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Thema: Reiterstand & Stehende Säule

  1. #1
    skidoo Gast

    Question Reiterstand & Stehende Säule

    Hallo allerseits!

    Da hier ja einige Experten zum Thema Qigong bzw. Taiji mitlesen und schreiben, hoffe ich, dass hier jemand meine Frage beantworten kann.

    Ich trainiere Wing Tsun. Seit geraumer Zeit üben wir entweder am Anfang oder am Ende der Unterrichtseinheit den Reiterstand bzw. stehende Säule. In anderen Threads habe ich bisher lesen können ( + Erklärungen von meinem Trainer), dass der Körper sich bei bei der stehenden Säule (auf langer Sicht) selbst in der Haltung korrigiert, dass man seine Körperwahrnehmung und sein Gleichgewicht schult.

    Doch welche Muskelgruppen werden bei diesen Übungen trainiert? Wie heißen die Muskeln?

    Ich würde mich freuen, wenn mich jemand erleuchten könnte!

    Gruß Robert

  2. #2
    panthera Gast

    Standard

    Bist Du Heinrich Schüler?
    Wie dem auch sei, die Übung der stehenden Säule erübrigt sich insofern, als Du im IRAS (so Du ihn richtig machst) den gleichen Effekt erzielst.
    D.h. Du entspannst den Körper indem Du Dein Steißbein leicht in Richtung Boden drückst, die Schultern fallen läßt und den KSP (Körperschwerpunkt) "tief legst".
    Danach solltest Du eigentlich keinerlei Muskulatur anspannen. Das Ziel ist es, in den Gelenken locker zu bleiben.
    Natürlich musst Du die entsprechende Muskulatur, welche Du entspannen willst, erst einmal durch Anspannung lokalisieren. Darüber sprechen wir gerade in einem anderen Thread... IMHO ist es aber so, dass man ein Bewusstsein für einen Körperpart nur erreicht, indem man ihn bewusst ansteuert. Im Falle der Muskulatur hilft ein Anspannen, wie z.B. bei der progressiven Muskelrelaxion.

    Zu Deiner Frage:
    für die stehende Säule musst Du den ganzen Körper entspannen. Ich würde von unten nach oben arbeiten, indem ich von den Zehen über die Waden, Oberschenkel, Glutaeus, Hüfte, Bauch, unterer Rücken, etc. angefangen bis zum Oberkörper eine gezielte Spannung aufbauen würde, um dann bewusst eben jene Muskelgruppen zu entspannen.
    -> Du trainierst unter dem Strich das "Gesamtgefüge" des Körpers, und die Position, die Du einnimmst korrigiert sich bei der richtigen Ausführung (Entspanntheit) von selbst.

    Stelle Dich doch bei Gelegenheit mal auf einen Therapiekreisel oder Rundbalken (entweder einbeining oder zweibeinig). Dann wirst Du sehen, ob Du das richtige Körpergefühl bereits entwickelt hast.
    Eine weitere Möglichkeit, Dein Gleichgewicht zu testen ist die, daß Du während der bewegten Formen (CK, BZ, HP etc.) eine Bewegung "einfrierst". Du müsstest eigentlich ständig dazu in der Lage sein - ohne Dein Gleichgewicht zu verlieren.

  3. #3
    Giles Gast

    Standard

    Hi Robert,

    Ich habe "Stehende Säule" ein bisschen anders als Panthera gelernt und erlebt, aber auch wenn ich jetzt andere Sachen schreibe, heisst es nicht, dass es "richtiger" ist...!

    Einige Pünkte aus der Taijiquan-Methodik:

    - Balanziert, aufrecht stehen. Beine können ziemlich gerade sein, aber nie mit durchgedrückten Knien. Stehst du am Anfang zu tief, dann sind die Oberschenkel so schnell so stark beansprucht, dass du kaum ganzkörperlich entspannen/lösen kannst, und es wird eine reine Durchhalteübung...
    Gewicht mitten in den entspannten Fusssolen fallen lassen. Wenn du magst, kannst du dir auch vorstellen, dass der Punkt Niere 1 ("sprüdelnde Quelle") sich öffnet und einen 2-Richtungskanal zwischen Fuss und Erde bildet.

    - Wenn du stehst, kultiviere das Gefühl, dass du vom höchsten Punkt am Schädel (ni wan) "aufgehängt " bist. Nicht im Sinne von "gehenkt" , sondern eine angenehme, leicht aufrichtende Aufhängung. Das verlängert die Wirbelsäule sanft nach oben (Steiss bis Punkt zwischen den Ohren) ohne zu versteifen.

    - Dann von diesem "Aufhängepunkt" langsam wieder abwärts entspannen, in Sinne von "schmelzen lassen". Mit anderen Worten, mit dem Geist abwärts durch den Körper scannen, wie eine sanfte Welle laufen lassen. Vielleicht 5 Sekunden vom Kopf bis Fuss, oder auch 5 Minuten - wie es gerade für dich richtig ist. Wenn du eher schneller bist, dann natürlich immer wieder von oben anfangen.

    - Dieser Ansatz beansprucht tendenziell die Haltemuskulatur (postural, slow-twitch). Dein Lehrer hat recht, wenn er sagt, der Körper (also natürlich auch "du", aber anders ) wird anfangen, sich selbst zu korrigieren. Dafür heisst es immer wieder, "loslassen, loslassen" - aber zugleich die Himmelsverbindung halten, sonst am Anfang kann man schnell "zusammensacken". Die sanfte Verlängerung zwischen oben und unter schafft Raum im Rumpf für eine tiefe, entspannte Atmung und für Veränderungen, die mit der Zeit langsam - oder auch plötzlich - auftreten können.

    - Arme können in verschieden Positionen sein. Hauptsache, du lässt (kontinuerlich) die Schulter + Schulterblätter entspannen und herabsinken, wobei sie sich auch sanft ausbreiten können. Brust weder 'rausstrecken, noch einfallen lassen. Nur leicht "absinken" lassen.

    - Man könnte aber auch - glaube ich - die Entspannung von unten anfangen und den Weg nach oben gehen, wie Panthera schreibt.
    Man könnte auch alles völlig loslassen und sich nicht mehr um die Himmelsverbindung kümmen, sonder allerlei spontane Bewegungen, Biegungen, Verformungen usw. auftauchen lassen, bis irgendwann eine neue Aufrichtung/Organisation einstellt. Absolut legitimer Weg, ist aber dann nicht mehr die Stehende Säule, sondern ein anderer Ansatz.

    - Die Arbeit mit dem Dan Tien kann auch eine wichtige Rolle bei der s.S. spielen, aber IMHO ist das am Anfang nicht unbedingt notwendig.
    Ich habe jetzt genug geschrieben, vielleicht mag jemand anders etwas zum Dan Tien sagen. Oder natürlich mich auch berichtigen

    viel Spass und Erfolg!

    Giles

  4. #4
    Chiquan Gast

    Standard

    entspannen und der gravitation keine möglichkeit geben dass du muskeln brauchst um dich aufrecht zu halten ... und die struktur wird sich entfalten

  5. #5
    skidoo Gast

    Standard

    Erstmal danke für die informativen Antworten!

    Zitat Zitat von panthera
    Bist Du Heinrich Schüler?
    Bin nicht direkt Schüler von ihm. Ich trainiere erst seit kurzem zusätzlich in einer Schule die HP gefolgt ist (bzw. der Schulleiter).


    Zitat Zitat von panthera
    Natürlich musst Du die entsprechende Muskulatur, welche Du entspannen willst, erst einmal durch Anspannung lokalisieren.
    Hmm, ich glaube, dass ich noch dabei bin, die einzelnen Muskelgruppen zu lokalisieren. Das entspannen kommt dann wohl ein wenig später


    Eine weitere Möglichkeit, Dein Gleichgewicht zu testen ist die, daß Du während der bewegten Formen (CK, BZ, HP etc.) eine Bewegung "einfrierst".
    Danke werde ich mal probieren, wenn ich die Ck übe. Die anderen Formen habe ich noch nicht gelernt und das wird wohl auch nicht in der nächsten Zeit passieren.

    Zitat Zitat von Giles
    Dieser Ansatz beansprucht tendenziell die Haltemuskulatur (postural, slow-twitch).
    Sind mit Haltemuskulatur die Stabilisatoren gemeint? Das war zu der Terminus den mein Trainer gebraucht hatte.

    Ansonsten noch mal danke für die umfangreichen Tipps. Ich werde mal versuchen ein oder zwei Dinge davon umzusetzen. Vielleicht bringt es mir mittel- oder langristig etwas.

    Schönen Abend noch!

  6. #6
    Jadefrau Gast

    Standard

    Hallo skidoo,

    in der Stehenden Säule findest Du das Ying & Yang Prinzip wieder. Je entspannter Du im Oberkörper bist, desto anstrengender ist es in den Beinen. Ist leider so Aber Deine Beine gewöhnen sich von Mal zu Mal mehr dran. Wichtig ist die Regelmäßigkeit. Wenn ich eine Woche mal nicht "gestanden" habe, rebellieren meine Beine schon sehr... Aber es wie mit allem: Der Weg ist das Ziel

    LG aus HH
    Jadefrau

  7. #7
    Sirap Gast

    Standard

    Hallo! Seit einer Weile übe ich auch regelmäßig (täglich) die stehende Säule. Eigentlich kann ich nicht wirklich was neues sagen. Mit den Beinen hatte ich nie wirklich Probleme. Aber das liegt vielleicht daran, daß ich erst spät mir der Übung begonnen habe und meine Oberschänkelmuskulatur schon recht trainiert ist. Am schwierigsten für mich ist immer die Enspannung der Hüften und der Knie. Ich habe gelernt den Prozess des Loslassens von oben nach unten durchzuführen. Ich glaube aber nicht, daß das eine große Rolle spielt. Auch hängt diese Übung bei mir sehr stark von der Tagesverfassung ab. Wenn ich zB. eine halbe Stunde an einem Tag stehe, kann es ziemlich hart sein. An einem anderen Tag kann ich wiederum ganz leicht und entspannt viel länger stehen. Aber das ist mit jedem Trainingsaspekt so.

  8. #8
    Chiquan Gast

    Standard

    http://www.rolfing-praxis.de/html/ha..._ida_rolf.html

    ich poste überall das selbe *g* (aber nur wenn es sich lohnt


    Im Laufe der Jahre entdeckte sie, dass der menschliche Körper und seine Struktur, die sich unter anderem in der Körperhaltung ausdrückt, durch eine bestimmte Art der Bindegewebsmanipulation sehr viel stärker veränderbar ist, als bislang angenommen worden war. Sie fand heraus, dass das Bindegewebe, vor allem die Faszien (= Muskelhäute), dem Körper seine Gestalt verleihen.

    Sie stellte sich die praktische Frage: Wie müssen die Körperteile sich räumlich zueinander verhalten, damit der Mensch sich müheloser im Schwerkraftfeld der Erde bewegen kann.

    „Die eine (Person) mag ihren verlorenen Kampf mit der Schwerkraft als scharfen Schmerz im Rücken empfinden, ein anderer als die unschmeichelhafte Kontur seines Körpers, wieder ein anderer als ständige Müdigkeit, und noch jemand als ständig bedrohliche Umwelt. Diejenigen, die über 40 sind, mögen es Alter nennen - all diese Signale können aber auch auf ein bestimmtes, hervorstechendes Problem in ihrer eigenen Struktur deuten, welches ignoriert wurde: Sie sind ausser Balance geraten. Sie sind im Kriegszustand mit der Schwerkraft." (Ida Rolf)

  9. #9
    BanYan Gast

    Standard

    Hallo,

    wir haben wir im Tai-Chi-Kurs vor 2 Wochen Chi Kung Position 1 geübt, ich glaube das entspricht "Stehender Säule".

    Dabei wurden wir vom Meister/Lehrer bis ins kleinste Detail korrigiert.

    Dabei zeigte sich, daß eine winzige Abweichung von der Idealposition dazu führt, daß die Stellung als "anstrengend" empfunden wird.

    Klar, die Oberschenkel sind die (leid-)tragenden.

    Wenn man die Position richtig einnimmt, ist die Körperhaltung ab der Hüfte nach oben quasi anstrengungsfrei und man "schwebt" gewissermaßen.

    Ich selbst bekommen das zur Zeit auch nur selten hin, aber wenn die Position richtig ist, spüre ich ein "Kribbeln" was von den Händen ausgeht und die Arme herabläuft. (Viel weiter habe ich es auch noch nicht geschafft.)

    Zumindest erklärt sich für mich so die Feststellung aus den vorigen Beiträgen, daß es mal anstrengend ist, mal aber leicht. Wenn es leicht war, dann war es wohl "richtiger"

    Gruß
    BanYan

  10. #10
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    Zitat Zitat von Chiquan
    Sie fand heraus, dass das Bindegewebe, vor allem die Faszien (= Muskelhäute), dem Körper seine Gestalt verleihen.
    Ich weiß nicht, ob man das so stehen lassen kann. Die Bedeutung der Faszien wird zwar inzwischen von vielen Körper-/Bewegungsschulen so nachgebetet, aber ich habe noch keinen einzigen wissenschaftlich geführten Nachweis für diese Hypothese gefunden. Für mich ist das daher zunächst einmal eine Annahme, von der Ida Rolf ausging, und keine Tatsache. Gibt es inzwischen akademische Literatur zu diesem zugegeben interessanten Thema?

    Viele Grüße,

    Trinculo
    But if they tell you that I've lost my mind
    Baby it's not gone just a little hard to find

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