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Thema: Die wirkungsvollste Aikido-Technik

  1. #46
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    Also Frank spricht auch von Gleichgewicht brechen (wenn er überhaupt mal dazu was sagt, i.d.R. wird es einfach gezeigt). So sehr ich Tom schätze war die sprachliche Abgrenzung hier im Forum für mich immer etwas konstruiert um auf einen wirklich wichtigen Unterschied hinzuweisen und darauf, dass es nicht mehr überall in der nötigen Tiefe gelehrt wird.

    Vereinfacht ausgedrückt wäre es bei uns beim Kuzushi i.d.R. so, dass der Gegner sich ohne weitere Einwirkung auf ihn wieder stabilisieren (sein Gleichgewicht wiederherstellen) könnte, bei Kake nicht mehr (da "fliegt" er schon).
    Geändert von ThomasL (04-04-2022 um 15:25 Uhr)
    Viele Grüße
    Thomas
    https://www.thiele-judo.de/portal/

    The reality is, you can say ANYTHING you want. You just have to be willing to face the consequences of your choice.

  2. #47
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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    @ Aiki5O+:

    Ich gebe zu, ich verstehe diese Theorie-Diskussionen nicht. Das ist doch ein Thema, das sich allein in der Praxis bearbeiten lässt.
    Mit meinen Beiträgen am Sonntag habe ich wohl den Faden verloren; deshalb will ich es damit belassen.

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Was kuzushi anbetrifft, ist mir nicht klar, wovon wir reden:
    Nach meinem Verständnis ist kuzushi das wesentliche Element jeder Aktion im aikidô, wie ich es lerne und übe. Und wohl auch das Schwierigste. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, wie man z.B. tenchi nage üben kann, ohne kuzushi zu erzeugen. Bzw. das jedenfalls zu versuchen. Und zwar jedesmal.

    Ich meine mit kuzushi das Gleichgewicht des Partners stören.
    Ist das bei dir tatsächlich nicht Teil des Übens und der Technik?
    Oder meinst du mit kuzushi etwas anderes?
    Ich meine das hier:
    Zitat Zitat von "Rambat" Beitrag anzeigen
    sehr vereinfacht ausgedrückt versteht man unter "tsukuri": ich bewege mich in eine für mich günstige position, die für den gegner ungünstig ist. dadurch und dabei störe ich das gleichgewicht des gegners (vereinfacht ausgedrückt: kuzushi).
    folglich ist "kuzushi" ein bestandteil des "tsukuri"
    Ich habe "Gleichgewicht stören" und "Gleichgewicht brechen" für Synonyme gehalten; ich gebe zu, dass es für Diskussionen hilfreich ist, die beiden Begriffe zu unterscheiden.

    Wenn für dich schon "kuzushi" das schwierigste Element einer Aktion ist, dann gilt das für mich als Weißgurt erst recht. Nach meinem Verständnis gibt es grob folgende Möglichkeiten, wie erfolgreich mein kuzushi-Versuch ist und Uke reagiert:

    1. Ukes Gleichgewicht wird nicht gestört und der Wurf gelingt nicht
    2. Ukes Gleichgewicht wird nicht gestört, aber Uke geht mit und lässt sich werfen
    3. Ukes Gleichgewicht wird gebrochen, d.h. er fällt (oder rollt) vor dem eigentlichen Wurf (der geübt werden soll)
    4. Ukes Gleichgewicht wird gestört, aber nicht gebrochen; der Wurf gelingt.

    Bei 1 kann ich was (über kuzushi) lernen, bei 2 nicht; aber leider ist 2 in meiner Erfahrung der häufigste Ausgang zumindest beim Üben mit Anfängern und Partnern auf gleichem Level wie ich. Im 3. Fall ist das Übungsziel auch verfehlt; bei weniger erfahrenen Ukes verzichte ich bewusst auf kuzushi, damit die äußere Form geübt werden kann.
    Meine konkreten Probleme können aber natürlich nur auf der Matte und nicht im KKB gelöst werden.

  3. #48
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    Das Zitat von Rambat kannte ich tatsächlich noch nicht; ich wüde hier allerdings argumentieren, dass man im Prinzip jedes Element des Wurfes als Teil des Wurfprozesses sehen kann, und diese zwangsläufig ineinander übergehen müssen. Die Unterteilung ist in meinen Augen etwas künstlich, für mich persönlich reicht die Nomenklatur im Ringen (Wurfvorbereitung - Wurfdurchführung - Weiterführung) vollkommen aus und hat in meinen Augen mit dem Punkt "Weiterführung" sogar gewisse Vorteile gegenüber der im Judo. Aber das ist ein anderes Thema.

    Zitat Zitat von Aiki5O+ Beitrag anzeigen
    Wenn für dich schon "kuzushi" das schwierigste Element einer Aktion ist, dann gilt das für mich als Weissgurt erst recht.
    Ich würde zustimmen, dass die Wurfvorbereitung - ob jetzt durch Anreissen, Finten oder einen vorangehenden Wurfansatz - der komplexeste Aspekt im Grappling ist. Da trennen sich die Spitzenkönner vom Rest des Feldes, mehr als bei Feinheiten der Wurfdurchführung. Die Komplexität ergibt sich in meinen Augen aber primär darin, die Wurfvorbereitung auf verschiedene, nicht kooperative Partner/Gegner abzustimmen, weniger im Mechanismus per se.

    Zitat Zitat von Aiki5O+ Beitrag anzeigen
    Nach meinem Verständnis gibt es grob folgende Möglichkeiten, wie erfolgreich mein kuzushi-Versuch ist und Uke reagiert:

    1. Ukes Gleichgewicht wird nicht gestört und der Wurf gelingt nicht
    2. Ukes Gleichgewicht wird nicht gestört, aber Uke geht mit und lässt sich werfen
    3. Ukes Gleichgewicht wird gebrochen, d.h. er fällt (oder rollt) vor dem eigentlichen Wurf (der geübt werden soll)
    4. Ukes Gleichgewicht wird gestört, aber nicht gebrochen; der Wurf gelingt.
    Dem würde ich grundsätzlich zustimmen, aus dem Stehgreif fallen mir auch keine weiteren Varianten ein.
    1) wird auch den Besten passieren, die Kunst besteht darin, das rechtzeitig zu erkennen und nicht zu versuchen, den Wurf durchzuboxen.
    2) wird nur im kooperativen Training (was im Aiki ja mehr oder weniger Standard zu sein scheint, im Judo und Ringen dagegen eine limitierte Trainingsform ist) passieren. Wichtig ist dabei primär, sich dessen bewusst zu sein, und die Auftakthandlungen nicht zu vernachlässigen (zumindest andeuten und/oder separat trainieren).
    3) passiert in der Regel mit Partnern, die eine schlechte Balance haben; alternativ kann es auch passieren, wenn die Auftakthandlung nicht wirklich zum geplanten Wurf passt, mit zu viel Energieeinsatz durchgeführt wurde, oder aber eine Verzögerung zwischen Auftakthandlung und Wurfansatz liegt. Im Kampf wäre das ja kein Problem, übungstechnisch aber suboptimal. Wenn das regelmässig passiert, würde ich mir ein paar Gedanken machen: im Prinzip ist es auch möglich, mit (technisch und/oder physisch) schwächeren Partnern produktiv zu üben, dafür braucht man aber das, was man im Ringen "Gefühl" nennt - sprich, eine situationsangepasste, präzise Dosierung der aufgewendeten Energie (ich schreibe bewusst nicht "Kraft"), und präzises Timing. Wenn das nicht funktioniert, würde ich erwägen, meinen Horizont zu erweitern. Entweder kann man mal in einer Gruppe mittrainieren, wo mehr Widerstand Standard ist (etwa im Judo), oder man kann bewusst mit Partnern trainieren, wo weniger Widerstand angewandt wird. Lustig aber aber wahr: ich habe "Gefühl" schlagartig gelernt, als ich als Kindertrainer eingesprungen bin. Vorher hatte ich immer Probleme, mit Nicht-Ringern zu trainieren (zu lesen als: ich habe die viel zu hart angefasst), aber seit ich die quasi als Ringer-Kinder betrachte, gehts.
    4) Wäre im Training das Ziel, da sind wir uns einig.
    Geändert von period (05-04-2022 um 10:34 Uhr) Grund: Umlaute (nach logout)

  4. #49
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    Zitat Zitat von period Beitrag anzeigen
    1) wird auch den Besten passieren, die Kunst besteht darin, das rechtzeitig zu erkennen und nicht zu versuchen, den Wurf durchzuboxen.
    Ich muß an das wunderbare Video von Mifune sensei denken. :-)

    2) wird nur im kooperativen Training (was im Aiki ja mehr oder weniger Standard zu sein scheint, im Judo und Ringen dagegen eine limitierte Trainingsform ist) passieren. Wichtig ist dabei primär, sich dessen bewusst zu sein, und die Auftakthandlungen nicht zu vernachlässigen (zumindest andeuten und/oder separat trainieren).
    Werfen ohne kuzushi kenne ich auch im kooperativen aikidô Training nur als Anfänger-Modus. Wenn man also erstmal lernen muss, wo Hände und Füße hingehören. Später wird dann das kuzushi, also wie man es erzeugt und wie man es umsetzt und benutzt, immer mehr zum eigentlichen Inhalt des Trainings. Da hat dann auch all das seinen Ort, was unter "aiki" zu verstehen ist: Eigene Körperstruktur, Kontakt und Übertrung, Kontrolle der Körperstruktur des Partners.
    In meinem Training wird z.B. fast gar nicht die äußere Form der Technik unterrichtet und geübt. Sondern die wird schlicht voraussgesetzt.

    Nichtsdestotrotz ist es erfahrungsgemäß wichtig, z.B. mit judôka oder karateka oder Vertretern anderer budô zu üben, weil die "typischen" Reaktionen des jeweiligen budô auf den Versuch, kuzushi zu erzeugen, sich jeweils unterscheiden von den Reaktionen, die im aikidô zumeist üblich sind.

    3) passiert in der Regel mit Partnern, die eine schlechte Balance haben; alternativ kann es auch passieren, wenn die Auftakthandlung nicht wirklich zum geplanten Wurf passt, mit zu viel Energieeinsatz durchgeführt wurde, oder aber eine Verzögerung zwischen Auftakthandlung und Wurfansatz liegt. Im Kampf wäre das ja kein Problem, übungstechnisch aber suboptimal. Wenn das regelmässig passiert, würde ich mir ein paar Gedanken machen: im Prinzip ist es auch möglich, mit (technisch und/oder physisch) schwächeren Partnern produktiv zu üben, dafür braucht man aber das, was man im Ringen "Gefühl" nennt - sprich, eine situationsangepasste, präzise Dosierung der aufgewendeten Energie (ich schreibe bewusst nicht "Kraft"), und präzises Timing. Wenn das nicht funktioniert, würde ich erwägen, meinen Horizont zu erweitern. Entweder kann man mal in einer Gruppe mittrainieren, wo mehr Widerstand Standard ist (etwa im Judo), oder man kann bewusst mit Partnern trainieren, wo weniger Widerstand angewandt wird. Lustig aber aber wahr: ich habe "Gefühl" schlagartig gelernt, als ich als Kindertrainer eingesprungen bin. Vorher hatte ich immer Probleme, mit Nicht-Ringern zu trainieren (zu lesen als: ich habe die viel zu hart angefasst), aber seit ich die quasi als Ringer-Kinder betrachte, gehts.
    Wir üben durchaus auch, durch kuzushi alleine die Struktur eines Partners so weit zu stören, dass er alleine dadurch bereits fällt. D.h. es geht nicht darum, einen bestimmten Wurf oder Hebel zu durch das kuzushi zu ermöglichen, sondern schlicht und einfach darum, die Körperstruktur des Angreifers nicht nur zu stören, sondern zu zer-stören, um ihn zu Boden zu bringen.
    Abgesehen von dem interessanten Lerneffekt, wenn man daran arbeit, besteht der Hintergrund möglicherweise in dem Szenario, einen Angreifer in Rüstung nur schwer werfen oder hebeln zu können und ihn stattdessen "nur" zu Boden zu bringen, um dann wakizashi oder tantô einzusetzen.

    Ich ganz persönlich übe diese starken Formen von kuzushi aber mit dem Gedanken, daraus etwas für die Einleitung der Techniken zu lernen.

    4) Wäre im Training das Ziel, da sind wir uns einig.
    Jupp. Das ist m.E. die Idealform des Übens, auf die im Training wohl üblicherweise hingearbeitet wird.

  5. #50
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    Zitat Zitat von period Beitrag anzeigen
    Vorher hatte ich immer Probleme, mit Nicht-Ringern zu trainieren (zu lesen als: ich habe die viel zu hart angefasst), aber seit ich die quasi als Ringer-Kinder betrachte, gehts.
    Das macht mir ja Mut.
    Vielleicht könntest du mal in der örtlichen Krabbelgruppe aushelfen ... und danach dann in's aikidô dôjô.

  6. #51
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    Zitat Zitat von period Beitrag anzeigen
    So, wie mir Kuzushi beigebracht wurde, ist es tatsächlich nur eine kurzfristige Irritation des Gleichgewichtes, die zu einer - in aller Regel möglichen - Ausgleichsbewegung zwingt. Diese wird dann durch den Wurfeingang und die Wurfausführung unterbunden bzw. unterbrochen, sodass die Wiedererlangung des Gleichgewichtes nicht möglich ist
    Hier scheint mit ein wesentlicher Unterschied zu sein, im Aikido wird ja oft davon ausgegangen, dass die Gleichgewichtsstörung in der Form weiter geführt werden kann, und sozusagen "nahtlos" in den Wurf übergeleitet wird. Mit Ausgleichsbewegungen kommen dann viele nicht klar. Es gibt Linien die das trainieren, ist aber meiner Ansicht nach nicht überall der Fall.
    Oft wird in einer Form geübt, in der diese Irritationsphase auf eine bestimmte Art und Weise kultiviert wird, entweder friert der Uke kurz in einer bestimmten Position ein, die diese Phase verdeutlichen soll oder er läuft mit, oder tut etwas was ich als "einbeiniges Tanzen" bezeichne, er nimmt ein labiles Gleichgewicht ein, und lässt sich so bewegen. Aus welcher Linie oder Richtung der eine oder andere da kommt lässt sich meistens gut erkennen.
    Alles das führt aber nicht wirklich zu einem Verständnis was passiert wenn Uke tatsächlich versucht durch Ausgleichsbewegungen zu entkommen, wie man damit umgeht ist in vielen Fällen kein Trainingsinhalt, das sind im Grunde Vorbereitungsphasen, die aber aufgrund der Tatsache dass es eben nicht darum geht zu "kämpfen", für diesen Fall keine wirklichen Konzepte anbietet.

    Im "Aiki" wiederum, wenn man es anwenden kann, ist das auch nicht wirklich notwendig, weil auf die Struktur des Gegners in dem Moment des Kontakts auf eine Weise eingewirkt wird, dass er das alles gar nicht machen kann, er wird direkt geworfen, weil sein Nervensystem auf eine weise beeinflusst wird die den Verlust der Kontrolle über den eigenen Körper bewirken.
    Das wird allerdings nur von sehr wenigen wirklich auf eine Weise beherrscht (zum Beispiel von Ueshiba), dass es tatsächlich in einem Kampf anwendbar wäre, von daher wären Aikidoka die ernsthaft lernen wollen wie man Aikido "zum funktionieren" bringt, sich mit dem Thema mal aus der Sicht von Grapplingmethoden wie Judo oder Ringen zu beschäftigen.

  7. #52
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    Zitat Zitat von Aiki5O+ Beitrag anzeigen
    Wenn für dich schon "kuzushi" das schwierigste Element einer Aktion ist, dann gilt das für mich als Weißgurt erst recht. Nach meinem Verständnis gibt es grob folgende Möglichkeiten, wie erfolgreich mein kuzushi-Versuch ist und Uke reagiert:

    1. Ukes Gleichgewicht wird nicht gestört und der Wurf gelingt nicht
    2. Ukes Gleichgewicht wird nicht gestört, aber Uke geht mit und lässt sich werfen
    3. Ukes Gleichgewicht wird gebrochen, d.h. er fällt (oder rollt) vor dem eigentlichen Wurf (der geübt werden soll)
    4. Ukes Gleichgewicht wird gestört, aber nicht gebrochen; der Wurf gelingt.

    Bei 1 kann ich was (über kuzushi) lernen, bei 2 nicht; aber leider ist 2 in meiner Erfahrung der häufigste Ausgang zumindest beim Üben mit Anfängern und Partnern auf gleichem Level wie ich. Im 3. Fall ist das Übungsziel auch verfehlt; bei weniger erfahrenen Ukes verzichte ich bewusst auf kuzushi, damit die äußere Form geübt werden kann.
    Meine konkreten Probleme können aber natürlich nur auf der Matte und nicht im KKB gelöst werden.

    1. Fall: Das Gleichgewicht wird nicht gestört, obwohl Uke kooperativ ist?
    Woran das liegen könnte: Uke ist eben doch nicht so kooperativ, oder die Technik stimmt eben noch nicht, zu viel Krafteinsatz, zu wenig Spannung, etc. Das muss dir dein Lehrer zeigen.

    2. Fall: a) Uke fällt von alleine, dann muss man ihn entsprechend "erziehen", ich mag sowas überhaupt nicht.
    b) Das ist allgemeines Trainingsgebaren, liegt oft daran wie in dem jeweiligen Dojo geübt wird.
    c) Uke "geht einfach mit": Kann eine Trainingsform sein in der einfach der Bewegungsablauf einstudiert wird, ohne
    Berücksichtigung von Wiederstand, Kuzushi, Ki no nagare (Ki führen). Sollte Anfängerlevel bleiben.

    3. Fall: Period hat das gut erklärt wie ich finde, Aikido-spezifisch würde ich ergänzen dass es am fehlenden Kontakt-Halten seitens Uke
    liegen kann, oder Uke ist nicht flexibel genug ("zu steif"), oder hat Angst und versucht der Technik zu entgehen, in dem er sich in einem für ihn passenderen Moment fallen lässt, rausrollt, etc.

    Zum 4. Fall braucht man nicht viel sagen, nur dass die Voraussetzungen unter denen das "gelingt" eben meistens doch etwas andere sind, wie beispielsweise im Judo.

  8. #53
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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Werfen ohne kuzushi kenne ich auch im kooperativen aikidô Training nur als Anfänger-Modus. Wenn man also erstmal lernen muss, wo Hände und Füße hingehören. Später wird dann das kuzushi, also wie man es erzeugt und wie man es umsetzt und benutzt, immer mehr zum eigentlichen Inhalt des Trainings. Da hat dann auch all das seinen Ort, was unter "aiki" zu verstehen ist: Eigene Körperstruktur, Kontakt und Übertrung, Kontrolle der Körperstruktur des Partners.
    Ich kenne das als "Werfen auf Zeit" oder "Wurfkreis" - so viele Würfe wie möglich innerhalb 30-60 Sekunden. Ist aber eher ein Schnelligkeits- bzw. Konditionsdrill als sonstwas.

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Nichtsdestotrotz ist es erfahrungsgemäß wichtig, z.B. mit judôka oder karateka oder Vertretern anderer budô zu üben, weil die "typischen" Reaktionen des jeweiligen budô auf den Versuch, kuzushi zu erzeugen, sich jeweils unterscheiden von den Reaktionen, die im aikidô zumeist üblich sind.
    Auf jeden Fall, zumindest wenn man einen SV-Charakter in seiner Disziplin sieht.

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Wir üben durchaus auch, durch kuzushi alleine die Struktur eines Partners so weit zu stören, dass er alleine dadurch bereits fällt. D.h. es geht nicht darum, einen bestimmten Wurf oder Hebel zu durch das kuzushi zu ermöglichen, sondern schlicht und einfach darum, die Körperstruktur des Angreifers nicht nur zu stören, sondern zu zer-stören, um ihn zu Boden zu bringen.
    Abgesehen von dem interessanten Lerneffekt, wenn man daran arbeit, besteht der Hintergrund möglicherweise in dem Szenario, einen Angreifer in Rüstung nur schwer werfen oder hebeln zu können und ihn stattdessen "nur" zu Boden zu bringen, um dann wakizashi oder tantô einzusetzen.
    Da würde ich im Ringen wieder einen Nomenklaturunterschied sehen - wir würden dann von einem Runterreisser/Abreisser/takedown (im Gegensatz zum Wurf/throw) sprechen, wenn das zu-Boden-bringen intendiert ist. Es gibt allerdings auch Schulen, die sich auf eine aggressive Verkettung von Auftakthandlungen spezialisiert haben, um den Gegner so weit zu desorientieren, dass er irgendwann in der Technikkette hinfällt oder sich zumindest starke Blössen gibt (z.B. "Iowa-style").

  9. #54
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    Zitat Zitat von MGuzzi Beitrag anzeigen
    Alles das führt aber nicht wirklich zu einem Verständnis was passiert wenn Uke tatsächlich versucht durch Ausgleichsbewegungen zu entkommen, wie man damit umgeht ist in vielen Fällen kein Trainingsinhalt, ...
    Wir haben uns früher dafür befreundete judôka, jujutsuka, karateka zu speziellen Seminaren ins dôjô geholt.

  10. #55
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    Zitat Zitat von MGuzzi Beitrag anzeigen
    Hier scheint mit ein wesentlicher Unterschied zu sein, im Aikido wird ja oft davon ausgegangen, dass die Gleichgewichtsstörung in der Form weiter geführt werden kann, und sozusagen "nahtlos" in den Wurf übergeleitet wird. Mit Ausgleichsbewegungen kommen dann viele nicht klar. Es gibt Linien die das trainieren, ist aber meiner Ansicht nach nicht überall der Fall.
    Oft wird in einer Form geübt, in der diese Irritationsphase auf eine bestimmte Art und Weise kultiviert wird, entweder friert der Uke kurz in einer bestimmten Position ein, die diese Phase verdeutlichen soll oder er läuft mit, oder tut etwas was ich als "einbeiniges Tanzen" bezeichne, er nimmt ein labiles Gleichgewicht ein, und lässt sich so bewegen. Aus welcher Linie oder Richtung der eine oder andere da kommt lässt sich meistens gut erkennen.
    Alles das führt aber nicht wirklich zu einem Verständnis was passiert wenn Uke tatsächlich versucht durch Ausgleichsbewegungen zu entkommen, wie man damit umgeht ist in vielen Fällen kein Trainingsinhalt, das sind im Grunde Vorbereitungsphasen, die aber aufgrund der Tatsache dass es eben nicht darum geht zu "kämpfen", für diesen Fall keine wirklichen Konzepte anbietet.
    Das hätte ich - subjektiv und "von aussen" ähnlich beurteilt. Das Problem, das ich dabei sehen würde ist, dass diese Reaktion quasi als "natürlich" verstanden wird, was sie nicht unbedingt ist. Auch lernt man so weder, mit Ausgleichsbewegungen umzugehen (wie Du ja schreibst), noch sie selbst auszuführen. "Kämpferisch" ist das ein Nachteil.

    Zitat Zitat von MGuzzi Beitrag anzeigen
    Das wird allerdings nur von sehr wenigen wirklich auf eine Weise beherrscht (zum Beispiel von Ueshiba), dass es tatsächlich in einem Kampf anwendbar wäre, von daher wären Aikidoka die ernsthaft lernen wollen wie man Aikido "zum funktionieren" bringt, sich mit dem Thema mal aus der Sicht von Grapplingmethoden wie Judo oder Ringen zu beschäftigen.
    Ich denke auch. Ueshiba war aus meiner Sicht ein gewisses Phänomen, auch wenn ich mich da nur auf Zweit- und Drittmeinungen beziehen kann. Ich habe mich wiederholt gefragt (auf die Gefahr hin, jetzt etwas respektlos zu wirken, auch wenn es nicht so gemeint ist), inwieweit Ueshiba selbst wirklich verstanden hat, welches Zusammenspiel von Faktoren in seiner Biographie ihn befähigt hat, so zu (re-)agieren, wie er das eben konnte, und inwieweit er dies in seinem Curriculum einfliessen lassen hat. Anders ausgedrückt: wie in diversen andere Grapplingschulen, die grossen Wert auf die Manipulationen kleiner Gelenke und subtile Manipulation von Struktur legen (etwa auch Chin Na/Qin Na), wäre es meines Erachtens wünschenswert, dass die Trainierenden einen soliden Hintergrund in einer anderen "klassischen" Grapplingdisziplin (Judo, Sumo, Ringen, Shuai Jiao... mit dem Erfahrungs-Äquivalent eines Judo Braun- oder Schwarzgurtes) mitbringen würden. Ich denke, das würde viele Probleme a priori umgehen. Allerdings würde das der Disziplin auch einen gewissen "elitären Anspruch" geben, der einer Massentauglichkeit im Weg steht, und die Anforderungen an das Lehrpersonal erhöht.

  11. #56
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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Wir haben uns früher dafür befreundete judôka, jujutsuka, karateka zu speziellen Seminaren ins dôjô geholt.
    Klar, das bringt schon ein bisschen was, besser wäre natürlich selber mal für ne Zeit ins Judo- Karata- etc.- Dojo zu gehen.
    Allerdings habe ich das Paralleltraining meist nach einiger Zeit wieder aufgegeben (Jujutsu so nach 2-3 Jaren, im Karate war es etwa das doppelte). Ich wollte ja immer so was wie Yoseikan machen, gab es nur leider erreichbar nicht.

  12. #57
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    Zitat Zitat von MGuzzi Beitrag anzeigen
    Klar, das bringt schon ein bisschen was, besser wäre natürlich selber mal für ne Zeit ins Judo- Karata- etc.- Dojo zu gehen.
    Ja klar. Das haben auch tatsächlich alle Lehrer, bei denen ich früher geübt habe, so getan. Oder sie kamen ursprünglich aus einer anderen KK/KS.

    Ich selber habe mich entschieden, als das für mich dran gewesen wäre, ausschließlich aikidô zu üben.

  13. #58
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    Zitat Zitat von period Beitrag anzeigen
    inwieweit Ueshiba selbst wirklich verstanden hat, welches Zusammenspiel von Faktoren in seiner Biographie ihn befähigt hat, so zu (re-)agieren, wie er das eben konnte, und inwieweit er dies in seinem Curriculum einfliessen lassen hat.
    Ich glaube er hat das verstanden, und dass Sokaku Takeda der wesentliche "Augenöffner" war, hat er selbst gesagt.
    In seinem Curriculum hat sich das nicht wirklich widergespiegelt, seine Erfahrungen mit Sumo, Kito-ryu und was man dort an "Kampfstrategien" lernt sind jedenfalls im heutigen System überhaupt nicht zu finden.
    So weit ich weiß sah das wohl vor dem Krieg etwas anders aus, da hat er z.B. eine eigene Technikserie entwickelt die sich speziell mit dem Kampf gegen Judoka beschäftigte, die Aufzeichnungen sind aber wohl verloren, oder falls sie noch existieren, jedenfalls nicht öffentlich zugänglich, das Curriculum orientierte sich auch noch stärker am Daito Ryu Aiki-jujutsu.

  14. #59
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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Das macht mir ja Mut.
    Vielleicht könntest du mal in der örtlichen Krabbelgruppe aushelfen ... und danach dann in's aikidô dôjô.
    Ich sollte hier vielleicht präzisieren: der "durchschnittliche Ringer" - also die Leute, mit denen ich bis dato trainiert hatte - ist zwischen 16 und 32 Jahre alt, überdurchschnittlich physisch belastbar, mit überdurchschnittlich hoher Schmerztoleranz und überdurchschnittlich guter Koordination. Zudem hat er in der Regel 10-20 Jahre Mattenerfahrung inklusive ein paar hundert Matches hinter sich. Wenn man Otto Normalverbraucher gleich anfasst, ist das irgendwas zwischen "erschreckend" und "problematisch"
    Ich war seit Pandemiebeginn nicht mehr als Trainer aktiv, aber wenn der Zirkus vorbei ist, gilt wieder das Gleiche wie vorher - ich bin grundsätzlich für Einladungen zu haben und berechne dafür allenfalls Anfahrtskosten, wenn sich ein Besuch bei Freunden damit verbinden lässt nichtmal die.

  15. #60
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    Zitat Zitat von MGuzzi Beitrag anzeigen
    Ich glaube er hat das verstanden, und dass Sokaku Takeda der wesentliche "Augenöffner" war, hat er selbst gesagt.
    In seinem Curriculum hat sich das nicht wirklich widergespiegelt, seine Erfahrungen mit Sumo, Kito-ryu und was man dort an "Kampfstrategien" lernt sind jedenfalls im heutigen System überhaupt nicht zu finden.
    So weit ich weiß sah das wohl vor dem Krieg etwas anders aus, da hat er z.B. eine eigene Technikserie entwickelt die sich speziell mit dem Kampf gegen Judoka beschäftigte, die Aufzeichnungen sind aber wohl verloren, oder falls sie noch existieren, jedenfalls nicht öffentlich zugänglich, das Curriculum orientierte sich auch noch stärker am Daito Ryu Aiki-jujutsu.
    Interessant, muss ich mir mal anschauen. Danke für den Hinweis.

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