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Thema: I CAVALIERI D´ONORE E D´UMILTÁ - ein apulisches Duellsystem!

  1. #1
    roberto Gast

    Standard I CAVALIERI D´ONORE E D´UMILTÁ - ein apulisches Duellsystem!

    I Cavalieri d`Onore e d`Umiltà
    - die Ritter der Ehre und Demut -



    Die Kunst der Ritter der Ehre und der Demut stammt aus dem Jahre 1417. Sie ist demnach fast 600 Jahre alt. Drei Ritter - der Legende nach Tempelritter (wahrscheinlich handelte es sich um einfache Söldner) -, di Conte, Rosso und Fiorellin di Spagna, haben nach Strandung in Kalabrien die Kunst bzw. eine Urform davon, nach Nordapulien gebracht.

    Ihr erster Schüler hieß Peppino di Montalbano. Später folgte noch S. Severo Salvatore Balsamo. Fünf Leute gelten demnach als die Urväter und so heißt es auch in der Kunst: "Cinque e non meno di cinque. Cinque e non piu di cinque" (deut. Fünf und nicht weniger als fünf. Fünf und nicht mehr als fünf).

    Es gibt eine Verfassung der Ethik und der kriegerischen-/ ritterlichen Werte. Die Zulassung zur fonte dell`umiltà, zur Quelle der Demut, erfolgt durch Ernennung seitens des chepntest (lat. caput) bzw. chepndrii (altgriechisch aner-andros), was übersetzt capo di testa (deut. Haupt der Köpfe) bzw. commandante di uomini (deut. Befehlshaber der Männer) bedeutet. In den inneren Kreis gelangt man durch einen Treueschwur den Gefährten und dem chepntest/ chepndrii gegenüber.

    Es gibt die vier Tücher, welche, unterschiedlich in der Farbe, das Können (also nicht die Quantität, sondern die Qualität!) des Einzelnen nach Außen sichtbar machen. Die Schnur mit den drei Knoten, stellt das Geheimwissen der Kunst dar. Erst im inneren Kreis, also als uomo d`onore* (deut. Ehrenmann*), bekommt man diese "entknotet". Weiterhin gibt noch das alte Blutsbrüderschaftsritual mit dem Lehrer und den anderen Ehrenmännern. All dies existiert seit mehreren Jahrhunderten.

    Der letzte große Meister der Quelle war Matteo Ntrilingh. Anfang des 20. Jahrhunderts emigrierte er auf Arbeitssuche nach Argentinien. Dort focht er besonders in Meisterschaften mit dem Stock. Er blieb dort jahrelang aktiver Kämpfer, bis er schließlich nach Apulien zurückkehrte. Zurück in Apulien eröffnete er wieder eine kleine Schule für die Kunst der Cavalieri d`Onore e d`Umiltà. Aus dieser haben sich bis zum heutigen Tag einige Nebenlinien ergeben. Die Schulen unterscheiden sich eigentlich nur im Detail. Der Lehrweg ist der gleiche wie schon vor hunderten von Jahren.

    Der Lehrweg teilt sich in folgende Waffengattungen:

    1) Messer (ital. coltello [a viso lungo])
    2) Hirtenstock (ital. bastone bzw. mazza)
    3) Waffenloser Kampf (ital. a calci e schiaffi)
    4) Großes Gartenmesser (apul. la manichetta)


    Das Messer wiederum besteht aus fünf Lehrwegen:

    der libera (die Freie), der mezzo chiusa e chiusa (die Halbgeschlossene und die Geschlossene), dem specchio (der Spiegel):


    a tagliare (dem Schneiden)


    und der galleota (die Methode der Sträflinge):



    Der Hirtenstock setzt sich aus 16 Bewegungen zusammen, die anfangs in einer Form geübt werden. Im zweiten Schritt übt man la catena (deut. die Kette), eine Verkettung von Übungen, welche Angriffe zu den Beinen und frontale assalti (deut. Anstürme) beinhalten. Im Anschluß kommt nur noch der freie Kampf (Anm. d. Autors: dies gilt ebenfalls für das Messer). Der freie Kampf findet in zwei Intesitätsstufen statt: a tempo di scuola (deut. in Schulgeschwindigkeit) und a chi ne sa piu (deut. wer mehr weiss/ wer mehr kann).


    * Die Definition "Ehrenmannn" hat nichts mit der allgemein bekannten Definition des kriminellen Mafioso des 19. Jahrhunderts zu tun. Sie ist weit älter und definiert den ritterlichen Charakter der Person, die technische Finesse und die Zugehörigkeit zum inneren Kreis der Schule.



    Roberto Laura, Februar 2007
    Geändert von roberto (28-11-2008 um 09:50 Uhr)

  2. #2
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    Spannende Geschichte, interessantes System!

    Zitat Zitat von roberto Beitrag anzeigen
    Es gibt die vier Tücher, welche, unterschiedlich in der Farbe, das Können (also nicht die Quantität, sondern die Qualität!) des Einzelnen nach Außen sichtbar machen.
    Wie werden diese Tücher denn getragen, bzw. werden sie überhaupt noch getragen?

    Viele Grüße,

    Trinculo
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  3. #3
    roberto Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Trinculo Beitrag anzeigen
    Spannende Geschichte, interessantes System!



    Wie werden diese Tücher denn getragen, bzw. werden sie überhaupt noch getragen?

    Viele Grüße,

    Trinculo
    Man trägt sie, falls man denn so will, an der Hüfte oder um den Arm. Aber das obliegt jedem selbst, ob er sich des Tuches bedient. In unserer Gruppe tut das keiner.

    Vielleicht ändert sich das - bedingt durch das stets verlässliche Ego -, sobald sich die Graduierung hebt. Bei mir leigt diese befürchtung nahe!


    Roberto

  4. #4
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    Zitat Zitat von roberto Beitrag anzeigen
    Der Hirtenstock setzt sich aus 16 Bewegungen zusammen, die anfangs in einer Form geübt werden. Im zweiten Schritt übt man la catena (deut. die Kette), eine Verkettung von Übungen, welche Angriffe zu den Beinen und frontale assalti (deut. Anstürme) beinhalten.
    Hallo Roberto,

    weshalb wird hier zwischen den Angriffen auf die Beine und den Assalti unterschieden? Greift man die Beine an, wenn frontal kein Durchkommen möglich ist? Weshalb bilden die Beine als Ziel eine eigene Kategorie?

    Viele Grüße,

    Trinculo
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  5. #5
    roberto Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Trinculo Beitrag anzeigen
    Hallo Roberto,

    weshalb wird hier zwischen den Angriffen auf die Beine und den Assalti unterschieden? Greift man die Beine an, wenn frontal kein Durchkommen möglich ist? Weshalb bilden die Beine als Ziel eine eigene Kategorie?

    Viele Grüße,

    Trinculo
    Durch die Länge des Stockes kann man die Beine attackieren, ohne sich selbst zu exponieren. des Weiteren kann der Angriff zu den Beinen einen offensiven- wie defensiven (ich muss nicht zwangsläufig in die Mensur bzw. kann den Schlag zu den Beinen als Konteraktion gegen einen anstürmenden gegner nutzen) Charakter haben.

    Ein Assalto hingegen ist eine rein offensive Aktion, die, sollte sie fehlschlagen oder so gewollt sein, unwillkürlich kurzfristig ind den Nahkampf führt. Es ist also primär ein taktisch-didaktischer Unterschied.


    Ciao

    Roberto

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