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Thema: Schattenboxen?

  1. #1
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    Standard Schattenboxen?

    Hallo,

    eine Frage, die sich mir im anderen Thema stellte:

    Tai Chi wird (wohl vor allem im Westen) ja auch "Schattenboxen" genannt.
    Aber übt ihr das so? Also, stellt ihr euch während der Form einen imaginären Gegner vor, der in einer bestimmten Position in einer bestimmten Stellung vor euch steht oder sich gar vor euch hin- und her bewegt oder gar umfällt, wenn ihr ihn "getroffen" habt und dann wieder aufsteht?
    Also ich richte während der Form die Aufmerksamkeit auf meinen eigenen Körper, und darauf, zu entspannen oder die Prinzipien umzusetzen usw.. Einen Gegner stelle ich mir also gar nicht vor.

    Ist Tai Chi also überhaupt Schattenboxen? Oder ist es gar kein Schattenboxen, weil man sich gar keinen "Schatten" oder Gegner dazu vorstellt?
    Bzw.: Wie ist es richtig? Mit oder ohne imaginären Gegner? Also, ich denke, ohne.

    Ich mein', würde für den KK-Aspekt schon was bringen, wenn man bei jeder Bewegung genau wüßte, wie der Gegner stehen muß, damit die eigene Bewegung daraufhin so oder so ausgeführt werden kann, so daß sie dann diese oder jene Wirkung erzielt. Wäre schon gut, wenn dieser Ablauf genau klar wäre. Für eine KK wäre das eigentlich das Mindeste, das man wissen müßte.

    Viele Grüße

    Eistee
    Geändert von Eistee (03-06-2022 um 02:17 Uhr)
    Don't just do something. Stand there.

  2. #2
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    Standard

    Nimm mal zBsp die Speerform (oder Jian, Dao) und stell dir NICHT vor was die Bewegungen bringen sollen - wird dann ziemlich unmöglich die Energie so in den Speer zu übertragen dass sie dort ist wo sie was bringen soll. Bleibt dann also "Form mit Zusatzgewicht".

    Dass da natürlich zuerst mal "in dir" entsprechend gearbeitet haben solltest bevor etwas "weiter raus" (also zuerst in die eigene Waffe, dann in den/die Gegner) sollte klar sein. Nur dazu müsste man TaiChi als Kampfkunst sehen wollen, und nicht "nur" als "Bewegungstherapie".
    Beides hat seine Berechtigung- und je nach Fokus verändert sich eben der Fokus


    Gruß Günther
    Günther

  3. #3
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    Ich denke das kommt drauf an.
    Beginner sind mit ihrer Wahrnehmung erstmal sehr extern unterwegs.
    Dann wird die aufmerksamkeit stark nach innen gerichtet.
    Und Ziel wäre so ein 50:50 Mix innen-aussen.

    Was ich mir mindestens vorstelle sind Kontaktpunkte, damit sich der Körper so organisiert, dass die Bewegung funktional ist. Kann Druck oder Zug sein oder in TaiChi Terminologie etwas genauer peng lu ji an.

  4. #4
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    Zitat Zitat von Eistee Beitrag anzeigen
    Also ich richte während der Form die Aufmerksamkeit auf meinen eigenen Körper, und darauf, zu entspannen oder die Prinzipien umzusetzen usw.. Einen Gegner stelle ich mir also gar nicht vor.

    Ist Tai Chi also überhaupt Schattenboxen? Oder ist es gar kein Schattenboxen, weil man sich gar keinen "Schatten" oder Gegner dazu vorstellt?
    Bzw.: Wie ist es richtig? Mit oder ohne imaginären Gegner? Also, ich denke, ohne.
    Das ist was man eine "falsche Dichotomie" nennt. Im Grunde genommen wie Fragen wie: Soll ich meine Tai Chi-Form schnell oder langsam üben? (Tipp: Es gibt mindestens 6 oder 7 klar unterschiedliche Tempi ) Oder: Soll ich kompakte oder ausladende Bewegungen machen? Soll ich grössere oder kleinere Schritte machen? Und so weiter.
    Es hängt einfach davon ab, wo du von Tag zu Tag den Schwerpunkt setzen willst, was du gerade brauchst. Und außerdem ist es hier kein Entweder/Oder. Du kannst auch intensiv nach innen lauschen, z.B. was sich gerade im Kua-Bereich tut, oder ob Schulter und Nacken frei sind, und dir dabei auch einen Gegenüber oder gar Angreifer vorstellen.

    Cheng Man Ching/Zheng Manqing sagte: "Übe deine Form als ob jemand anders da ist, und übe Push-Hands als ob niemand anders da ist." Was auch nicht die einzigen gute Möglichkeiten sind, aber da steckt eine Weisheit drain und es bringt ziemlich viel. Vor allem Tuishou zu machen, als ob niemand anders da ist.

    In den Momenten, wo man Form übt, als ob man mit einem 'Gegner schattenboxt', gibt es auch unterschiedliche Möglichkeiten. Du musst dir nicht perse vorstellen, dass ein aufgebrachter Schlägertyp gerade versucht, dir die Nase zu brechen. (Geht aber auch ). Oft ist es produktiver, wenn du dir einfach vorstellst, dass eine semi-abstrakte Kraft aus einer bestimmten Richtung auf dich zufließt (als freundlicher Push, oder so), und du 'entspannst' und erdest dich (bzw. fang song) und expandierst zugleich in die einwirkende Kraft hinein (bzw. peng jin). Und/oder lässt du andere jins entstehen. Da haben Körper und Geist sehr viel zu tun, wenn man damit in die Tiefe geht.

    Aber ohne viel Partnertraining wird sich deine Formarbeit auf Dauer stagnieren, jedenfalls wenn diese einen Bezug zur Kampfkunst/Selbstverteidigung haben sollte.
    Tai Chi Chuan und Qigong in Neukölln und Treptow, Berlin: cloudhand-taichi.berlin

  5. #5
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    Zitat Zitat von GilesTCC Beitrag anzeigen
    Das ist was man eine "falsche Dichotomie" nennt. Im Grunde genommen wie Fragen wie: Soll ich meine Tai Chi-Form schnell oder langsam üben? (Tipp: Es gibt mindestens 6 oder 7 klar unterschiedliche Tempi
    Also ich meine es sind genau 9!

    Oder: Soll ich kompakte oder ausladende Bewegungen machen? Soll ich grössere oder kleinere Schritte machen? Und so weiter.
    Es hängt einfach davon ab, wo du von Tag zu Tag den Schwerpunkt setzen willst, was du gerade brauchst. Und außerdem ist es hier kein Entweder/Oder. Du kannst auch intensiv nach innen lauschen, z.B. was sich gerade im Kua-Bereich tut, oder ob Schulter und Nacken frei sind, und dir dabei auch einen Gegenüber oder gar Angreifer vorstellen.
    Form ist meine Finess-Übung. Kampfkunst mach ich mit Partner.

  6. #6
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    Zitat Zitat von Bücherwurm Beitrag anzeigen
    Also ich meine es sind genau 9!



    Form ist meine Finess-Übung. Kampfkunst mach ich mit Partner.
    Diese Trennung find ich Schade ....^^

    "Übe deine Form als ob jemand anders da ist, und übe Push-Hands als ob niemand anders da ist."
    Ist ein sehr wertvoller Tipp um diese Trennung zu vermeiden.
    Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)

  7. #7
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    So wie es Chester und Giles formulieren würde ich das 1:1 für das Katatraining im Karate behaupten wollen.

    Ich hab aber nen Kumpel, der ist wirklich gut und der stellt sich da echt immer irgendwelche Typen vor, die ihn angreifen. Das wäre mir viel zu anstrengend und würde mich ganz kirre machen. Ich denke da lieber in Kraftlinien und Bewegungsprinzipien.

    Gesendet von meinem SM-G986B mit Tapatalk
    „Grau teurer Freund, ist alle Theorie. Und grün des Lebens goldner Baum.“

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