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Thema: Warum macht man KEINE Wettkämpfe

  1. #1
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    Standard Warum macht man KEINE Wettkämpfe

    Am Wochenende auf einem internationalen Wettkampf in Rom kam ein befreundeter Schwarzgurt in der Aufwärmzone auf mich zu und stellte mal wieder die rhetorische Frage: "Warum mache ich das nur?" gefolgt von einem "aber warum frage ich das dich ...." ...wir haben beide gelacht und alles war gut. Für den Augenblick. Ich weiß, warum ich das mache. Ich habe im Laufe der Jahre viele Gründe gehabt und gesammelt, manche sind nicht mehr ausschlaggebend, andere sind dazu gekommen. Ich weiß, warum ich noch Wettkämpfe mache. Was mich allerdings seit dem beschäftigt: warum macht man keine? Es gibt bestimmt auf 100 Trainierende in einem Gym nur ca 10%, die regelmäßig Wettkämpfe machen und nochmal ca 10 - 15 % die ab und an Wettkämpfe machen. Bei den Kindern gibt es mehr, aber die haben ja auch mehr Zeit. Jedenfalls in den meisten Gyms, die ich so kenne.
    Was ist also mit den anderen 90% - 80%. Ganz ohne Verurteilung oder das ich jemanden überreden will, ich würde nur ganz gerne wissen, warum macht man keine Wettkämpfe?
    (Bitte, ich bin im Grappling Forum und rede über Grappling, sorry, aber warum man nicht Formenlauf im Karate oder Duo im DJJV macht interessiert mich nicht die Bohne)
    Frank Burczynski

    HILTI BJJ Berlin
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  2. #2
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    Für mich war es eine Frage von „Ich gegen die anderen.“ Ich musste beweisen, dass mein BJJ etwas wert ist, weil mein Lehrer nie in Deutschland gelebt hat. Ich bin ehrlich: Für mich war es nie Spaß, aber es hat mir nie Freude bereitet. Es ging nur ums Gewinnen – egal wie. In dem Moment, in dem ich mich angemeldet hatte, gab es keine anderen Gedanken, kein anderes Leben mehr. So, wie es war, war es richtig und wichtig für mich. Aber es ist auch okay, dass es vorbei ist.

    Von daher kann ich verstehen, wenn jemand keine Wettkämpfe macht. Es ist halt nicht für jeden Spaß und einfach nur ein Hobby.

  3. #3
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    Jeder hat da seine persönlichen Gründe. Das sollte klar sein. Dennoch lassen sich die meisten davon durch motivationspsychologische Konzepte erklären. Die gelten dann auch für alle anderen (Kampf-)Sportarten:
    Jeder investiert etwas in seinen Sport. Mindestens Zeit, meistens auch Geld und oft auch psychologische Resourcen (Umgehen mit nervigen Mittrainierenden, erwartbarer Stress bei der Fahrt ins Gym), etc.
    Auf der anderen Seite bekommt man etwas zurück: Verbesserte Fitness, Geselligkeit, Gemeinschaftsgefühl, Gefühl der verbesserten eigenen Sicherheit (bei Kampfsportarten), Erfolgsmeldungen und Bestätigung.
    Nicht jeder dieser "Returns of Investment" motiviert mich aber dazu, meinen Sport weiter zu machen. Im groben gesagt gibt es drei Kategorieren von Motivatoren: Soziales und Geselligkeit ("Anschlußmotiv"), Erfolge und Bestätigung ("Erfolgsmotiv") und Ausüben von Kontrolle ("Machtmotiv").
    Für den normalen Sporttreibenden sind die ersten beiden am wichtigsten, weil die wenigsten allein durch Ausüben ihres Sports in eine Macht- oder Kontrollposition kommen (Trainer mal aussen vor). Für deine Frage nach dem Wettkampf ist in der Regel im Bereich der Erfolgsmotive zu suchen. Und da ist es einfach so, dass Menschen entweder generell daraus keine Motivation ziehen, oder im Bereich der Erfolgsmotive anderweitig motiviert werden (neuer Streifen, neue Gürtelfarbe, Erfolg über sich selber (neuen Move erfolgreich angewendet)), u.ä. Denn genauso wie die das alleinige Hingehen zum Training erfordert das Hingehen zu einem Wettkampf eine Investition: Zeit, möglichweise Risiko der Verletzug, Überwindung von psychologischen Hemnissen/Angst. Und das muss dann aufgewogen werden. Und für viele ist ein Platz auf dem Treppchen halt einfach nicht schwerwiegend (d.h. motivierend) genug, um diese Investion zu rechtfertigen.

    Tatsächlich bleibt die überwältigende Mehrheit der Breitensportler (d.h. Nicht-Leistungssportler) bei ihrer Gruppe/ihrem Trainer aus sozialen Gründen. Die Gruppe ist toll, der Trainier ist sympathisch, Integrationsgefühl. Bei diesen Menschen sind Leistungsmotive zweitrangig oder für diesen Bereich ihres Lebens nicht vorhanden. Wichtig: Das kann sich ändern. Man kann "Blut lecken" und Leistungsmotive entwickeln. Das is aber ein anderes Thema.
    Geändert von Inumeg (26-02-2025 um 11:31 Uhr)

  4. #4
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    Man sollte nicht vergessen, dass Wettkämpfe im BJJ kommerziell und damit ein teurer Spaß sind. Insbesondere die jungen Leute im Gym, Teenies, Schüler und Studenten müssen erstmal 100+€ für einen Tag Freizeit raushauen können. Im Judo kostet der Wettkampf 5-15€ Startgebühr.

    Vor allem aber würde ich sagen, dass der Wettkampf immer eine Drucksituation ist. Soll er ja auch sein, aber das ist doch ein relativ großer Schritt die Komfortzone des eigenen Gyms zu verlassen und sich diesem Druck auszusetzen, meistens ohne vorher so recht zu wissen wofür das gut sein soll. Ich würde sogar sagen das ist der Hauptgrund warum ein so großer Anteil der Hobbysportler keine Wettkämpfe macht.

  5. #5
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    Ich empfehle meinen Schülern kämpfen zu gehen, aber ich sage ihnen auch, das sie es nur machen sollen, wenn sie es wirklich zu 100% ernst nehmen....Ansonsten lieber nicht machen, ist auch o.k.

  6. #6
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    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    ... warum macht man keine Wettkämpfe?
    Auf wettkämpfen treffen sich imho grundsätzlich gut vorbereitete leute.
    Im kampfsport heißt das für mich, leute, die ein technisch gutes wettkampftraining täglich minimum von mo-fr über jahre hinweg durchgeführt haben (ausnahmen sind irgendwelche anfängerturniere. aber auch dort sollte man für einen anfänger bereits entsprechend viel trainiert haben).

    Wenn man selbst weniger vorbereitet auf derart vorbereitete leute trifft, hat man praktisch keine siegchance und es besteht die hohe wahrscheinlichkeit, ko-gewürgt oder verletzt zu werden.
    Zudem wird man als (relativer) nichtskönner vorgeführt.

    Wettkampf ist also nur eine angelegenheit für über längere zeit trainings(hoch)motivierte leute und das sind erfahrungsgemäß in jedem verein/gym nur die wenigsten, vor allem, wenn diese institution finanziell auf entsprechende mitgliedsbeiträge angewiesen ist.


    (Bitte, ich bin im Grappling Forum und rede über Grappling, sorry, aber warum man nicht Formenlauf im Karate oder Duo im DJJV macht interessiert mich nicht die Bohne)
    Vom prinzip ist das imho überall das gleiche:

    Was für einen sinn macht es, ohne entsprechende vorbereitung auf wettkämpfe zu gehen, wenn man dort könnensmäßig nichts verloren hat?
    Man ist dort dann imho nur der depp vom dienst.

  7. #7
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    Die häufigsten Gründe die mir begegnet sind, sind Bequemlichkeit und Angst (Egoverletzung, echte Verletzungen). Das bezieht sich aber nur auf Leute die ansonsten ernsthaft trainierten und gut waren. Es gibt auch viele die trainieren einfach nur aus den von Inumeg genannten Gründen. Die haben schlichtweg kein Interesse an Wettkämpfen.

    Ob viele oder wenige aus einer Gruppe auf Wettkämpfe gehen hängt aber auch sehr stark von der vorherrschenden Kultur im Gym/Dojo ab. Wenn man sich selbst um die Teilnahme kümmern muss und es praktisch eher die Ausnahme ist, dass man auf WKs geht sind es meist auch nur wenige (wenn überhaupt) die selbst aktiv werden. In Gruppen in denen es starke Wettkampf(unter)gruppen gibt, werden auch anderen leichter zur Teilnahme an WKs motiviert/gebracht.
    Diese Erfahrung basiert auch auf Grappling (wenn Judo dazu zählt) aber auch auf vielen anderen KKs (teils mit Grapplinganteilen).
    Viele Grüße
    Thomas
    https://www.thiele-judo.de/portal/

    The reality is, you can say ANYTHING you want. You just have to be willing to face the consequences of your choice.

  8. #8
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    Ich oute mich hier mal als so ein reiner Hobbyist-Grappler. Ich habe damals als Whitebelt einen Wettkampf mitgemacht und gemerkt, dass mir das einfach keinen Spaß macht. Es hat mir sogar Spaß am Training genommen und dabei ist dieser Spaß mein letztendlicher Grund, warum ich diesen Sport betreibe. Diesen Erfolgsdruck habe ich mir selbst gemacht, niemand externes aber ich empfand ihn trotzdem als unangenehm. Das ging mir auch als Kind schon beim Fußballtraining so. Ich mochte das Training und das Bolzen aber die Punktspiele haben mir einen Leistungsdruck gegeben, den ich nicht mochte.

    Außerdem möchte ich diesen Sport möglichst lange ausüben. Dementsprechend achte ich auch im Training auf meinen Körper und tappe lieber zu früh als zu spät. Die Vorstellung, dass mir irgendein Typ, der es "wirklich zu 100 % ernst nimmt", für eine Plastikmedaille das Knie zerschießt, macht mir Wettkämpfe auch nicht gerade schmackhaft.

    Daher stellt sich mir seither umgekehrt die Frage, welche positiven Gründe ich haben sollte, an Wettkämpfen teilzunehmen.

    Herausforderung? Ich habe ausreichend Herausforderung im Gym und sollte ich dort irgendwann mal so weit sein, dass ich mehr starke Gegner brauche, gibt es in Berlin ausreichend open mats.

    Soweit meine ganz persönlichen Gründe.

    Ob mir damit ein wichtiger Teil des wirklichen, echten BJJ-Lifestyle vorenthalten bleibt? Mag sein, juckt mich nicht.

  9. #9
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    Ich war einigermaßen aktiv, dann kam Corona, dann erst die eine Schulter kaputt, dann die nächste.
    Trainieren geht zum Glück, aber damit Wettkampf, nein danke.

    Zumindest ein paar Turniere sollte jeder mal gemacht haben, alleine um diese doch andere Intensität
    zu spüren, evtl. mit dem Stress vorher klarzukommen, und mal zu sehen wo man im Vgl. mit anderen
    Gyms steht.
    "Eternity my friend is a long f'ing time!"

  10. #10
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    sich mit anderen zu messen ist toll, aber für das kämpfen extrem hohe startgebühren zu zahlen, zahlt sich für den eigenen fortschritt nicht aus, dann lieber open mats besuchen.

  11. #11
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    Zitat Zitat von SKA-Student Beitrag anzeigen
    Zumindest ein paar Turniere sollte jeder mal gemacht haben, alleine um diese doch andere Intensität
    zu spüren, evtl. mit dem Stress vorher klarzukommen, und mal zu sehen wo man im Vgl. mit anderen
    Gyms steht.
    Und was ist mit Leuten, die gar nicht dieses Interesse haben? Leute, die den Stress und die Intensität gar nicht suchen, sondern einfach nur in entspannter Gesellschaft rollen und eine gute Zeit haben wollen?

    Mich interessiert dabei relativ wenig, ob ich gegenüber anderen Teams gut oder schlecht bin. Team Lloyd Irvin war/ist wohl seit weit vorne, wenn man Wettkampf-Erfolge betrachtet. Ist es deswegen eine Trainingsumgebung, die zu mir passt? neeee, eher nicht. Unabhängig davon kann ich auch durch cross training, open mats usw. sehen, wo ich selbst und wo das Gym im Vergleich steht. Dafür brauche ich nicht unbedingt den Wettkampf.

    Am Ende läuft es doch darauf hinaus, dass hier einfach unterschiedliche Ziele unterwegs sind. Soll doch jeder machen, womit er glücklich wird.

  12. #12
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    Fuer mich sind da eigentlich eher berufliche Begrenzungen... wenig Zeit, viele Company Outings mit Essen und co. ... da ist es manchmal schwierig ein Rhythmus zu finden wo man sich sicher fuehlt auf Wettkampfe zu gehen.
    Dann kommen noch Kosten fuer Transport, Teilnahmegebuehr... Wartezeit etc. etc.

    Wuerde eigentlich gerne mehr aber ist halt schwierig

  13. #13
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    Ken Wettkampf kein BJJ, so dachte ich früher. Jetzt verstehe ich beide Seiten. Solange man für sich Wege findet sich zu verbessern, Neues zu lernen und am Puls des Sports zu bleiben kann jeder machen was er will.
    Hätte ich weniger Problemchen mit meinen Knien würde ich sicher auch noch kämpfen wollen. Zur Zeit bin ich froh wenn ich mal ein paar Runden rollen kann ohne am nächsten tag zu humpeln.

  14. #14
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    Zitat Zitat von Guv´nor Beitrag anzeigen
    Hätte ich weniger Problemchen mit meinen Knien würde ich sicher auch noch kämpfen wollen. Zur Zeit bin ich froh wenn ich mal ein paar Runden rollen kann ohne am nächsten tag zu humpeln.
    und du bist erst in den 40 igern

  15. #15
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