Die Kunst des Spazierstockes
nach
Pierre Vigny



Es ist kaum bekannt, das es bereits vor und auch während des Vormarsches der asiatischen Kampfkünste in Europa, die man durchaus bis auf den Anfang des 20. Jahrhundert datieren kann, effektive europäische Kampstile gab, die einen Vergleich zu den exotischen Verwandten nicht scheuen brauchten.

Einer der bekanntesten, europäischen Vertreter war ohne Zweifel der Schweizer Pierre Vigny.
Vigny reiste schon in seiner Jugend quer durch Frankreich und machte so unzählige Erfahrungen im Savate (Hand- und Fusskampf), La Canne (Stockfechten), Lute Parisian (Pariser Ringen), Fechten, Messerkampf usw..

Nach seinem 3 jährigen Militärdienst in der französischen Armee (1886-1889) eröffnete er in Genf (was erst ab 1815 zum Schweizer Staatenbund gehörte) eine Fechtakademie und perfektionierte dort seine Techniken im Umgang mit dem Spazierstock (Canne) zur Selbstverteidigung.

Nach einigen Jahren verlor Genf jedoch seinen Charme, so das Vigny angetrieben durch seinen Wissensdurst nach England reiste, um dort auch einige Jahre zu bleiben.

Die erste Zeit verbrachte Vigny als Chefausbilder (hauptsächlich im Bereich "La Canne" und Fechten) an der Bartitsu Schule von Edward Barton-Wright in London und bekam dort u.a. auch die Möglichkeit mit dem Japaner Yukio Tani zu trainieren, ein Vertreter des Fusen Ryu Jiujitsu, ein Stil der besonders für seinen Bodenkampf bekannt war.

1903 eröffnete Vigny dann seine eigene Schule in London und bildete dort bis zu seiner Rückkehr nach Genf im Jahre 1912, zahlreiche Schüler in unbewaffneter Selbstverteidigung wie auch speziell im Stockfechten aus.

Trotz Vigny´s Rückkehr in die Schweiz, gab es dennoch weiterhin die Möglichkeit das "La Canne nach Vigny" in London in der Schule von E. Barton-Wright zu trainieren.

In den 20-er Jahren nahm der britischer Offizier H. G. Lang diese Gelegenheit wahr und trainierte das "La Canne Vigny", was später unter seinem Kommando zur Ausbildung von Polizeieinheiten in Indien genutzt wurde.

Er verfasste in seiner Zeit in Indien sogar ein Lehrbuch darüber mit dem Titel "The Walking Stick Method of Self Defence".

Zwischen 1940/41 galt dieses Buch sogar als Leifaden in der Ausbildung innerhalb der "Haganah" einer jüdischen Widerstandstruppe im damaligen Palästina (späteren Israel).

Da Palästina bis 1948 unter britischem Mandat stand und das Tragen einer Schusswaffe im schlimmsten Fall mit dem Tode bestraft wurde, bot der Spazierstock nach Vigny den Juden eine wikliche Alternative, auch gegen arabische Übergriffe gewappnet zu sein.

Nach der Gründung Israels, ging das "La Canne Vigny" dennoch auch hier verloren.

Heutzutage gibt es keine direkte Linie mehr zu Pierre Vigny, so das man seine Kunst fast ausschließlich aus dem Buch von H. G. Lang rekonstruieren muß, wie bereits in den 1940er die Juden in Palästina.

Leider haben es sich bisher nur wenige Leute zur Aufgabe gemacht, diesen doch sehr effektiven Stockkampfstil vor dem wirklichen Aussterben zu bewahren.

Die Gruppe um Eskrima Gelsenkirchen hat es sich zu Aufgabe gemacht, die Verbreitung des "La Canne Vigny /Lang" in 2008 noch mehr zu fördern und auszubauen.


Gruß Markus