Finde ich recht differenziert. Ich hatte mal eine Unterhaltung mit jemandem, der seit Ende der 70er in der Szene ist und der hatte eine ähnliche Ansicht.

https://kampfkunstakademie.bayern/si...des-wing-tsun/

Sifu Henry Müller: Betrachtungen zur Entwicklung des Wing Tsun in den letzten 30 Jahren
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Ich habe Wing Tsun angefangen, als es noch kein Krav Maga, MMA, UFC usw. gab. Damals war Wing Tsun wegen der Trainingsmethoden und der Art und Weise des Trainings durchaus führend in der Welt der realen Selbstverteidigung. Die kompromißlose Art und die Aggressivität, mit der dieses System bekannt wurde, toppte damals vieles auf dem Kampfsport-Markt.

Auch für mich selbst, der zunächst 12 Jahre lang bei den Amerikanern in Mannheim boxen lernte und später aus pragmatischen Gründen (wegen der Kicks) zusätzlich das Muay Thai bzw. Kickboxen mit einbezog, war der erste Wing Tsun-Lehrgang ernüchternd. Eine völlig neue Art des Kämpfen tat sich auf, was mich recht schnell überzeugte.
Dabei muss ich erwähnen, dass ich von Beginn an die damals besten Leute in der EWTO kennenlernte und diese natürlich außerordentlich beeindruckend waren. Und an diesen Leuten orientierte ich mich. Thomas Mannes (mein späterer Lehrer), Emin Boztepe, Salih Avci, Klaus Dingeldein, Osama Sabri usw. waren richtige "Hauer", die auch ohne Wing Tsun bestimmt nicht schlecht gewesen wären und alle aus anderen Kampfsportarten kamen. Das war einer der entscheideneden Faktoren. Sie alle wussten bereits vorher, wie man was trainieren musste, um richtig gut zu sein.
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Die Expansion dieses Verbandes in den 90er Jahren, zeigte jedem in dieser Branche, wie mit dieser Form des "Geschäfte machens" Geld zu verdienen ist. Je mehr Mitglieder, desto lukrativer. Es kamen nun nicht nur ehemalige Kampfsportler in die Wing Tsun-Schulen, sondern immer häufiger "normale" Leute, die zuvor keine Ahnung von realen Auseinandersetzungen hatten und sich auf Grund der cleveren Werbeversprechungen erhofften, auf diesem Weg zum "unangenehmen" Fighter zu werden. Das Publikum im WT veränderte sich zusehends. Geschäftsleute, Bänker, Hausfrauen usw. machen in der Zwischenzeit die hauptsächlichen Schüler aus. Dementsprechend ergab sich schleichend eine Art des Trainings, das einer Vorbereitung auf die Realität einfach nicht mehr gerecht wurde. Spaß musste es machen, Technikverliebtheit entstand und das Programm wurde mehr und mehr "gestreckt" um die "netten Menschen" möglichst lange an sich zu binden. Gewinnmaximierung und Lifstyle stand im Vordergrund und nichts anderes mehr.

Ich glaube, dass Wing Tsun - richtig trainiert - mit anderen positiven Ergänzungen versehen, ein gutes System ist, um sich auf eine mögliche Realsituation vorzubereiten.
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