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Thema: Aikido: der 1-2-3 Ansatz

  1. #1
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    Standard Aikido: der 1-2-3 Ansatz

    Den Begriff "1-2-3 Ansatz" oder "1-2-3 approach" habe ich aus dem Schlusswort eines Lehrvideos mit Morihiro Saito über die 31-Jo Kata übernommen:*
    For training purposes we practice 31 movements.
    The reason is that it's difficult to learn the movements otherwise.
    The kumi jo movements are rapid.
    O'Sensei disliked the one-two-three approach to training.
    There is no such thing as one-two-three practice in martial arts he would say.
    However, this approach is the only one which will work when training with a large number of people.
    That was the reason for the development of the 31 movement kata.
    The kumi jo are different. Please, keep this distinction in mind.

    Quelle: Aiki Jo by Morihiro Saito 31 Jo Kata (ab 5:50)
    Laut einem Interview mit Kyoichi Inoue (Nachfolger von Gozo Shioda als Soke/Kancho) im Aikido-Journal wurde Mitte der 50-er Jahre dieser "1-2-3-Ansatz" als Standard-Lehrmethode in Yoshinkan-Aikido eingeführt.

    Vor kurzem habe ich als Gast an einem Training in einem Yoshinkan-Dojo teilgenommen, weil ich einmal die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu dem Aikido, was ich kenne, erleben wollte.

    Der auffälligste Unterschied ist (jedenfalls für mich) die Lehrmethode, bei der die Techniken/Formen in mehrere (typischerweise ein halbes Dutzend) Schritte unterteilt werden. Zwischen jedem Schritt erfolgt eine kurze Pause. Es sieht dann ein bisschen so aus und fühlt sich auch so an, als ob sich zwei Aufziehpuppen bewegen würden.

    Eine Technik, die an dem Tag geübt wurde, war: Katate Mochi Shihonage Ichi (im Aikikai "Katate Dori Shihonage Omote Waza" genannt) und Shomen Uchi Shihonage (ab 47:10). Die Ausführung entsprach ziemlich exakt dem, was auf den Lehrvideos gezeigt wird.

    Vor über 15 Jahren gab es im KKB einen Faden zu Yoshinkan-Aikido. So wie damals diskutiert, war am Anfang mein Bild von Yoshinkan auch durch das Buch "Angry White Pyjamas" und die Demos mit Gozo Shioda als originaler, harter und effizienter Aikido-Stil geprägt, bei dem man kein Training ohne blaue Flecken und schmerzende Gelenke verlässt. Ein Vorurteil, dem in mehreren Threads schon widersprochen wurde. Wenn man "hart" oder "weich" als die Wirkung auf Uke definiert, dann habe ich das Üben als vergleichsweise "weich" erlebt - mit allen meinen Übungspartner/innen von Blaugurt** bis 2. Dan. Das Fallen ist mir sogar leichter als gewohnt gefallen, gerade weil die Formen genormt sind und somit keine Überraschungen für Uke zu erwarten sind.

    Der TE hatte damals gefragt, ob Yoshinkan "pragmatisch" im Sinne von nicht choreographiert sei.
    Ich habe die Übungen als lupenreine Choreographie empfunden. Durch die Unterteilung in einzelne Schritte sind die Bewegungen von Uke und Tori exakt festgelegt, so dass sich das Thema "unkooperativer Widerstand" gar nicht erst stellt. Das sieht man in der Shihonage-Form, wo Uke zwischen dem vorletzten und letzten Schritt in Rückenlage für einen Moment gewissermaßen in der Luft hängt. Die Yoshinkan-Aikidoka sind davon überzeugt, dass so Anfänger die Techniken/Formen leichter lernen können, was ich gut nachvollziehen kann.

    Ab dem 1. oder x. Dan üben die Yoshinkan-Aikidoka auch freier. Eine offene Frage wäre, ob und wie der Übergang von exakter Partner-Kata zu freiem Üben oder Anwenden gelingt. (Das kann ich anhand eines Probetrainings nicht beurteilen).

    Ist diese 1-2-3-Lehrmethode für waffenlose Techniken eine Spezialität von Yoshinkan? Oder wird im Daito-Ryu oder anderen traditionellen Jiu-Jitsu/Jujutsu-Stilen auch so in Form exakter Partner-Katas geübt?



    ----------------------------------------
    *)
    Zu Trainingszwecken üben wir 31 Bewegungen.
    Der Grund dafür ist, dass es sonst schwierig ist, die Bewegungen zu lernen.
    Die Kumi-Jo-Bewegungen sind schnell.
    O'Sensei mochte den Eins-zwei-drei-Ansatz beim Training nicht.
    Er würde sagen, dass es in den Kampfkünsten so etwas wie eine Eins-zwei-drei-Praxis nicht gibt.
    Allerdings ist dieser Ansatz der einzige, der funktioniert, wenn man mit einer großen Anzahl von Menschen trainiert.
    Das war der Grund für die Entwicklung der 31-Bewegungs-Kata.
    Die Kumi Jo sind anders. Bitte behalten Sie diese Unterscheidung im Hinterkopf.

    Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
    **) Vermutlich 4.-3. Kyu (von 10? oder 8) für Kinder und Jugendliche. Für Erwachsene gibt es wohl nur Weiß-, Braun- und Schwarz-Gurte.

  2. #2
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    Zitat Zitat von Aiki5O+ Beitrag anzeigen

    Ist diese 1-2-3-Lehrmethode für waffenlose Techniken eine Spezialität von Yoshinkan? Oder wird im Daito-Ryu oder anderen traditionellen Jiu-Jitsu/Jujutsu-Stilen auch so in Form exakter Partner-Katas geübt?
    Exakte Partner-Kata sind doch sicher ein wesentliches Merkmal, wie in Koryu-Jujutsu geübt wird.
    Das Zerlegen der Techniken in einzelne Sequenzen, mit Pausen wie im Yoshinkan mag es in einzelnen Didaktiken geben, ist meiner Ansicht nach aber kein typisches Merkmal.
    Allerdings beobachte ich ähnliches bei Lehrern wie Tissier oder Endo, das sieht nur nicht so puppenartig aus (allerdings wirkt es manchmal auch eingefroren, oder statisch). Aber ein Merkmal dieser Lehrer ist meiner Ansicht nach schon dass bei bestimmten Übungsformen in bestimmten Positionen verharrt wird, wobei ich denke, dass es darum geht bestimmte Aspekte des Kontaktes zu üben. Carsten kann aber sicher mehr dazu sagen, weil er aus dieser Richtung kommt.
    Was den Übergang zu freierem Üben angeht, denke ich dass das ganz natürlich erfolgt, wenn die Bewegungen verinnerlicht sind.
    Der Nachteil kann sein, wenn zu früh oder ausschließlich eine freie oder fließende Übungsform geübt wird, dass keine klare Form gelernt wird, die aber als Basis wichtig für das Funktionieren der Technik ist.
    Geändert von MGuzzi (13-06-2022 um 10:16 Uhr)

  3. #3
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von Aiki5O+ Beitrag anzeigen
    Ab dem 1. oder x. Dan üben die Yoshinkan-Aikidoka auch freier. Eine offene Frage wäre, ob und wie der Übergang von exakter Partner-Kata zu freiem Üben oder Anwenden gelingt. (Das kann ich anhand eines Probetrainings nicht beurteilen).
    Nach meiner Erfahrung gelingt dieser Übergang in aller Regel sehr gut. Es ist ja zu bedenken, dass das Üben exakter kata ein charakteristisches Grundelement japanischer Didaktik ist. D.h. nicht nur in den budô, sondern auch im Bildungswesen insgesamt ist diese Form des Lernens von großer Bedeutung. Bzw. war es jedenfalls.

    Ist diese 1-2-3-Lehrmethode für waffenlose Techniken eine Spezialität von Yoshinkan? Oder wird im Daito-Ryu oder anderen traditionellen Jiu-Jitsu/Jujutsu-Stilen auch so in Form exakter Partner-Katas geübt?
    Nach meiner Erfahrung und Kenntnis ist das eine typische Methode.
    Ich selber kenne das aus dem yawara von koryû, aus dem Üben in der Daitô ryû und im Bereich des aikidô aus der Iwama ryû.

  4. #4
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von MGuzzi Beitrag anzeigen
    Das Zerlegen der Techniken in einzelne Sequenzen, mit Pausen wie im Yoshinkan mag es in einzelnen Didaktiken geben, ist meiner Ansicht nach aber kein typisches Merkmal.
    Wenn ich es richtig verstanden habe (Es gibt Aussagen dazu von Shioda sensei und Dan hat immer wieder mal darüber referriert, wenn ich bei ihm war.), dann geht es im Yoshinkan in diesen Pausen nicht so sehr um eine "sinnvolle" oder auch didaktische Untergliederung - das ist z.B. wohl bei Saito senseis Ansatz der Fall - sondern es geht darum, bestimmte Positionen als eine Art "Solotraining" zu halten. Allein schon das das hanmi kamae, und dabei insbesondere die gespreizten Finger, soll das bewirken, das bei Dan die Grundübung des Öffnen in sechs Richtungen bewirken soll. Dabei geht das "Pulling" - anders als bei Dan - von Mittelhand und Fingern aus. Das wird in dem nei gong, das ich übe tatsächlich ganz ähnlich gelehrt, allerdings in einer Haltung, die nun wieder näher bei der von Dan ist.
    Also ... wie auch immer ... wenn ich es richtig verstehe, dienen die Pausen weniger dem Erlernen der Technik sondern mehr der Bildung eines aiki-Körpers.
    Ich kenne das ganz ähnlich aus den beiden kenjutsu, die ich übe/geübt habe: Auch dort dient das Halten der kamae auch der Bildung eines verbundenen Körpers. Auch davon hat Dan immer wieder gesprochen in Bezug auf die TSKSR.

    Allerdings beobachte ich ähnliches bei Lehrern wie Tissier oder Endo, das sieht nur nicht so puppenartig aus (allerdings wirkt es manchmal auch eingefroren, oder statisch). Aber ein Merkmal dieser Lehrer ist meiner Ansicht nach schon dass bei bestimmten Übungsformen in bestimmten Positionen verharrt wird, wobei ich denke, dass es darum geht bestimmte Aspekte des Kontaktes zu üben.
    Diese Beobachtung ist genau richtig. Und bei diesen Pausen geht es tatsächlich um die Technik (Position, Winkel, Haltung und natürlich superwichtig: Kontakt).
    Und diese Übungsweise hat nach meiner Erfahrung den Nachteil, dass viele Übende sich diese Pausen so sehr angewöhnen, dass es lange dauert, sie dann wieder wegzulassen. Und manche Übende gewöhnen sich einfach nur an Pausen zu machen. Halten aber an "sinnlosen" Stellen an, so dass sie ihre eigene Technik "sabotieren". Darau muß man also gut achten, wenn man so übt.

    Und ich stimme dir unbedingt zu, dass es unerlässlich ist, eine klare Form zu lernen, die man dann "in die Freiheit entlassen" kann. Die aber immer zurgrunde liegt und ohne die das freie Üben "leer" bleibt und vor allem auch nicht effektiv wird.

  5. #5
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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    dann geht es im Yoshinkan in diesen Pausen nicht so sehr um eine "sinnvolle" oder auch didaktische Untergliederung - das ist z.B. wohl bei Saito senseis Ansatz der Fall -
    Saito hat, wie ich das mitbekommen habe, versucht, die Bewegungen Ueshibas, die ursprünglich eher kurvig bzw. spiralig sind oder waren, in gradlinige Elemente zu zerlegen und übbar aufzubereiten, sprich in Sequenzen zu zerlegen.
    Wie man dann zu der ursprünglichen Aiki-Bewegungsmechanik zurückkomen will, ist für mich bis heute eine Frage, auf die das Takemusu Aikido keine für mich wirklich einleuchtende Antwort hat.
    Vielleicht hat Saito da noch etwas in petto gehabt, was aber nicht weitergegeben wurde.

  6. #6
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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Ist diese 1-2-3-Lehrmethode für waffenlose Techniken eine Spezialität von Yoshinkan? Oder wird im Daito-Ryu oder anderen traditionellen Jiu-Jitsu/Jujutsu-Stilen auch so in Form exakter Partner-Katas geübt?
    Nach meiner Erfahrung und Kenntnis ist das eine typische Methode.
    Ich selber kenne das aus dem yawara von koryû, aus dem Üben in der Daitô ryû und im Bereich des aikidô aus der Iwama ryû.
    Du meinst sicher das Unterrichten in Form von Partnerkata? Nicht aber das abgehackte 1-2-3-Üben?

  7. #7
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von Nick_Nick Beitrag anzeigen
    Du meinst sicher das Unterrichten in Form von Partnerkata? Nicht aber das abgehackte 1-2-3-Üben?
    Ich habe das Aufteilen der Techniken in einzelne Abschnitte bei unterschiedlichen Lehrern der Iwama ryû erlebt und mir wurde erklärt, warum so geübt wird: Es entstehen im Verlauf der Technik je neue Situationen, in denen uke die Technik anhalten kann, wenn tori sich nicht korrekt verhält. Also sehr verwandt dem Üben, das ich von koryû kenne.
    Ich habe aufgrund dieser Erfahrungen und auch der Berichte von Freunden, die Iwama ryû u.a. bei Saito sensei selbst geübt haben, für typisch gehalten.
    Ist dieser Eindruck falsch?

  8. #8
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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Ich habe das Aufteilen der Techniken in einzelne Abschnitte bei unterschiedlichen Lehrern der Iwama ryû erlebt und mir wurde erklärt, warum so geübt wird: Es entstehen im Verlauf der Technik je neue Situationen, in denen uke die Technik anhalten kann, wenn tori sich nicht korrekt verhält.
    Ich kenne das vorwiegend aus dem Bereich der Buki-waza (Iwama ryu). Im taijutsu gibt es natürlich dieses Üben im Go-no-geiko, da ist klar dass man immer wieder die richtigen Winkel und Positionen sucht, aber das ist für mich was anderes als das was man beim Yoshinkan sieht, wo es eher um Korrekte "Zuglinien" geht wie mir scheint. Allerdings kann man in den korrekten Positionen auch an der inneren Struktur arbeiten.

    So wie du hier auch schreibst:

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    dann geht es im Yoshinkan in diesen Pausen nicht so sehr um eine "sinnvolle" oder auch didaktische Untergliederung - das ist z.B. wohl bei Saito senseis Ansatz der Fall - sondern es geht darum, bestimmte Positionen als eine Art "Solotraining" zu halten. Allein schon das das hanmi kamae ...
    Wobei das Kamae im Yoshinkan ja doch kein Hanmi ist, man steht ja eher frontal mit dem vorderen Bein auswärts gedreht, was natürlich eine bestimme innere Struktur übt oder begünstigt, wenn auch die Hände das entsprechende tun.

  9. #9
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von MGuzzi Beitrag anzeigen
    I Im taijutsu gibt es natürlich dieses Üben im Go-no-geiko, da ist klar dass man immer wieder die richtigen Winkel und Positionen sucht, aber das ist für mich was anderes als das was man beim Yoshinkan sieht, wo es eher um Korrekte "Zuglinien" geht wie mir scheint.
    Ja, sehe ich auch so: Das sind zwei unterschiedliche Ansätze.
    Im Unterricht meines Lehrers wird beides auch klar unterschieden:
    - Das Üben von Position, Winkel ... aber auch eigener Körperhaltung in bestimmten Positionen.
    - Da Üben von Kontakt und Kuzushi, die sich dann aus dem ersten fast natrlich ergeben.

    Wobei das Kamae im Yoshinkan ja doch kein Hanmi ist, ...
    Richtig. Ich habe das so formuliert, weil Shioda sensei diese Bezeichung benutzt und man es dann besser Auffinden kann, in einem Buch von ihm oder so.

  10. #10
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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Ja, sehe ich auch so: Das sind zwei unterschiedliche Ansätze.
    Im Unterricht meines Lehrers wird beides auch klar unterschieden:
    - Das Üben von Position, Winkel ... aber auch eigener Körperhaltung in bestimmten Positionen.
    - Da Üben von Kontakt und Kuzushi, die sich dann aus dem ersten fast natrlich ergeben.
    Punkt drei wäre für mich dann die Bewegung selbst, in der über die Zuglinien Kraft aufgebaut wird, bei korrekter Struktur, Winkeln, Positionen und Kontakt, wodurch man den Anderen dann entsprechend Bewegen, oder "kuzushen" kann.

  11. #11
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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Ich habe das Aufteilen der Techniken in einzelne Abschnitte bei unterschiedlichen Lehrern der Iwama ryû erlebt und mir wurde erklärt, warum so geübt wird: Es entstehen im Verlauf der Technik je neue Situationen, in denen uke die Technik anhalten kann, wenn tori sich nicht korrekt verhält. Also sehr verwandt dem Üben, das ich von koryû kenne.
    Ich habe aufgrund dieser Erfahrungen und auch der Berichte von Freunden, die Iwama ryû u.a. bei Saito sensei selbst geübt haben, für typisch gehalten.
    Ist dieser Eindruck falsch?
    Warum soll der Eindruck falsch sein, wenn du es so erlebst ? Ich übe aber auch nebenbei kein Aikido.

    Ich kenne es auch so, dass Uke die Kata bewusst scheitern lässt, wenn Tori Fehler macht. Der große Anspruch an Uke ist natürlich, die Kata nicht sinnlos kaputtzumachen durch Widerstand an falschen Stellen oder falsches Verhalten, sondern nur dann „einzuhaken“, wenn Tori nicht korrekt arbeitet. Weswegen Uke eben idealerweise der Lehrer ist.

    Ich kenne es selber aus eigenem Üben (leider) auch so, dass automatisch Pausen gemacht werden, um bspw. Grounding oder Kuzushi zu überprüfen, und dann weiterzumachen. Steckt so irgendwie drin. Ist ja vielleicht auch ab und an sinnvoll, aber dann ist die Kata an der Stelle eigentlich zu Ende. Ukes Körper stellt sich automatisch auf die neue statische Position ein, und damit sind darauf aufbauende Nachfolgeaktionen so gut wie tot.

    Deswegen in unserem Training die Forderung, die Kata mit konstanter Geschwindigkeit zu üben. Und Geschwindigkeit kann bzw. soll auch langsam oder Zeitlupe bedeuten. Ist jedenfalls für mich frappierend, wie sich die Kata für Uke im Empfinden ändert, wenn kein Bruch enthalten ist. Der Körper weiß bei gut gemachter Kata von Tori die ganze Zeit nicht, wo hinten und vorn ist, auch wenn sie langsam durchgeführt wird.

    Aber ich vermute, das ist für Aikidoka ein alter Hut .

  12. #12
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    Zitat Zitat von Nick_Nick Beitrag anzeigen
    Ukes Körper stellt sich automatisch auf die neue statische Position ein, und damit sind darauf aufbauende Nachfolgeaktionen so gut wie tot.
    Muss nicht sein, finde ich. Es gibt ja durchaus die Übungsweise, aus statischen Positionen zu beginnen.
    wenn nach einer fehlgeschlagenen Bewegung wieder eine neue statische Position entsteht, kann sich auch aus dieser wieder etwas neues ergeben. Was richtig ist, es ist nicht die Kata die geübt werden sollte.
    Das "sich neu einstellen" Ukes kann man ja auch irgendwie ausnutzen, wenn man weiß wie, denn völlig tot ist das nie, irgendwo gibt es einen Impuls den man wieder nutzen kann.
    Das ist natürlich kein Anfängerlevel, das ist klar.

  13. #13
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    Zitat Zitat von MGuzzi Beitrag anzeigen
    Muss nicht sein, finde ich. Es gibt ja durchaus die Übungsweise, aus statischen Positionen zu beginnen.
    Das sind dann aber sehr an sich elementare Kata?

    Zitat Zitat von MGuzzi Beitrag anzeigen
    wenn nach einer fehlgeschlagenen Bewegung wieder eine neue statische Position entsteht, kann sich auch aus dieser wieder etwas neues ergeben. Was richtig ist, es ist nicht die Kata die geübt werden sollte.
    Das "sich neu einstellen" Ukes kann man ja auch irgendwie ausnutzen, wenn man weiß wie, denn völlig tot ist das nie, irgendwo gibt es einen Impuls den man wieder nutzen kann.
    Das ist natürlich kein Anfängerlevel, das ist klar.
    Ist natürlich richtig. Jujutsu (und sicher auch Aikido) ist ja nicht umsonst „flexibel“. Da gibt´s aber auch die Warnung des Lehrers, dass es beim Katatraining wichtig und günstig für Uke ist, innerhalb der Box der Kata zu bleiben. Wenn er raustritt, macht es Tori zwangsweise auch, und dann wird es je nach Intention des Lehrers – wenn er denn Tori ist - heftig.
    Wenn Tori Anfänger ist, wird´s dann richtig ärgerlich, weil er i.d.R. nicht weiß, dass es an Uke liegt, dass die Kata nicht funktioniert. Aber auch wieder, wird jeder hier kennen .

  14. #14
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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Wenn ich es richtig verstanden habe (Es gibt Aussagen dazu von Shioda sensei und Dan hat immer wieder mal darüber referriert, wenn ich bei ihm war.), dann geht es im Yoshinkan in diesen Pausen nicht so sehr um eine "sinnvolle" oder auch didaktische Untergliederung - das ist z.B. wohl bei Saito senseis Ansatz der Fall - sondern es geht darum, bestimmte Positionen als eine Art "Solotraining" zu halten. Allein schon das das hanmi kamae, und dabei insbesondere die gespreizten Finger, soll das bewirken, das bei Dan die Grundübung des Öffnen in sechs Richtungen bewirken soll.
    Ein interessanter Hinweis. Das Spreizen der Finger ist mir schon lange als charakteristisches Merkmal in Yoshinkan-Lehrvideos und Demos aufgefallen und habe mich gefragt, warum das gemacht wird. Leider habe ich bei meinem Gasttraining nicht daran gedacht, den Grund zu erfragen.

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Dabei geht das "Pulling" - anders als bei Dan - von Mittelhand und Fingern aus. Das wird in dem nei gong, das ich übe tatsächlich ganz ähnlich gelehrt, allerdings in einer Haltung, die nun wieder näher bei der von Dan ist.
    Der Begriff "Pulling" ist mir (in dem Kontext) unbekannt. Kannst du den kurz erläutern?

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Also ... wie auch immer ... wenn ich es richtig verstehe, dienen die Pausen weniger dem Erlernen der Technik sondern mehr der Bildung eines aiki-Körpers.
    Es gibt im Yoshinkan 6 Basis-Bewegungen (Kihon-Dosa), die immer wieder solo geübt werden:



    Aneinander gereiht wurden die bei meinem Gasttraining als eine Art Solo-Kata gemeinsam geübt. Ein Schwarzgurt, der mir vor und nach dem Training ein wenig von Yoshinkan erklärt hat, meinte, dabei würden Abweichungen und Fehler sofort auffallen. Und als unsicherer Übender kann ich mich an den anderen der Gruppe orientieren.

    Die Idee ist wohl, dass man viele Techniken als Aneinanderreihung von diesen Basis-Bewegungen verstehen kann. Das gilt auf jeden Fall für Shihonage, was ich in meinem Gasttraining hauptsächlich geübt hatte. Das wird auch in dem längeren Lehrvideo "Yoshinkan Aikido - Kihon Dosa" so erklärt. Daher bin ich der Meinung, dass der Hauptgrund der Pausen eine didaktische Untergliederung ist. Der Unterrichtsstil passt ja auch gut zur Ausbildung bei Polizei oder Militär. Das schließt natürlich nicht aus, dass die Pausen auch die Bildung eines "aiki-Körpers" begünstigen.

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Und diese Übungsweise hat nach meiner Erfahrung den Nachteil, dass viele Übende sich diese Pausen so sehr angewöhnen, dass es lange dauert, sie dann wieder wegzulassen. Und manche Übende gewöhnen sich einfach nur an Pausen zu machen. Halten aber an "sinnlosen" Stellen an, so dass sie ihre eigene Technik "sabotieren". Darau muß man also gut achten, wenn man so übt.
    Das ist ja auch mein Bedenken an dieser Übungsweise bei Yoshinkan. Dass die Übenden sich die Pausen nicht oder nur schwer wieder abgewöhnen. Andererseits: die eigentliche Wurfausführung (gerade bei Kokyu-Nage) kann man ja nicht unterteilen. Dafür ist die Chance hoch, das Position von Uke und Tori stimmig für eine präzise Wurfausführung sind, was ich gerade als Uke hilfreich empfand (siehe mein Eingangsposting).

  15. #15
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von Aiki5O+ Beitrag anzeigen
    Der Begriff "Pulling" ist mir (in dem Kontext) unbekannt. Kannst du den kurz erläutern?
    Das "Öffnen in sechs Richtungen" geschieht, bzw. wird geübt, indem man die myosfazialen Meridiane durch bestimmte Bilder und Vorstellungen "unter Zug setzt": Auf englisch "pulling the lines".

    Die Idee ist wohl, dass man viele Techniken als Aneinanderreihung von diesen Basis-Bewegungen verstehen kann.
    Genau. Und gleichzeitig findest du in dem kihon dosa von Shioda sensei ganz viel von dem, was in einigen chinesischen Systemen unter der Bezeichnung dao yin geübt wird. Insbesondere in Formen von dragon walking.
    Denn.
    Die Techniken im aikidô sind - meiner Ansicht nach - nicht "einfach nur" Aneinanderreihungen bestimmter nüzlicher funktionaler Bewegungen. Sondern die Techniken sind so konstruiert, dass sich die Bewegungsqualtät, die dem aikidô den Namen gibt, also aiki, darin optimal ausdrücken kann.

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