Die Chancen von Ex-Weltmeister Felix Sturm auf einen lukrativen Titelkampf sind, ohne selbst zu boxen, beträchtlich gestiegen. Der Mittelgewichtler aus dem Hamburger Universum Boxstall wurde zum Nutznießer der eklatanten Punktniederlage, die der einstige Champion Felix 'Tito' Trinidad aus Puerto Rico in der ausverkauften MGM-Grand-Arena von Las Vegas gegen den Amerikaner Ronald 'Winky' Wright hinnehmen musste.

Der ins Mittelgewicht aufgestiegene Dreifach-Weltmeister aus dem Superweltergewicht gewann den höchstdotierten Nicht-Titelkampf der Box-Geschichte vor 14 176 Zuschauern über 12. Runden deutlich nach Punkten (120:107/119:108/119:108). Für seinen 49 Sieg im 52. Kampf wurde Wright, der das Duell mit seinem rechten Jab (185 zu 15) in jeder Runde dominierte, mit der persönlichen Rekordbörse von fünf Millionen Dollar entlohnt.

Am Tag nach seiner Deklassierung, für die Trinidad (42 Siege/2 Niederlagen) zehn Millionen Dollar kassierte, verkündigte der Nationalheld der Karibikinsel bei der Ankunft in der Heimatstadt San Juan sein 'definitives Karriereende'. Nachdem Trainer-Vater Felix Trinidad Sr. mit Tränen in den Augen erklärt hatte, er wolle seinen Sohn nicht mehr coachen, sagte Trinidad Jr.: 'Wenn du mich nicht mehr trainieren willst, will ich nicht weiterboxen'. Trinidad hätte laut Kampfvertrag gegen Wright einen Rückkampf bestreiten können.

Der 32 Jahre alte Profi war im Winter 2002 schon einmal zurückgetreten, weil er gegen Bernard Hopkins keine Revanche bekam. Der Amerikaner knockte im September 2001 den damaligen Weltmeister nach Version der WBA und IBF im WM-Vereinigungskampf in der 12. Runde aus. Nach 29 Monaten kehrte Trinidad vorigen Oktober mit einem K.o.- Sieg in der 8. Runde gegen Ricardo Mayorga (Nikaragua) in den Ring zurück.

Wright entthronte Trinidad als Nummer eins der Weltrangliste des World Boxing Councils (WBC) und erwarb das Herausforderungsrecht für ein Duell gegen Vierfach-Weltmeister Hopkins. Der Titelträger von WBA, WBC, WBO und IBF muss allerdings erst einmal am 16. Juli in Los Angeles seine WM-Gürtel gegen Jermain Taylor (USA) verteidigen.

Wright könnte als nächstes aber auch gegen Felix Sturm kämpfen. Der Schützling von Michael Timm rangiert durch Trinidads Rücktritt in der WBC-Rangliste hinter dem in Florida lebenden Preisboxer. Bei der WBA rückt der ehemalige WBO-Weltmeister aus Leverkusen, der in 24 Kämpfen nur dem US-Superstar Oscar de la Hoya umstritten nach Punkten unterlegen war, jetzt auf Rang eins vor. Bei der WBO führt der einstige Amateur-Europameister die Rangliste an. Bei der IBF liegt der 26-Jährige hinter der Nummer eins, Sam Soliman (Australien).

Spätestens zum Jahresende könnte Sturm somit wieder um die Weltmeisterschaft boxen. Seinen nächsten Kampf soll er am 16. Juni im kroatischen Pula bestreiten. Ein Gegner ist von Promotor Klaus-Peter Kohl noch nicht benannt worden.