Genealogie (Verwandtschaft)
Der Ursprung der japanischen Sprache ist bis auf den heutigen Tag nicht geklärt. Es mangelt dabei nicht an theoretischen Ansätzen und angeblich handfesten Beweisen für einen genetischen Zusammenhang mit der einen oder anderen Sprachfamilie.
Das Japanische ist nicht mit dem Chinesischen verwandt, auch wenn eine Vielfalt an Gemeinsamkeiten nicht zu übersehen ist, selbst für einen Anfänger. Die Japaner bedienen sich seit Jahrhunderten der chinesischen Schrift, und Lehnwörter chinesischen Ursprungs machen unumstritten den größten Teil des japanischen Wortschatzes aus. Da es sich aber um entliehene Elemente handelt, kann hier von einer Verwandschaft keine Rede sein.
Ebenfalls ist das Japanische nicht mit Ainu verwandt, der Sprache der Ureinwohner der japanischen Inseln.
Das Japanische ist auch nicht mit dem Koreanischen verwandt ! Die zahlreichen - zum Teil verblüffenden - Übereinstimmungen sind in ihrer Gesamtheit rein typologischer Art. Die Typologie zeigt Ähnlichkeiten auf, vermag jedoch nicht, über die Verwandtschaft etwas auszusagen. Die Rekonstruktion einer gemeinsamen Protosprache scheiterte, und die Anzahl der aufgestellten Wortgleichungen reicht nicht aus, um eine mögliche Verwandschaft beider Sprachen zu untermauern. Bei dem intensiven Kontakt beider Nationen sind zahlreiche Wortentlehnungen nicht auszuschließen. Möglicherweise ist das Japanische mit den vorkoreanischen Sprachen der Königreiche Koguryô und Paekche verwandt. Das überlieferte Sprachmaterial beider Sprachen ist nicht ausreichend, allerdings gibt es zahlreiche Übereinstimmungen (vor allem im Bereich der Grundzahlen), die eine Verwandtschaft vermuten lassen.
Die den japanischen Inseln am nächsten liegende große Sprachfamilie ist die Altaische (frühere Bezeichnung "ural-altaisch" ist nach heutigen Erkenntnissen nicht adäquat). Zu den altaischen Sprachen gehören die Türksprachen (Türkisch, Uzbekisch, Asserbeidschanisch), das Mongolische sowie Tungusisch (bekannteste Einzelsprache: Mandschurisch). Es sind die zahlreichen strukturellen Ähnlichkeiten (Agglutination, Kasuspartikel, Vokalharmonie, kein Genus, keine Artikel), die zu der Annahme verleiten, Japanisch gehöre zu der altaischen Sprachfamilie. Allerdings sagen diese nichts über eine Verwandtschaftsbeziehung aus.
Die große Sprachfamilie südlich der japanischen Inseln, die Austronesische, war ebenfalls Gegenstand vieler Untersuchungen. Zu den austronesischen Sprachen gehören u.a. Indonesisch und Polynesich. Auch hier nahm man typologische Ähnlichkeiten zum Anlaß, das Japanische in die austronesische Sprachfamilie einordnen zu wollen. Vor allem war die Ähnlichkeit im Silbenbau ein wichtiges Argument, aber auch der Tonhöhenakzent bzw. die Agglutination. Das Hauptargument verlor in sofern seine Gültigkeit, als daß die heutigen offenen Silben austronesischer Sprachen ursprünglich geschlossen waren und nicht mehr mit dem Silbenbau des Japanischen verglichen werden konnten.
Erwähnenswert ist auch noch eine Theorie, die das Japanische als eine Mischsprache aus austronesischen und altaischen Elementen zu definieren versucht. Dieser Theorie nach soll soll in der Jômon-Periode (8000,7000-400 v.Chr.) in Japan eine Sprache südlichen Ursprungs gesprochen worden sein, deren phonologisches System dem der polynesianischen Sprachen entsprach. Nach dem Übergang zur Yayoi-Kultur, die ihren Ursprung auf dem asiatischen Festland hatte (ca. 300 v.Chr.), begann sich eine Sprache altaischer Struktur vom Süden Kyûshûs her auszubreiten. Zwar soll diese neue Sprache die bereits existente Sprache nicht völlig ersetzt haben; vor allem im lexikalischen Bereich bewahrte sich die Südsprache. Doch die grammatischen Strukturen scheinen sich durchgesetzt zu haben. Folgerichtig müsse die japanische Sprache zu den altaischen gezählt werden, die autronesische Komponente jedoch darf nicht ausgelassen werden.
Eindeutig mit dem Japanischen verwandt ist das Ryûkyûanische, das heute zu den japanischen Dialekten gezählt wird. Der Beweis für diese Verwandtschaft sind zahlreiche Lautentsprechungen, auf die ich hier allerdings nicht genauer eingehen möchte. Eine japanisch-ryûkyûanische Protosprache dürfte noch vor ca. 2000 existiert haben.
Quelle:
http://membres.lycos.fr/japanisch/ Copyright: Lukas Soltysiak