hi calimero,
wir haben ja zeit, kein grund zum hetzen...
nicht wahrheit, sondern weisheit sollte - in meinen augen - das ziel seriöser philosophischer betätigung sein. ich kenne die prinzipien des konfuzianismus recht gut. vieles daran ist problematisch, wenn man es unreflektiert auf unsere verhältnisse überträgt, aber das gilt wohl für jede philosophie.
die praxis der martial arts ist ohne konfuzianismus kaum denkbar, denn dieser begründet die autoritären strukturen der schule. in unserer kung fu gruppe herrscht z.b. eine recht strenge hierarchie - nach konfuzianischem vorbild, könnte man sagen.
mich würde interessieren, worin genau Deine einwände gegen den konf. bestehen.
ich stimme kaishaku zu, das verhältnis des bushido zum tod wird im westen immer wieder fehlinterpretiert, oft bewußt, um den sinn des bushido zu diskreditieren. in meinen augen hat die sogenannte todesverachtung des bushido einen spirituellen kern. auch in europa wurden menschen geehrt, die ihr eigenes leben für "höhere werte" geopfert haben. wie diese höheren werte definiert werden, ist eine andere frage. jedenfalls kann festgestellt werden, daß auch im westlichen kulturkreis das individuelle leben nicht als das definitiv höchste gut verstanden wird, sondern daß es durchaus situationen geben kann, in denen nicht nur geduldet, sondern sogar erwartet wird, daß der einzelne sein leben für einen höheren wert opfert.
würde man z.b. einen historischen sprengstoffattentäter als fanatisch bezeichnen, wenn dieser hitler getötet hätte?
allerdings gibt es im westen eine im psychologischen sinne problematische tendenz den tod zu ignorieren. das ist ebenso falsch wie seine verherrlichung, die sicher ein attribut der samurais war.
wenn wir aber auf die buddhistischen ma schauen, so spielt todessehnsucht eigentlich überhaupt keine rolle, der schutz des lebens (sowohl des eigenen als auch das anderer) gehört zum kern dieser philosophie.
damit kommen wir zum buddhismus. der vergleich von christentum und buddhismus - so wie er aus Deinen worten hervorgeht - ist unzulässig, da die grundsätze der buddhistischen weltsicht sich vom christentum ganz wesentlich unterscheiden. ein zen-buddhist GLAUBT beispielsweise nicht, dazu hat er auch gar keinen anlaß, denn sein bemühen besteht darin, etwas zu erfahren, daß nicht vorformuliert ist.
"Das Problem bei den MA-Philosophien liegt, denke ich, darin daß sie Nullsummenorientiert sind. Also prinzipiell auf Sieg ausgelegt sind und das sie leicht fehlinterpretiert werden können"
dem widerspreche ich aber ganz entschieden. sicher kennst Du den ma aphorismus "strebe nicht danach zu siegen, strebe danach, nicht zu verlieren" ma-philosophie ist eine dialektik des machbaren. daß dies nur verständlich wird, wenn man sich intensiv mit ihr befaßt, macht die sache zwar nicht gerade einfach, aber darin liegt auch ihr wert - sie wird erst dann nützlich, wenn man sie gründlich studiert.
daß sie leicht fehlzuinterpretieren ist, mag daran liegen, daß sie ganz anders funktioniert, als westliche denkmuster. sie enthält keine fertigen weisheiten, sondern muß durch eigeninitiative, zu der die meisten zeitgenossen einfach zu faul sind, ergründet werden.
eine ablehnung, die nicht begründet werden kann, mag den keim einer gegenposition enthalten, dieser bleibt jedoch embryonal, solange er nicht durch argumente, die auf nachdenken gründen, untermauert wird. soviel zu PL.
herzliche grüße
thorre