Zitat von
Gürteltier
Mal eine verrückte Anmerkung : Land kann niemandem gehören. Man kann nur von der Gemeinschaft die Erlaubnis bekommen, es zu bewirtschaften. Senkt auch irgendwie das Verlustrisiko des Bewirtschafters, gelle ?
was eine traditionelle form des landwirtschaftens in manchen indischen regionen ist. in der konkan-region (westküste unterhalb mumbais und oberhalb des südlichen teils karnatakas) nennt/nannte sich das "gauncar"-system (oder communidade unter den portugiesen in goa).
ein gauncar ist ein nachfahre der familien, die ein dorf gegründet hatten oder diesen status von den "ersten" familien verliehen bekommen haben. was mit dem gemeinschaftlichen land geschieht und wie dies unter den gauncars zur bewirtschaftung vergeben wird, entscheidet die versammlung der gauncars (dadurch gibt es auch viele kollektive arbeiten, bei denen jeder gauncar anderen bei ernte und hausbau hilft. es gibt dabei allerdings durchaus ein rangsystem, das bestimmt, wer zuerst dran kommt usw.).
das problem in moderner zeit und durch "erobertes" land, das sich feudale herrscher und ihre familien im laufe der geschichte "angeeignet" haben, sowie durch moderne formen des besitzes (staatlich zb.): es gibt in alten "gauncar"/communidade dörfern eine art "durcheinander" gleichzeitig existenter landbesitzformen und nicht selten entscheidet sich die traditionelle versammlung, communidade land zu verkaufen (an den staat, an einen privatbesitzer, und der gewinn wird aufgeteilt). da das rechtssystem nun einmal nicht von den uralten dorfstrukturen abhängt, sondern gesamtindisch staatlich ist (also etwas recht neues, stark britisch geprägtes - inklusive westlich-moderner vorstellungen von besitzrechten), kann nur durch sozialen druck verhindert werden, dass einzelne gauncars, die "genehmigtes" bewirtschaftungsrecht seit generationen haben, auf die beschlüsse der versammlungen pfeifen und das land, dass sie faktisch "haben", einfach zu verkaufen und dadurch "reich" zu werden (modern: ist ein nutzungsrecht und das haus auf dem grundstück über generationen bestätigt/genutzt, dann gilt das oft als de facto besitz und wird rechtlich so eingestuft). in den letzten jahrzehnten gibt es eine rasant abnehmende bodenfläche, die noch in gauncar hand ist (i.d.r. inzwishen ein sehr viel kleinerer teil, als "privatbesitz" oder staatlicher besitz oder aber es ist eher "wertloses" land).
faktisch hat die gier nach reichtum über die nette uralte idee des gemeineigentums gesiegt.
Geändert von amasbaal (20-06-2022 um 17:11 Uhr)
"I prefer them to be awake when I severe their arms and beat them to death with it." Maul Mornie und sein Verhältnis zu k.o.s