Hallo Goshinsatori,
sicher habe ich es etwas extrem ausgedrückt, dennoch ist diese Darstellung eines Trainings sicher näher an der geschichtlichen Realität als ein freundliches:"Ey, Klaus-Dieter, kannst mal rüber kommen, es hakt hier bei der Tekki etwas, was macht übrigens die neue Flamme!" während des Trainings zum Sensei!
Gerade die Befürworter einer intensiven Auseinandersetzung mit der Kata (Drei Jahre) nehmen sehr gerne das Wort Tradition in den Mund und nehmen gleichzeitig für sich in Anspruch das einzig wahre Karate-(Do) zu betreiben.
Aber, so sehr die Kata und deren intensives Training Teil der Tradition ist, so sehr ist es eben auch nur ein Teil!
Das bei uns betriebene traditionelle Traning ist durch das Korrektiv einer subjektiven Auslese gegangen, individuell oder durch den Sensei.
Und gerade im Bereich der "Katatraditionalisten" sehe ich sehr oft eine mangelnde Bereitschaft zu hartem fordernden körperlichen Training.
Meist wird europäische Kultur, soziale Umgangsformen aus dem deutschen Vereinsleben, moderne Sportwissenschaft und Traininglehre, moderne SV Gedanken, Marketingstrategien und was weiß ich noch was mit einem Teilbereich, hier Kata vermischt und dann spricht man vom einzig wahren Karate.
Es ist eine Auswahl, ein "nur so ist es richtig" gibt es nicht!
Ein Sportkarateka der 26 Kata beherrscht aber nur nach der äußeren Perfektion in der Form strebt macht genauso viel richtig oder falsch wie jemand der sich intensiv über Jahre mit dem Bunkai und den verschiedensten Auslegungsmethoden, weniger Kata beschäftigt aber den Aspekt hartes Training un Abhärtung außen vor lässt!
Das harte Makiwaratraining gehört genauso dazu wie Kata und wie ich ganz persönlich meine auch Kumite!
Was das Do angeht, so glaube ich, daß die ersten Schritte auf diesem Weg, das erste Aha-Erlebniss sozusagen nicht bei Kata oder Technikschulung auftritt, sondern beim harten körperlich fordernden Training.
Wenn man das erste mal merkt, nach "ich kann nicht mehr", kann man noch eine ganze Weile und etwas später wenn man das erste mal seinen Körper nur noch als Medium zum Ausführen des eigenen Willens begreift und man den Schmerz nicht mehr spürt, dann hat man nach meiner Ansicht die ersten Schritte auf dem Weg getan.
In einer Kata, in der man noch an der Form arbeitet wird das nicht passieren.
Sie ist das wichtigste! Nur wenn man sich täglich fordert, kommt man weiter!Sicher gehört HÄRTE zum Unterricht, ist das bei dir nicht so ???
Das gilt sowohl für mein eigenes Training, wie auch für das, das ich gebe!
Natürlich mit Abstrichen in der Arbeit mit Kindern, Behinderten Späteinsteigern etc. (Ein Zugeständniss an den Westen)
Bist auf die Schläge mit dem Stock (Nur ganz selten) ist alles von mir Beschriebene was die Härte betrifft Bestandteil unseres Trainings!
Allerdings ohne den Einzelnen zu demütigen!
Wäre es nicht so, bliebe von der Kampfkunst nur die Kunst!
Natürlich treffen wir eine Auswahl aus dem was uns die Tradition des Karate anbietet, das wissen wir aber auch und würden nie behaupten nur so könne Karate aussehen!
Zur Ausgangsfrage, als Trainer, muß ich alle 26 relevanten Shotokankata können, nur so kann ich sie alle vermitteln.
Und natürlich gehört für jede einzelne Bunkai dazu.
Umgekehrt versuche ich im Kumite auch immer die Rückführung der Techniken und Prinzipien auf die jeweilige Kata.
Das, der Perfektion zustrebende Training, einzlner Kata, hat im Unterricht keinen Platz, es wäre ja auch nur eine Auswahl nach meinen Vorlieben die nicht deckungsgleich mit denen der Schüler sind.
Diese Vertiefung muß jeder individuell vornehmen, sie ist gewünscht, aber keine Pflicht!
Ich persönlich vertiefe nur zwei bis drei Kata wirklich und selbst da habe ich noch einen Favorieten.
Anber das ist eine sehr individuelle Entscheidung.
Ein bisschen mehr Toleranz täte uns allen gut und die Gewissheit das sicher nur die wenigsten die absolute Wahrheit im Karate gefunden haben und uns darum sagen können wie genau wir es machen müssen, daß am Ende der so sehr angestrebte "vollkommene Charakter" herrauskommt!