Unter "ewigem Recht" verstehe ich zeitlose moralische Grundsätze, die an sich, sollte man meinen, jedem Menschen vertraut sein müßten. Es ist also beispielsweise anscheinend nicht zwingend nötig, daß das Verbot, andere Menschen ohne Not zu töten stafrechlich geregelt ist. Kein Witz. So wurden nach "ewigen Recht", wie ich es jetzt mangels juristischer Fachkenntnis einfach mal nenne, schon Menschen rechtskräftig verurteilt die nie gegen einen geltenden Paragraphen verstoßen haben. Nehmen wir zum Beispiel die Nürnberger Prozesse. Menschen wurden verurteilt, obwohl sie sogar entsprechend den damals im NS-Staat geltenden Rassegesetzen gehandelt haben. Ganz einfach weil es "gegen die Menschlichkeit" war, obwohl sie zum Zeitpunkt der Tat zumindest juristisch den Eindruck haben mußten korrekt zu handeln. Wozu sind denn Gesetze da wenn man sie scheinbar nicht als Prämisse(wenn schon nicht immer als moralische, dann doch als juristische) für sein Handeln heranziehen kann? Woran können wir uns SICHER orientieren? Ich habe die Argumentation, daß es einfach Grundsätze gibt, die jedem denkenden Menschen gewisse moralische Richtlinien für sein Handeln vorgeben, immer als sehr problematisch empfunden (ja wer sagt denn dann im Endeffekt, was das für Grundsätze sind?) und ich behaupte daß es für die Menschen damals alles andere als offensichtlich war, daß es falsch war Menschen aufgrund ihrer Rasse abzuwerten. Rassenlehre war eine anerkannte Wissenschaft, viele Köpfe die klüger waren als der meine haben sich damit beschäftigt und ich bezweifle daß sie das nur getan haben weil sie eben "schlecht" waren.
Fazit: Obwohl die meiseten Menschen damals wenn nicht immer nach bestem Wissen und Gewissen so doch meist ohne schlechtes Gewissen und mangels besseren Wissens gehandelt haben standen sie nachher als die "Bösen" da.
Was bedeutet das für uns heute? Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir mit unserem Lebensstil nicht auch gegen "ewiges Recht" verstoßen und entweder zu dumm sind es zu sehen oder es einfach schon zu gewohnt sind um uns was dabei zu denken wie damals unsere Großväter. Wir können uns nicht darauf verlassen daß wir uns mit Argumenten wie "Wir wußten nicht, daß das Falsch war", "Das war damals nicht verboten." oder "Das haben doch alle getan!" abputzen können denn die deutsche Geschichte ab 1945 lehrt uns das Gegenteil. Und wenn man genau nachdenkt tun wir heute viele Dinge mit der größten Selbstverständlichkeit die vom Standpunkt einer höheren moralischen Autorität aus höchst verwerflich sind. Wir ordnen uns und die ganze Welt dem Profit unter und nennen das dann "freie Wirtschaft". Wir züchten Milliarden andere Lebewesen unter unmenschlichen Bedingungen, nur um sie zu essen. Wir werden immer reicher und fetter, während die meisten Menschen nicht genug zum Leben haben. Wir verschwenden Rohstoffe und verpesten die Umwelt frei nach dem Motto "nach uns die Sintflut". Die meisten von uns fördern diese und andere Unsitten wenn schon nicht aktiv so doch zumindest dadurch, daß sie nicht auf die Barrikaden steigen. Und dafür besteht, wenn man drüber nachdenkt, eigentlich aller Grund. Aber es ist halt so viel bequemer. Wie ich das meinen Kindern und Enkeln beibringen werde, wenn sie eines Tages vor den Ruinen unserer heutigen Existenz stehen überleg ich mir dann wenn es soweit ist...
Kurzfasassung: Die Moral hat sich immer weiterentwickelt und ich glaube, das sie das auch weiterhin tun wird. Gibt es so etwas wie "ewiges Recht" überhaupt? Wenn ja, wo finden wir es? In der Bibel? In uns? In der jeweiligen Zukunft? Nirgendwo? Wenn nein, haben Kriegsverbrecherprozesse (Verurteilungen ohne Verstoß gegen ein gültiges Gesetz zum Zeitpunkt der Tat) demnach überhaupt ein juristisch stabiles Fundament? Woran kann man sich überhaupt noch orientieren? Sind wir automatisch "gute Menschen", wenn wir uns einfach nur an die Regeln halten?