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Thema: Von Spazierstöcken, Savate Und Spätfrühling Im Winter

  1. #1
    roberto Gast

    Standard Von Spazierstöcken, Savate Und Spätfrühling Im Winter

    Von Spazierstöcken, Savate und Spätfrühling im Winter




    La Cannes Italienne
    Den Zeitraum vom 16. – 20. Februar 2007 verbrachte ich mit meinem Freund und Schüler Marc "Billy Bob - Oma Koma" Bauer auf Trainingsreise in Italien. Unsere erste Station war Mailand. Dort erwartete uns der Berufsmusiker und Fechtmeister Maestro Lorenzo Ravazzani-Manusardi.

    Das Thema des Tages war der italo-französische Spazierstock, la Cannes Italienne, der Manusardi Familie. Historisches zum Thema findet sich auf der Homepage besagter Herren. An dieser Stelle möchte ich lediglich meine Eindrücke darstellen:

    Maestro Lorenzo Ravazzani-Manusardi ist ein sehr kultivierter und höflicher Mensch. Bis auf wenige Ausnahmen ist das bei europäischen Künsten aber auch nicht anders zu erwarten. Sein Spaziertockfechten unterliegt meines Erachtens nach viel mehr dem französischen Einfluss als dem Italienischen. Paraden finden grundsätzlich eng am Körper statt und dieser wird dabei, ähnlich dem Savate, aus der Linie manövriert.

    Die mulinelli, also die Wirbelschläge, sind weniger kraftvoll als in der italienischen Schule, werden dafür sehr schnell ausgeführt. Die Hauptarbeit übernehmen die Beine und ganz extrem das Handgelenk. Der Stock wird in einer besonderen Weise gegriffen, was ein lockeres Handgelenkspiel zulässt, ohne jedoch den Griff zu schwächen.

    Stiche sind im System zwar vorhanden, die wesentliche Arbeit findet aber mit Hieben bzw. Wirbelschlägen statt. Das Hauptanliegen des Systems liegt in der Perfektioniereung der Mensur. Alle Angriffsschläge finden im Ausfall statt und der Anwender versucht punktgenau und soweit wie möglich vom Gegner entfernt zu schlagen. Die Vorgehensweise entspricht dem fechterischen Credo zu treffen, ohne selbst getroffen zu werden.

    Die einzige Künstlichkeit ist vielleicht der extrem zur Körperlängsachse neigende Unterarm bei der guard in dritter Faustalge. Diese Position soll verhindern, dass dem Gegner der eigene Ellbogen als Ziel offeriert wird. Mit ein wenig Übung sollte diese Position jedoch kein größeres Problem darstellen.

    In der Summe handelt es sich um ein ausgewogenes und sehr elegantes System mit langer fechterischer Tradition.

    Themawechsel: In Mailand gibt es eine einzige Jugendherberge. Da wir kurzfristig losgefahren sind, war dies die schnellste Art ein Zimmer zu finden. Aus tiefster Überzeugung rate ich jedem ab diese Herberge zu besuchen. Stattdessen sollte man ein paar Tage im voraus planen und ruhig etwas höhere Kosten in Kauf nehmen. Es ist es einfach nicht wert!


    La Savate/ la Savate Genovese
    In Genua angekommen haben wir erstmal die angenehmen Seiten eines guten Hotels genossen. Es gab hausgemachte Salami, einen halbtrockenen regionalen Rotwein, als ersten Gang Pasta und letztendlich ein herrliches ligurisches Lammgericht.

    Am drauffolgenden Tag spazierten wir mit Maestro Parodi auf historischen Pfaden drei Stunden durch die Altstadt Genuas und widmeten uns am Nachmittag schließlich der genuesischen Variante des Savate.

    Klassisch beginnen die Genuesen mit Deckung, Schrittarbeit und Tritten. Hierbei konzentrierten wir uns auf den Charlemont, dem Chasé, dem Fouet und dem Basso Genovese. Anschließend ging der Maestro zum Spiel mit der Deckung über und erläuterte dann die elementaren Schläge des Systems. Es ist interessant, dass Schäge gleich Paraden sind, aber auch als battute, sowie als Mensurinstrument verwendet werden.

    Zu guter Letzt beendeten wir das Curriculum des Gambetto, einer Nahkampfmethode unbekannter italischer Herkunft. Das Gambetto greift, sofern der eigentlichen Faustlkampf nicht mehr möglich ist. Da ich über diese Methode bereits einen Artikel verfasst habe, gehe ich aber nicht weiter auf diesen Abschnitt des Trainings ein.


    Die Blumenriviera
    Der Abschluß unserer Reise führte uns entlang der Blumenriviera nach San Remo, der einstigen Perle der High Society an der ligurischen Küste.

    Angenehme 19 Grad, ein wolkenloser Himmel, hier und dort ein Aperitif, ein Glas Wein und ein Mirtillo zuviel begleiteten uns träge Wanderer an den letzten 2 Tagen Resturlaub. Es war wie Spätfrühling im Winter.

    Schlaftrunken erreichten wir schließlich zu später Stunde die ebenfalls geliebte Heimat, gingen erschöpft zu Bett und bedanken uns an dieser Stelle beim Leser für das Interesse an diesem Bericht und den darin beschriebenen Künsten.



    Roberto Laura, Febrauar 2007
    Geändert von roberto (22-02-2007 um 12:47 Uhr)

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