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Thema: Kobudo - Bedeutung

  1. #1
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    Standard Kobudo - Bedeutung

    In dem verlinkten Video https://www.youtube.com/watch?v=tjZtWkhKZh4 beschreibt Yusuke Nagano unter anderem die Bedeutung des Begriffs Kobudo (im Video etwa 1:40 - 02:30).

    Kurz zusammengefasst erklärt er bzw. verstehe ich folgendes:

    • Kobudo bezeichnet "alte, japanische Kampfkünste vor der Meji Restauration ab 1868".
    • Budo oder Gendai Budo bezeichnen "moderne Kampfkünste nach der Meji Restauration".
    • Okinawa gehörte bis 1879 zum Königreich Ryukyu und nicht zu Japan.


    Somit schlussfolgert Nagano, dass Kobudo explizit keine Waffenkunst aus Okinawa sein könnte. Wenn ich nun Großmeister Google, Wikipedia, etc. befrage, kann ich das zwar in einigen Artikeln herauslesen wollen dürfen können ..., aber so klar und explizit wird das nicht formuliert.

    Bisher kenne ich Kobudo nur als Bezeichnung für okinawanische Waffenkampfkünste, was gemäß obiger Feststellung einfach falsch wäre. Hat jemand dazu mehr Hintergrundwissen oder Quellen (sprachlich und/oder geschichtlich)?

  2. #2
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    Standard

    Verstehe die Schlussfolgerung nicht. Eine alte Kampfkunst aus Okinawa kann keine neue japanische Bezeichnung haben?

    Nach meinem Verständnis war das schon länger Bestandteil okinawanischer Kampfkunst. Die haben sich halt nicht son Kopp über Benamsungen und Kategorisierungen gemacht, sondern einfach trainiert.

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  3. #3
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    Kobudo wird als Begriff auch manchmal Synonym für (japanische) Koryu verwendet. Daher ist er in der Tat nicht auf Okinawa begrenzt und eine genauere Differenzierung sinnvoll.

  4. #4
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    Hallo,

    Y. Nagano ist zunächst erst einmal nur ein „Internet-Sensei“, wie ich dieses Phänomen nenne (http://gibukai.blogspot.com/2010/10/...et-sensei.html). Damit möchte ich zum Ausdruck bringen, dass die von „Youtubern“ wie ihm zur Schau gestellte „Fachkenntnis“ nicht notwendigerweise über dem allgemein verbreiteten Halb- und Falschwissen zum Thema Karate liegen muss. Im Gegenteil, nachdem ich ein paar der Videos von ihm sah, muss ich feststellen, dass er über ein teilweise sehr naives und durchaus beschränktes Hintergrundwissen zu den Themen Shōtōkan (das er glaubhaft auszuüben angibt), Karate und Kampfkunst allgemein verfügt.

    Übersetzt bedeutet „Kobudō“ einfach „Alter Kampfweg“ bzw. „Alte kämpferische Wege“. Damit werden heute logischerweise aus einem individuellen, „modernen“ Blickwinkel heraus meist jene Kampfkünste bezeichnet, die vermeintlich älteren Ursprungs sind, von denen ein älterer Ursprung angenommen wird oder die mit einem älteren Ursprung werben. Jeder kann demzufolge diesen Begriff so nutzen, wie er es für richtig/passend hält, er ist nicht „genormt“.

    Urkundlich wird das Wort „Kobudō“ z. B. 1933 in Zusammenhang mit den in Okinawa bzw. zuvor im Königreich Ryūkyū gebräuchlichen Künsten des Langstocks (Bō) und der Sai (metallene Polizeiprügel mit u-förmiger Parierstange) verwendet (siehe Hoplo, S. 71 f.)

    Die in Japan öfter verwendete Bezugnahme auf die Meiji-Restauration 1868 als Grenze ist an sich problematisch, ändert aber nichts an der Tatsache, dass ein paar okinawanische Kampfkünste auch von ein, zwei japanischen Dachverbänden für „Kobudō“, das aufgrund der Größe und anderer Faktoren vor allem von den japanischen Hauptinseln stammt, als eben das – „Kobudō“ – anerkannt werden.

    In meinem Holpo-Buch gehe ich auf die „Kobudō“-Problematik, wie sie von D. F. Draeger in Zusammenhang mit Karate verbreitet wurde, ausführlich ein, und würde bitten, bei Interesse dort nachzulesen (Hoplo, S. 174 ff.).

    Grüße,

    Henning Wittwer

  5. #5
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    Zitat Zitat von Gibukai Beitrag anzeigen
    Hallo,

    Y. Nagano ist zunächst erst einmal nur ein „Internet-Sensei“, wie ich dieses Phänomen nenne...
    Nagano ist ein junger Kerl mit 2.Dan, in Japan daher eher unbedeutend. Ist halt so etwas wie die japanische Junior Version von Jesse Enkamp.

  6. #6
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    Interessantes Thema!
    Ich habe gerade das Buch "Jissen Kobudo Jinenkan" in den Fingern, dort wird "Kobudo" auch im Sinne von "old martial ways" benutzt.
    Mich interessiert dabei, ob in diesem Kontext wohl die selben Kanji genutzt werden wie bei dem üblichen Verständnis als Waffentechniken aus Okinawa.
    Weiß das jemand von Euch?

  7. #7
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    Ich kenne in dem Zusammenhang für alte Okinawa Waffenküste auch den Begriff "Kobujutsu". Ich meine McCarthy nutzt den auch für sein Yamanne-Ryu Bo Zeugs. Ist der gängig?

  8. #8
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    Zitat Zitat von Stefan W Beitrag anzeigen
    Interessantes Thema!
    Ich habe gerade das Buch "Jissen Kobudo Jinenkan" in den Fingern, dort wird "Kobudo" auch im Sinne von "old martial ways" benutzt.
    Mich interessiert dabei, ob in diesem Kontext wohl die selben Kanji genutzt werden wie bei dem üblichen Verständnis als Waffentechniken aus Okinawa.
    Weiß das jemand von Euch?
    Wenn die Kanji verwenden, die mit "old martial ways" übersetzt werden, sind das die gleichen wie beim Okinawa Kobudo.

  9. #9
    Gast Gast

    Standard

    Wir hatten das Thema der Begriffe Budô/Koryû/Kobudo/Gendai-Budô etc. mal in einem Thread im Japan-Forum, finde ihn aber gerade nicht mehr.

    Zusammengefasst: Namen sind Schall und Rauch :-)

    (Man kann die Begriffe schon halbwegs brauchbar zur Differenzierung der Disziplinen verwenden, aber es gibt einfach viele Fälle wo es nicht passt. Letztlich sind die Bezeichnungen unwichtig/bedeutungslos.)

    Das hier war's:
    https://www.kampfkunst-board.info/fo...-Thema-ShuHaRi
    Geändert von Gast (25-05-2022 um 15:32 Uhr) Grund: Ergänzung

  10. #10
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von Kensei Beitrag anzeigen
    Ich kenne in dem Zusammenhang für alte Okinawa Waffenküste auch den Begriff "Kobujutsu". Ich meine McCarthy nutzt den auch für sein Yamanne-Ryu Bo Zeugs. Ist der gängig?
    Kobujutsu ist mir so aus dem Stegreif kein geläufiger Begriff, wäre nachzuschauen.

  11. #11
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    Hallo,

    ja, auch "Kobu-Jutsu" ist eine von vielen gebräuchlichen Bezeichnungen für Kampfkunst mit Ursprung in Okinawa (oder auch den japanischen Hauptinseln). Dabei ist zu beachten, dass "Kobu-" nicht allein für Waffenkünste stehen muss. Ausführlich beschreibe ich das alles wie erwähnt in meinem Hoplo-Buch ...

    Grüße,

    Henning Wittwer

  12. #12
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von Gibukai Beitrag anzeigen
    Hallo,

    ja, auch "Kobu-Jutsu" ist eine von vielen gebräuchlichen Bezeichnungen für Kampfkunst mit Ursprung in Okinawa (oder auch den japanischen Hauptinseln). Dabei ist zu beachten, dass "Kobu-" nicht allein für Waffenkünste stehen muss. Ausführlich beschreibe ich das alles wie erwähnt in meinem Hoplo-Buch ...

    Grüße,

    Henning Wittwer
    Hallo Henning

    Habe jetzt auch in deinem Hoplo-Buch nachgesehen. Allerdings sehe ich da jetzt auch keine konkreten Beispiele, welche Texte von kobujutsu sprechen.
    Aus den japanischen KK-Texten der Edo-Zeit der Hauptinsel ist mir der Begriff wie gesagt kaum oder gar nicht geläufig. Kann natürlich sein, dass ich ihn hier und da mal gelesen habe; aber ich habe ihn nicht als regelmäßig vorkommend abgespeichert. Im Nihon budô jiten Sasama Yoshihiko ist er auch nicht geführt.
    Auch eine japanische Google-Suche hat auf die Schnelle nicht viel zutage gefördert. Kann natürlich sein, dass das in den Okinawa-Texte/Karate-Texten anders aussieht, da bin ich nicht Zuhause.

  13. #13
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    Erstmal: Ich trainiere Katori Shinto-ryu Heiho, so wie es im Sugino Dojo gelehrt wird. Yoshio Sugino, der Begründer dieses Dojo sprach über unsere Kampfkunst immer als Kobudo. Daher kann ich das durchaus bestätigen und Gibukai und allen anderen hier nur beipflichten, ja der Begriff bedeutet nur alter Kampfweg und wird auch auf den Japanischen Hauptinseln so benutzt.

    Ich finde das aber ganz interessant das Herr Nagano hier anscheinend ein bisschen halbgare nationalistische Rhetorik anwendet wenn er behauptet Streng genommen könne eine Waffenkunst aus Okinawa gar kein Kobudo sein. So eine Argumentation hört man häufiger von Leuten wenn es um die Definition des Begriffes Koryu Bujutsu geht, der zumindest im Westen durch Herrn Draeger und andere recht streng definiert wurde als ein streng japanisches kulturelles Phänomen der Ryuha, die es so vorher in Ryukyu halt nicht gab. Aber das Karate und Ryukyu Kobudo generell gar kein Budo bzw. kein Kobudo sein könnte ist dann eher so ein talking point denn ich eher aus der rechten Ecke kenne.
    Geändert von Nagonomori (25-05-2022 um 22:36 Uhr)

  14. #14
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    Somit schlussfolgert Nagano, dass Kobudo explizit keine Waffenkunst aus Okinawa sein könnte. Wenn ich nun Großmeister Google, Wikipedia, etc. befrage, kann ich das zwar in einigen Artikeln herauslesen wollen dürfen können ..., aber so klar und explizit wird das nicht formuliert.


    Ein weiterer Tiefpunkt, nachdem Jesse uns darüber aufgeklärt hat, das die hohen Tritte im Karate aus dem Savate kommen und Karate eigentlich ne philippinische Kampfkunst ist... Auch die Tonfa hat er ja Thailand zugesprochen....
    Wenn das so weiter geht, bleibt bald nix mehr von Okinawas Kampfkunsttradition übrig...

    Wie einfach die Welt doch war, als Karate/Kobudo okinawanisches Kulturgut war, mit dem sich arme, waffenlose Bauern gegen die bösen Samurai verteidigt haben...

  15. #15
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    Hallo Julian,

    auf S. 67 und S. 176 (grauer Kasten) nenne ich entsprechende Beispiele von Personen/Organisationen, die ihre jeweiligen okinawanischen Kampfkünste als „Kobu-Jutsu“ bezeichneten.

    Allgemein für alle Mitleser noch einmal: Das Attribut „Kobu“ bezieht sich dabei nicht zwingend und/oder ausschließlich auf Waffen. Historisch betrachtet wäre es z. B. möglich Shōtōkan-Ryū als „Kobudō“ zu betrachten, da seine Ahnen vor der Meiji-Restauration aktiv waren und sein Gründer sich auf diese Ahnen beruft. Aus Werbesicht beschrieb G. Funakoshi (1868–1957) seine aus waffenlosen und bewaffneten Teilen bestehende Kampfkunst zugleich als „alt“, „altehrwürdig“ und als „modern“, „zeitgemäß“, nannte sie aber nicht „Kobudō“ sondern „Karate-Dō“.

    Grüße,

    Henning Wittwer

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