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Thema: Worauf gründet der Respekt vor dem Kung Fu-Meister?

  1. #1
    Thorre Gast

    Standard Worauf gründet der Respekt vor dem Kung Fu-Meister?

    Worauf gründet der Respekt vor dem Kung Fu-Meister?
    Ein Artikel über die Ursprünge der Meisterverehrung in den chinesischen Kampfkünsten

    Inhalt:
    Einleitung
    Wie ein Schüler seinen Respekt ausdrücken soll
    Die patriarchalische Familie
    Die Bedeutung des Lernens
    Der Kung Fu-Meister, ein Lehrer-Vater
    Die Kung Fu-Familie
    Das Wude - Die Moral des Kriegers
    Diskussion - Wie zeitgemäß ist die traditionelle Verehrung des Meisters?


    Einleitung

    Die Verehrung des Meisters ist im Kung Fu ein zentraler Aspekt der Lehrmethode, ja sie ist ein zentraler Aspekt der chinesischen Kampfkunst überhaupt. Jeder ernsthafte Schüler des Kung Fu (Wushu) ist traditionell zur deutlichen Demonstration von Respekt und Wertschätzung gegenüber seinem Meister verpflichtet. Dabei gehen die Forderungen nach Respektsbekundung weit über das hinaus, was einem Europäer einsichtig erscheinen mag.

    Hier stellt sich also zumindest für Nichtasiaten die Frage, auf welchen Bedingungen die Sitte der Meisterverehrung in der chinesischen Kampfkunst beruht. Haben wir es hierbei lediglich mit einem anderen Verständnis dessen zu tun, was ein Schüler generell seinem Lehrer schuldet? Geht es um die Frage der Anerkennung überlegenen Könnens?

    Aus den genannten Problemstellungen ergibt sich natürlich eine grundsätzliche Diskussion - eine Diskussion, in der darüber gestritten werden muß, ob die in den chinesischen Kampfkünsten übliche Meisterverehrung inbesondere in Europa eine heute noch gültige Sitte darstellt oder ob sie eher als Relikt einer veralteten, feudalistischen Unterwerfungsmentalität zu werten ist.


    Wie ein Schüler seinen Respekt ausdrücken soll

    Es existieren in den Schulen der chinesischen Kampfkunst sehr genaue Vorstellungen darüber, wie ein Schüler seinen Respekt gegenüber dem Lehrer ausdrücken soll. Die wichtigsten Punkte dabei sind:

    1. Der Lehrer darf (im Unterricht) niemals nur mit seinem Namen angesprochen werden. Die korrekte Anrede nennt immer den ehrenden Titel, also entweder Shifu bzw. Laoshi oder einen anderen Meistertitel, der in der entsprechenden Schultradition verwendet wird.

    2. Es ist für die Schüler (Dizi) unangemessen, ja man kann sagen verboten, den Meister im Unterricht kameradschaftlich zu berühren, zu umarmen, zu necken usw. Viele Meister wünschen derartige "Intimitäten" auch außerhalb des Unterrichts nicht, da eine so große körperliche Nähe die Grenzen der Hierarchie verwischt.

    3. Befindet sich der Meister in der unmittelbaren Nähe des Schülers, dann soll dieser gerade und aufrecht stehen, nicht seine Arme in die Seiten stemmen, sie nicht vor der Brust verschränken, nicht die Hände in den Hosentaschen halten, nicht auf dem Boden sitzen oder liegen, generell es sich nicht "bequem" machen (z.B. auf einer Bank oder einem Sessel loungieren).

    4. Findet eine Unterweisung oder Demonstration durch den Meister statt, dann gilt es als hochgradig unangemessen, nicht zuzuhören, die Augen zu schließen, wegzuschauen usw.

    5. Ein Schüler sollte niemals zu spät zum Unterricht erscheinen, denn dies sagt, daß er die Unterweisung durch den Meister, die traditionell als unbezahlbares Geschenk gilt, nicht wertzuschätzen weiß.

    Im Gegensatz dazu ist der Schüler verpflichtet auf den Lehrer zu warten, falls dieser später zum Unterricht erscheint. Es existieren viele Geschichten darüber, wie Kung Fu-Meister ihre Schüler immer wieder warten lassen, um herauszufinden, welche Schüler die nötige Geduld aufbringen und den traditionell geforderten Respekt demonstrieren.

    6. Ein Schüler sollte den Unterricht nicht vorzeitig abbrechen, und er sollte die Unterrichtshalle (Guan) auch nicht vor dem Meister verlassen. Traditionell kommt der Meister als letzter und geht als erster. Erklärt der Meister nach dem Ende des Unterrichts einigen Schüler noch etwas, dann sollten sich die Schüler, die die Halle verlassen, zunächst in Richtung des Meisters verbeugen und erst danach aus der Halle gehen.

    7. Bei gesellschaftlichen Zusammenkünften gilt als selbstverständlich, daß die Schüler niemals sitzen, wenn der Meister steht, außer er fordert sie dazu auf. Dem Meister wird immer der beste Platz zum Sitzen angeboten, man beginnt niemals mit dem Essen oder Trinken, bevor der Meister ißt oder trinkt. Überreicht man dem dem Meister einen Gegenstand, dann ist dies stets mit beiden Händen zu tun.

    8. Es versteht sich außerdem von selbst, daß es einem Schüler absolut verboten ist, sich gegenüber seinem Meister in irgendeiner Weise frech, provokant oder besserwisserisch zu verhalten oder sonstwie anmaßend zu sein. So ist es beispielsweise völlig unangemessen, auf eine Unterweisung oder Erklärung des Lehrers zu antworten, daß man dies bereits wisse, auch wenn das der Wahrheit entspricht.

    9. Niemals darf sich ein Schüler anmaßen, dem Lehrer vorzuschlagen oder gar vorzuschreiben, was oder wie dieser ihn zu unterrichten hätte. Eine solche Verfahrensweise unterstellt dem Lehrer, daß er nicht wüßte, was zu tun sei und ist deshalb völlig inakzeptabel.

    10. Schließlich soll ein Schüler Respekt gegenüber seinem Meister ausdrücken, indem er drei wesentliche Qualitäten eines Kung Fu-Übenden demonstriert: den Wunsch zu lernen, die Hingabe zur Übung und die Disziplin beim Training. Diese drei Qualitäten zeigen dem Lehrer, daß sein Schüler sich als würdig erweist, in der Kunst unterrichtet zu werden.


    Weiter geht es HIER (Den Artikel unter "News" anklicken)

  2. #2
    Thorre Gast

    Standard

    Achso, Diskussion ist erwünscht, aber bitte lest den ganzen Artikel bevor Ihr loslegt...

    Gruß KFSB

  3. #3
    martin.schloeter Gast

    Standard

    Nun ja.
    Ich bin einerseits ein Freund einer gewissen Disziplin und des respektvollen Umgangs.

    Andererseits wirkt diese "Regelliste" aus meiner persönlichen Sicht etwas bizarr auf mich.
    Ist aber halt auch ein anderer Kulturkreis. In dieser extremen Form halte ich es nicht für übertragbar auf westliche KK-Schulen.
    Das mit diesem abgehobenen Meister ist vermutlich auch aufgrund meines Alters und der Lebenserfahrung etwas problematisch. Mit über 40 hat man in der Regel schon zuviele meist selbsternannte Meister mit wenig realer Substanz kennengelernt um solchen Nimbus noch ernst zu nehmen.
    Wer es nötig hat sich hinter soviel äußerer Form zu verstecken hat in der Regel nicht viel Inhalt zu bieten (mal so platt, böswillig).

    Gruss

  4. #4
    Thorre Gast

    Standard

    Könnte man so sehen. Andererseits bin ich bei der Recherche zu diesem Artikel aber auf recht deutliche Statements von chinesischen Lehrern/ Meistern gestoßen, die sich gewissermaßen verärgert über die Umgangsformen ihrer nicht-asiatischen Schüler geäußert haben.

    Ich glaube nicht, daß man das so einfach als Firlefanz abtun kann.

    Gruß KFSB

  5. #5
    Kazuko Gast

    Standard

    Die Regeln empfinde ich als Blödsinnig und mein chinesisch-indonesischer Meister legt da auch keinen Wert drauf.
    Ich möchte eine Kampfkunst lernen und nicht entmündigt und erniedrigt werden.

    Es ist teilweise völlig überzogen was dort steht aber zum einen nehme ich es als anderen Kulturkreis und zum anderen aus einer etwas anderen Zeit.

    Kazuko

  6. #6
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    Standard

    Das sind persönliche Präferenzen, oder lokale oder umgebungsbedingte Üblichkeiten. Die meisten die ich kenne sind nicht so, aber es gibt auch Leute bei denen ich unangenehm aufgefallen bin weil ich den Firlefanz bei einem DEUTSCHEN Lehrer den ich nur zu einem Seminar besucht habe nicht gemacht habe. Gerade bei den internen Stilen, und insbesondere im Umfeld von Daoisten, gibt es eher relaxte, joviale Leute.

  7. #7
    HuLong Gast

    Standard

    Ich finde aber einiges was in der Liste stehtrecht plausibel.

    Ich fände es zum kotzen, wenn ich jemandem etwas erkläre und er woanders hinschaut, oder die ganze Zeit sagt er könne das schon. Es muss auch nicht sein, dass Schüler oft zu spät kommen, oder immer früher gehen (wenn er keinen triftigen Grund hat). Man muss seinen Lehrer auch nicht provozieren....

    Na ja, dass sind Regeln, die man aber immer einhalten sollte und nicht auf KungFu beschränkt sind. Über die anderen Sachen kann man diskutieren.

    HuLong

  8. #8
    TQ Gast

    Standard

    Zitat Zitat von martin.schloeter
    .....
    Andererseits wirkt diese "Regelliste" aus meiner persönlichen Sicht etwas bizarr auf mich.
    Ist aber halt auch ein anderer Kulturkreis. In dieser extremen Form halte ich es nicht für übertragbar auf westliche KK-Schulen.....
    Diese Regelliste ist in China üblich und für die Chinesen absolut verständlich.
    Ja, es ist ein anderer Kulturkreis und ich bin auch absolut überzeigt, dass es hier in den westlichen schulen NICHT übertragbar ist, da sie auch ein ganz anderes Veständnis dafür haben.
    Die meisten wollen alle nur Techniken lernen, aber mehr auch nicht. Für den MEister dagegen ist es etwas persönliches. Denn wenn er unterrichtet , dann unterrichtet er auch richtig!!! Deshlab sind die traditionellen Meister auch so wählerisch was ihre Schüler angeht.
    Dies ist auch vllt. ein Grund warum es schwierig ist, dass ein Schüler etwas "vollstandig" erlernt. insbesonders für die Schüler, denen es einfach von Verständnis fehlt. z.b. Yip man/ schüler????
    (Bitte auf das Beispiel Schüler/Yip man *ing *ung story`s nicht näher
    darauf eingehen. Es ist mir so einfach so spontan eingefallen^^...)

    Da sich die Welt auch heute sehr schnell verändert, haben sich auch dementsprechend die Werte und der Respekt vor dem Meister sich geändert, wie z.b. der von kazuko genannte Chinesisch-indonesischer Shifu.
    Die Lehre des Konfuzius findet man in Deutschland hauptsächlich in den Büchern aber bestimmt nicht in der Gesellschaft. Dafür hat Deutschland ihre eigene Kultur und Verständnis.

    Ich schätze mal, dass dieser Respekt vor dem Kung Fu Meister nur noch in China zu finden ist oder auch noch in den weltweiten China Town`s.

    Bythe way: diese Art vom respekt gegenüber dem Meister gilt nicht nur in den Kampfkünsten , sondern auch für die anderen Künste wie der Kochkunst, Kalligrafie..usw...

  9. #9
    christoph Gast

    Standard

    Zitat Zitat von martin.schloeter
    Nun ja.
    Ich bin einerseits ein Freund einer gewissen Disziplin und des respektvollen Umgangs.


    Das mit diesem abgehobenen Meister ist vermutlich auch aufgrund meines Alters und der Lebenserfahrung etwas problematisch. Mit über 40 hat man in der Regel schon zuviele meist selbsternannte Meister mit wenig realer Substanz kennengelernt um solchen Nimbus noch ernst zu nehmen.
    Wer es nötig hat sich hinter soviel äußerer Form zu verstecken hat in der Regel nicht viel Inhalt zu bieten (mal so platt, böswillig).

    Gruss
    Ich bin zwar noch nicht 40, jedoch ungefähr der gleichen Ansicht. Übrigens habe ich das größte Brimborium um Meister und haste nicht gesehen in Deutschland erlebt und nicht bei meinen bescheidenen China Erfahrungen!
    Eine wirkliche beeindruckende Persönlichkeit spricht für sich und brauch keine solchen albernen Regeln.

  10. #10
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    Standard

    Gehen wir mal im Einzelnen drauf ein. Mein Lehrer bzw. meine Bezugsperson war schweinealt und eine wichtige Respektsperson, aber trotzdem jovial. Wobei es da auch Grantler gegeben hat, die aber eher "kauzig" waren als vollkommen streng, oder alles auf die Goldwaage legend. Es gibt sicher Leute im militärischen oder offiziellen China die sowas enger gesehen haben, besonders in der Öffentlichkeit.

    Zitat Zitat von KFSB
    1. Der Lehrer darf (im Unterricht) niemals nur mit seinem Namen angesprochen werden. Die korrekte Anrede nennt immer den ehrenden Titel, also entweder Shifu bzw. Laoshi oder einen anderen Meistertitel, der in der entsprechenden Schultradition verwendet wird.
    Liegt daran daß man die Leute eben so anspricht, man hat hier ja auch früher "Herr Lehrer" gesagt, und sagt in der betrieblichen Ausbildung auch erstmal "Meister" und nicht "Ey, Müller". Wobei die Meister dann wenn man länger dabei ist eher zum Vornamen übergehen, wenn man wohlgelitten ist. Das ist aber eine Respektsfrage, wenn man gut mit den Leuten umgeht und sie ohnehin respektiert dann werden die auch familiärer. Einen älteren Mann mit seinem Vornamen anzusprechen ist ein bischen gewagt, man sagt hier ja auch nicht "Ey, Gerd" wenn man mit dem Ex-Bundeskanzler spricht. Manche Lehrer bestehen auf der Form, in der Öffentlichkeit, manche wollen aber auch daß man die bei entsprechend herzlichem Kontakt bei ihrem Spitznamen oder familärem Namen anspricht, und wenn es "Onkel" oder "Großvater" ist. Sowas wird aber eben ANGEBOTEN.


    2. Es ist für die Schüler (Dizi) unangemessen, ja man kann sagen verboten, den Meister im Unterricht kameradschaftlich zu berühren, zu umarmen, zu necken usw. Viele Meister wünschen derartige "Intimitäten" auch außerhalb des Unterrichts nicht, da eine so große körperliche Nähe die Grenzen der Hierarchie verwischt.
    Auch das ist eine Frage der Umstände. Ich kann schlecht bei einem 70jährigen hingehen und dem mal zum Spaß in den Hintern treten, wie es vielleicht bei Fussballern unter sich üblich ist. Unter sich, wenn man bereits familiären Kontakt hat, dann kann man die Leute schon anfassen, als herzliche Geste. Sowas sehen die als normal, wenn man eben quasi zur Familie gehört. Man geht aber schliesslich auch nicht hin und schlägt dem Aufsichtsratsvorsitzenden seiner Firma auf die Schulter wenn man ihn nicht kennt. Es kommt aber auch darauf an um was für eine Prägung es sich handelt, es gibt Leute die sich weder anfassen lassen noch anfassen. Das hat dann spezielle Gründe, nicht wegen der Hierarchie, sondern weil man grundsätzlich Nähe über Gestik ausdrückt und nicht anfassen. In dem Fall fassen sich die Leute untereinander aber auch nicht an. Merken kann man das nur daran ob sich die Leute selbst berühren, und ob er damit bei einem anfängt, oder mit Abstand nur Handzeichen austauscht. Es gibt Gesellschaften bzw. Familien wo die Leute sich frenetisch die Hand schütteln und am Arm fassen um sich zu begrüssen, und welche wo man Distanz hält.


    3. Befindet sich der Meister in der unmittelbaren Nähe des Schülers, dann soll dieser gerade und aufrecht stehen, nicht seine Arme in die Seiten stemmen, sie nicht vor der Brust verschränken, nicht die Hände in den Hosentaschen halten, nicht auf dem Boden sitzen oder liegen, generell es sich nicht "bequem" machen (z.B. auf einer Bank oder einem Sessel loungieren).
    Kommt drauf an. Wenn einem was gezeigt werden soll, sollte man auch hingehen, und nicht aus der Entfernung im Sitzen zu sehen. Eine besonders strenge Haltung muß man da aber nicht einnehmen, man ist ja nicht beim Militär. Militärische Lehrer die ja nicht familiär sind, mögen es anders wollen, das ist beim Bund aber genauso. Im familiären Umfeld sitzen auch Kinder in der Gegend rum und jeder brasselt vor sich hin, da gibt es sowas nicht, da muß keiner stramm stehen wenn der Lehrer kommt. Zuhören sollte man aber. Es gibt sicher welche die erwarten daß man sie begrüßen kommt und sich dann erst wieder hinsetzt wenn man sitzen möchte.

    4. Findet eine Unterweisung oder Demonstration durch den Meister statt, dann gilt es als hochgradig unangemessen, nicht zuzuhören, die Augen zu schließen, wegzuschauen usw.
    Das ist eigentlich selbstverständlich, auch nicht nur in China.


    5. Ein Schüler sollte niemals zu spät zum Unterricht erscheinen, denn dies sagt, daß er die Unterweisung durch den Meister, die traditionell als unbezahlbares Geschenk gilt, nicht wertzuschätzen weiß.
    Im bezahlten Unterricht oder einer richtigen Schule sehe ich das auch so, das gilt aber auch für Sportvereine daß man nicht spät kommen soll.


    Im Gegensatz dazu ist der Schüler verpflichtet auf den Lehrer zu warten, falls dieser später zum Unterricht erscheint. Es existieren viele Geschichten darüber, wie Kung Fu-Meister ihre Schüler immer wieder warten lassen, um herauszufinden, welche Schüler die nötige Geduld aufbringen und den traditionell geforderten Respekt demonstrieren.
    Das gibt es sicher.


    6. Ein Schüler sollte den Unterricht nicht vorzeitig abbrechen, und er sollte die Unterrichtshalle (Guan) auch nicht vor dem Meister verlassen. Traditionell kommt der Meister als letzter und geht als erster. Erklärt der Meister nach dem Ende des Unterrichts einigen Schüler noch etwas, dann sollten sich die Schüler, die die Halle verlassen, zunächst in Richtung des Meisters verbeugen und erst danach aus der Halle gehen.
    Auch das sind eher normale familiäre Umgangsformen. Wenn ich bei Freunden gehe, dann verabschiede ich mich auch und haue nicht einfach ab.

    7. Bei gesellschaftlichen Zusammenkünften gilt als selbstverständlich, daß die Schüler niemals sitzen, wenn der Meister steht, außer er fordert sie dazu auf. Dem Meister wird immer der beste Platz zum Sitzen angeboten, man beginnt niemals mit dem Essen oder Trinken, bevor der Meister ißt oder trinkt. Überreicht man dem dem Meister einen Gegenstand, dann ist dies stets mit beiden Händen zu tun.
    Auch das ist normal, wenn ich in der Firma bin und der Chef eine Rede hält, gehe ich auch nicht gähnend zum Buffet und fange schon mal mit dem Essen an.

    8. Es versteht sich außerdem von selbst, daß es einem Schüler absolut verboten ist, sich gegenüber seinem Meister in irgendeiner Weise frech, provokant oder besserwisserisch zu verhalten oder sonstwie anmaßend zu sein. So ist es beispielsweise völlig unangemessen, auf eine Unterweisung oder Erklärung des Lehrers zu antworten, daß man dies bereits wisse, auch wenn das der Wahrheit entspricht.
    Auch eine normale Umgangsform, nicht kung-fu-spezifisch.

    9. Niemals darf sich ein Schüler anmaßen, dem Lehrer vorzuschlagen oder gar vorzuschreiben, was oder wie dieser ihn zu unterrichten hätte. Eine solche Verfahrensweise unterstellt dem Lehrer, daß er nicht wüßte, was zu tun sei und ist deshalb völlig inakzeptabel.
    Bei guten Lehrern ist sowas eine Beleidigung. Bei manchen ist sowas aber angebracht, und da trifft auch der letzte Satz zu. Es gibt nichts Schlimmeres als z.B. einen (deutschen) Lehrer der keine Ahnung hat, meint alles zu wissen, falsch anleitet, und trotzdem als Gott verehrt werden will, dem nicht zu widersprechen ist.


    10. Schließlich soll ein Schüler Respekt gegenüber seinem Meister ausdrücken, indem er drei wesentliche Qualitäten eines Kung Fu-Übenden demonstriert: den Wunsch zu lernen, die Hingabe zur Übung und die Disziplin beim Training. Diese drei Qualitäten zeigen dem Lehrer, daß sein Schüler sich als würdig erweist, in der Kunst unterrichtet zu werden.
    Respekt gegenüber Menschen ist eine Kardinallehre, nicht nur beim "Meister".

    Weiter geht es HIER (Den Artikel unter "News" anklicken)[/QUOTE]

  11. #11
    Thorre Gast

    Standard

    Ich neige dazu, Klaus zuzustimmen – nicht alles, aber einiges, dieser zehn Punkte kann man relativ unspektakulär unter dem Begriff „Gute Manieren“ zusammenfassen. Was die ganze Sache bizarr macht, ist eben auch die schriftliche Fixierung. Wir sind es nicht gewohnt, „ungeschriebene Gesetze“ zu denen ja nun einmal Respekts- und Höflichkeitsformen gehören, so breitgewalzt schwarz auf weiß doziert zu bekommen.

    Was ich allerdings etwas anders sehe als Klaus, ist die Rolle der Daoisten. Ich bin auch sehr lange davon ausgegangen, daß die buddhistischen Meister im Vergleich die strengeren, schrofferen, unhöflicheren Leute sind. Dabei war ich möglicherweise von den chinesischen Geschichten über die Chan-Meister und meinen eigenen Erfahrungen mit buddhistischen Meistern beeinflußt.

    Überraschenderweise hat mir dann vor einiger Zeit eine Qigong-Lehrerin erzählt, daß in China gerade die daoistischen Meister besonders hart und streng sind, viel extremer als die buddhistischen. Wir haben dann ein wenig darüber philosophiert, wo dafür dafür die Ursachen liegen könnten.

    Ich denke, daß man bei dieser Geschichte berücksichtigen muß, was der (philosophische) Daoismus eigentlich will und wie sein Menschen-Ideal aussieht. Der Daoismus ist keine sehr soziale Lehre, die Gesetze der Gesellschaft werden bei weitem nicht so hoch geehrt, wie die Gesetze der Natur. Bei dem Sinologen W. Bauer kann man gut nachlesen, daß das daoistische Menschen-Ideal eigentlich ein für unsere Begriffe entmenschlichtes ist. Der „wahre Mensch“ (Zhen Ren) eines Laozi oder Zhuangzi ist eigentlich kein Mensch mehr, jedenfalls nicht so wie wir das verstehen.

    Ich denke, das könnte ein Grund dafür sein, daß daoistische Meister auf menschliche Empfindsamkeiten nicht allzuviel geben. Nun sind solche Verallgemeinerungen immer problematisch, Klaus hat sehr „nette“ Daoisten kennengelernt, meine Bekannte äußerst strenge. Vielleicht sind Spekulationen darüber auch sinnlos...

  12. #12
    christoph Gast

    Standard

    Ich neige dazu, Klaus zuzustimmen – nicht alles, aber einiges, dieser zehn Punkte kann man relativ unspektakulär unter dem Begriff „Gute Manieren“ zusammenfassen. Was die ganze Sache bizarr macht, ist eben auch die schriftliche Fixierung. Wir sind es nicht gewohnt, „ungeschriebene Gesetze“ zu denen ja nun einmal Respekts- und Höflichkeitsformen gehören, so breitgewalzt schwarz auf weiß doziert zu bekommen.
    Es sind eben die Vorstellungen von dem Menschen, der sie verfasst hat. Das als "das ist eben so in China" zu verkaufen, ist ja immer eine beliebte Taktik (nicht nur beim KF und nicht nur in bezug auf China natürlich). Also ich möchte in der Schule bestimmt nicht trainieren. Aber wers mag...

  13. #13
    Jochen Wolfgramm Gast

    Standard

    Ich sehs ähnlich wie Klaus:

    es sind einfach gute Manieren und grundlegender Respekt vor einem "Gegenüber".

    Das Problem ist doch, dass viele denken sie hätten als moderner Mensch des Westens mit grundlegenden Höflichkeiten und Respekt vor anderen nichts mehr zu tun.
    Ich finde es geht darum dem Lehrer/Trainer/Meister zu zeigen, dass seine Bereitschaft mich zu unterrichten und Dinge zu zeigen die andere nicht wissen oder nicht vermitteln können von mir honoriert werden. Und das nicht nur indem ich einen Geldbeitrag zahle. (der ist doch meistens eh für Miete etc) Die Fitnesstudiomentalität: ich zahle also gehört mir das ganze zum Teil, hält leider in den Kampfkunstschulen immer mehr Einzug.
    Aus meiner Sicht gehört aber nicht nur das Vermitteln von blossen Techniken und Selbstverteidigung zur chinesischen Kampfkunst. Die "Wu De", die 5 Tugenden, sind zB ebenfalls ein wichtiger Teil des Stoffes, der vermittelt werden sollte. Wenn aber nicht einmal Bereitschaft vorhanden ist, einfachen höflichen Umgang mit anderen zu pflegen (und dazu gehören die genannten Punkte), ist der Zugang zum Verständnis der Wu De unmöglich.

    Es überrascht mich nicht, aber es ist trotzdem schockierend, wie ablehnend sich viele diesen einfachen regeln gegenüber verhalten. Und der Hinweis, dass "schlechte" deutsche Lehrer die einzigen sind, die darauf wert legen ist auch ein typisches Argument.
    Fast alle chinesen, und erst recht die chinesischen Lehrer, legen Wert auf diese Regeln. Aber sie fordern sie nicht ein! Es ist undenkbar, das ein chinesischer Lehrer, insbesonderen mehr fremden Schülern, das richtige Verhalten erklärt! Es ist so selbstverständlich, das es einer Erklärung schlichtweg nicht bedarf. Fehlt das richtige Benehmen nimmt es der Lehrer hin, aber kommentiert es nicht. Alle chinesen, die ich bislang getroffen habe, freuten sich sehr, wenn sie ein korrektes Benehmen vorgefunden haben. Das gilt für meine Lehrer der Kampfkunst als auch zB der chinesischen Sprache ....

    Natürlich versuchen viele "deutsche" Lehrer dieses Verhalten anzuerziehen, indem sie Liegestütz etc. verteilen, wenn dagegen verstossen wird. Es soll eine sensibilisierung geschaffen werden. Oft natürlich völlig umsonst, da die meisten den Sinn garnicht verstehen.

  14. #14
    leopan8 Gast

    Standard

    Hy

    Jeder Lehrer, Schule hat andere Regeln bzw. Bräuche!

    In China gibt es 56 verschiedene Völker mit unterschiedlichen Philosophien,Religionen,Kulturen,Bräuchen usw. auch hat oft jede Provinz,Stadt,Dorf seinen eigenen Bräuche die sich von anderen unterscheiden.
    http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lker_Chinas


    Die chinesiche Gesellschaft in der VRC(auch andere ostasiatische Kulturen) ist sehr Stark von (Rujia) Konfuzianismus bzw. Neo Konfuzianismus beeinflusst ,noch immer trotz des möchtegern Sozialismus .

    Bin kein Fan von der Konfuzianischen Lehre , einige Gesellschaftliche Regeln sind jedoch nicht schlecht!

    http://de.wikipedia.org/wiki/Konfuzianismus


    Mantis:
    Die Zustände im Westen sind das Ergebniss der Antiautoritären Erziehung die seit den 70ern praktiziert wird!
    Beobachte oft das viele keinen Respekt vom Alter,Wissen oder Titeln mehr haben!



    Gruss
    leopan8
    Geändert von leopan8 (30-11-2005 um 10:35 Uhr)

  15. #15
    Thorre Gast

    Standard

    Hallo Mantis, nur ein Hinweis - ich glaube, das Wu von Wu De bezieht sich nicht auf Fünf sondern auf das kriegerische Wu. In diesem Sinne nicht "Fünf Tugenden" sondern "Ethik des Kriege(r)s". Das entsprechende Schriftzeichen findet sich auch im Artikel.

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