Sehr gut beschrieben. Bei 50:50 ist es allerdings selten der Fall, daß jemand nicht doppelt gewichtet. Letztendlich ist das Problem in der Praxis ja, daß sich der Betreffende nicht mehr schnell genug wegrotieren/sein Zentrum verlagern kann, wenn jemand auf ihn bzw. sein Zentrum Kraft ausübt, was wiederum dazu führt, daß er entwurzelt oder sonstwie aus der Balance gebracht oder besiegt wird.
Es gibt z.B. den Fauststoß im Taiji, bei dem der Ellbogen des anderen Arms zugleich nach hinten stößt. Yang-Yang.
Wenn man aber die Gewichtung ansieht, ist das Gewicht jeweils 60-70% auf einer Seite mit Hüfte hinten/gelöst (Rumpf also etwas nach außen bzw hinten gedreht, so daß das Zentrum schwer erreichbar ist, bzw. weiterrotieren und Verlagern bei gleichzeitigem Ableiten einwirkender Kräfte problemlos möglich ist.
(Gewichtsverlagerung erfolgt ja nicht durch hin- und Herschieben, sondern durch Rotation der Hüfte nach hinten mit Verlagerung aufs andere Bein, gerade drehen und dasselbe auf der anderen Seite, vergleichbar einer liegenden 8. Wer das korrekt macht und bei Druck nicht verhärtet, ist schwer im Zentrum zu erwischen.
Soweit die Theorie, der Rest ist Übung![]()
Danke erstmal für die grundsätzliche Zustimmung.
Bei dem genannten Fauststoß ist (auf der gröberen Ebene) die eine Hand yang und der Ellbogen des anderen Arms auch yang, klaro, aber dann ist die andere Hand eher yin. Auch wenn man/frau nicht doppelt gewichtet ist, sind immer mehrere Teile/Bereiche des Körpers zeitgleich yang, genauso wie andere Teile/Bereiche zeitgleich yin sind. Ist ja kein Problem: Es geht darum, dass der ganze Körper (bzw. die Steuerung) immer so organisiert ist, dass die viele yang-Bereiche und yin-Bereiche so umeinander und miteinander organisiert sind, dass die einwirkenden und selbsterzeugten Kräfte einen Ausgleich finden und sozusagen frei miteinander tanzen können. Und zugleich die eigenen Mitte stabil bleibt (zhong ding). Siehe das Gleichnis mit der Waage, wobei man sich eigentlich die Waage in mehreren Vektoren zugleich vorstellen muss, und kugelförmig... Und damit fällt das Bild fast auseinander, aber trotzdem.
50/50-stehen ist ja herausfordender, wenn jemand Druck ausübt. Da braucht man die inhärente Bereitschaft im Körper, in dem Moment 'gedankenlos' und 'absichtslos' das Gewicht etwas zu verlagern und auch zu drehen, aber immer nur so viel wie nötig und kein Millimeter mehr. Aber noch davor vermeidet man doppelte Gewichtung, indem man yin und yang vertikal trennt. Etwas in einem sinkt/fließt nach unten ('Wasserfall') und zeitgleich steigt/schwebt etwas in dir auf ('Nebelwolke'). Dann ist man innerlich in Bewegung, es gibt keine reflexartige Verhärtung und auch kein Kollabieren, und einwirkende Kräfte können dann ohne äußere Bewegung absorbiert und auch zurückgegeben werden. Bis zu einem gewissen Punkt, je nach eigenem gong fu. -- Ich bin momentan so weit, dass ich im normalen schulterbreiten 50/50-Stand stehen kann, jemand drückt oder lehnt sich von vorne auf meine Brust und er stößt sich damit selbst von mir ab und prallt zurück. -- Wenn der Druck eher moderat ist, nicht sehr stark und rückartig und ich gerade einen guten Tag habe...![]()
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