Dann eben anders...
Original geschrieben von Thorre
Gedanken zur Philosophie in den Kampfkünsten - TEIL IV
Autorität und Unterordnung
Die traditionellen Verhaltensetiketten der Kampfkünste gründen auf einem Prinzip, das dem Wissenden mehr Autorität zubilligt, als dem Unwissenden. Dieses Wissen beschränkt sich jedoch nicht auf eine rein technische Könnerschaft oder eine bloße theoretische Kompetenz, sondern basiert auf dem Verständnis der allen kämpferischen und trainingsrelevanten Prinzipien zugrundeliegenden natürlichen Gesetzmäßigkeiten.
So weiß ein Meister der Kampfkunst, daß die Unterordnung des Anfängers für diesen eine wichtige soziale Lektion darstellt, nämlich, das Erlernen der Fähigkeit seriöse Autorität zu erkennen und zu respektieren. Ein Mensch, der Autorität grundsätzlich ablehnt, hat keine Chance, sich im Leben zurechtzufinden. Er wird sinnlose Kämpfe des unbegründeten Widerstands ausfechten und sich ständig im Kreise drehen, in dessen Zentrum die eigenen willkürlichen Glaubenssätze stehen. Wer nicht gelernt hat, sich seriösen Autoritäten unterzuordnen, wird sich auf lange Sicht selbst behindern. Auch in der Natur kann es sich kein Individuum leisten, die Autoritäten zu ignorieren, es ist sozusagen sowohl ein natürliches als auch kulturelles Prinzip, daß einige (wenige) an der Spitze stehen und die Mehrheit sich dieser Elite (zugegeben ein böses Wort) unterordnet.
Allerdings setzt dieses Prinzip voraus, daß die an der Spitze stehenden Lehrer, Meister, Staatsführer etc. diesen Status auch verdientermaßen inne haben. Aus meiner Sicht ist dies im Falle der Kampfkünste - so wie sie heute praktiziert werden - nur in den seltensten Fällen gegeben. Die Autorität vieler vermeintlicher Meister ist eine angemaßte, denn in schätzungsweise acht von zehn Fällen, haben diese Personen keine Ahnung, worum es in der traditionellen Kampfkunst eigentlich geht.
An dieser Stelle scheint eine von mir bereits mehrfach abgegebene Warnung erneut sinnvoll. Wer sich mit dem Studium einer traditionellen Kampfkunst befassen will, sollte sich den Lehrer sehr genau anschauen. Kein seriöser Lehrer wird die geistige Grundlage der Kampfkunst als irrelevant abtun. Nur Dilettanten und Betrüger behaupten ernsthaft, Kampfkunst habe primär mit Fitness und Selbstverteidigung zu tun.
Zurückstellung persönlicher Befindlichkeiten
Im Rahmen des traditionellen Trainings sind die persönlichen Befindlichkeiten eines Schülers von untergeordneter Bedeutung. Ich spreche hier von Haltungen, die davon ausgehen, das Geschehen müsse sich den individuellen Neigungen beugen. Ob ein Schüler eine bestimmte Übung als angenehm oder sinnvoll ansieht, ist sekundär. Den Meister interessiert nicht, ob seine Schüler Spaß haben. Ihn interessiert, ob sie lernen und zwar zu den Bedingungen, die aus traditioneller Sicht verbindlich sind. Sicher kann man hier mit dem Argument aufwarten, daß freudvolles Lernen doch sehr gut funktioniert, warum also sollte nicht der Spaß im Mittelpunkt des Übens stehen?
Der Sinn der traditionellen Methode besteht darin, daß sie vom Schüler das Vollziehen eines "geistigen Tricks" verlangt. Der Schüler muß davon abkommen, lediglich die Dinge zu tun, die ihm Spaß machen, er muß stattdessen lernen, Freude und Motivation bei den Dingen zu entwickeln, die er tut. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Zwar könnte der Schüler den traditionellen Meister verlassen und in eine Schule eintreten, in der Spaß das Maß der Dinge darstellt. Damit würde er aber sein grundsätzliches Problem nicht lösen, nämlich die Herausforderung, allen Tätigkeiten seines Lebens (auch wenn diese anstrengend und formal sind) mit Respekt, Aufmerksamkeit und Motivation zu begegnen. Im Vergleich zu gewissen Bereichen des traditionellen Trainings sind die "Mühen des Alltags" geradezu entspannend. Jemand, der die harte Schule als Weg des Lernens begreift, kann bestimmte geistige Haltungen (im besprochenen Fall wären das Selbstmotivation, Selbstüberwindung, Durchhaltevermögen, eiserner Wille, Zurückstellen der persönlichen Wünsche) entwickeln, die im realen Leben von unschätzbar hohem Wert sind.
Damit meinst Du Dich selbst, oder ? Deine Schüler sollen sich Dir also unterordnen, und machen was Du ihnen sagst, weil Du die Welt verstanden hast. Und nur ihr bestes willst. Maul halten, machen, nicht klagen.
Wie groß ist eigentlich Deine Selbstüberschätzung ? Du als Meister des Daoismus, Buddhismus, aller möglichen Kampfkünste, Qigong, usw. ? Ich glaube nicht daß man Dir bedenkenlos Menschen anvertrauen kann. Gerade wer Unterordnung so dermaßen brüskiert einfordert, hat meiner Meinung nach schlicht und einfach nicht mehr alle Tassen im Schrank. In dessen Hand gehören keine Menschen.
Im Übrigen, gekränkt bin ich keineswegs, da ich mich nicht so richtig erinnere mich über die Maßen mit Deinen Behauptungen auseinandergesetzt zu haben. Auch nicht zum Thema Qigong, bei dem ich auch mal wissen möchte wo ich mich denn da "geirrt" habe.
Ich gebe ich Dir keine 4 Jahre, sondern vielleicht 4 Monate bis zum Nervenzusammenbruch, wenn Du noch keinen hinter Dir hast. Ich bedaure nur die Leute die Du zu "geistigen Tricks" erziehen möchtest. Die findet man dann sicher auch bald in der Notaufnahme wieder.
Viel Glück, Du und Deine Schüler werden es brauchen.