren und würde mir auch gerne noch einmal eine andere Schule ansehen. Aber im Raum Gießen gibt es leider nichts. Zumindest habe ich nichts gefunden. Vielleicht hat ja jemand einen Tipp für mich.
Geändert von Schnubel (11-01-2022 um 08:30 Uhr)
Falls jemand ein wenig Zeit hat: vor einiger Zeit wurde ich von Seido interviewt, über Training in Japan:
https://youtu.be/m8NK6hP19uw
@ Schnubel in Frankfurt gibt es Kashima Shinryu (das "echte" mit allen möglichen Waffen). Dann gibt es in Frankfurt und Offenbach noch Kashima Shinryu nach Inaba (nur Kenjutsu). In Darmstadt und im Kreis Offenbach gibt es dann noch TSKSR und Mugai Ryu. In Frankfurt Höchst und im Taunus noch Iaido.
Am nächsten ist wohl das Kendo Dojo Lich.
Es gibt eben kein Kashima Shinryu nach Inaba. Es gibt ein von der Kashima Shinryu abgeleitetes Kenjutsu, dass von Inaba und einigen seiner Schüler, meist aus Aikido-Kreisen, unterrichtet wird.
Nach der Aussage eines gewissen Karl Friday (der sollte in Koryu interessierten Kreisen bekannt sein) handelt es sich nicht um Kashima Shinryu, "in either a formal or a practical sense".
Deswegen schreibe ich echtes Kashima Shinryu und Kashima Shinryu nach Inaba. Das mag es im Sinne einer koryu zwar nicht so geben, de Facto sprechen aber viele der Schulen nach Inaba ebenfalls von Kashima Shinryu.
Ich schätze Koryu» spricht in erste Linie Menschen an, die eher an einer Sinnsuche, denn an einer Siegsuche interessiert sind, was einander nicht unbedingt ausschließen muss.
Pauschalisierend ist es was für den ähnlichen Typ an Leuten, die in den Achtzigern lieber zum Karate, als zum Boxen gingen. Anziehende Elemente sind der Glauben an einen Mehrwert, altes Wissen, Menschen zu denen aufgeblickt werden kann, feste Strukturen, ein Raum für Verwirklichung, klare Regeln, ein Übergriff unter dem alles möglich ist, eine schlüssige Philosopie, eine körperliche, als auch eine geistige Schulung. Ach, da gibt`s bestimmt noch mehr.
Die größte Diskrepanz für in Deutschland Aufgewachsene entsteht meiner Meinung nach aus dem hierarchischem Gehorsam zur Lehrperson, welcher Kernbestandteil alter Schulen ist. Die traditionell geschlechtliche Eindimensionalität, dürfte ja hoffentlich schon auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet sein.
Was den mit Blut geschriebenen Eid beim Koryu betrifft, können dies Lernende vielleicht Aufhellung schaffen. Wird das noch gemacht?
Das ging mir bis heute ganz genauso.
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