Zitat Zitat von Gürteltier Beitrag anzeigen
Bleiben wir bei dem Video : Wenn die Gegenreaktionen des Partners durch Björns Berührung außer Kraft gesetzt wären, würde sich vielleicht des Partners Ellenbogen wirklich durch B.s Intention heben.
Bis das klappt, muss er das aber immer für B. tun. Bzw. eigene Intentionen selber unterdrücken.

Wie kann B. da üben, Gegenreflexe zu unterlaufen, die es nie gibt ? Wofür braucht er überhaupt einen technisch falschen Start in der Welt der Gegenreflexe ?

Gucken wir noch kurz weiter auf einen soliden BJJler. Der hat ein riesiges technisch funktionales Arsenal. Lässt er da halt fast unbewusst dieses merkwürdige Nikyo Aufdrehen mitlaufen, weil er sich ja als befähigt übergeneralisiert ?

Tut das ein Aikidoka vielleicht auch, weil bestimmte Kerntechniken unter bestimmten Bedingungen eben technisch funktionieren ?
Ich muß zugeben, ich verstehe auch weiterhin nicht, was du sagen möchtest.
Ich rate aus deinen Sätzen die Frage:

1. Wie kann man üben, bzw. übt man im aikidô, auf ggf. unbewußte (Ausweich-)Reaktionen des Partners zu reagieren, wenn doch dem Partner solche Reaktionen nicht gestattet sind, sondern sein Handeln stets vorgegeben ist?
2. Wenn denn man stets mit vorgegebenen Reaktionen des Partners übt, erzeugt das nicht die Überzeugung, diese Reaktionen seien "natürlich"? Und damit die Überzeugung, man selbst sei also in der Lage, die geübte Technik ohne Vorgaben für den Partner zum Funktionieren zu bringen?

Wenn denn das so etwa deine Frage treffen sollte ...

1. und 2. beschreiben das Übend, wie es aikidôka in der Anfangszeit tatsächlich erleben. Diese Art des Übens dient aber lediglich dazu, den äußeren Ablauf der Kerntechniken zu lernen und einzuprägen.
Sobald das geleistet ist, wird das Handeln des Partners immer freier. D.h. tori übt nikyô und uke hebt den Ellenbogen nicht länger bewußt. Es ist jetzt, bzw. wird immer mehr, die Aufgabe von tori, den Ellenbogen des Partnes dazu zu bringen, dass er sich hebt. Oder eben zu erleben, dass das nicht geschieht. Um vom Lehrer so korrigiert zu werden, dass und bis das schließlich funktioniert. Mit diesem Partner, in dieser Situtation. Dann Partnerwechsel, selbe Aufgabe. Nächstes Training, wieder andere Menschen, wieder andere Konstellationen ... immer neue Erfahrungen ... immer neue unbewußte Reaktionen der Partner ... Seminare, Menschen, mit denen man noch nie zusammen geübt hat ... undsoweiterundsofort ... Jeder Partner ist anders, jede Situation ist neu. Evtl. eben auch üben mit nicht aikidôka. Wieder andere Reaktionen ...

Irgendwann hat man eine Idee, wie man es "immer" hinbekommt.

Aber vor allem weiß man einzuschätzen, wann das nicht funktioniert. Fühlt man. Schon lange vorher. Und hat aber inzwischen auch drölfzig Möglichkeiten, wie damit umzugehen sei.

Darum meinte ich oben: Es geht bei nikyô nicht wirklich um den Ellenbogen. Oben unten weich fest gestreckt angewinkelt ... nikyo ist eine bestimmte Art und Weise, den Arm als Übertragungsweg meiner Intention in den Körper des Partners hinein zu benutzen. Und das hängt irgendwann nicht mehr in erster Linie von diesen mechanischen Dingen ab, die man zunächst lange für wichtig hält. Sondern es hängt davon ab, was ich in der Lage bin, mit meinem eigenen Körper zu tun, vor allem ob das unter Stress funkioniert. Und davon, ob ich den Kontakt so herstellen und gestalten kann, das etwas in den Partner übertragen wird.

@ Cam67:
Und so, wie wir die Hebel in dieser Weise üben - auch kote gaeshi übrigens - ist dafür gerade wichtig, dass da keinerlei Stress in den Gelenken entsteht. Und schon gar keine Verriegelung. Der Kontakt zur Achse/Mitte des Partners geschieht nicht durch dessen Gegenreaktion o.ä.. Sondern diese Verbindung läuft durch die Gelenke hindurch.

Falls du schon mal eine ostheophatische Behandlung hattest: Dieses Gefühl, dass die Therapeutin die Hand auf deine Füße legt, und du erlebst, wie da "etwas" durchläuft, sich erst das Becken zurechruckelt, dann auf einmal der Nacken frei wird und es schließlich in den Ohren ploptt und der Tinnitus ist weg ... ohne aber das die Therapeutin die Hände sichtbar bewegt hat. Kennst du sowas?

So etwa fühlt es sich an, wenn jemand aiki hat und dich bewegt ...