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Thema: Original überliefertes Karate Kata Bunkai vorhanden?

  1. #121
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    Es geht doch gar nicht darum „über den Tellerrand zu schauen“, sondern darum wofür das eigene System gedacht war und wie es dieses Ziel erreicht, bzw. in wie weit diese Methoden heute noch bekannt sind, bzw. verstanden werden.

    Über den Tellerand gucken und neues (kennen) lernen ist doch außer Frage sinnvoll und gut.

    Wenn man dann aber versucht dieses „neue“ in seinem System zu finden oder zu integrieren, dann ist das etwas neues und nicht mehr das, was es mal war, da man eben nicht weiß ob es wirklich da war oder ob die Bewegung wirklich mal dafür gedacht war.
    Geändert von kanken (23-07-2023 um 10:28 Uhr)

  2. #122
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    @ Gibukai

    auch von mir danke für die Ausführungen. Zwei Nachfragen:

    Worin äußert sich denn Yoshitaka Funakoshis erhöhter Fokus auf Mobilität und Kampftauglichkeit? Er hat doch das Karate seines Vaters geändert?

    Wie sind die Partnerübungen deines Lehrers auf Youtube zu interpretieren? Sind das - eventuell von Funakoshi - entwickelte, "genormte" Kumite? Kannst du ein Beispiel sagen, wo sich eine Kumitesequenz in einer Katasequenz wiederfindet?

    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Da frage ich mich dann immer, ob es wirklich die Anwendungen sind, die so wichtig sind und nicht eher die Qualität des Kämpfers und sein Gefühl für Raum, Timing, Struktur, etc. Ich glaube ja Letzteres.
    Ich finde es immer befremdlich, wenn nonchalant über "Anwendungen" hinweggegangen wird. Im alten japanischen Jujutsu bspw. gibt´s ganze Sets, die nur Kuzushi schulen oder Sets für nur Würfe. Eben Partnerkata. Im Karate hat man das Gefühl, die halbe Welt schaut sich die Videos von Abernethy an in der Hoffnung, etwas Brauchbares zu finden. Wie dann der Wurf oder Takedown, wenn´s denn einer ist, technisch auszuführen ist, weiß dann wieder auch keiner. Abernethy macht´s wahrscheinlich auch eher dank seiner Physis.

    Aber offenbar gab´s zumindest früher im (Shotokan)-Karate auch diese Partnerkata-Didaktik.
    Geändert von Nick_Nick (23-07-2023 um 11:46 Uhr)

  3. #123
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Modernes Wettkampfkarate hat sich aus den Vorgaben der JKA bzgl. des sportlichen Wettkampfs entwickelt. Natürlich trainiert das Dinge die man in einer heutigen Kampfsituation „auf der Straße“ benötigt und natürlich können gute Wettkämpfer sich da ggf. auch gut durchsetzen. Das ist aber eben nicht die Art zu kämpfen, die die Leute in früheren Zeiten im Sinn hatten als sie die alten Kata kreierten.
    Jepp, das ist das Hauptproblem im modernen Karate. Da laufen alle Stränge eines vormals integrierten Systems unabhängig nebeneinander und entwickeln sich in verschiedene Richtungen. Selbst wenn man Wettkampf macht, muss man sich für Kata oder Kumite entscheiden und selbst vor 30 Jahren (ich hab‘ noch Beides gemacht), waren das schon deutlich unterschiedliche Trainingsinhalte.

    Andererseits nehme ich aktuell einen gewissen Willen bei manchen Beteiligten wahr, das Ganze wieder zu integrieren. Du hast natürlich recht, dass dann vermutlich etwas Neues dabei herauskommt. Es ist aber auch möglich, wenn man das noch vorhandene Wissen zusammenträgt und beachtet, einigermaßen nah‘ an das Original heranzukommen.

    Des weiteren, auch bei authentischen Linien muss man immer sehen, wie diese zustandekommen. Letztlich kann auch da keiner wissen, ob es nicht vor 300 Jahren mal einen Strukturbruch gab und was da verloren gegangen sein könnte.

    Summa summarum muss am Ende jeder KKler schauen, wo er sich die Informationen sucht und das gelingt dann dem Einzelnen mehr oder weniger gut. Sicher hast Du recht, dass man dabei auch andere Systeme betrachten und analysieren muss. Ich bin allerdings kein Freund davon, öfters die Systeme zu wechseln. Irgendwann sollte man lieber beim Eigenen bleiben und es sinnvoll ergänzen, denn das eindeutig beste System gibt es imho eh nicht.
    „Grau teurer Freund, ist alle Theorie. Und grün des Lebens goldner Baum.“

  4. #124
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    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Des weiteren, auch bei authentischen Linien muss man immer sehen, wie diese zustandekommen. Letztlich kann auch da keiner wissen, ob es nicht vor 300 Jahren mal einen Strukturbruch gab und was da verloren gegangen sein könnte.
    Natürlich waren die Systeme auch Anpassungen unterworfen, und natürlich sind sie in heutiger Zeit anachronistisch (nichtsdestotrotz mehr als praktikabel). Aber sie hatten einen realen Kampfhintergrund und wenn du den zeitlich-kulturellen Rahmen akzeptierst, in dem die Systeme spielen, bleiben buchstäblich keine Fragen offen. Das ist einfach ein von vorn bis hinten kohärentes Ganzes, inkl. Waffen. Das macht das Üben so befriedigend, eben weil man sich im Karate genügend Fragen stellt, die keiner beantworten kann.

    Den Unterschied merkst du innerhalb der ersten Übungseinheiten, deine Frage bspw. würde sich dann gar nicht mehr stellen.

  5. #125
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    Zitat Zitat von Nick_Nick Beitrag anzeigen
    Den Unterschied merkst du innerhalb der ersten Übungseinheiten, deine Frage bspw. würde sich dann gar nicht mehr stellen.
    Nee, tue ich nicht. Meine Kobudo-Linie bspw. ist authentisch. Da machst du aber erst einmal auch viel Kihon und Kata. Ferner sind die Angriffe wieder mit Kobudo-Waffen. Das ist zwar ein geschlossenes, in sich abgestimmtes System aber die Kampfrelevanz darf doch hinterfragt werden. Selbst später, wenn andere Waffen hinzukommen. Im übrigen ist die Theorie mit den Bauernwaffen, mit denen man sich gegen Samurai mit Schwertern gewehrt hat, ja wohl auch eher ne Marketinggeschichte aus dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert. Da bleiben reichlich Fragen offen.

    Ansonsten ist es genauso wie beim Kumite: Erst einmal sind es abgesprochene Formen von Angriff und Abwehr. Durch Steigerung von Geschwindigkeit, Rhythmus brechen, Fintieren, etc. kannst Du das dann unkooperativ steigern wenn Du willst. Aber Du bleibst immer in diesem System. Außer Du verabredest, wirklich frei zu kämpfen. Kenne aber niemanden, der das macht und wenn sieht vermutlich aus, wie bei diesen Kämpfen auf der Wiese, die hier mal immer wieder gezeigt wurden. Macht man das in den Koryu? (Überall anscheinend nicht. Ich kenne da, genauso wie im Karate, Leute, die nicht ansatzweise einen Plan davon haben, was Kampf ist.)
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  6. #126
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    Zitat Zitat von Nick_Nick Beitrag anzeigen
    Natürlich waren die Systeme auch Anpassungen unterworfen, und natürlich sind sie in heutiger Zeit anachronistisch (nichtsdestotrotz mehr als praktikabel). Aber sie hatten einen realen Kampfhintergrund und wenn du den zeitlich-kulturellen Rahmen akzeptierst, in dem die Systeme spielen, bleiben buchstäblich keine Fragen offen. Das ist einfach ein von vorn bis hinten kohärentes Ganzes, inkl. Waffen. Das macht das Üben so befriedigend, eben weil man sich im Karate genügend Fragen stellt, die keiner beantworten kann.

    Den Unterschied merkst du innerhalb der ersten Übungseinheiten, deine Frage bspw. würde sich dann gar nicht mehr stellen.
    Na aber auch bei authentischen Systemen gibt es doch ebenfalls diese Diskussion um Wirksamkeit. S. was die Hokushin Itto Ryu Leute immer kritisieren. Vom Sosuishi Ryu habe ich mal ein Interview mit einem hochrangigen Lehrer gesehen der meinte er weiß nicht, welche Bedeutung oder Anwendung eine spezielle Iai Kata hatte und vielleicht hatte sie nie eine. Bei anderen koryu ist bekannt, dass Kata und Know How verloren ging, weil der Soke bspw. jung starb. Daher ist die Aussage von Katamaus:

    Des weiteren, auch bei authentischen Linien muss man immer sehen, wie diese zustandekommen. Letztlich kann auch da keiner wissen, ob es nicht vor 300 Jahren mal einen Strukturbruch gab und was da verloren gegangen sein könnte.
    durchaus auch für manche alte Linien zutreffend.

  7. #127
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    Standard Nachfragen Nr. 2

    Hallo,

    (1) Die Formulierung, Y. Funakoshi habe das Karate seines Vaters „geändert“, finde ich aus meiner Perspektive ungenau bzw. problematisch – mal wieder, ich weiß, sorry!

    Ich würde es so formulieren, dass Y. Funakoshi im Karate seines Vaters teilweise andere Akzente setzte, also eher auf Kumite wertlegte und so bestimmte Aspekte der „Gymnastik“-Kata-Ausführungen ignorierte und stattdessen eher Kata in Anlehnung an Kumite ausübte, was u. a. die Betonung des Fudō-Dachi zur Folge hatte. Das war keine „Änderung“, die das Karate seines Vaters grundlegend verändert hätte. Immerhin war er der designierte Nachfolger seines Vaters. Leute, die G. Funakoshis Karate tatsächlich (zu stark) änderten, wurden verbannt, wie etwa H. Ōtsuka (1892–1982).

    Dass es keine grundlegende Veränderung war, zeigt sich auch am Beispiel der Ten no Kata, die vielleicht die wichtigste/erste Verbesserung des Lehrgebäudes im historischen Shōtōkan (1938–1945) darstellte. Wer meine „Nyūmon“-Übersetzung kennt, weiß, wie unglaublich viele technische Details in den Beschreibungen dieser „einfachen“ Kata enthalten sind und viele dieser technischen Details waren nicht „neu“, sondern sie wurden im „Nyūmon“ erstmals so deutlich und so gebündelt vermittelt. Auch Aspekte, die „kampftauglicher“ machen sollen, werden mittels dieser Kata in diesem Buch angesprochen.

    Beispiele für seine Betonung von Mobilität wären seine Fähigkeit, sich nicht treffen (berühren zu lassen), egal ob mit Faust („Zwei Meister“, S. 63 ff.) oder mit Säbel oder Stock („Band I“, S. 71).

    Er selbst gab u. a. den Ratschlag, dass kleine Menschen „Flinkheit“ auszubilden hätten („Band III", S. 20 und 23).

    (2) Über Youtube-Filme mit meinem Karate-Lehrer schreibe ich nur ungern, weil er selbst immer wieder betonte, dass sein Karate nicht mit den Augen und schon gar nicht via Filmaufnahmen (aber auch nicht mithilfe von Worten) verstanden werden kann. Daher fand er selbst es – meistens – auch nicht wirklich berauschend, wenn solche Filme mit ihm im Internet veröffentlicht wurden. Sie sind inhaltlich für Personen, die nicht über wenigstens ein paar Jahre Übungserfahrung in diesem Karate-Lehrgebäude mit seinen sehr spezifischen Inhalten und Zielen verfügen, nicht nachvollziehbar. Ich selbst kam zu ihm, lange bevor ich irgendwelche Bewegtbilder von ihm sah; und möglicherweise ist das auch gut so gewesen, da ich ohne unmittelbaren Kontakt mit ihm, vermutlich ebenfalls keine Ahnung gehabt hätte, was da in solcherlei Filmen wie und warum gemacht wird. Vermutlich hätte ich die Filminhalte – „schlauerweise“ – sogar als Show oder Unsinn abgetan.

    Vereinfacht kann ich schreiben, dass es sich in den meisten Fällen um mitgefilmte Unterrichts- bzw. Übungsszenen handelt, bei denen oft derselbe Körpereinsatz wie in der Kata-Übung zur Geltung kommt. Ausnahmen sind Stellen, an denen er zum besseren Verständnis Vergleiche zu anderen/schlechteren Arten von Körpereinsatz spüren lässt (wie geschrieben, mit Sehen allein funktioniert das leider nicht).

    Ich werde aus den obigen Gründen auch keine Beispielszenen verlinken. Allgemein kann ich aber ergänzen, dass er manchmal Kumite in der Art von G. Funakoshi spüren ließ, öfter aber Kumite in der Art von Y. Funakoshi (und dessen Übungspartnern/Schülern S. Egami [1912–1981] und T. Okuyama [1918–2006]). Viele Übungsformen hat er selbst entwickelt, um den körperlichen und geistigen Zugang zu den erforderlichen „Qualitäten“ (wieder körperlich wie geistig) zu vereinfachen. Das sind dann in Filmen besonders „komisch“ wirkende Partnerübungen, die so gar nicht nach „Karate“ aussehen.

    Um nicht missverstanden zu werden: Allen Mitgliedern meiner Minigruppe kann ich (mittlerweile) eben diese Qualitäten – mit Körperkontakt – vermitteln und so selbst immer besser werden. Denn diese Qualitäten bewirken, dass Übung und Übungsfortschritt auf hohem Niveau auch mit siebzig, achtzig, ja, mit neunzig Jahren möglich ist. Und ich meine Partnerübung (Kumite). Ich habe genau das mit ihm erlebt. Und nur ihm verdanke ich dieses spezifische Wissen und Können. (Ach so: Das ist kein „Missionieren“, da unsere Minigruppe mini ist und mini bleiben wird …)

    Um vielleicht mal zwei Beispiele ohne Videoschnipsel zu geben, Folgendes: Bei einer bestimmten Partnerübung mit einer mir zuvor unbekannten Person, wunderte ich mich, warum mein Tun keine Wirksamkeit am/im Körper des Angreifers entfaltet. Das sah dann von außen statisch aus, d. h. ich bewegte mich äußerlich kaum. Mein Karate-Lehrer sah das und frug mich, ob ich Jion kenne. Seine Frage nach der Kata Jion war eher rhetorischer Natur. Ich selbst begriff irgendwie sofort, worauf er hinauswollte und änderte ein Detail, was dazu führte, dass mein Gegenüber – wie von mir gewollt – in Bewegung geriet. Wer das von außen gesehen hätte, hätte keine körperliche Bewegung (also auch keinen Ablauf der Kata Jion) gesehen, da sich meine körperliche Anpassung unter meiner Haut abspielte.

    In einem anderen Fall (der sich zum besseren Verständnis im Laufe der Jahre wiederholte) bestand meine Aufgabe darin, seine Handgelenke zu greifen. Von außen betrachtet bewegte sich mein Lehrer daraufhin kaum, dafür versetzte er mich in Bewegung, und zwar nacheinander in die unterschiedlichsten Richtungen. Dann meinte er: „Das war Meikyō, verstehst Du!?“ Nein, beim ersten Mal verstand ich nicht, weil er selbst sich äußerlich nicht bewegt hatte. Erst mit der Zeit begriff ich, was das alles mit der Kata Meikyō zu tun hatte. Und nun befindet sich dieses körperliche Wissen in meinem Körper, was an sich auch schon ziemlich „verrückt“ ist …

    „Genormt“, um dieses Wort zu gebrauchen, ist verkürzt ausgedrückt also der technische Kern, die technische Fertigkeit (Waza), die Art und Weise, w i e Wirksamkeit erreicht wird, letztlich egal mit w a s für einer Art von Geste. Bei meinem Lehrer war im Kumite alles Waza, manchmal als „echte“ Tsuki-Bewegung erkennbar/definierbar, manchmal scheinbar (!) ohne irgendeine Handlung seinerseits, in den meisten Fällen – nicht immer, er war kein Gott – aber umwerfend wirksam … Allerdings ist dafür selbstverständlich ordentliche, längerfristige, geduldige, lernwillige, selbstkritische Übung mit entsprechenden Übungsformen (eben auch festgelegten Kata und Kumite) erforderlich.

    Grüße,

    Henning Wittwer

  8. #128
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    @ Gibukai

    vielen Dank!

    Ist - wieder - ein sehr wertvoller Beitrag, ist gespeichert. Und ich bin erstaunt, dass es auch im Shotokan eine so stringente Linie gibt, in der die Rädchen diffizil ineinandergreifen.

    Dass Yoshitakas "Änderungen" in dem Sinne keine waren, war mir nicht bekannt, hat aber absolut Sinn.

    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Nee, tue ich nicht. Meine Kobudo-Linie bspw. ist authentisch. Da machst du aber erst einmal auch viel Kihon und Kata. Ferner sind die Angriffe wieder mit Kobudo-Waffen. Das ist zwar ein geschlossenes, in sich abgestimmtes System aber die Kampfrelevanz darf doch hinterfragt werden. Selbst später, wenn andere Waffen hinzukommen.
    OK, da haben wir Verschiedenes kennengelernt. Wobei ich statt „authentisch“ eher hätte „komplett“ schreiben sollen. Dass eine Schule also alle aus ihrer Sicht möglichen Eventualitäten abdeckt. So wie es Gibukai für sein Karate beschreibt, in dem auch der Stock enthalten ist und sicher ein Ganzes mit dem waffenlosen Teil bildet. Oder Samuraischulen, in denen alle möglichen Szenarien von Auseinandersetzungen mit und ohne Waffen abgebildet werden. In kankens Bagua auch. Da ergeben sich eben keine Fragen mehr, warum etwas wie gemacht wird. Was zugegebenermaßen wenig über die Kampfausbildung aussagt.

    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Ansonsten ist es genauso wie beim Kumite: Erst einmal sind es abgesprochene Formen von Angriff und Abwehr. Durch Steigerung von Geschwindigkeit, Rhythmus brechen, Fintieren, etc. kannst Du das dann unkooperativ steigern wenn Du willst. Aber Du bleibst immer in diesem System. Außer Du verabredest, wirklich frei zu kämpfen. Kenne aber niemanden, der das macht und wenn sieht vermutlich aus, wie bei diesen Kämpfen auf der Wiese, die hier mal immer wieder gezeigt wurden. Macht man das in den Koryu? (Überall anscheinend nicht. Ich kenne da, genauso wie im Karate, Leute, die nicht ansatzweise einen Plan davon haben, was Kampf ist.)
    In Kurzfassung: Ist m.W. auch in Koryu ein Problem, und das machen wie du sagst nicht ansatzweise alle Schulen. Aber da gibt´s hier profundere Kenner „der“ Koryu, die sich detaillierter äußern könnten.

    Mich fasziniert jedenfalls "bei uns" - auch - die Didaktik, wie von Partnerkata zu realistischen Anwendungen gegangen wird, ohne die Prinzipien der (Partner)Kata zu verlassen. Ist kein Hexenwerk, aber aus dem Karate kenne zumindest ich´s eben nicht.

  9. #129
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    Zitat Zitat von FireFlea Beitrag anzeigen
    Na aber auch bei authentischen Systemen gibt es doch ebenfalls diese Diskussion um Wirksamkeit. S. was die Hokushin Itto Ryu Leute immer kritisieren.
    Stimmt, s.o.

    Zitat Zitat von FireFlea Beitrag anzeigen
    Vom Sosuishi Ryu habe ich mal ein Interview mit einem hochrangigen Lehrer gesehen der meinte er weiß nicht, welche Bedeutung oder Anwendung eine spezielle Iai Kata hatte und vielleicht hatte sie nie eine
    Das würde ich jetzt als nicht so gravierend einstufen, wenn´s Einzelfälle sind (unklare Kata innerhalb der Schule). Und vielleicht ist´s eine Kata, die noch entschlüsselt werden muss und sein Lehrer lässt ihn noch tüfteln.

    Zitat Zitat von FireFlea Beitrag anzeigen
    Bei anderen koryu ist bekannt, dass Kata und Know How verloren ging, weil der Soke bspw. jung starb.
    Nach meinem Wissen ist die Schule in dem Moment aus Koryu-Sicht tot, wenn es keinen Menkyo Kaiden oder ähnlich mehr gibt.

  10. #130
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    Hallo,

    Zitat Zitat von Ripley Beitrag anzeigen
    Genau DAS scheint mir aber ein weit verbreitetes Hobby speziell von Karatekas jeglicher Couleur zu sein: Der Welt zu verkünden, dass nur das eigene Karate das Echte, Wahre, Authentische ... (beliebig zu ergänzen) ist und alles andere eben nur Mist. Zumindest kein Karate. Oder wenigstens kein gutes.
    Ich würde sogar noch weiter gehen und postulieren, dass es notwendig ist, Karate verschieden zu interpretieren und zu üben. Dies ergibt sich schon allein aus dem gesundheitlichen Aspekt.

    Als ich für die letzte Danprüfung geübt habe, habe ich mich vor allem darauf konzentriert, korrekte tiefe Stände einzunehmen. Dies ist etwas, was bei uns im Training eigentlich nicht so stark betont wird. Das Ergebnis war, dass nach ein paar Monaten mein rechtes Knie nachgegeben hat. Ich konnte für eine ganze Weile weder liegen, noch sitzen, noch stehen, noch laufen.
    Ich habe schon immer vieles anderes und gesundheitsorientierer gemacht, aber das war der letzte Schubs, um mit aller Konsequenz alles rauszuschmeißen, was schädlich ist. Und siehe da, ich war tatsächlich in der Lage, die Probleme wegzutrainieren. Ich bin jetzt wieder völlig schmerzfrei.

    Ich trainiere Erwachsene; die meisten davon älter als ich - ahem, also noch alter als ich. Wir haben Leute mit Knieproblemen, Überlebende von schweren Verkehrsunfällen, Leute, deren Bauchdecke von einem Netz zusammengehalten wird, ...
    Jeder von denen kann bei uns Karate üben, weil ich für jeden sein persönliches Karate zusammenbastle. Was nicht geht, wird modifiziert oder gleich durch etwas anderes ersetzt.

    Es sieht natürlich etwas komisch aus - aber es ermöglicht Leuten, die sonst keinen Sport machen könnten, Karate zu erlernen. Ich kann daran nichts Negatives finden.

    Es ist wieder faszinierend zu beobachten, zu welchen geistigen Fehlleistungen Menschen in der Lage sind. Ich war schon dabei, als auf einem Lehrgang der Trainer erzählt hat, wie gesund Karate sei und dass es bis ins hohe Alter betrieben werden könne. Während er selbst künstliche Hüften hat!

    Auch immer wieder faszinierend: Wenn man sich in der Pause mit Leuten unterhält, und die sich die ganze Zeit aufregen und beklagen, weil der sich wieder mit dem zerstritten hat, weil der den Verband gewechselt hat, weil der seinen eigenen Laden aufgemacht hat, weil der ... - völlig unverständlich, wie können dir nur, wir machen doch alle Karate, wir können uns doch alle vertragen und miteinander klarkommen.
    Eine halbe Sekunde später sehen sie meinen Patch am Ärmel und fragen mich, was das jetzt soll und warum ich den Scheiß jetzt mache

    Zitat Zitat von Ripley Beitrag anzeigen
    Ich bin jetzt sicher nicht so weit in der Karatewelt herumgekommen wie manch anderer hier, aber wo ich war, habe ich interessiert geguckt, was es da für mich mitzunehmen und abzuholen gibt.
    Ich fahre auch auf viele verschiedene Lehrgänge, um zu sehen, was die da so machen und ob ich etwas übernehmen kann. Ich kann eigentlich fast überall ein paar Kleinigkeiten oder Übungen mitnehmen.

    Zitat Zitat von Ripley Beitrag anzeigen
    Außer wenn mir einer schon beim Betreten des Dojo einen vom Pferd erzählen will, wie "Karate" geht und nur so und auf keinen Fall anders ...
    Es gibt auch überraschende Ausnahmen. Als ich vor kurzem auf Dienstreise war, habe ich in einem JKA-Dojo mit trainiert, die zwar die entsprechenden Techniken entsprechend ausgeführt haben, aber sonst ganz entspannt drauf waren. Und hinterher sind wir ein Bier (also ich eine Cola) trinken gegangen und haben uns gemütlich ausgetauscht. Hatte ich so nicht erwartet.
    Die haben allerdings auch focus mitts im Training verwendet. Sie sind also schon auf dem halben Weg zu Ketzerei

    Grüße
    Sven

  11. #131
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    Zitat Zitat von CeKaVau Beitrag anzeigen

    ...
    Jeder von denen kann bei uns Karate üben, weil ich für jeden sein persönliches Karate zusammenbastle. Was nicht geht, wird modifiziert oder gleich durch etwas anderes ersetzt.

    Grüße
    Sven
    Neinneinnein! Bei RICHTIGEN Karate machen ALLE auf EIN Kommando GENAU die GLEICHE Bewegung! Manchmal auch Kombination. SO geht das.

  12. #132
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    Sven, mich stört keineswegs, wenn Leute, auch Trainer für sich und ihre Schüler ein "eigenes" Karate entwickeln, abwandeln, anatomischer, ergonomischer etc. machen.

    Was mir auf die Nuss geht, ist vielmehr der Absolutheitsanspruch und die Überheblichkeit, mit dem so mancher (sorry, es sind halt meist Kerle) das eigene Gemenge dann als DAS EINZIG RICHTIGE darstellt und alles andere abtut als falsch, unauthentisch, nicht heldenhaft genug und was der Vorwürfe mehr ist.

  13. #133
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    Zitat Zitat von CeKaVau Beitrag anzeigen
    Als ich für die letzte Danprüfung geübt habe, habe ich mich vor allem darauf konzentriert, korrekte tiefe Stände einzunehmen. Dies ist etwas, was bei uns im Training eigentlich nicht so stark betont wird. Das Ergebnis war, dass nach ein paar Monaten mein rechtes Knie nachgegeben hat. Ich konnte für eine ganze Weile weder liegen, noch sitzen, noch stehen, noch laufen.
    Ich habe schon immer vieles anderes und gesundheitsorientierer gemacht, aber das war der letzte Schubs, um mit aller Konsequenz alles rauszuschmeißen, was schädlich ist. Und siehe da, ich war tatsächlich in der Lage, die Probleme wegzutrainieren. Ich bin jetzt wieder völlig schmerzfrei.

    Ich trainiere Erwachsene; die meisten davon älter als ich - ahem, also noch alter als ich. Wir haben Leute mit Knieproblemen, Überlebende von schweren Verkehrsunfällen, Leute, deren Bauchdecke von einem Netz zusammengehalten wird, ...
    Jeder von denen kann bei uns Karate üben, weil ich für jeden sein persönliches Karate zusammenbastle. Was nicht geht, wird modifiziert oder gleich durch etwas anderes ersetzt.
    Und genau deswegen halte ich es für nicht so optimal, irgendwo anders Prüfung zu machen. Denn Du trainierst eigentlich was anderes, als in der Prüfung verlangt wird, zwingst Dich dann, irgendeine Norm zu erfüllen, die keinen Mehrwert für Dich hat, die Prüfer geben Dir eine Graduierung auf Basis einers Standards, nur damit Du dann wieder etwas anderes an Deine Leute unterrichtest. Die dann selbst wieder irgendwas machen müssen, was sie nicht können/wollen, wenn sie selbst vor einer Prüfung stehen. Welchen Mehrwert hat dann so eine Prüfung noch?

  14. #134
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    @Gibukai Wollte mich für deine interssanten Ausführungen bedanken. War wie immer höchst interssant diese zu lesen.

  15. #135
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    Hallo,

    Zitat Zitat von FireFlea Beitrag anzeigen
    Und genau deswegen halte ich es für nicht so optimal, irgendwo anders Prüfung zu machen.
    Meine Leute machen ihre Prüfungen fast alle bei mir. Allerdings sind die Prüfungen nicht ganz so, wie sie auf Lehrgängen in der Pause gemacht werden. Es gibt auch Leute von außerhalb, die immer wieder für ihre nächste Graduierung bei mir vorbei kommen. Auch das liegt an der speziellen Sven-Prüfungs-Methode. Allerdings gibt es auch Leute, die bei mir Prüfung gemacht haben, und nie wieder kommen. Das ist völlig Okay, wenn sie bei mir nicht finden, was sie suchen, ist es gut und schön, einfach weiter zu suchen.

    Ich denke aber mal, Du hast eher darauf angespielt, warum ich eine Prüfung gemacht habe, obwohl ich dafür meine Motorik umstellen musste.

    Zum ersten, hat mir mein Prüfer noch nie gesagt, Du musst Deine Füße mehr nach vorn drehen; ich habe schon immer Enten-Karate gemacht. Nichts desto Trotz war ein immer ein (kleinerer) Kritikpunkt.
    Ich wollte meinen Prüfer überraschen (wir kennen uns schon ziemlich lange) und habe deshalb speziell auf die Fußausrichtung hintrainiert. Nicht sehr weise, aber ich habe ja auch nie behauptet, besonders clever zu sein.

    Zum zweiten: Warum überhaupt Prüfung, wenn das Programm eigentlich gar nichts mehr mit dem Karate zu tun hat, wie ich es ausübe?

    Die Frage habe ich in der Tat schon häufiger bekommen; die Antwort ist so einfach, dass es die meisten nur mit einem Kopfschütteln zu Kenntnis nehmen: Weil ich es so möchte.
    Das ist der ganze Grund: Weil ich es so möchte.

    Grüße
    Sven

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