Das Niveau des Lernens von Techniken kann mit einer Zeit des Seins assoziiert werden. Der Übende konstruiert immer genauere Bilder der Techniken in seinem Kopf und setzt sie in biomechanische Abläufe um, die mit fortschreitendem Üben immer kraftvoller und realistischer werden. Diese Ebene dauert nach Tamura etwa bis zum vierten Meistergrad an, der auch als letzter durch eine Prüfung von Techniken erworben wird. Die Beschreibung des fünften Grades offenbart den geänderten Schwerpunkt: „Die Kunst berücksichtigt die Prinzipien, und der Geist beginnt sich von der Form zu lösen, er bleibt nicht Gefangener des äußeren Aspekts der Technik. Neue Techniken zeigen sich abhängig von der Situation.“
Spätestens jetzt sollte sich die Aufmerksamkeit des Übenden von den Techniken zu den Prinzipien verlagern, von denen, einfach gesagt, jedes in jeder Technik zu finden ist. Obwohl Anfänger und Fortgeschrittene meist gemeinsam üben und äußerlich die gleichen Bewegungen vollführen, arbeiten sie an unterschiedlichen Dingen. Die zunehmende Qualität einer Bewegung ist für den Beobachter nicht immer sichtbar, für die beiden daran Beteiligten aber sehr wohl spürbar. Mit dem Übergang zu einer Zeit des Werdens beginnt der Aikidoka, die klar festgelegte Technik als anfangs didaktisch notwendige Abstraktion zu sehen, die im Grunde für eine Vielfalt an gleich effektiven Möglichkeiten steht.