durfte sich der stock-mensch denn mit vollem körperlichen einsatz gegen deine verteidigung wehren (dann wird es selbst für "spezialisten" schwer)? durfte er, wenn er merkte, dass du den ersten ansatz zu einer "block"- oder meidbewegung machst, den schlag verkürzen oder den einschlagwinel ändern, während der stock schon "unterwegs" war? oder hat er mit sichtbarem ausholen einen sauberen, vorher festgelegten winkel geschlagen, ohne volle kraft und ohne durchzuziehen? war der angreifer geschult im umgang mit schlagwaffen (entsprechendes training) oder ein anderer anfänger oder mittrainierender aus der gruppe, die ja gar nicht lernt MIT dem stock zu kämpfen?
da ich ja "schwerpunktmäßig" aus dieser ecke komme (schlag- und klingenwaffen + waffenlose übertragungen), kann ich mir vorstellen, was da abgelaufen ist, um den eindruck zu haben, es sei "einfach". die pistolenentwaffnung ist da auch sehr "einfach"... weil es eben einfach "gemacht" wird... im TRAINING.
natürlich lernt man erst simple muster, eine "technik", die durchaus AN SICH als einfach empfunden werden kann, weil ja noch alle mitspielen und man sich aneinander anpasst. am anfang scheint vieles "einfach". und es ist bei einer kampfunst zb. durchaus in Ordnung auf dieser ebene mit immer komplexeren und neuen "techniken" voranzukommen, nur ist das dann nicht wirklich "kämpfen" und noch weniger vorbereitung auf SV. tatsächlich ist es ein RIESENunterschied, ob der stockschläger oder der würger ein partner bei einer anfängerübung ist, oder ein straßenschläger mit entsprechend brutal gewalttätigem und "kräfitgem" vorgehen, in dem er keine skrupel hat, dich evtl. sehr schwer zu verletzen (wohlmöglich ist das sogar sein ziel?). dann ist gar nichts mehr "einfach". außerdem: klappt bei ihm was nicht, macht er weiter mit was anderem. beim reinen "techniken lernen" fehlt logischerweise die dynamik und das mindset einer echten keilerei
deshalb gibt es ja auch viele skeptiker, wenn es um SV-kurse und vereine geht. am ende geht es um gewalterfahrung, psychologie und bedingungslosen durchsetzungswillen, dem anderen gegen jede gegenwehr ernsthaft weh zu tun. das MINDSET spielt da ne große rolle. um dem ganzen auch nur annähernd nahe zu kommen, wären mit der zeit immer "ernsthafter" werdende sparrings und szenariotrainings mit kontakt nötig (kein rumgetatsche dabei, sondern so heftig zulangen, wie der/die trainierende gerade so ausshält und das mit ständigen steigerungen im velauf der gemachten erfahrungen und fähigkeiten).
das soll jetzt NICHT die gruppe und deren training schlecht machen. ich weiß ja nicht, wie das bei denen schritt für schritt aufgebaut wird und am anfang ist "technik" und eine grundlegende bewegungslehre natürlich der schwerpunkt. ich will nur betonen, dass es "einfach" in der SV nicht gibt. das ist sauschwer. für jeden, der es nicht gewohnt ist, sich häufig ernsthaft zu prügeln. da hat der an keilereien und gewalt gewöhnte schläger ohne "techniktraining" immer einen vorteil gegenüber dem nur in der turnhalle trainierten SVler, der zb. eine würge-befreiungstechnik gelernt hat. wenn Boxen empfohlen wird, hat das genau damit zu tun: lernen, sich mit relativer härte und körperlicher verausgabung gegen gegenwehr und gelegentlich auch schmerzen durchzusetzen und den kampf zu dominieren.
eine der ersten sachen, die ich zb. im Boxen gelernt hatte, war, nach jab und cross und ne simple deckung halten: unterdrückung des reflexes, die augen zu schließen, wenn man "verprügelt" wird. vielleicht verstehst du ja, worauf ich hinaus will.
für dich ist das sicher alles noch recht "fremde" theorie. sollte man aber im hinterkopf behalten.
das beste ist ganz am anfang wirklich: sich erst mal auf ein (oder, wenn machbar vielleicht zwei) sachen einzulassen und einfach mal zu schauen, was passiert im laufe der monate. jeder, der dir erzählt, es sei "einfach", oder sogar "sehr schnell" zu lernen, lügt, wenn er damit meint, dass man mit dem gelernten dann auch halbwegs sicher kämpfen könne.
ich wünsche dir viel spaß und viele neue entdeckungen auf deiner reise durch die kampfsport/kampfunst/SV welt. das ist das ALLERWICHTIGSTE, nicht irgendwas zu machen, das angeblich "das beste" ist. hör dir alles an, seh dir alles an, mach mit, wo du kannst, lege dich dann erst mal fest mit dem, was du dann längere zeit machen möchtest, weil du dich körperlich und mental am besten bei dieser sache fühlst und dann wird alles gut. nur: glaube nie, irgend was von dem, was du lernst, sei einfach in der "realität". das ist nirgendwo so. es gibt kampfünstler, die nicht wirklich kämpfen können, aber meister in ihrer kunst sind und es gibt erfolgreiche harte wettkämpfer im kampfsport und noch mehr SVler, die in der kneipe von unsportlichen schlägern vermöbelt werden. das ist das wahre leben und wie schade wäre es, wenn man umsonst trainiert hat. deshalb sollte der spaß am training immer das entscheidende sein. dass man dabei evtl. etwas mitnehmen kann, dass in einer SV situation weiter hilft, ist ein willkommener bonus. mein erster trainier in den FMA überhaupt hat mal bei übungen zur abwehr eines wirklich ernst gemeinten messerangriffs gesagt, das training erhöhe die chance, nicht schwer verletzt zu werden vielleicht von 5% auf 10% (das waren fiktive zahlen. es gibt keine statistik). das sei so wenig, dass er darauf niemals wetten würde, ABER, die chancen seien um das doppelte gestiegen - immerhin.
