...Ramsan Kadyrow, offiziell ein Miliz-Leutnant, ist inoffiziell berühmt als der grausamste Darsteller auf der politisch-militärischen Bühne der Republik. Als Siebzehnjähriger kämpfte er im ersten Tschetschenienkrieg gegen die Russen. Der von Ramsan Kadyrow geleitete Sicherheitsdienst besteht formell aus sechzig Personen. Tatsächlich gehören zur Garde der "Kadyrowzy" drei- bis fünftausend Mann. Darunter sind vor allem ehemalige Separatisten, die gegen persönliche Garantien zu Kadyrow senior übergelaufen waren. Die Guerrilleros mußten sich von Rebellenführer Maschadow lossagen, dem neuen tschetschenischen Präsidenten die Treue schwören und als Mitglieder von dessen Sicherheitsdienst die Waffe gegen frühere Kampfgenossen führen. Diese offenbar vom Kreml unterstützte Praxis empörte viele russische Militärs....In Tschetschenien fürchtet man heute Ramsan Kadyrow und seine Mannen beinahe mehr als die russischen Truppen. Bei einem Auftritt im regionalen Fernsehen antwortete der Sprößling des ermordeten Präsidenten einem Zuschauer, der über die Einbrüche unbekannter Waffenträger in die Wohnungen von Zivilisten klagte, mit den Worten: "Wenn du ein Mann bist, mußt du immer ein Messer dabei haben. Schneide jedem, der bei dir einbrechen will, einfach die Kehle durch. Ich mache das jedenfalls so." Daraufhin brach er in Lachen aus.
Tschetschenien ist heute aber nicht nur ein Schlachtfeld, gibt der Politologe Chalid zu bedenken. "Hier wird sehr viel Geld umgesetzt. Man kämpft um Einflußsphären und Öl, an dem zahlreiche Wirtschaftsimperien interessiert sind. Wie Ramsan Kadyrow, der kaum lesen kann, mit diesen Dingen zurechtkommen will, erscheint schlicht unvorstellbar."