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Thema: Goju Ryu Karate Do

  1. #16
    weudl Gast

    Standard

    @Lino

    Wie hast Du den Unterschied zwischen der Atmung in Sanchin und Tensho gelernt?

    Ich habe Sanchin so gelernt, dass die Luft beim Ausatmen gänzlich aus dem Körper "gepresst" wird, während der Körper komplett unter Spannung gehalten wird. Beim Einatmen wird der Körper wieder entspannt.

    Bei Tensho ist die Spannung ähnlich, allerdings nicht so extrem stark (vielleicht 1/3 so stark). Prinzipiell würde ich die Atmung und Spannung aber ebenfalls als hart beschreiben (außer der Handgelenke). Rein "technisch" kann ich bei der Atemmethode aber nicht viel Unterschied erkennen.

    Ich muss allerdings anmerken, dass ich selber mittlerweile beide Kata eher weich und ohne Ibuki ausführe, da ich mich mit der harten Spannung und Atmung einfach nicht wohl fühle.

  2. #17
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    12.02.2002
    Beiträge
    977

    Standard

    Ich habe keine Hoffnung, dass ich das unmissverständlich in Text rüber bringen kann. Solltest du mal nach Hamburg kommen, zeige ich es dir.

    Trotzdem ein verbaler Versuch:

    In Kata Sanchin haben wir ja die harte Atmung. Wichtig ist da - wie auch in Kata Tensho - dass die Spannung im Körper sich von unten nach oben aufbaut. Hier muss man besonders darauf achten, ob das "Zischen" beim Ausatmen oben in der hinteren Mundhöhle entsteht, oder da unten wo ein geschulter Sänger die Töne moduliert. Ich will jetzt nicht Worte wie "richtig" oder "falsch" benutzen, sondern nur kurz beschreiben was passiert. Das Zischen beim Ausatmen ist nichts anderes als ein Kiai in Zeitlupe. bei der ersten Möglichkeit baut sich die Körperspannung erst im mittleren Bereich, gleich unter dem Thorax auf. Da kann ich mir durchaus vorstellen, dass es auf Herzbeutel und Lungen drückt. Was aber unmittelbar fest zu stellen ist, ist dass die Muskulatur im unteren Bereich meistens nicht Fest ist und man kann nicht die Körperspannung erhalten und gleichzeitig Sprechen. Im Kehlenbereich ist man verspannt. Hat man dort Schleimhaut-Probleme, wuchert eine Halsentündung o.ä. verschlimmet sich oft den Zustand dadurch.
    Die zweite Möglichkeit: Spannung baut sich von ganz unten auf, man kann eine Münze mit dem ***** festhalten, Unterleibmuskulatur ist auch im Becken-Bereich so fest, das man darauf hauen kann mit einem Brett, das Zischen entsteht wie erwähnt viel tiefer. Am besten macht man ein bisschen "Cross-Training" und läßt sich die Atemtechnik von einem geschulten Sänger vorführen. Da gibt es unheimlich viele Parallele - und denk daran: Das ist ein so wichtiger Bestandteil der Technik eines Sängers, dass die Chancen groß sind, dass er es besser Beherrscht als jeden Karate-Menschen, den man finden kann.

    In Kata TENSHO unterscheidet sich die Technik in folgender Weise: Zwar ist die Körperspannung aufgebaut wie in Kata Sanchin - die Atmung muss also so weich sein, dass kein Laut von der Kehle entweicht. Dazu kommt noch, dass die Spannung im oberen Körperbereich durch die Ausführung von anderen dynamischeren Techniken ohnehin anders sein wird. (Also kein Ibuki-Atmung bei Tensho-Uke und Koken-Uke - im Gegenteil; das sind schnelle geschnappte Bewegungen). Die schnellen Bewegungen dienen auch der Entladung - so wie man es auch in Chi Gung und Tai Chi lernt.
    Außerdem öffnet man für einen freieren Fluss in den Lungenmeridianen, durch die anderen Bewegungen und durch die geringere Spannung im oberkörperbereich.

    Das war zumindest ein kurzer Versuch einer Beschreibung. Wie auch immer andere diese Kata gelernt haben - ich hatte auch Kata Sanchin bei Shito-Ryu "gelernt" (aber lange nicht so detailliert) bevor ich zu Goju Ryu kam - finde ich das das Wechselspiel zwischen hart und weich sehr gut mit dem grundprinzip im Goju Ryu übereinstimmt. Auch wenn es wichtig ist beide zu Üben, glaube ich aber nicht, dass man dogmatisch sagen kann "wenn du Sanchin ein Mal ausgeführt hast musst du auch Tensho ein mal ausführen". Dass gillt höchstens nur bis man das Gespühr dafür entwickelt hat, zu entscheiden was beim momentanen körperlichen Zustand gerade das beste ist.

    Lino

  3. #18
    weudl Gast

    Standard

    @Lino

    Danke für Deine ausführlichen Erläuterungen. Deinen Bemerkungen bzgl. der Atemtechnik von ausgebildeten Sängern kann ich nur voll und ganz zustimmen.

    Wo ich mir selber aber nicht ganz sicher bin, ist dieses typische 'Zischen' (bei manchen auch Röcheln) beim Ibuki. Natürlich soll der Atem, wie beim Kiai, von ganz unten aus dem untersten Bauchraum kommen. Wenn man aber den Atem einfach nur fließen lässt, ergibt sich bestenfalls ein Geräusch wie wenn man hauchen würde. Jeder andere Laut würde (zumindest bei mir) aus einer Verengung im Kehlbereich resultieren und darin sehe ich eigentlich wenig Sinn.

    Natürlich gibt es die unterschiedlichsten Ausführungsformen dieser beiden Kata. Ich schaue mir eben gerade nebenbei wieder einmal die Lehrvideos von Morio Higaonna an und dort hat man eigentlich den Eindruck, dass bei Tensho sogar der Atemrhythmus gleich ist wie bei Sanchin. Schnelle oder geschnappte Bewegungen gibt es bei ihm bei Tensho jedenfalls keine. Er meint, dass der weiche Aspekt bei Tensho hauptsächlich in den weichen Handgelenken und damit eigentlich auch im Bunkai ('weiche', aufnehmende Abwehrtechniken) zu finden ist. Die Spannung im Rumpf soll jedenfalls bei beiden Kata gleich sein.

  4. #19
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    Interessant. Dann macht der Higaonna Kata Tensho wirklick ganz anders als ich die gelernt habe.
    Übereinstimmung: Spannung im Unterleib und Beine wie Sanchin.

    NIcht übereinstimmend: Von Mittelsektion und aufwärts Spannung weicher (also nicht locker, aber weicher), was sich aus den anderen Techniken auch ergibt. Die Koken und Teisho Bewegungen aber schnell und Peitschenmäsig wie man die auchin Kumite machen würde. Da, aber, muss der Arm locker sein, sonst ... nicht Eisenstange - whammm, sondern Eisenkette mit einer Kugel am Ende - whongggg.

    -----------

    Ursprünglich habe ich übrigens Sanchin Kata in einem Shito Ryu Dojo gelernt. Oberflächlich gesehen genau das Gleiche. Aber wie die dann von dem Goju Ryu Sensei ins kleinste Detail gezeigt, erklärt und nachgeprüft wurde, war es wie eine andere Kata - und für mich viel wertvoller, weil ich auch halbwegs spüren konnte was da abgeht.

    Dieser Sensei war übrigens ein sehr experimentierfreudiger Mensch. Ich glaube nicht, dass er nur eine Technik über die Jahre ausführen würde über die Jahre hinweg, wie er die einmal gelernt hat, ohne genau zu wissen warum. Dass kann natürlich auch bedeuten, dass wenn etwas letztendlich Sinnlos vorkam, wurde es verworfen oder so geändert, dass es Sinn machte. und das sein Goju Ryu Karate nur oberflächlich gesehen mit dem übereinstimmt, was andere lernen.

    DEr war übrigens extrem gut. Obwohl ich nicht ganz unerfahren war, als ich bei ihm anfing, musste ich 3-4 Jahre bei ihm trainieren, bevor es mir gelang einen vorangekündigten oi-tsuki von ihm zu parieren - ausgangsposition heiko-dachi, 2,5 m Entfernung.

    Lino

  5. #20
    weudl Gast

    Standard

    @Lino

    Danke für Deine interessanten Ausführungen. In etwa erscheint mir Deine Beschreibung von Tensho so wie ich selber sowohl Sanchin als auch Tensho zu machen versuche. Die Spannung im Unterbauch halten, aber sonst gerade so viel Spannung im Körper um die Kraft-Verbindung der Arme mit dem Unterbauch aufrecht halten zu können. Eigentlich mache ich die beiden Kata sogar fast Tai Chi mäßig... Mit der Idee eines komplett angespannten Körpers kann ich jedenfalls nicht wirklich viel anfangen.

    Ich kenne auch einige Tensho-Varianten mit schnelleren Bewegungen. Offen gestanden gefällt mir die Higaonna Tensho wegen der harten Bewegungen auch nicht besonders (obwohl mich sein Karate sonst schon sehr beeindruckt). Mir selber gefallen die von Dir erwähnten peitschenhaften Bewegungen jedenfalls auch weit besser.

    Mit Deinem Goju Ryu Lehrer scheinst Du ja damals echt Glück gehabt zu haben. Gerade bei einer Kata wie Sanchin sind die Details (von der Fusssohle bis zum Scheitel) von essentieller Wichtigkeit, da man sonst durch falsches Training viel Zeit vergeudet. Leider gibt es nicht viele Lehrer, die über ein entsprechend tiefes Wissen verfügen und dieses auch an ihre Schüler vermitteln (können)...

  6. #21
    Registrierungsdatum
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    Standard

    Du hast recht, ich habe extremes Glück gehabt - aber nicht nur mit meinem Goju Ryu Sensei. Auf diesem Punkt habe ich so viel Glück gehabt seit ich vor ca. 20 Jahren anfing - und es hat auch nicht aufgehört.

    Du hast auch recht mit deinem Kommentar zur Körperspannung.

    Wenn du locker sprechen kann und jemand knallt dir einen Mawashigeri in den Bauch in Nabelhöhe oder geringfügig darunter, und du sagst dabei nur kurz "HAIIII" und redest weiter, dann stimmt die Spannung perfekt.

    Ich habe übrigens fest gestellt, dass wenn ich aus irgend einem Grund eine Weile kein Konditionstraining machen kann - wg. Arbeit, Reisen oder so - und dann Kata Sanchin täglich 3 bis 5 mal mache, spüre ich auch nach 2 Wochen keinen Leistungsverlust.

    Lino

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