Original geschrieben von Dr. Ralf
Hallo Mister Devil,
du betrachtest die Sache so wie es die meisten Leute betrachten wenn sie über Messerangriffe reden.
Man geht davon aus, dass jemand gegenüber steht und einem mit der Waffe bedroht. Man geht davon aus, dass der Raum so beschaffen ist, dass man flüchten kann. Man geht davon aus, dass ich einen Messerstecher habe der vor mir einen Angriff aufbaut d.h. Zeit lässt Gegenstände zu suchen bzw. zu flüchten.
Sollte nicht mindestens eine dieser taktisch nutzbaren Vorteile vorhanden sein, so ist der Begriff Messerkampf sowieso überflüssig. Wenn mich jemand hinterrücks angreift ist es aus mit mir.
So und nun zu den Dingen die Maor erzählt und die von einigen Polizeibeamten die ich kenne unterstützt werden. Viele Stichwaffenangriffe erfolgen auf engem Raum. Die Leute die angegriffen werden realisieren erst sehr spät oder häufig auch zu spät, dass es sich dabei um einen Stichwaffenangriff handelt. Eine Flucht ja selbst das Wegbewegen des Körpers ist in dieser Situation meistens gar nicht möglich. Beispielszenario ein Typ hält dich an der Jacke fest belabert dich greift plötzlich mit der anderen Hand nach hinten und kommt mit einem Messerstich hervor. Kannst du flüchten : Nein! Kannst du Hilfsmittel nehmen : Nein!
Lieber Ralf,
da bin ich voll und ganz deiner Meinung.
Wie wird in KM bzw. KMM dagegen vorgegangen? Wenn du etwas auf dich zukommen siehst und erschrickst dann zeigst du i.d.R. ein instinktives Verhalten, das meistens nicht dem entspricht was du in einer KK gelernt hast. Bsp. hier: der Stich wird mit fast 100%iger Sicherheit von unten kommen weil das der kürzeste Weg ist. Die natürliche Reaktion eines Menschen, wenn er etwas von unten auf den Unterkörper zukommen sieht, ist mit dem Unterkörper zurückzuzucken und die Hand zum Schutz vor den Unterkörper zu bringen. Diese Reaktion zeigen häufig auch geübte Kampfsportler wenn sie überrascht werden, selbst wenn sie jahrelang etwas anderes geübt haben. Im KM bzw. KMM sagt man nun folgendes: Wenn dies sowieso die Reaktion ist die man bringt dann verwenden wir diese instinktive Reaktion als Ausgangsbasis unserer Bewegung und zwar unabhängig davon ob die Hand nun bewaffnet ist oder nicht. D.h. die Hüfte die zurückzuckt ist vernünftig weil damit der angegriffene Körperteil aus der Gefahrenzone gebracht wird. Die nach unten gehende Hand wird als vernünftiger Block eingesetzt. Gleichzeitig versucht man sofern man kann mit der anderen Hand vitale Stellen zu attackieren und mit der Blockhand die Messerhand zu fixieren.
Mir erscheint diese Vorgehensweise sehr vernünftig, vor allem weil mit hoher Wahrscheinlichkeit die Initialbewegung sowieso erfolgt und diese Abwehr damit die schnellste ist die in einem solchen Fall erfolgen kann. Also denke ich, dass ein Üben solcher Sachen die Chancen zu überleben signifikant erhöht.
Tja Ralf, auch du erstellst hier ein Szenario das dem Opfer genug Zeit gibt zu reagieren....!!!
Dem ist eben nicht so.
Keine Frage ein bewaffneter Angreifer ist immer im Vorteil und der Abwehrende hat nur Außenseiterchancen. Aber die Aussage dass jemand der keine Messerabwehr übt die gleichen Chancen bei einem Messerangriff hat als einer der sich damit beschäftigt ist für mich nicht nachvollziehbar.
Gruß Ralf