Soweit ich mich erinnere, war es so:
Tkd kam zunächst bei den jugendlichen gut an, weil:
- viele der koreanischen meister damals was drauf hatten
- es weitestgehend das einzige war, was mit „vollkontakt“ trainiert wurde (boxen und ringen waren out, kickboxen gab es kaum) und deswegen als cool und wirksam galt.
Die schulen waren damals voll mit jugendlichen.
Wurde dann abgelöst von kickboxen, weil:
- man da mit den fäusten zum kopf schlagen durfte, was realistischer war.
Wurde dann von thaiboxen abgelöst, weil:
- ellbogen und knie (samt clinch) dort zusätzlich im einsatz trainiert wurden, was noch realistischer war.
Zwischendurch glaubte man auch an wt, weil:
- behauptet wurde, es werde als freikampfsystem für die straße (ohne regeleinschränkung) trainiert, was noch realistischer sein sollte.
Durch ufc meinte man dann, bjj sei die stärkste kampfart (wurde durch gracie jedenfalls so beworben), wodurch m.E. auch in Deutschland die ersten interessenten angezogen wurden (meist leute mit hintergrund in anderen kks).
Mittlerweile gilt m.E. mma als das „beste„.
Judo und ringen wird meist in vereinen als leistungs- oder als breitensport unterrichtet (ringen wohl eher weniger als breitensport).Davon ab hat BJJ, Judo oder Ringen etwas in punkto Wirksamkeit voraus?
Als breitensportler wird man „sv“-mässig damit sowohl aufgrund der trainingsintensität, als auch -ausrichtung wenig reißen.
Die leistungssportler sind natürlich basisfit und wehrhaft, wobei deren training aber nicht für draußen ausgerichtet ist (was selbstverständlich nicht heißt, dass es deshalb dafür nicht taugen würde).
Das rambat-judo lasse ich dabei mal außen vor.
Aber selbst rambat trainiert m.W. zusätzlich noch bjj.
Bjj wird meist in privatschulen unterrichtet, in denen man täglich trainieren kann.
Soweit dort das training nicht auf wettkämpfe, sondern auf sv ausgerichtet wäre, könnte ich mir bei täglichem training schon vorstellen, dass man relativ schnell eine grundwirksamkeit aufbauen kann (wobei ich mir auch die rein sportliche ausrichtung bereits als wirksam vorstelle. aber wir sind ja bei der bewerbung als „sv“).
Technische vorteile, soweit ich verstanden habe sind u.a.:
Wenn man den gegner am boden hat, hat dort der bjj-mann aufgrund seiner technik enorme vorteile, soweit der gegner nicht ähnlich geschult ist.
Durch die spezialisierung auf würgen (in kombination mit der bodenüberlegenheit) ist man in einer ko-technikanwendung im tatsächlichen kampf grundlegend trainiert.
Geändert von Kunoichi Girl (10-06-2022 um 12:26 Uhr)
BJJ gibt für die Strasse einige gute Benefits. Das ist in meinen Augen vor Allem , so banal es klingt , das Shrimpen ! . Damit meine ich das damit einhergehende ausgeprägte Winkeldenken mit der Hüfte/Becken. Das ist für mich ein ganz grosses Plus.
Dazu , das ist ja daran gekoppelt , die Escapes und Sweeps . Diese 3 Dinge. Dafür muss man bei etwas Körpergefühl und ev. Vorwissen aus anderen Kampfsportarten , nicht soo viel an Zeit investieren bzw sich den Ar... aufreissen.
Dort sehe ich die Wirksamkeit.
Ein Submissiondenken im Sinne von "nur" Hebel, Würge und dieses Erarbeiten wollen, halte ich dabei wieder für kontraproduktiv.
Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)
Danke, dem bin ich mir bewusst.....hab hier vor der Pandemie 6Jahre bei Team Checkmat trainiert.....leider ist es aber so, daß die großen Teams auf Wettkampf fokussiert sind umd weniger bis gar nicht mit einem SVGedanken arbeiten.....dann kann man noch Glück haben, das man mit Leuten trainiert, die sich für's MMA interessieren....da kann man mal eine Runde nach Combat JiuJitsu Regeln drehen
Und da fängt es dann auch schon an....Sweeps und Escapes muss man sich ganz anders erarbeiten, wen auf einmal schläge etc erlaubt sind
Geändert von Stixandmore (09-06-2022 um 12:00 Uhr)
Das war nicht so gemeint ,das du du dir dessen nicht bewusst bist. Sorry wenn es so rüberkam.
Meine Antwort ging nur in die Richtung der Fragestellung hinsichtlich Wirksamkeit von BJJ und wofür wirksam und den Aufwand dafür . Wenn man Auf Gürtel verzichten kann, den Fokus von Submission erarbeiten für sich selber , weg lässt und sich mehr auf die 3 angesprochenen Dinge ausrichtet, um sie dann mit der jeweiligen eigenen individuellen SV-Taktik verbindet , hat man halt in meinen Augen richtig gute Benefits .
Erst recht wenn man z.b. aus dem Ringen kommt und noch in Kategorie "auf den Bauch legen und Hals nicht verteidigen" denkt . Für Leute die aus schlagenden ,tretenden Richtungen kommen dann sowieso. Und selbst bei Wettkampfjudokas ist dieses angesprochene Winkeldenken im Hüft/Beckenbereich nicht sooo selbstverständlich ....
Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)
Die Frage hab ich dem "Girl" gestellt, weil sie sich gerne mal naiv anstellt....einfach um sie mal etwas aus der "Reserve" zu locken
Klar, man kann das für sich so trainieren....kommt halt darauf an, was der eigene Anspruch ist...allerdings wirst du dann auf Dauer in einem "regulären" Gruppentraining mMn nicht glücklich, weil der Fokus einfach auf anderen Sachen liegt
Ich persónlich war er der "passador" als der "guadeiro" damit ich Option zum schlagen, aufstehen und weglaufen habe....dementsprechend kommt es dann noch auf deine persönlichen Vorlieben im "Game" an
Als Ringer und Judoka versuche ich so hart wie möglich zu werfen/slammen und nicht weiter groß am Boden zu arbeiten
Das ist ja das Problem , gerade an SV. Was ich versuche zu tun und was sich dann real anbietet und durchziehen lässt , ist halt nicht immer , eher sogar seltener , im Einklang.
Deshalb sprach ich von Winkeldenken . Damit ist dann ja ein konkretes Verhalten verbunden.
Wenn ich am Boden mich erstmal auf den Bauch lege entspringt dieses Verhalten auch einem entsprechendem (antrainierten ) Denken.
Auch Ringer und Judoka wird nicht immer hart werfen können und geht dennoch zu Boden , weil noch zusätzliche Dynamiken im Spiel sind wie Schläge ,Tritte oder einfach nur die "Überraschung" .oder einfach Zerren ,reissen und Klammern, .....und DANN kommt dieses Denken und Verhalten ins Spiel. Darauf wollte ich hinaus ...Da ist der Benefit und/oder der Nachteil
Wenn du mal mit einem Ringer auf die Matte gehst der rein aus dem Wettkampf kommt. Leg dich mal sobald der dich angreift sofort auf den Rücken und beobachte seine Reaktion ..^^ ....Denken und Verhalten . Als Beispiel
Und ja , natürlich , lässt es sich in diesem Beispiel sehr schnell ändern bzw ausbauen.. aber da wären wir ja wieder bei den Benefits..
Ja das Girl triggert gerne mit gespielter Naivität ^^
Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)
Um nochmal auf das ursprüngliche Thema einzugehen. Die 70er und 80er Jahre waren eine komplett andere Zeit. Ich hab Mitte der Achtziger mit Kampfsport und dem Lesen des Karate Budo Journals begonnen und da war einfach eine ganz andere Energie da. Bruce Lee war gerade etwas mehr als 10 Jahre tot und die große Zeit der Action und Kampfkunst Filme hatte gerade begonnen. Kampfkunst hatte was Exotisches, der Falken Verlag publizierte Bücher zu den verschiedensten Kampfkünsten und Kampfkunst, war einfach etwas, das eine viel größere Aufmerksamkeit bekam.
TKD wurde 88 olympisch, Judo war es schon und die Festhalle und andere große Hallen in Deutschland, brachten tausende von Menschen zu den Budo Galas, wo Leute wie Chuck Norris oder Van Damme auftraten. Alles noch bevor es das Internet gab.
In den Neunzigern kam MMA, aber im Gegensatz zu den USA, konnte sich das damals nicht durchsetzen, hier war es immer eine brutale Randsportart, mich haben damals unzählige TV Sender angeschrieben und haben irgendwelche Fragen zum Thema gestellt.
In den USA hat MMA, dem BJJ zum Durchbruch verholfen, die normalen Kampfsportler wurden keine MMAler, sind begannen mit BJJ, weil es einfach "benutzerfreundlicher" war als MMA. Weniger brutal, weniger trainingsintensiv, etc.
Gehen wir jetzt mal 25 Jahre weiter. Wie ist es heute? Der Reiz des exotischen ist weg, geblieben ist verstaubte deutsche Vereinskultur gemischt mit veralteter Budo Romantik. Die großen Filme oder Schauspieler, gibt es nicht mehr, die Stars von damals sind alt, die Filmwelt hat sich verändert.
MMA ist vielleicht das Regelwerk welches am meisten zieht, aber die wenigsten Menschen haben Zeit und Lust, verschiedene Stile parallel zu lernen, wer kann schon neunmal pro Woche trainieren, um dreimal Stand, Clinch und Boden zu trainieren?
Außerdem ist die Culture in vielen Gyms im Bereich BJJ und MMA sehr fragwürdig. Ein Schüler erzählte mir die Story, das ein Freund von ihm irgendwo in Deutschland BJJ lernen wollte. Nach ein paar Trainingseinheiten hat ihm der Trainer das Knie so verdreht, das s dick geschwollen war. Ich kenne Storys wo Leute beim Sparring beleidigt wurden, nach dem Motto: Na wo ist dein Stil XY jetzt.....usw.
Das alles trägt dazu bei, das Kampfsport immer mehr an Bedeutung verliert und immer weniger Menschen sich dafür interessieren. In Kombination dazu, haben wir eine relativ verweichlichte Gesellschaft, die mit dem Thema Körperlichkeit, oder gar körperlicher Auseinandersetzung nicht mehr viel anfangen kann.
Beides zusammen, sorgt dafür das immer weniger Menschen den Wert der Kampfkünste für sich erkennen.....
Sehr guter Beitrag Björn!!!
Und mein Schrank ist immer noch voll von Büchern aus dem Falkenverlag
Viele Grüße
Thomas
https://www.thiele-judo.de/portal/
The reality is, you can say ANYTHING you want. You just have to be willing to face the consequences of your choice.
ich beobachte, es etwas differenzierter. ich glaube in den 2010 ern gab es bestimmt mehr kampfsporttreibende als in den berühmten 80 und 90 igern . allerdings war dort die anzahl derer die kampfsport auf wettkampfebene betrieben haben viel höher. die anzahl der kampfsportanbieter hat sich aber extrem vermehrt.
wettkampfsport machen in den kontaktsportarten thaiboxen boxen mma menschen mit migrationshintergrund oder deren kinder. man muss nur mal auf verschiedenene fightnights als zuschauer besuchen, da fällt es besonders auf.
wettkampfsysteme sind dann erfolgreich hinsichtlich der teilnehmer, wenn man dort mit einem normalen trainingspensum bestehen kann , dies ist dann nicht vollkontakt.
Nee glaube ich nicht, Judo z.B. hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert, was die Mitgliederzahlen angeht.....und wenn das eine so populäre Kampfsportart trifft, dann sind kleinere Nischen noch mehr betroffen.
judo ist ein typische kinder und jugendsportart. da es immer weniger davon gibt schrumpfen die zahlen.
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