Eine solche "Grundhaltung" nehmen Menschen aber nicht einfach so an. Zumindest nicht wenn sie psychisch gesund sind. Die muss man ihnen "antrainieren". Was weder bei französischen noch bei deutschen Polizeibeamten passiert. Und die nehme auch ich hier nicht an, wenn ich schreibe, dass ich den Schuss als richtig und notwendig empfinde um die Lage zu bereinigen.
Was sollen also diese blödsinnigen Vorhaltungen? Denk doch in Zukunft bitte einmal mehr nach, bevor du auf absenden drückst.
Aktueller Fall, eine Syrer verletzt drei Polizeibeamte in Nürnberg mit abgebrochener Glasflasche.
Vielleicht für uns hier interessant unter dem Aspekt, wie die Situation bereinigt und der Angreifer festgenommen wurde. Einen Schusswaffengebrauch gab es hier offensichtlich nicht.
Wenn wirklich Gefahr droht ist es ganz klar, dass Polizisten ihre Waffen gebrauchen müssen.
Was den Thread hier so aufgeblasen hat ist dass eigentlich jedem implizit klar war, dass in Dortmund was schief lief. Auch unseren neutralen und gemäßigten Beamten. Und ihnen trotzdem kein Argument zu blöd war die Polizei zu verteidigen. Das gleiche gilt auch für den "Er kommt direkt auf uns zu" Mannheimer Thread. Lächerlich.
zur klarstellung:
es geht um die grundhaltung, den menschen als bloßes objekt staatlichen/autoritativen handelns zu sehen , insbesondere aus einer autorisierungskette heraus, in welcher der handelnde sich befindet, also eine mechanisierende betrachtungsweise, die den menschen für den handelnden entmenschlicht und dem handelnden es so erleichtert, verletzende oder tödliche handlungen gegenüber dem anderen vorzunehmen.
Diese haltung muss nicht antrainiert werden.
hierzu gibt es zb das bekannte "milgram-experiment":
https://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment
dort wurden willkürlich ausgesuchte testpersonen dazu gebracht, ihnen unbekannte personen mit immer stärker werdenden, für die testpersonen vermeintlich echten, stromstößen zu bestrafen, wobei die "bestraften" immer stärker werdende schmerzanzeichen zeigten.
dieses experiment bestätigt genau meine obigen ausführungen.
Und die nehme auch ich hier nicht an, wenn ich schreibe, dass ich den Schuss als richtig und notwendig empfinde um die Lage zu bereinigen. ...
ich bezog mich auf Deine folgende äußerung aus #2731:
"Als er sich entschieden hat aufs Gas zu treten, hat er sein Schicksal selber gewählt. Ich bin da völlig bei den Polizeibeamten. Die müssen nicht dulden, dass es zu einer erneuten Verfolgungsfahrt kommt. Dass der Treffer dann tödlich war, ist tragisch aber in letzter Konsequenz die Folge von Ursache und Wirkung."
hierzu fällt folgendes auf:
1)
die verantwortung hinsichtlich schießens und tötens des jugendlichen wird dem jugendlichen zugeschrieben, nicht den beamten.
jedoch mussten sich die beamten entscheiden, auf den jugendlichen zu schießen und dessen tod in kauf zu nehmen oder gar zu wollen.
zu behaupten, der jugendliche habe dieses schicksal dadurch, dass er gas gegeben hat, gewählt, also gewollt, ist für mich in diesem zusammenhang mindestens zynisch.
2)
soweit Du schreibst, dass der treffer tödlich gewesen sei, sei in letzter konsequenz die folge von ursache und wirkung:
a)
gerade die reduzierung eines ergebnisses auf das (angeblich) logische prinzip von ursache und wirkung steht aus meiner sicht für ein mechanisierendes weltbild, in welchem die menschen als objekte von ursachen und sich daraus ergebenden wirkungen gesehen und somit entmenschlicht werden.
ein solches weltbild führt auch dazu, den handelnden (hier polizisten) von seiner persönlichen verantwortung zu entbinden, da sie ja selbst diesem unausweichlichen und allgemeingültigen prinzip unterworfen seien.
völlig ausgeblendet wird dabei, dass nicht jede handlung eine automatische ursache für eine bestimmte wirkung sein muss:
die polizisten hätten sich auch entscheiden können, nicht auf den jugendlichen, der losfuhr ("tötungsursache") zu schießen ("hervorgerufene wirkung") , wodurch die tötungswirkung entfallen wäre.
die polizisten hätten mit dem jugendlichen möglicherweise anders umgehen können, bevor er losfuhr, nämlich so, dass er gar nicht losgefahren wäre - unter diesem gesichtspunkt hätten nach Deiner theorie dann die polizisten die tötungsursache gesetzt dadurch, dass sie mit dem jugendlichen nicht entsprechend umgegangen sind.
b)
völlig ausgeblendet wird bei dieser betrachtungsweise auch, dass menschen mit seele und emotionen durch derartige "wirkungen" betroffen sind, es geht hier insbesondere um das leid der hinterbliebenen, und ein (hier junges) leben ausgelöscht wurde, welches noch die chance zu positiver entwicklung und entsprechendem gesellschaftsbeitrag gehabt hätte.
3)
aus o.g. gründen wirkt es mithin sehr wohl auf mich so, als würdest Du die oben in diesem text durch mich präzisiert beschriebene grundhaltung einnehmen.
dafür spricht aus meiner sicht auch die durchgehend in Deinen beiträgen zu diesem thema vorhandene empathielosigkeit gegenüber dem 17-jährigen opfer und dessen angehörigen.
Zumindest in Deutschland geht es mehr um eine Interessens- bzw. Güterabwägung, sofern kein direkter Angriff stattfindet.
Hier stünden sich das durch die Polizei geschützte und durch den Fahrer gefährdete Interesse der anderen Verkehrsteilnehmer und das Interesse des Fahrers gegenüber.
Das sollte aus dem tatsächlich Verlauf der Diskussion eigentlich offensichtlich sein: Du hast hier allgemein "Polizeitaktiker" als Experten angeführt und nicht französische Polizeitaktiker.
Mit "Stöcken" ist hier wohl die Darstellung der vorgeschlagenen Handlungsalternative gemeint, und mit "springen" darauf eingehen, anstatt gegen selbstausgedachte Darstellungen zu argumentieren oder einfach - trotz Erklärung - auf der zuerst verstandenen Version zu bleiben.
Ich sag's mal so: Nein, musst Du nicht. Es gibt kein Gesetz gegen Strohmann- und sonstige Scheinargumente.
Ich habe das Video gesehen, da war keine Möglichkeit für die Abgabe weiterer Schüsse aus dieser Position.
Nein, kann man nicht.
Also kann man schon, ist halt falsch.
Stimmt so heißt das, gibt ein Fleißpünktchen.Pansapiens:
Zumindest in Deutschland geht es mehr um eine Interessens- bzw. Güterabwägung, sofern kein direkter Angriff stattfindet.
Hier stünden sich das durch die Polizei geschützte und durch den Fahrer gefährdete Interesse der anderen Verkehrsteilnehmer und das Interesse des Fahrers gegenüber.
Die Frage ist halt im konkreten Fall auch ob das Verhindern der Gefährdung Unbeteiligter hier nicht auch auf andere Art zu erzielen gewesen wäre. War es wirklich zwingend notwendig im dichten Verkehrsgetümmel sich mit diesem Auto eine Verfolgungsjagd zu leisten (auch hier Güterabwägung). Gab es Anhaltspunkte, dass dies erforderlich war um schweren Verbrechen vorzubeugen Hätte man mit Informationen über das Fahrzeug und den Fahrer (spätestens im Moment der Kontrolle hätte man auch Bilder der Insassen machen können) nicht auch leicht im Nachhinein Maßnahmen zur Strafverfolgung ergreifen können oder das Auto an einer andere Stelle mit einer Straßenblockade stoppen/mit Streifenwagen stellen können.
Bei der Abwägung muss man auch bedenken, dass es in Frankreich nach Todesschüssen auf Jugendliche regelmäßig zu schweren Ausschreitungen kommt. Ist es vor diesem Hintergrund tatsächlich sinnvoll mit tödlicher Gewalt diese Zwangsmaßnahme durchzusetzen?
Mir ist Kensei’s Sicht, dass Auto musste zwingend mit allen Mitteln gestoppt werden weil es keine andere Option gab zu einseitig.
Eine Flucht mit Gefährdung unbeteiligter ist eine Amokfahrt, so, so…
Kensei:
Kensei
Eine Amokfahrt zu stoppen?
1+
elch:
Wenn wirklich Gefahr droht ist es ganz klar, dass Polizisten ihre Waffen gebrauchen müssen.
Was den Thread hier so aufgeblasen hat ist dass eigentlich jedem implizit klar war, dass in Dortmund was schief lief. Auch unseren neutralen und gemäßigten Beamten. Und ihnen trotzdem kein Argument zu blöd war die Polizei zu verteidigen. Das gleiche gilt auch für den "Er kommt direkt auf uns zu" Mannheimer Thread. Lächerlich.
Sehr treffende Analyse.
Viele Grüße
Thomas
https://www.thiele-judo.de/portal/
The reality is, you can say ANYTHING you want. You just have to be willing to face the consequences of your choice.
Wenn jemand sich einer Verkehrskontrolle durch Flucht entzieht, hätte ich als Polizeibeamter große Anhaltspunkte, dass es einen Grund für die Flucht gibt.
Der Jugendliche war zumindest Polizeibekannt für Verkehrsdelikte und Winderstands gegen Vollstreckungsbeamte. Würde mir auch reichen, um den zu verfolgen wenn er flüchtet.
Also zumindest im Moment der Kontrolle hatte der schon ein stark Verkehrsgefährdendes Fahrverhalten an den Tag gelegt. Den Lass ich als verantwortungsvoller Polizeibeamter dann nicht nochmal wegfahren. Vorher dürften Fotos und Nummernschild schwierig gewesen sein, weil er sich der ersten versuchten Kontrolle ja sofort entzogen hatte.
Natürlich ist es das, wenn die Leben unschuldiger Vekehrsteilnehmer gefährdet sind. Aber das meine ich mit Selbstbeschränkung der Polizeibeamten, die im Zweifel nicht (mehr) so handeln wie sie handeln müssten.
Und mir ist die Vorverurteilung die du und andere auf Grundlage mangelnder Informationen hier hingelegt haben zu platt. So Marke "Verkehrskontrollen mit Schusswaffe".
"Sehr treffende Analyse"?
So unreflektiert kennt man dich sonst gar nicht Thomas.
Was in Dortmund falsch oder richtig gelaufen ist, entscheiden ja wohl immer noch Gerichte und nicht der Mob auf der Straße oder im Internet. Meines Wissens ist immer noch nicht abschließend geklärt, wie sich das Opfer mit dem Messer in der Hand nun auf die Beamten zubewegt haben soll.
Und der Thread hier ist deswegen so ausgeufert, weil auch andere Fälle diskutiert wurden und gerade "Experten" wie elch meinten, immer wieder neue Sachverhalte hier reinschmeissen zu müssen, die mit der Ausgangsfrage überhaupt nichts zu tun hatten, um was auch immer zu zeigen.
Sowas als "treffende Analyse" zu bezeichnen, ist ja wohl lachhaft.
Geändert von Kensei (20-07-2023 um 09:52 Uhr)
Und Du hattest darauf rekuriert, dass es die aus Dortmund sein sollen. Warum auch immer.
Mit Stöckchen ist gemeint, dass es höher gewichtet werden müsste, dass der Jugendliche tot ist. Aber mag sein, dass du was anderes gemeint hast. Da du ja gerne mit vagen Einzeilern von wegen "Patient tot..." usw. implizierst und andeutest, oder Gegenfragen stellst, anstatt dich klar und deutlich zu äußern, ist es gelegentlich nicht so einfach rauszukriegen, was du nun eigentlich meinen könntest.
Das war nicht der Kontext. Der Kontext war Schuss in den Körper oder in den Reifen. Ich schrieb, dass in anderen Fällen 30 Mal geschossen würde, hier aber ein Schuss ausgereicht hat. Ob es das bei einem Schuss in den Reifen auch hätte, vage ich zu bezweifeln.
Das ist Unsinn. Natürlich ist ein Schuss in den Oberkörper des Fahrers wirksamer um ein Kfz zu stoppen, als ein Schuss in einen Reifen. Zumal die im konkreten Fall schon auf den Fahrer gezielt hatten und hätten beim Anfahren erst auf die Reifen umschwenken müssen.
Eigentlich ist das für mich ein Nebenkriegsschauplatz, aber da du so ausführlich Stellung nimmst, will ich dir eine Antwort nicht vorenthalten.
Wer wurde hier in dem konkreten Fall aufgrund welcher "Autorisierungskette" denn entmenschlicht? Es findet eine Güterabwägung des Polizeibeamten statt. Und der muss vorher in seiner Ausbildung dazu befähigt werden, in Sekundenbruchteilen die richtige Entscheidung zu treffen. Was wäre gewesen, wenn der 17-jährige nochmal geflüchtet wäre und andere Menschen totgefahren hätte?
Natürlich muss sie das. Weil wir als Menschen im Normalfall "Herdentiere" und soziale Wesen sind, und unser Gegenüber nicht einfach als "Nicht-Menschen" sehen können. Psychische Dispositionen mal ausgenommen. Das impliziert ja auch deine "Autorisierungskette", bei der ich dem Beamten vorher beibringe, dass er quasi die Befehle eines Vorgesetzten zu befolgen hat und nicht hinterfragen soll.
Nein, tut es nicht. Das Milgram-Experiment zeigt, wie Menschen ihr Handeln zunächst hinterfragen, und sich dann entgegen ihres Gewissens einer Autorität unterwerfen, nämlich dem Arzt, wobei ihnen die Gesellschaft anerzogen hat, dass Ärzte in dem Fall ein überlegenes Wissen haben und man ihnen daher vertrauen könne.
Der Polizeibeamte vor Ort wägt aber verschiedene Alternativen ab und kommt dann selbst zu einer Entscheidung. Bei Milgram trifft der Arzt die Entscheidung und der Proband führt nur aus.
Ich habe nirgendwo behauptet, dass der Junge sterben wollte. Ich schrieb, dass er die Ursache für die Schüsse gesetzt hat und damit selbst verantwortlich war.
Wenn du Nothilfe leistest gegen einen Angreifer, trägst du dann auch die Schuld für dessen Schaden?
Der Polizeibeamte trägt natürlich die Verantwortung für die Schussabgabe, aber er setzt nicht die Ursache, die diese nötig macht. Die setzt der Jugendliche, wenn er auf's Gas tritt.
Ich weiß trotzdem nicht, was das mit einer "Entmenschlichung" zu tun haben soll. Nochmal, es sind Abwägungen beiderseits, die dann Konsequenzen zeitigen.
Und dann hätte er u.U. in Kauf genommen, das Dritte gefährdet werden, was für ihn moralisch und vielleicht auch professionell scheinbar keine Option war. Dann hätte man nämlich u.U. gefragt, warum die Beamten nicht alles ihnen mögliche getan haben, um den Fahrer zu stoppen und damit eine Gefährdung Unschuldiger zu verhindern. Auch er selber hätte sich das fragen müssen.
Hätte, wäre, wenn und aber. Viel Spekulation, dafür das du dann mal lockerflockig zu dem Ergebnis kommst, dass meine Argumentationsweise zu einer "Entmenschlichung" führen würde.
Wer setzt dafür denn die Ursache? Und was ist mit den Hinterbliebenen möglicher getöteter Verkehrsteilnehmer? Blendest du völlig aus.
Letztlich eine einseitige und extrem unterkomplexe Argumentationsweise, die dich zu diesen Schlussfolgerungen bringt. Und dazu noch KZs und SS-Totenkopfverbände hier ins Feld zu führen, mit dem Impetus zu zeigen, wo das "mal hinführen könnte", ist schon ein ganz schön starkes Stück.
Deswegen bleibt mein Appell bestehen, einmal mal mehr nachzudenken, bevor du auf absenden drückst.
Das soll es von meiner Stelle dann dazu aber auch gewesen sein.
"Empathielosigkeit"?
Ich hatte mehrfach geschrieben, dass ich es tragisch finde, wenn ein junger Mensch so sterben muss. Und das ich es befürworte, dass der Beamte sich bei den Eltern entschuldigt hat. Ich bin Lehrer. Ich habe jeden Tag mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun.
Dennoch kann ich das Handeln der Beamten rechtlich und moralisch korrekt finden. Warum habe ich mehrfach begründet.
Diese vermeintliche "Empathielosigkeit" findet nur in den Köpfen der Kritiker statt, die nicht zum Perspektivwechseln in der Lage sind.
Geändert von Kensei (20-07-2023 um 10:54 Uhr)
Ich hoffe, du willst hier nicht die deutsche Polizei mit der Gestapo oder anderen Kräften des dritten Reiches vergleichen, oder?! Das ist eine Verharmlosung des dritten Reiches und ggf sogar vom Holocaust! Es liegen WELTEN zwischen der Situation in Frankreich und Dortmund, und dem, was im dritten Reich passiert ist! Es wäre ekelhaft, wenn du die Opfer der damaligen Zeit mit solchen Situationen vergleichst!
Unerfahrene Menschen glauben so einen Lötzin und gehen mit offenem Mund zum Training lassen sich da als bessere Dummys rumschubsen gehen dann nach Hause und spielen 5 gegen Willi unter der Bettdecke.
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