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Thema: Karate überlebt nur als Sport?

  1. #16
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    Zitat Zitat von Björn Friedrich Beitrag anzeigen
    Ich war letztens auf einem BJJ Turnier und da hingen unzählige Banner, Flaggen, etc. aber nicht ein Bild von Helio Ich meine 30 Jahre nachdem diese Kampfkunst bekannt wurde, ist die Wertschätzung für den Gründer und die Tradition gleich Null und sowas ist für mich unverständlich.
    Umgekehrt habe ich noch nie ein Interview mit einem Gracie gehört, wo dieser auf die Bedeutung von Mitsuyo Maeda hingewiesen hätte. Und wenn man dann dort ist, wie geht es weiter? Die ganze Ahnenreihe über Kano und dessen Lehrer? Was ist mit jüngeren Einflüssen? Jeder, der eine populäre Guard "erfunden" hat, kriegt eine Plakette? Und was ist mit den Techniken, die weder aus dem Judo noch aus dem BJJ kommen, sondern irgendwann von irgendwem eingeführt worden sind, der sie aber wieder von jemand gelernt hat?
    Den Beginn von BJJ als Kampfkunst an einer Person festzumachen ist aus meiner Sicht auch nicht einfach, nachdem der Sport der dominante Faktor für die Erfolgsgeschichte gewesen sein dürfte, und zwar das ganze 20. und 21. Jh. hindurch. Die Trennung von Kampfkunst und SV wird dann nochmals komplizierter.

  2. #17
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    Zitat Zitat von marq Beitrag anzeigen
    anwendungsbezogen auf was ? SV? Krieg? waffenlos? mit waffen?

    nur die reale anwendung deckt lücken auf.



    warum muss ein gründer ( war er es wirklich) verherrlicht werden? verstehe ich nicht.
    ... auf alle 4.
    da ist die reale anwendung (nicht im auch noch so harten "kameradschaftlichen" sport)
    und diese "anwendungsbezogenheit" wird halt immer weniger. gibt ja auch nicht mehr so viele tatsächlichen anwendungen bei den ganzen trainern und instruktoren in den KKs, die das marketingmäßig behaupten - auch nicht bei deren kunden. da sind "anwender" eindeutig eine winzige minderheit.
    "I prefer them to be awake when I severe their arms and beat them to death with it." Maul Mornie und sein Verhältnis zu k.o.s

  3. #18
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    Gäbe es kaum Kampfkünste - ich und viele andere würden welche erschaffen
    "Es gibt keine Abkürzung, sondern nur Arbeit, Schweiß und Schmerzen." Chibana Choshin

  4. #19
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    Zitat Zitat von marq Beitrag anzeigen
    was ist denn eigentlich eine kampfkunst?

    eine bewegungslehre mit historischem anwendungshintergrund?
    Zwei Punkte: Einerseits (spezifische) Fitness- und Gesundheitsübung, oft als Kata. Und systematische Erforschung der Möglichkeiten in einer (Zwei)kampf-Situation und deren Übung.

  5. #20
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    Zitat Zitat von surviver21 Beitrag anzeigen
    Einerseits (spezifische) Fitness- und Gesundheitsübung...
    dann sind "meine" kampfkünste keine kampfkünste. nix mit fitness und gesundheit als ausdrückliches thema (aber als nebeneffekt des trainings, das auch kraft und ausdauer fördert, natürlich eines der resultate. andererseits ist ja "kämpfen lernen" - egal wo und wie jetzt - auch so ne art gesundheitsvorsorge. kann einem evtl. sogar das leben retten).
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  6. #21
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    Zitat Zitat von amasbaal Beitrag anzeigen
    dann sind "meine" kampfkünste keine kampfkünste. nix mit fitness und gesundheit als ausdrückliches thema (aber als nebeneffekt des trainings, das auch kraft und ausdauer fördert, natürlich eines der resultate. andererseits ist ja "kämpfen lernen" - egal wo und wie jetzt - auch so ne art gesundheitsvorsorge. kann einem evtl. sogar das leben retten).
    Beide Pole sind immer enthalten, aber die Ausprägung und Schwerpunktsetzung variiert. Auch über die Zeit, wie ich merke.

  7. #22
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    Zitat Zitat von amasbaal Beitrag anzeigen
    dann sind "meine" kampfkünste keine kampfkünste. nix mit fitness und gesundheit als ausdrückliches thema (aber als nebeneffekt des trainings, das auch kraft und ausdauer fördert, natürlich eines der resultate. andererseits ist ja "kämpfen lernen" - egal wo und wie jetzt - auch so ne art gesundheitsvorsorge. kann einem evtl. sogar das leben retten).
    Ich werfe mal ganz zwanglos den Kunstbegriff "Kampfhandwerk" (denglish "combat craft") in die Runde
    Geändert von period (16-12-2023 um 08:46 Uhr)

  8. #23
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    Zitat Zitat von Gibukai Beitrag anzeigen
    Unter "Karate" verstehen diese beiden Autoren jedoch bereits das, was ich als "Sport-Karate" bezeichnen möchte, d. h. jene bereits stark abgewandelten Disziplinen, die seit den 1950er Jahren herkömmliches Karate fast gänzlich an den Rand der öffentlichen Wahrnehmung gedrängt haben.
    Im Gegensatz zu den Autoren denke ich, dass das heutige Sport-Karate längerfristig dem Untergang geweiht ist, aber vielleicht schließe ich da zu sehr aus meinem Umfeld. Er Wettkampf als mittlerweile zentrales Element hat den Breitensport medial an den Rand gedrängt, weil sich die Protagonisten in ihrem Olympiawahn erträumt haben, damit irgendwie gut Kohle machen zu können, was imho zum Scheitern verurteilt ist. Dafür wird es nie attraktiv genug sein und je unrealistischer es im Bezug auf Kämpfen wird, desto unattraktiver wird es auch für die Zuschauer.

    Ich sehe da eher den umgekehrten Trend: das Thema SV wird in der Gesellschaft immer wichtiger (auch zu erkennen an dem blühenden Bunkaiismus). Somit hat „ursprünglicheres“ (was man darunter auch immer verstehen will - ist ja nen eigenen Faden wert) Karate, wie z.B. diverse Okinawa-Stilrichtungen aber auch Shotokan, wenn es sich wieder mehr auf die Ausbildung auch kämpferischer Fähigkeiten als Teilaspekt konzentrierte. Ich denke, dass die Ideen des Gründers auch in der heutigen Zeit noch attraktiv sind. Es muss sie halt auch jemand lehren.
    „Grau teurer Freund, ist alle Theorie. Und grün des Lebens goldner Baum.“

  9. #24
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    Hallo,

    die Eingangsfrage des verlinkten Artikels lautet „Quo Vadis, Karate?“, wobei ich die Argumentation der Autoren ziemlich naiv finde, da sie scheinbar Sport-Karate als Ausgangspunkt nehmen, um dann zu dem Ergebnis zu gelangen, dass wohl drei Arten von sportlichen Wettkämpfen die nähere Zukunft von Karate (d. h. Sport-Karate) bestimmen sollen. Um diesen Artikel in „ArchBudo“ veröffentlichen zu können, mussten sie umgerechnet mehr als zweitausendfünfhundert Euro zahlen – und der „Mehrwert“ für Leser besteht dann tatsächlich darin, „Karate“ (Sport-Karate) als Wettkampfsport erklärt zu bekommen.

    Ich las den Artikel in der Hoffnung, da vielleicht tatsächlich mal ein paar sinnvolle Gedankengänge über die komplexe Karate-Welt der Gegenwart anzutreffen. Stattdessen enthält er schale Allgemeinplätze über Sport-Karate, das „Karate“ genannt wird. Somit werden unbedarfte Leser den Eindruck gewinnen, „Karate“ sei tatsächlich sportlicher Wettkampf. Irgendwie erinnert mich dieser – erzwungene – Rückschluss an die vor mehreren Jahren vom damaligen Präsidenten des größten deutschen Dachverbands für Sport-Karate während einer Diskussion im nicht mehr existenten Karate-News-Forum mit meiner Beteiligung getätigte Aufforderung, „Karate“ abseits der WKF/JKF sei nicht „Ernst zu nehmen“. Ob das in diesem Fall Absicht oder Ahnungslosigkeit der Autoren ist, weiß ich nicht. Einer der Beiden ist zumindest Inhaber einer Hachidan-Lizenz (8. Dan).

    Zu den Anschlussfragen: Falls die Frage danach, was „Kampfkunst“ sei, nicht rhetorischer Natur sein sollte, dann halte ich sie für zu komplex, um sie mit ein, zwei Sätzen zu beantworten. Bei Interesse würde ich bitten, mein „Hoplo“-Buch zu lesen, weil ich darin genau den Fragen, was Kampfkunst und was Karate sind, mithilfe alter japanischer und europäischer Quellen auf den Grund gehe.

    Aus meinem Blickwinkel kann die Frage über die Zukunft von Karate auch nicht für alle „Richtungen“, Organisationen und Strömungen des Karate übereinstimmend beantwortet werden. „Kampfhandwerk“, das „Sicherheitsbehörden“ zugänglich gemacht werden könnte, wäre z. B. aus Sicht des Karate-Dō Shōtōkan-Ryū fraglos machbar. Wie die Geschichte zeigt, ist das nämlich bereits wiederholt geschehen. Aber: Dies würde Karate-Dō Shōtōkan-Ryū stark einschränken. G. Funakoshi (1868–1957) erachtete diesen „handwerklichen“ Teil seines Karate „nur“ als Startrampe. Für ihn (und zwei seiner Lehrer) war das nahezu perfekte Beherrschen unbewaffneter und bewaffneter „Techniken“ (in der Partnerübung) der Anfang zum Übergang auf einen „Weg“, der weiteren technischen Fortschritt bis ins hohe Alter ermöglichte und der in der Partnerübung zur Anwendung kam. Für den „handwerklichen“ Teil reicht ein bestimmtes Ausmaß an Training. Dieses Ausmaß wirkt aber „langweilig“, wenn der eigene Lehrmeister einem zeigt, was für ein technisches Niveau darüber hinaus erreichbar wäre.

    Da ich selbst an Trainings und Lehrgängen bei diversen Welt- und Europameistern, Landes- und Bundestrainern aus Japan, Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Holland, Deutschland (Kumite wie Kata) teilgenommen habe und deren technische Fertigkeit z. T. auch „fühlen“ durfte, kenne ich den Unterschied zwischen Sport-Karate und „anderem“ Karate. Darum war der verlinkte Artikel für mich nicht so berauschend …

    Grüße,

    Henning Wittwer

  10. #25
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    Ich kann Schlussfolgerungen wie MMA sind Neo-Gladiatorenkämpfe, kein Budo und daher kann Karate nicht in diesem Rahmen trainiert werden, nicht mehr hören. Später ist dann noch davon die Rede, dass Karate im "proper spirit of Budo" trainiert werden müsse. Aha. Wäre vielleicht auch mal nicht schlecht im Text zu verorten, was der sog. richtige Weg des Budo sein soll...

  11. #26
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    Zitat Zitat von Gibukai Beitrag anzeigen
    Darum war der verlinkte Artikel für mich nicht so berauschend …
    Sehr freundlich formuliert. Pseudo-wissenschaftlich und nichts-sagend „to say the least“.
    „Grau teurer Freund, ist alle Theorie. Und grün des Lebens goldner Baum.“

  12. #27
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    Zitat Zitat von Gibukai Beitrag anzeigen

    die Eingangsfrage des verlinkten Artikels lautet „Quo Vadis, Karate?“, wobei ich die Argumentation der Autoren ziemlich naiv finde, da sie scheinbar Sport-Karate als Ausgangspunkt nehmen, um dann zu dem Ergebnis zu gelangen, dass wohl drei Arten von sportlichen Wettkämpfen die nähere Zukunft von Karate (d. h. Sport-Karate) bestimmen sollen. Um diesen Artikel in „ArchBudo“ veröffentlichen zu können, mussten sie umgerechnet mehr als zweitausendfünfhundert Euro zahlen – und der „Mehrwert“ für Leser besteht dann tatsächlich darin, „Karate“ (Sport-Karate) als Wettkampfsport erklärt zu bekommen.
    Henning Wittwer
    Sehr gut erkannt, der Artikel liest sich generell wie von einem Menschen geschrieben, der sich wichtig machen will, jedoch nicht wirklich viel von der Materie versteht. Wenn ich schon solche Glanzstücke lese wie in seiner Introduction:

    For the multi-million audience, the attraction is not only the knockout of the opponent, when the competitors fight in a vertical position. The norm in MMA is to massacre a lying opponent. Meanwhile, such a model contradicts both the criteria of self-defence [34, 7, 35], as well as the provisions of the Olympic Charter and the philosophy, ethics, and social mission of sport [36, 37]

    Ich habe noch nie mitbekommen, dass ein Mensch bei einem MMA Kampf auf dem Boden massakriert wurde, dass der Verlierer eines Straßenkampfes hingegen „massakriert“ wird wenn er am Boden liegt kommt durchaus vor. Faktentechnisch ergibt diese Aussage also schonmal keinen Sinn, solche absichtlichen Falschdarstellungen passen nicht zu dem wissenschaftlichen Niveau, das der Herr vortäuschen will. Da will sich wohl jemand als „großer Name“ in der Szene in Stellung bringen mit ein paar windigen Veröffentlichungen.

    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Im Gegensatz zu den Autoren denke ich, dass das heutige Sport-Karate längerfristig dem Untergang geweiht ist, aber vielleicht schließe ich da zu sehr aus meinem Umfeld. Er Wettkampf als mittlerweile zentrales Element hat den Breitensport medial an den Rand gedrängt, weil sich die Protagonisten in ihrem Olympiawahn erträumt haben, damit irgendwie gut Kohle machen zu können, was imho zum Scheitern verurteilt ist. Dafür wird es nie attraktiv genug sein und je unrealistischer es im Bezug auf Kämpfen wird, desto unattraktiver wird es auch für die Zuschauer.

    Ich sehe da eher den umgekehrten Trend: das Thema SV wird in der Gesellschaft immer wichtiger (auch zu erkennen an dem blühenden Bunkaiismus). Somit hat „ursprünglicheres“ (was man darunter auch immer verstehen will - ist ja nen eigenen Faden wert) Karate, wie z.B. diverse Okinawa-Stilrichtungen aber auch Shotokan, wenn es sich wieder mehr auf die Ausbildung auch kämpferischer Fähigkeiten als Teilaspekt konzentrierte. Ich denke, dass die Ideen des Gründers auch in der heutigen Zeit noch attraktiv sind. Es muss sie halt auch jemand lehren.
    Genau, die Zeiten werden härter und damit einher gibt es auch mehr und mehr Menschen, die sich mit dem SV Aspekt befassen.
    Es ist immer das selbe Problem. Um die Techniken mit Widerstand zu üben muss man eine Art Sportsystem mit Regeln erschaffen, damit die Leute üben können ohne sich gegenseitig umzubringen. Und irgendwann verselbstständigt sich das alles, da eine relativ kleine Gruppe der Trainierenden sich voll auf den Erfolg im Sport versteift und eine Menge Techniken ausführt, die im Regelsystem Punkte bringen, aber im echten Leben tödlich sind. Da kommen dann die Videos her von Leuten, die z.B. in einem Straßenkampf minutenlang den anderen am Boden in einem Rear Naked Choke halten, nur um einen Fußtritt gegen den Kopf von seinem Kumpel sich einzufangen.
    Das sickert dann irgendwann zur breiten Masse durch und diese orientiert sich dann wieder in Richtung eines anderen Kampfsport, der mehr „Wehrhaftigkeit“ verspricht. Karate kam in den 60ern groß raus, da die damaligen Kämpfer jeden verwursten konnten, der mit Ihnen fegen wollte. Judo ebenso. Aikido war mal in den 90ern die Mega-Kunst, da viele an die Unbesiegbarkeit des Aikidoka glaubten. BJJ explodierte die letzten 20 Jahre, aber da man da auch weggeht von der Selbstverteidigung hin zum Turnier löst sich da grade der Hype auf. Immer wenn sich zeigt, dass die Kämpfer einer Kampfkunst nur noch in Turnieren punkten können, aber im echten Leben als Sandsäcke herhalten interessiert sich die breite Masse nicht mehr dafür. Deswegen ist ja heute alles MMA und Muay Thai, weil da noch nicht so viele Videos rumkursieren von im Straßenkampf versagenden Kämpfern.

    Eine Kampfsportart kann nur dauerhaft erfolgreich sein, wenn Sie auch tatsächlich auf den Ernstfall vorbereitet. Wenn man hingegen der Logik dieses Autoren folgt, dann gäbe es bald nur noch Karate als Turniersystem und dann wäre Karate effektiv tot. Keine Kampfkunst kann überleben, wenn Sie sich zu sehr von Ihrer Wurzel, der Selbstverteidigung, dem Kampf, entfernt. Denn dann könnte man ebensogut auch Stockschießen oder Golfen, da kann man auch Turniere bestreiten, nur mit weit weniger Verletzungsgefahr.

    Deswegen explodiert ja auch HEMA, während (Sport)Fechten zur Randerscheinung geworden ist. Es ist dem normalgeistigen Menschen nicht zu vermitteln, warum bei einem Doppeltreffer der um eine 1/10 Sekunde schnellere den Treffer zugesprochen bekommt, wenn in der Realität jetzt beide tot wären.

  13. #28
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    Zitat Zitat von Kaj1 Beitrag anzeigen
    Sehr gut erkannt, der Artikel liest sich generell wie von einem Menschen geschrieben, der sich wichtig machen will, jedoch nicht wirklich viel von der Materie versteht. Wenn ich schon solche Glanzstücke lese wie in seiner Introduction:

    For the multi-million audience, the attraction is not only the knockout of the opponent, when the competitors fight in a vertical position. The norm in MMA is to massacre a lying opponent. Meanwhile, such a model contradicts both the criteria of self-defence [34, 7, 35], as well as the provisions of the Olympic Charter and the philosophy, ethics, and social mission of sport [36, 37]

    Ich habe noch nie mitbekommen, dass ein Mensch bei einem MMA Kampf auf dem Boden massakriert wurde, dass der Verlierer eines Straßenkampfes hingegen „massakriert“ wird wenn er am Boden liegt kommt durchaus vor. Faktentechnisch ergibt diese Aussage also schonmal keinen Sinn, solche absichtlichen Falschdarstellungen passen nicht zu dem wissenschaftlichen Niveau, das der Herr vortäuschen will. Da will sich wohl jemand als „großer Name“ in der Szene in Stellung bringen mit ein paar windigen Veröffentlichungen.
    Genau das habe ich schon öfter gelesen. Karate ist "Budo" und vermittelt Werte, während das Boxen, Fussball oder was weiß ich das angeblich nicht tun. Müssen ja tolle Werte sein, wenn man sich da selbst ständig überhöhen und abgrenzen muss, ohne wirklich zu wissen, was die anderen eigentlich machen.

  14. #29
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    Zitat Zitat von Kaj1 Beitrag anzeigen
    Sehr gut erkannt, der Artikel liest sich generell wie von einem Menschen geschrieben, der sich wichtig machen will, jedoch nicht wirklich viel von der Materie versteht. Wenn ich schon solche Glanzstücke lese wie in seiner Introduction:

    For the multi-million audience, the attraction is not only the knockout of the opponent, when the competitors fight in a vertical position. The norm in MMA is to massacre a lying opponent. Meanwhile, such a model contradicts both the criteria of self-defence [34, 7, 35], as well as the provisions of the Olympic Charter and the philosophy, ethics, and social mission of sport [36, 37]

    Ich habe noch nie mitbekommen, dass ein Mensch bei einem MMA Kampf auf dem Boden massakriert wurde, dass der Verlierer eines Straßenkampfes hingegen „massakriert“ wird wenn er am Boden liegt kommt durchaus vor. Faktentechnisch ergibt diese Aussage also schonmal keinen Sinn, solche absichtlichen Falschdarstellungen passen nicht zu dem wissenschaftlichen Niveau, das der Herr vortäuschen will. Da will sich wohl jemand als „großer Name“ in der Szene in Stellung bringen mit ein paar windigen Veröffentlichungen.
    Ich kann den O-Ton und die Wortwahl zwar auch nicht gutheissen - nicht zuletzt, weil ich sehr gut weiss, wie sehr sich olympischer Gedanken und olympische Praxis z.T. unterscheiden, und überdies vielleicht etwas mehr Ahnung von den antiken olympischen Spielen habe als die Autoren hier -, aber vermute (ohne die Biographien recherchiert zu haben) eher, dass die Veröffentlichung im Rahmen eines Universitätsprojektes erfolgt ist. Wissenschaftlich ist der Artikel insofern, als dass die vorgestellten Meinungen stets belegt werden. Wissenschaftlich bedeutet im Übrigen keineswegs zwingend objektiv, gerade wenns in Richtung Geisteswissenschaften geht hört man von namhaften Vertretern immer wieder, dass es im Gegenteil die Pflicht der Forschenden sei, zu bestimmten (politischen, moralischen etc.) Themen Stellung zu beziehen. Und Stellung bezogen wird hier, und zwar so, dass man zwar dagegen argumentieren, letztlich aber nicht ohne Weiteres Unwissenschaftlichkeit vorwerfen kann.

    Zitat Zitat von Kaj1 Beitrag anzeigen
    Genau, die Zeiten werden härter und damit einher gibt es auch mehr und mehr Menschen, die sich mit dem SV Aspekt befassen.
    [...] Eine Kampfsportart kann nur dauerhaft erfolgreich sein, wenn Sie auch tatsächlich auf den Ernstfall vorbereitet. Wenn man hingegen der Logik dieses Autoren folgt, dann gäbe es bald nur noch Karate als Turniersystem und dann wäre Karate effektiv tot. Keine Kampfkunst kann überleben, wenn Sie sich zu sehr von Ihrer Wurzel, der Selbstverteidigung, dem Kampf, entfernt. Denn dann könnte man ebensogut auch Stockschießen oder Golfen, da kann man auch Turniere bestreiten, nur mit weit weniger Verletzungsgefahr.
    Dem würde ich widersprechen. Die meisten der erfolgreichsten Kampfsportarten weltweit werben nicht mit SV; allenfalls wird ihnen von der Kundschaft ein SV-Charakter attribuiert, der aber so grundsätzlich nicht gegeben ist, zumindest nicht im rechtlichen Sinne. Zwar werden dabei z.T. Attribute oder auch Techniken entwickelt, die SV-technisch hilfreich sein können, aber keine der etablierten Kampfsportarten vermittelt etwa Notwehrrecht oder realistische Messerabwehr im Standardprogramm, geschweige denn Aufmerksamkeit, Warnsignale etc. Statistisch gesehen ist die Verletzungsgefahr in Kampfsportarten auch erheblich grösser als die Wahrscheinlichkeit, in einem erste-Welt-Land Opfer eines tätlichen Angriffs zu werden (wenn auch nicht selten tiefer als in vielen anderen beliebten Sportarten wie Skifahren oder Fussball). Abgesehen davon, dass ich mehrere Vollkontaktler aus der oberen Leistungsklasse (z.T. national, z.T. international) aufzählen könnte, die an Messerangriffen verstorben sind. Ok, einige davon haben sich auch in einschlägigen Milieus bewegt, wo solche Dinge häufiger vorkommen als in der Durchschnittsbevölkerung.
    Erfolgreich ist eine Kampfsportart oder Kampfkunst dann, wenn sie es schafft, eine Nische zu besetzen und hinreichend Publikum anzuziehen, um den Fortbestand zu sichern. Welche Nische und welches Publikum das sind, ist dafür letztlich unerheblich.

    Zitat Zitat von Kaj1 Beitrag anzeigen
    Deswegen explodiert ja auch HEMA, während (Sport)Fechten zur Randerscheinung geworden ist. Es ist dem normalgeistigen Menschen nicht zu vermitteln, warum bei einem Doppeltreffer der um eine 1/10 Sekunde schnellere den Treffer zugesprochen bekommt, wenn in der Realität jetzt beide tot wären.
    Als jemand, der jetzt über 10 Jahre am Rande der HEMA-Szene verbracht hat (ich bin technisch gesehen kein HEMAist, werde aber regelmässig als Trainer geholt) - dass HEMA so wie es heute praktiziert wird auch nur irgendwas mit SV zu tun haben soll, würde ich grundheraus leugnen. Die wenigsten Leute machen waffenloses Zeug auf einem Niveau, das ich auch nur annähernd als ernstzunehmend bezeichnen würde, was mit Waffen geübt wird sind praktisch ausschliesslich duellartige Situationen, die nur geringfügig näher an einem Kampf mit scharfen Waffen sind als das olympische Sportfechten.
    Die Tendenzen im HEMA gehen aus meiner Sicht in mehrere unterschiedliche Richtungen - einerseits haben wir eine zunehmende Versportlichung (= Ausreizen der Regeln, auch wenn die Technik mit scharfen Waffen selbstmörderisch wäre - Stichwort Doppeltreffer, die sehr unterschiedlich gehandhabt werden), zweitens einen mehr oder weniger wissenschaftlichen Recherche-Zweig (an dem zahlenmässig die wenigsten Leute beteiligt sind), und drittens eine Plattform zur Selbstverwirklichung und Selbstdarstellung (mehrheitlich, wenn auch nicht ausschliesslich "woke", häufig mit Tendenz zu LGBT). Keiner dieser Zweige geht wirklich in Richtung dessen, was ich als SV oder auch "Kampfhandwerk" (wenn man den juristischen Aspekt mal aussen vorlassen will) bezeichnen würde. Ich würde es so sagen: ich habe in den HEMA praktisch ausschliesslich nette Leute getroffen, mit denen man intelligente Gespräche führen kann. Wirklich gute Kampfsportler bzw. Leute, um die die oben erwähnte Klientel aus dem Milieu einen Bogen machen würde habe ich dort aber nur eine Handvoll Male angetroffen, und die kamen ausnahmslos aus anderen Kampfsportarten.
    Geändert von period (16-12-2023 um 12:19 Uhr)

  15. #30
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    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Ich sehe da eher den umgekehrten Trend: das Thema SV wird in der Gesellschaft immer wichtiger (auch zu erkennen an dem blühenden Bunkaiismus). Somit hat „ursprünglicheres“ (was man darunter auch immer verstehen will - ist ja nen eigenen Faden wert) Karate, wie z.B. diverse Okinawa-Stilrichtungen aber auch Shotokan, wenn es sich wieder mehr auf die Ausbildung auch kämpferischer Fähigkeiten als Teilaspekt konzentrierte. Ich denke, dass die Ideen des Gründers auch in der heutigen Zeit noch attraktiv sind. Es muss sie halt auch jemand lehren.
    wieso sollte ich dann karate machen , wenn ich sv will ... oder sport ???
    karate ist für beides ziemlich unnötig.

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