Seelae schrieb u.a.:
...Solche Diskussionen habe ich hier im Board schon ein paar mal gelesen. Interessanter Weise wird immer wieder erwaehnt, dass Karate frueher (wann genau? ) eine 'echte Kampfkunst' gewesen sei, mit Philosophie, harten guten Trainings und Schuelern, die fuer das Dojo alles machen. Die Vorstellung von Karate frueher scheint fuer einige die Idealvorstellung von Karate zu sein, etwas zu dem wir heute unbedingt zurueckkehren muessen......weiter schreibt er: Dieser Schrei nach der 'echten' Kampfkunst weckt in mir einen gewissen Widerwillen. Immer wieder wird von 'ernsthaften' Techniken geredet (im Vergleich zum Sportkarate) und immer wieder wird damals als Beispiel fuer ein besseres, haerteres Training, besseren philosophischen Bezug verwendet"
Dazu: müssen wir nicht. Aber leider geht auch viel verloren und gut das es Karateka gibt, die diese Situation erkannt haben.
Zu "wann genau?": Siehe z.B. "Bubishi" Habersetzer oder andere Historiker. Würde auch zu weit führen, die Geschichte der Kampfkünste hier zu posten.
Das mit den "ernsthaften" Techniken möchte ich mal auffassen.
Hier wird viel über traditionelles Karate und Sportkarate geredet. Mich würde mal interessieren, wie übt ihr traditionelles Karate und wo liegen die Unterschiede zum Sportkarate? Dann ist noch die Rede vom SV-Karate? Was ist das? Ich war immer der Meinung, dass Karate schon immer zur Selbstverteidigung geübt wurde. Welche Methoden der Übung habt ihr im Training und in welcher Verbindung stehen die einzelnen Komponenten? Wie vermittelt euch der Lehrer den Budogedanken (über die Technik, Mondo?)? Und wenn über die Technik... dann wie? Ich meine, wenn wir darüber diskutieren, muß es doch auch Unterschiede geben. Wie baut sich euer System auf? Seht ihr immer den Bezug zur Kata? Wie trainiert ihr Energieübertragung oder überhaupt die Energieentwicklung? Übt ihr Qigong oder habt ihr andere Methoden, um mit Energie zu arbeiten?
Nochmal kurz zu dem genannten Buch über Budo (Lind). Ich habe es ebenfalls mehrfach gelesen und finde es ausgesprochen bereichernd für meine Kampfkunst. Es ist kein Dogma, sondern stellt ein Idealbild dar. Interessant ist auch das Bubushi von Habersetzer, der sich ähnlich über die Versportlichung des Karate äußert und die Unterschiede im Karate bezügl. der Tradition rausstellt. Viel geholfen hat mir auch ZEN in der Kunst des Bogenschießens und die Bücher von Dürckheim.
Also was die Meinung zu Büchern angeht noch eine kleine Anmerkung: im Moment lese ich grad "Der Schwarm". Schaut mal, wenn ihr Lust habt, bei Amazon die Rezensionen an. Viele 5 Sterne, spannend usw. und dann plötzlich 1 Stern, absolut langweilig..... soviel zu Meinungen über Bücher und "Hobby-Kritikern". Ich frag mich dann immer: was findet dieser Mensch eigentlich wirklich spannend?
Meine Meinung dazu: Bücher sollten von Fachleuten beurteilt werden.
Aber mich interessieren zuerst einmal die technischen Unterschiede und die Unterschiede in den "Übungsmodulen", dann die Vermittlung von Budoinhalten. Damit meine ich nicht nur: "...wir machen auch Kihon Ippon Kumite...", sondern es geht mir darum, wie ihr es trainiert, wie es entwickelt wurde, auf welche Kata es sich bezieht, auf welche Komponenten innerhalb der Übung besonders durch den Lehrer geachtet wird und "was bei euch unter der Haut" passiert und wie ihr es vermittelt bekommt. Fragen über Fragen...
Franzi