Amoklauf rund um den Plärrer
32-Jähriger griff Passanten mit einer Machete an — Opfer nur leicht verletzt
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Amoklauf rund um den Plärrer: Mit einer Machete bewaffnet, ist ein 32-jähriger Mann am Mittwochabend auf mehrere Menschen los gegangen. Wie durch ein Wunder wurde bei den Attacken mit dem 50 Zentimeter langen Buschmesser niemand ernsthaft verletzt.
„Alle Beteiligten haben großes Glück gehabt, dass nichts Schlimmeres passiert ist“, sagt Polizeisprecher Peter Schnellinger. Um 22.05 Uhr war der erste Notruf bei der Einsatzzentrale eingegangen. Binnen Minuten erreichten die Beamten dann weitere Hilferufe. 15 Minuten später konnte der Täter in der Essenweinstraße festgenommen werden. Zuvor hatte der Mann eine Spur des Schreckens durch die Innenstadt gezogen. Wie die Polizei später rekonstruierte, griff der arbeitslose Gabelstaplerfahrer zunächst an der Ecke Rothenburger Straße/Plärrer einen Pkw an, der an einer roten Ampel halten musste. Der Fahrer konnte jedoch flüchten. Wenig später attackierte der 32-Jährige ein in Höhe der Gostenhofer Hauptstraße wartendes Fahrzeug, das von einem 70-Jährigen gesteuert wurde. Mit der Machete schlug er zunächst die beiden Fenster auf der Fahrerseite ein, dann stieß er mit der Waffe mehrmals in Richtung Kopf und Oberkörper des Autofahrers. Der Rentner wurde nur leicht an Nase und Schulter verletzt und konnte flüchten. Daraufhin zog der Täter weiter in Richtung Ludwigstraße und griff dort ein Pärchen an, das ihm entgegenkam. Ohne Vorwarnung schlug er mit seiner Machete in Richtung des Kopfes der 49 Jahre alten Passantin, streifte sie jedoch nur am Kinn und verletzte sie dadurch leicht. Die Frau erlitt einen Schock.
Der Täter flüchtete in die Färberstraße, wo er vor einem Lokal einen 37-jährigen Autofahrer zwang, ihm seinen Wagen zu überlassen. Offenbar kam er mit der Automatik des Autos nicht klar und lief weiter in Richtung Frauentorgraben, wo er erneut einen Kraftfahrer bedrohte, der jedoch fliehen konnte. In der Essenweinstraße konnte die Polizei den Mann, der sich heftig wehrte, schließlich festnehmen. „Wegen des Clubspiels hatten wir zum Glück ohnehin zahlreiche Beamten vor Ort“, sagt Polizeisprecher Schnellinger. Gestern wurde gegen den Täter ein Haftbefehl unter anderem wegen versuchten Totschlags erlassen.
Keine Angaben
Zu möglichen Motiven oder Hintergründen der Tat machte der Mann laut Polizei bislang keine Angaben. Er habe bei seiner Festnahme „leicht verwirrt“ gewirkt, ob er unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stand, muss eine Blutuntersuchung klären. Die Polizei sucht zudem noch Zeugen und bittet unter anderem zwei der attackierten Autofahrer, sich zu melden.
Erst vor gut zwei Wochen hatte ein 22-Jähriger in Amberg einen Geschäftsmann mit einem Samurai-Schwert getötet. Der Student gab bei seiner Vernehmung an, er habe „den Teufel gesehen, den ich liquidieren musste“. Solche „Fehlwahrnehmungen“ treten im Zusammenhang mit Psychosen häufig auf, weiß Dr. Günter Niklewski, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg. „Die Betroffenen hören und sehen Dinge, die andere nicht wahrnehmen können.“ Auch dass die Kranken meinen, in x-beliebigen Autos säßen ihre „Verfolger“, sei nichts Ungewöhnliches. Dass sich in den vergangenen Wochen die Angriffe mit Buschmessern und ähnlichen Werkzeugen häufen, kann nach Ansicht von Niklewski durchaus eine Folge der brutalen Enthauptungen ausländischer Entführungsopfer im Irak sein. „Eine Psychose nimmt das auf, was die Kultur der jeweiligen Zeit bietet“, sagt der Mediziner.
Die bei dem Nürnberger Amoklauf verwendete Waffe ist im Übrigen problemlos und legal zu haben. So hat „Messer Massari“ in der Südstadt verschiedene Modelle zum Preis von 11 bis 50 Euro im Angebot. Verkauft werden die Buschmesser mit den bis zu 50 Zentimeter langen Klingen nach Angaben der Inhaberin Julia Massari jedoch nur selten, und wenn, dann zu harmlosen Zwecken: Gefragt sei das Werkzeug, um verwilderte Gärten zu roden oder beim Zelten Holz zu schlagen.
SILKE ROENNEFAHRT