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Thema: Yiquan

  1. #1
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    Standard Yiquan

    Hallo Forum!

    Gibt es hier Leute, die Erfahrung mit Yiquan haben?
    Was ist davon zu halten, da es offenbar eine "vereinfachte" Form von Tai Chi darstellt mit Betonung auf Standübungen .... Darüber hinaus ist dieses System ja auch noch nicht sooo alt ;-)
    Haltet ihr es für eine "komplette" KAMPFkunst, oder eher "nur" für ein Fumdament, auf dem man dann eine "richtige" KK körperlich aufbauen kann?
    Oder ist es im Vergleich zu anderen QiGong- Übungen "zu" einfach?
    Gibt es tatsächlich funktionelle Kampfübungen darin?

    Hoffentlich sinds nicht zu viele Fragen auf einmal! :-)

    Danke, derKünstler
    Befreie Dich von Konkurrenz-Denken. Du bist hier, um zu erschaffen, nicht zum Wetteifern um das, was bereits erschaffen ist. Du musst ein Schöpfer werden, nicht ein Konkurrent.

  2. #2
    Karl-Heinz Gast

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    Übersetzung gelöscht auf Wunsch des Autors
    Geändert von Karl-Heinz (04-01-2006 um 20:01 Uhr)

  3. #3
    Held Gast

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    Zitat Zitat von derKünstler
    Hallo Forum!

    Gibt es hier Leute, die Erfahrung mit Yiquan haben?
    Was ist davon zu halten, da es offenbar eine "vereinfachte" Form von Tai Chi darstellt mit Betonung auf Standübungen .... Darüber hinaus ist dieses System ja auch noch nicht sooo alt ;-)
    Haltet ihr es für eine "komplette" KAMPFkunst, oder eher "nur" für ein Fumdament, auf dem man dann eine "richtige" KK körperlich aufbauen kann?
    Oder ist es im Vergleich zu anderen QiGong- Übungen "zu" einfach?
    Gibt es tatsächlich funktionelle Kampfübungen darin?

    Hoffentlich sinds nicht zu viele Fragen auf einmal! :-)

    Danke, derKünstler
    Hallo Künstler.
    Ja, im Gegensatz zu Tao Concepts handelt es sich bei Yiquan um eine komplette, authentische Kampfkunst (du weisst was ich meine ).
    Zhan Zhuang ("Stehen wie ein Pfahl") wurde von Jiao Guorui, einem berühmten Qigong Lehrer, einmal als die Basis und gleichzeitig die höchste Vollendung des Qigong bezeichnet.
    Überlegt ihr ein bisschen Theorieklau bei seriösen Neijia Stilen zu betreiben?
    Viel Spass.
    Hier noch ein Link:

    http://www.wushan.net/qigong/qigong_zhanzhuang.htm
    Geändert von Held (21-08-2004 um 09:50 Uhr)

  4. #4
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    Hi,
    kenne das System aus der praktischen Schiene (Training) nicht!
    Liebe Grüße Dao

  5. #5
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    Das System ist eigentlich gut, enthält massenhaft Basistraining und Partnerarbeit. Ich kann mir darum auch nicht vorstellen warum er das Basistraining von Taiji derart kritisiert, außer wenn die Leute seiner Zeit schön ihre "Formen" gemacht haben, und dann versucht haben das so direkt wie man es als Koordinationstraining macht "anzuwenden". Das ist ungefähr so als würde man versuchen, Speedballtraining oder "Liegestütz-Schläge" im Boxen zu benutzen. Darum konzentriert sich das Lernen von Anwendungen im Taiji auch auf massenweise PUSH-HANDS-TRAINING, und nicht auf Formen und dann "Sterbender-Schwan-stellt-Puma-ein-Bein" immer wieder gleich versuchen bis es irgendwann mal klappt.

  6. #6
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    Standard Yiquan

    Danke für die Infos erstmal. (auch an den netten PN-Schreiber!)
    Mich hätte in erster Linie interessiert, ob die "Vereinfachungen" und die meiner Meinung nach sehr guten Basisübungen vieles andere (vor allem Formen) "überflüssig" macht. Ich denke da in erster Linie an die Praxis.

    @Held
    Kein Theorieklau. Im Gegenteil. Ist mir persönlich schon länger bekannt. Ich stelle nur in verschiedenen Bereichen Übereinstimmungen fest. Ist doch ganz interessant, dass es offenbar grob nur eine sinnvolle Art gibt, sich ökonomisch und natürlich zu bewegen. Egal aus welcher Richtung (Ost oder West) sich angenähert wird. Und dass jeder im Laufe vieler Jahre erst mal selbst annähernd dahin kommen muss.

    @Klaus
    Ich kann mir recht gut vorstellen, dass viele Neija-Betreibende Gefahr laufen, zu "formverliebt" zu werden und aus dem "Technikdenken" -und seien es noch so "schöne" Techniken, schwerlich herauskommen. Von daher finde ich den Gedanken des Abstrahierens von Bewegungen, wie im Yiquan der Fall, recht interessant. Hast du Erfahrungen hinsichtlich Partnerübungen im Yiquan?

    Danke, derKünstler
    Geändert von derKünstler (23-08-2004 um 12:22 Uhr)
    Befreie Dich von Konkurrenz-Denken. Du bist hier, um zu erschaffen, nicht zum Wetteifern um das, was bereits erschaffen ist. Du musst ein Schöpfer werden, nicht ein Konkurrent.

  7. #7
    Held Gast

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    Zitat Zitat von derKünstler
    Danke für die Infos erstmal. (auch an den netten PN-Schreiber!)
    Mich hätte in erster Linie interessiert, ob die "Vereinfachungen" und die meiner Meinung nach sehr guten Basisübungen vieles andere (vor allem Formen) "überflüssig" macht. Ich denke da in erster Linie an die Praxis.

    @Held
    Kein Theorieklau. Im Gegenteil. Ist mir persönlich schön länger bekannt. Ich stelle nur in verschiedenen Bereichen Übereinstimmungen fest. Ist doch ganz interessant, dass es offenbar grob nur eine sinnvolle Art gibt, sich ökonomisch und natürlich zu bewegen. Egal aus welcher Richtung (Ost oder West) sich angenähert wird. Und dass jeder im Laufe vieler Jahre erst mal selbst annähernd dahin kommen muss.

    @Klaus
    Ich kann mir recht gut vorstellen, dass viele Neija-Betreibende Gefahr laufen, zu "formverliebt" zu werden und aus dem "Technikdenken" -und seien es noch so "schöne" Techniken, schwerlich herauskommen. Von daher finde ich den Gedanken des Abstrahierens von Bewegungen, wie im Yiquan der Fall, recht interessant. Hast du Erfahrungen hinsichtlich Partnerübungen im Yiquan?

    Danke, derKünstler
    Bitte tu mir einen Gefallen, Stefan.
    Hör endlich auf euren selbstzusammengeschusterten WT + Bewegungstherapie Stumpfsinn mit authentischen Kampfkünsten zu vergleichen.
    Die Neijia Stile hatten mal eben ein paar hundert Jahre (minimum) Zeit sich zu entwickeln, euren "Stil" gibt es seit zehn Jahren.
    Wenn ich sehe wie Frank Demann sich bewegt läuft es mir kalt den Rücken herunter.
    Es ist eine Beleidigung für jeden Neijia Übenden hier auch nur entfernteste Ähnlichkeiten erkennen zu wollen.
    Du verhöhnst jahrhundertealte Traditionen und das macht mich echt sauer.
    Noch einmal ein gutgemeinter Rat von mir, alles was du suchst und glaubst bei Demann gefunden zu haben gibt es anderswo schon lange.
    Sogar um ein vielfaches effizienter, intelligenter und ausgereifter als du es je erlebt hast.
    Du bist wie ein Kindergartenkind dass seine Seifenkiste mit Papis Mercedes vergleicht.
    Wenn du Interesse hast wirklich etwas zu lernen schreib mir eine PN.
    Bis dann.

    P.S.:

    Ich sehe gerade dass ihr eure Clips aus dem Netz genommen habt, ihr wisst schon warum.
    Geändert von Held (23-08-2004 um 12:21 Uhr)

  8. #8
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    speziell @Held
    siehe PN, möchte den Threat gern am Leben behalten
    Befreie Dich von Konkurrenz-Denken. Du bist hier, um zu erschaffen, nicht zum Wetteifern um das, was bereits erschaffen ist. Du musst ein Schöpfer werden, nicht ein Konkurrent.

  9. #9
    Zaphod Gast

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    Ich interessiere mich auch sehr für Yi Quan

    durch Annoncen bin ich auf die Europäische YiQuan Akademie aufmerksam geworden (Link1 Link2 ) der Lehrer Jumin Chen macht leider keine Verweise auf seine Ausbilder, hat jemand von euch schon mal mit ihm trainiert ? Gibt es - speziell in Süddeutschland - noch andere empfehlenswerte Lehrer ?

    Grüße,
    Zaphod

    PS: für Streitigkeiten über Tao Concepts bitte einen extra Thread aufmachen!

  10. #10
    wuji Gast

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    Ist denn das hier angesprochene Technikdenken wirklich schlecht? Angenommen, man hat Grundeigenschaften (die man benötigt, um eine Technik auch effektiv einsetzen zu können) wie Kraft und Schnelligkeit durch die Grundlagenübungen im Kungfu schon aufgebaut. Nun will man in einem Kampf den Gegner werfen. Reichen diese Grundeigenschaften dafür schon aus? Gegen welchen Gegner? Wie weit helfen hier Prinzipien und Intuition? Ich denke, Techniken sind ein wichtiger Bestandteil von Kampfübungen. Wenn ich eine Technik ein Jahr lang jeden Tag eine Stunde übe, dann bin ich wahrscheinlich im Vorteil gegenüber einem, der keine Technik geübt hat, auch wenn der andere die Prinzipien verstanden hat und ich nicht. Problem ist doch viel eher, dass, wie Klaus es schon angesprochen hat, versucht wird, alle Techniken einer Form zu entnehmen. Wie oft hört man "Alle Techniken dieses Systems sind in der Form verborgen"? Es ist aber nunmal so, dass Formen zwar zum Teil Techniken enthalten, aber zum anderen Teil eben auch Kraftübungen, Muskelkoordinationsübungen und ähnliches. Wenn ich nun eine Bewegung einer Form, die eigentlich dazu da ist, um jing zu entwickeln, zwanghaft versuche, als Technik umzusetzen, dann kommt halt nichts Gutes dabei raus. Techniken sollten überliefert werden, indem der Lehrer dem Schüler die (hoffentlich "praxisorientierten") Techniken zeigt und nicht durch irgendwelche Formen, diese sind einfach nur eine Trainigsmethode um den Bewegungsapparat zu trainieren usw.
    Geändert von wuji (23-08-2004 um 14:47 Uhr)

  11. #11
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    Jumin Chen ist im süddeutschen/österreichischen Raum sehr bekannt und soll auch recht gut sein. Bestätigen kann ich das leider nicht persönlich, aber ich denke er wäre schon unangenehm aufgefallen wenn er nichts könnte.

    Techniken und Formen sind oft wirklich stark unterschiedlich. Allerdings sind alle "Beihaltungen" zum Beispiel einer nicht genutzten Hand in irgendeiner Form richtungsweisend für spezifische Fähigkeiten und Techniken. Die Form gibt einem das Strukturgefühl, das Bewegungsgefühl und die Kraft, aber die Anwendung orientiert sich auch an der räumlichen Anordnung von Anwender und Angreifer, in dynamischer Folge. Wenn mich einer drückt, verschieben sich die Winkel über die gesamte Bewegung, und die Reaktionen sind abhängig von dem was sich zwischen den sich berührenden Körperteilen abspielt. Sowas kann man nicht in der Form üben. Formen oder anders ausgedrückt, Bewegungsspiele und -übungen, sind trotzdem wichtig für den Bewegungsapparat, genauso wie ein Boxer auch am Speedball übt und nicht nur auf Gegnern rumdrischt. Man kann eben durch üben der Formübungen für sich alleine die Muskeln trainieren, ohne einen Gegner zu brauchen. Außerdem ist es nicht möglich, in Zeitlupe mit Gegnern sinnvoll zu üben, man braucht einfach diese Komponente für die körperlichen Fähigkeiten.

    Das gibt es aber auch alles im Yiquan, nur daß man das nicht in Bewegungen macht, sondern im Stehen. Soweit ich weiß gibt es aber auch Übungen in denen man dann das Nutzen von Kraft übt, alleine. So anders als Taiji ist das also nicht. Die Übungen mit Partner sehen genauso aus wie Taiji, also sollen die Leute sich nicht als was so besonderes rausheben und auf "Mann diese Formen" abziehen. Die Taiji-Grössen trainieren schliesslich nicht nur Formen, sondern über längere Zeiträume vorwiegend Partnerübungen. Wenn das einmal richtig drin ist, verlernt man das nicht mehr so stark, also machen manche später nur noch ein Erhaltungsprogramm für den Körper. Die positiven Beispiele die erwähnt wurden haben auch orthodoxes Taiji und Bagua gelernt, nur eben konsequenter als andere. Yiquan macht das nicht schneller oder konzentrierter, nur eventuell geordneter, aber das ist eine Frage der Trainingsgestaltung und nicht der vorhandenen Übungen. Und wenn mich nicht alles täuscht dann gibt es heute reichlich Yiquan-Praktizierende die viel zu wenig Übungen machen bei denen man sich von der Stelle bewegt (ich glaube die haben in Übungen den "Mud-Sliding-Step" von Bagua adoptiert), und exponieren dann in Demos nicht unbedingt eine flüssige Beinarbeit. Da ist viel Raum für elegantere Bewegungen in der Körpermitte vorhanden, eben weil viel zu wenig drehende Elemente in den Formen oder Übungen sind. Wenn ich mich so jemandem nicht frontal stelle, dann sind seine vorwärts gerichteten Boxangriffe Makulatur. Viele Leute die sich für überlegen halten aufgrund ihres Stils, leben davon daß ihre Gegner in Demos reichlich ungelenk sind.

  12. #12
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    Hi,
    Meinungsunterschiede über tao-concepts bitte privat regeln per PN!!
    Liebe Grüße Dao

  13. #13
    Held Gast

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    Zitat Zitat von Dao
    Hi,
    Meinungsunterschiede über tao-concepts bitte privat regeln per PN!!
    Aye, Aye, Sir.

  14. #14
    Bianhe Gast

    Standard

    Sehr schön, daß sich hier im Forum einmal Interesse an Yiquan entwickelt. Zufällig kann ich - obwohl (noch) nicht wirklich Praktizierender - zu einigen der aufgetauchten Punkten etwas beitragen.

    Zuerst einmal zu Chen Jumin. Soweit ich weiß, ist er gewissermaßen der Hauptakteur/Chefausbilder für Yiquan in Österreich, der Schweiz und in gewisser Hinsicht auch Deutschland. Auf Nachfrage kann man auch herausbekommen, daß er zunächst von Yao Chengguang und dann aber in der Hauptsache von Yao Chengrong gelernt hat. Die beiden sind Brüder und quasi die aktuellen Stammhalter für traditionelles Yiquan. Obwohl sie denselben Stil vertreten, haben sie wohl etwas unterschiedliche Unterrichtsmethoden.

    Von Chen Jumin halte ich persönlich sehr viel. Liegt wohl mit daran, daß ich ihn in meiner Jugend - noch vor meiner selbst aktiven Zeit - im Fernsehen beim Tele-Gym gesehen habe und er somit einen gewissen Anteil an meiner heutigen Praxis hat. Hatte dann vor einigen Jahren auch einmal einen Kurs bei ihm. Da hat er mich zum einen als guter Lehrer überzeugt, andererseits kamen wir aber auch einmal zum "Pushen" und was mich da getroffen hat, dient mir heute noch als Maßstab. (Will ihn hier auch nicht unrealistsich hoch loben, aber er hatte wirklich bei minimaler Bewegung eine mir (damals) unbekannte Wucht.)

    In einem Info-Letter von ihm wurde ich dann auch auf Yiquan aufmerksam und er galt mir quasi als Qualitätsgarant. Ich wollte es unbedingt ausprobieren, hatte aber ein wenig das Gefühl, daß es bei Herrn Chen auf Sicht keine richtigen Anfängerseminare gab. Bin dann schließlich auf schon erwähnte europäische Yiquan-Akademie gestoßen und habe dort ein 2-tägiges Seminar besucht (in Budapest). Diese ist vom Organisationsgrad/Häufigkeit der Seminare vielleicht etwas besser als die Schule von Chen Jumin, wohl auch, weil sie eben ausschließlich Yiquan anbieten. Dort unterrichtet man wiederum nach der Methode von Yao Chengguang (siehe oben). Yao Chenguang ist wohl auch allgemein etwas aktiver und aufgeschlossener, was die Verbreitung seines Stils außerhalb Chinas angeht. Der Leiter/Gründer der europäischen Yiquan-Akademie ist sehr engagiert, momentan erstrecken sich seinen Angebote aber meist auf Osteuropa.

    So, jetzt endlich zu meiner Meinung zum Stil. Die Frage, ob Yiquan komplett ist, halte ich für relativ schwer oder auch etwas unfair. Ich kenne nur wenige Stile, die ich als absolut komplett bezeichnen würde. Dazu würden für mich ein komplettes Technikrepertoire für alle Distanzen incl. Bodenkampf, ein umfassendes Waffenprogramm sowie zugrunde liegende Prinzipien und "Energiearbeit" gehören. Bei Yiquan findet man - was ich so gesehen habe - z.B. nur wenig Bodenkampf und als Waffen werden größtenteils Stöcke eingesetzt. Ersteres teilt sich Yiquan aber wohl mit so einigen Neijia-Stilen und Letzteres ist auf die Entstehung zu einer Zeit zurückzuführen, als der Gebrauch von Schwert und Speer eben nicht mehr so häufig war. Wie ist das nun mit der Technik und den Unterrichtsinhalten? Yiquan lehnt Formarbeit konsequent ab. Diesen "Technik-Pool", wie ihn andere Neijia-Praktizierende haben - hat man also nicht. Aber auf einem höheren Niveau soll die Form ja wohl auch mehr vermitteln, eben die Verwirklichung von inneren Prinzipien in äußerer Bewegung. Und beim Kampfeinsatz schließlich soll man ja auch eher mit diesen als mit den Bildern aus den Formen arbeiten. Somit ist meiner Meinung nach die Form in dem Moment für den Kampfaspekt unwichtig geworden, in dem sie ihren Zweck erfüllt hat, dem Übenden die Prinzipien vermittelt zu haben. Yiquan vermittelt die einzelnen Aspekte eben in systematisch getrennten, einfacheren Übungen, aber eben mit demselben Ziel und schlägt damit meiner Meinung nach einen zügigeren Weg ein. So werden z.B. das Wahrnehmen von Kraft in Armen und Beinen zunächst getrennt gelernt. Für die Entwicklung Von Fajin gibt es z.B. wieder eigene Übungen.

    Wie man zu seinen äußeren Techniken kommt, darüber kann ich auch nur spekulieren. Zu einem gewissen Grad ist es hoffentlich tatsächlich so, daß der Übende seinen Körper und den des Gegners erkennt und spontan die richtige Technik richtig einsetzt, ohne sie vorher erlernt und 100x geübt zu haben (Vorsicht Neijia-Philosophie!). Andererseits vermute ich, daß - z.B. in solchen Bereichen wie Qin Na - sich Yiquan einfach aus dem gemeinsamen Fundus aller chinesischen Kampfkünste bedient und diese den Schülern vermittelt werden, auch wenn sich diese dann vielleicht nicht in einem offiziellen Yiquan-Übungsbuch oder -video finden würden. Und außerdem wird natürlich auch gesparrt.

    So, um langsam zum Ende zu kommen. Die Rückbesinnung auf den wahrhaft inneren Aspekt des Neijia im Yiquan finde ich ziemlich ansprechend. Eine ähnliche Didaktik hat ja der Chen-Stil mit seinen Seidenübungen z.T. auch, bloß satteln die dann nachher noch die Formen drauf. Auch Mantak Chia hat ja z.B. in seinem System nur eine unglaublich kurze Form, um - wie er sagt - dem Übenden mehr Zeit für die innere Arbeit zu geben. Und dann ist Yiquan, zumindest in der Tradition von Meister Yao, einfach als Kampfkunst auch ziemlich erfolgreich. Die Siege über Vertreter verschiedenster anderer Stile sind zahlreich und teils gut dokumentiert, liegen also nicht in grauer Vorzeit. Die Japaner haben es sich als Iken importiert. Und, was für mich auch schwer wiegt und für Yiquan spricht, ein sehr viel größerer Anteil der Schüler als bei anderen Neijia-Stilen entwickelt tatsächlich kämpferisches Vermögen. Wohl eben weil man eben auch verhältnismäßig früh Sparring mit Schutzausrüstung ins Training aufnimmt und man sich aktiv um das Erschließen aller Distanzen bemüht. In der tatsächlichen und aktuellen Praxis scheint mir Yiquan also als einer der komplettesten Neijia-Stile. (Siehe auch den von mir aufgemachten Thread zum Tuishou.)


    Speziell an Klaus: Zum Thema Beinarbeit kann ich Folgendes sagen: Vom Hsing I Quan kommend, steht man bei den Säulen vom Yiquan häufig mehr auf den Ballen. (Natürlich nur, wenn die Füße nicht symmetrisch stehen.) Vom Taijiquan kommend, war für mich das etwas ungewohnt und ich fragte den Lehrer danach. Er verwies auf die größere Beweglichkeit im Kampf und demonstrierte dies auch ein wenig. Das sah für mich schon recht "mobil" aus, eben eher wie bei einem (guten) Boxer. Wie es mit den Drehbewegungen in der Körpermitte aussieht, kann ich leider nicht sagen, aber irgendwie denke ich, dann hätte das doch schon einmal jemand ausgenutzt (?).

  15. #15
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    Standard

    Mit Fußarbeit meine ich nicht wie man steht, sondern ob man auf dem Weg von A nach B auch gewisse Fähigkeiten demonstriert an Leichtfüssigkeit und angepassten Bewegungen, oder schlichtes "Plodding" macht. Von gewissen Leuten mit "Online-Lessons" gibt es Videos wo die auch gegen mehr oder weniger unausgegorene Anfänger keine Form von Beweglichkeit und gutem Gefühl für die Distanz zeigen, sondern ihrem Partner hinterherstalken und versuchen ihre 08/15-Positionen für den Killer-Schubser hinzukriegen. Ich möchte einmal so einen Deppen mir von den schlimmen Problemen "anderer Neijia-Stile" erzählen hören und dann gegen den sparren, dann erlebt der sein blaues Wunder. Daß die meisten Praktizierer im Taiji oder den wenigen anderen Schulen die irgendwas anbieten keine Fähigkeit im Kampf haben, liegt daran daß das in der Regel Studenten, Hausfrauen und Buchdrucker sind, und keine Leute mit athletischen Grundmustern. Ich habe mein Leben lang Wettkampfsport mit hartem Kontakt gemacht, daß heisst wenn ich sparre dann geht es zur Sache. Sowas kann man nicht von einer Tante erwarten die mit 37 mit irgendwas anfängt, was mit Taiji kaum Ähnlichkeit hat.

    Grundsätzlich kann man sagen, Formen haben die Aufgabe, athletisch und kineästisch Grundfähigkeiten und Grundverständnis als Gefühl zu entwickeln. Jemand der "Formbilder" als Kampfmittel einsetzt ist ein Depp, egal ob das einer mit Name ist. Es wird immer gerne sozusagen um die Ahnen zu erfreuen erzählt dieser und jener "Punch" ist aus "Hidden Hand kratzt sich irgendwo links hinten". In Wirklichkeit ist jeder Punch ein Punch der sich aus Dutzenden verschiedenen Komponenten zusammensetzt die irgendwo mal ausgebildet und trainiert werden, daraus entstehen aber vielleicht vier Grundarten. Das ist bei formlastigen Künsten auch nicht anders. Einige, zum Beispiel Wu-Stil, haben ein festes Gerüst von z.B. 13 Techniken die überhaupt nicht in Formen geübt sondern in Partnerübungen trainiert werden. Die lernt man irgendwann zu variieren, und aus einer Schrittübung heraus zu benutzen (in der Regel stehen Gegner die einem Böses wollen nicht auf der Stelle und tasten sich auf versteckte Müsli-Riegel ab). Diese gehen irgendwann auch mal in freie Konter aus dem Lameng über, je nach Intuition des Anwendenden. Die gucken sich Leute natürlich ab, und machen das nach. Erfolg hat sowas wie in Sportarten aber auch nur wenn das überraschend kommt und nicht vorher gesehen wird. Wenn mir einer erzählt er versucht, Formbilder "anzuwenden", stauche ich den zusammen, ob im Internet oder live.

    Ich weiß nicht wie der Kerl heisst, aber er ist sicher einer DER Yiquan-Meister. Es gibt ein verwackeltes Video von ihm wie er eine Schrittübung mit Partner und Armrollen macht, und gegebenenfalls Angriffe vortäuscht bzw. anzeigt die er nicht durchzieht. Was man da gut sehen kann ist daß er selbst ein hervorragendes Distanzgefühl hat und immer perfekt und _aufrecht_ sich vorwärts und rückwärts bewegt. Sowas kommt in vielen Stilen vor. Was viele seiner "Nachkommen" daraus machen, ist eingeknickt an der Hüfte vorn übergebeugt, mit Vorwärtslage, plattfüssig mit nach aussen zeigenden Füssen in einen Pseudo-Gegner hineinzustapfen und zu versuchen ihn wegzureissen, ohne Verbindung, ohne Struktur, ohne nichts. Komischerweise sind die besseren Leute die, die entweder die Basisübungen wirklich lange und ausführlich üben, und NICHT soviel sparren, oder die vorher ANDERE Neijia-Stile geübt haben. Grundsätzlich behaupte ich, wenn einer wirklich ALLE Yiquan-Übungen macht die es mal gab, inklusive Stepping (Mud-Sliding, usw.), und die Übung mit dem Armrollen auch VERSTANDEN hat und damit das Gleichgewicht vom Gegner führt und manipuliert, dann kann er genauso gut werden wie ein Meister anderer Neijia-Stile (wobei die sich zu stark unterscheiden um zu generalisieren worin einer gut wird). Wenn er stattdessen plattfüssig durch die Gegend stapft, das Armrollen nur andeutet und ohne Gefühl für Gleichgewicht solange mitrollt bis er einfach irgendwie an den Armen reisst oder in den Körper versucht zu plästern, dann ist das Comedy. Damit reisst man nur was gegen Leute die überhaupt nichts können (davon gibt es auch genug).

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