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Thema: Paul Chen Practical Katana -- Test

  1. #1
    Tierlieb Gast

    Standard Paul Chen Practical Katana -- Test

    Diesen Test habe ich vor drei Monaten für www.messerforum.net geschrieben, das Original befindet sicht hier: http://www.messerforum.net/forum/sho...&threadid=9129 -- man kann es sich aber wohl nur als registrierter Benutzer anschauen, also eine Kopie für Aethien, der nachfragte:


    ---
    Also, ich habe das kleine Paulchen über Thomas Wahl bestellt. Bestellung hat -auch wegen Thomas Unfall- sehr lange gedauert, aber dafür war es unheimlich günstig (227 Euro). Gute Sache, das Geschäft. An dieser Stelle Danke, Thomas.
    Weiterhin möchte ich ein wenig über mich sagen um Mißverständnissen vorzubeugen:
    Ich mache, seit ich 16 bin, Schwertkampf. Ein wenig Säbelfechten im Verein (Meinerzhagen), ein wenig Schaukampf im Wiki-Stil, ein wenig Schaukampf im SpäMi-Stil und auch ein noch kleineres bischen im Renaissance-Stil. Dazu kommt ein wenig Prügeln mit der SCA und natürlich noch ein wenig Bujinkan Budo Taijutsu.
    Dementsprechend wirr sind meine Ansichten - aber für mich reichen und funktionieren sie.
    Sollte ich irgendeinem anerkannten Großmeister widersprechen, möchte ich gleich hier Upsi sagen. Aber das Thema eröffnet sich mir eben auf meine seltsame Art und die bekommt Ihr jetzt zu spüren.

    Erstmal die Fakten - da hier wohl auch nicht-Sammler sind, nehme ich das mal als Vorwand, mir die japanischen Begriffe zu sparen, wo es mir gerade einfällt.

    Stärke: 8,5mm über den Großteil der Länge, vorne auf 6,5mm runter
    Länge: 69cm Klinge und 101cm Gesamtlänge.
    Klingenmaterial: Irgendein differentiell gehärteter Karbonstahl, laut Hersteller 1095 nach einem dieser obskuren amerikanischen Systeme ;-).
    Härte: Klinge 60 HRC, Rücken 40 HRC laut Hersteller.
    Griffmaterial: Plastik in Same-Optik mit Baumwollband gewickelt. Menuki/Beschläge aus Kupfer, wie es scheint.

    So, jetzt die eigentliche Meinung:

    Zum Preis:
    Schweinegünstig für ein Katana. Aber bei einem Katana zahlt man immer noch den Hype mit, ist ja klar. Mit ein wenig mehr Distanz betrachtet ein normaler Preis für ein normales Schwert.

    Zu den Maßen:
    Für meine 1.83m ist mir persönlich das Ding ein wenig zu lang, zwei Zentimeter weniger sind für meinen Bujinkan-Stil wohl besser. Aber ich denke, die Kendo-Praktizierenden werden genau glücklich sein.
    Die Krümmung der Klinge beginnt fast genau in der Mitte, taugt also zum Fußkampf Mann gegen Mann am besten. Mein tameshi-giri-Ständer ist ein wenig zu hoch geworden, ich habe also vor allem Schläge nach oben (oder Treffer weit oben) geführt, da wäre mir eine weiter vorn gelegene Krümmung natürlich lieber gewesen.
    Ist ein wenig kleinlich, ich weiß, aber wenn ich schon mal einen Säbel in der Hand habe, will ich da auch genau drauf achten.
    Wo ich bei "Säbel" bin: Das Paulchen ist nicht toll ausgewogen. Wie alle Katana liegt der Schwerpunkt irgendwo in der Mitte der Waffe... naja, zumindest nicht an der Tsuba/am Parier, wo ich ihn gerne habe.
    Das ist also ein Problem aller Katana. Ärgerlich beim Paulchen ist aber, daß das Gewicht an sich auch noch hoch ist. Die Kombination beider Fakten macht die Waffe schwer zu führen, in etwa wie einen Marine-Säbel.

    Zum Stahl:
    Differentiell gehärtet isses, und 40 bzw. 60 HRC kommen wohl hin. Hinten packt die Feile, vorne kaum. Der verwendete Stahl ist nicht mein Fall, aber er hat ein japanisches "Feeling". Sprich: Er neigt dazu, sich zu verbiegen und dann in dieser Form zu bleiben. Wer flexible europäische Klingen, die seitlich federn, gewohnt ist, wird sowohl vom Langzeit-Handling (sprich: man muß die Klinge gerade biegen, wenn man Mist macht) als auch vom Gefühl in der Hand beim Auftreffen ein wenig irritiert sein.
    Tja, aber das ist der japanische Weg. Und dafür paßt es, da habe ich schon schlimmere Schwerter für mehr Geld in der Hand gehabt.

    Zur Klinge selbst:
    Hamon/Härtelinie ist gut zu sehen, aber überhaupt nicht künstlerisch ausgeführt. Will sagen: Gerade. Gefällt mir, unterstreicht die Schlichtheit der Waffe.
    Die Politur... ist vorhanden. Sie ist offenporig, zumindest erscheint es mir so. Ich denke, das ist nötig, um den Hamon erkennbar zu machen (irgendwo im Forum habe ich was von "zuschmieren" bei der Benutzung von Polierscheiben auf Maschinen gelesen - da ich mich nicht damit auskenne, übernehme ich das mal so). Die Polierung ist aber nur sehr grob ausgeführt, was kein schöner Anblick ist. Zumindest ist die Spitze/Boshi in eineranderen "Strichrichtung" poliert, was dem traditionellen Polieren entspricht, wenn ich meinen Meister richtig verstanden habe.
    Schärfe ist nicht vorhanden... naja, wenn man Messer gewohnt ist. Wenn man wirklich militant ist und auf BDSM/knife-play steht, mag man auch sagen, man könne drauf reiten. Da mir keine vernünftige Möglichkeit einfiel, einen gleichmäßigen Schliff anzubringen, ist die Klinge immer noch im Originalzustand. Und funktioniert hat der Schnitttest damit.

    Zum Griff:
    Der Griff wurde in dem einen mir bekannten Test der Paulchen stark kritisiert. Nun mag man mich als den Gaijin erkennen, der ich bin, aber ich fand ihn nicht schlecht. Die Menuki sind hübsch.
    Das Plastikzeug, daß Same sein soll, ist dagegen ein Albtraum. Häßlich, grobkörnig und zu starr (es ist in der Mitte schon weiß, weil durch den unterliegenden Erl gebrochen). Die Form des Griffes ist auch so eine Kritiksache.
    Der echte Sammler wird sich wohl eine Uhrglass-Form oder zumindest ein schlankeres Ende wünschen.
    Nun, die Uhrglassform ist definitiv eine tolle Sache, weil man es schafft, so mit beiden Händen mit den oberen Fingern fest und den unteren locker zuzugreifen - wie man nach meiner Meinung den besten Griff erreicht.
    Eine sich nach hinten verjüngende Form bringt einen eher dazu, die zweite Hand nur zum Führen zu benutzen.
    Der gerade Griff beim Paulchen verleitet zum echten beidhändigen Führen, was mir bei beim schlecht ausgewogenen Paulchen sehr lieb ist.
    Die Baumwollwickelung taugt auch ordentlich, nimmt Schweiß gut auf und erspart Schwielen.

    Zur Scheide:
    Zu allererst - das Paulchen kommt mit einer netten Stoffhülle. Hübsch, kardinals-lila ist absolut meine Farbe. Und damit macht der Transport nochmal soviel Spaß. Die Scheide/Saya selbst ist ordentlich gemacht, ein Beispiel dafür, daß Industriefertigung nicht unbedingt zu verdammen ist.
    Makellos lackiert in einem schönen, schlichten schwarz, so gefällt das dem Onkel. Die Paßgenauigkeit ist moderat, es klappert wenig.
    Kann man nix gegen sagen, wurde mein Meister schon neidisch drauf...

    Zur Funktion:
    Das Paulchen war von mir für Schnitttests gedacht. Und da habe ich doch gleich einige ausgeführt.
    Zuerst vorsichtig an 5cm Zeitungsrollen. Problemlos. Dann wurdne die Rollen immer dicker, bis sie meinen Oberschenkeldurchmesser hatten. Hat ebenfalls funktioniert.
    Um ehrlich zu sein: Es hat so gut funktioniert, daß ich mich zwischendrin genötigt fühlte, den Ständer (aus 3cm starken Buchenholzstangen, wie man sie zum Landschaftsvermessen benutzt) gleich mit zu zerlegen.
    Drei Ständer sind drauf gegangen... beim letzten habe ich mich allerdings überschätzt und die Klinge verzogen. Ergebnis: Ein verkanteter Treffer. Hat die Stange zwar gespalten (ein Schnitt von etwa 25cm Länge), aber die Klinge auch seitlich verbogen. Kommt davon, wenn man seitlich rumläuft beim hacken...
    Deswegen kann ich jetzt auch eine Aussage zur Benutzbarkeit machen, frohlocket also: Super. Die Klinge läß sich wieder ordentlich geradebiegen.

    So, jetzt für alle, die wegen der Überlänge die Lust am Lesen verloren haben, hier nochmal eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

    Fazit:
    Das Pauchen ist ein großes, überraschend schweres Katana, das mit ordentlichem Beiwerk (Scheide und Tuchhülle) kommt. Die Schärfe out-of-the-box schreit nach "zurück in die Box", aber das stört für die übliche Benutzung als Schnitttestschwert genau so wenig wie die grausame Polierung oder der ästhetisch wenig ansprechende Griff.
    Die Berarbeitung ist ordentlich und als Arbeitswerkzeug ist es mit dem Preis für ein Katana perfekt. Ein echtes Practical Katana.

    Für eine ähnliche Benutzung kämen sonst wohl nur WKII-Guntos in Frage, und deren Schwächen liegen wohl im gleichen Bereich wie beim Paul Chen: In der Optik.
    Allen, die ein Schwert als EDC suchen, kann ich nur sagen: Kauft es.

    MfG, Tierlieb

    ---
    Ergänzungen: Nach drei Monaten hat das Paulchen noch ein paar Rinderknochen zerhackt und --viel wichtiger-- das gewichtige in-der-Hand-wiegen mit der Note "bedächtiges-und-langsames-Kopfnicken" einiger Bujinkan-Trainer überstanden.

    MfG, Tierlieb

    EDIT: eMail-Benachrichtigung eingestellt.
    Geändert von Tierlieb (07-03-2003 um 16:11 Uhr)

  2. #2
    Aethien Gast

    Standard

    Vielen Dank!

  3. #3
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    Standard

    Danke, sehr informativer Text. Nur den Eindruck, der natürlich immer auch dem persönlichen Empfinden entspringt, das es zu groß ist mag ich nicht teilen. Ich komme mit meinen 1,70m wunderbest mit der Länge klar.

  4. #4
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    7.498

    Standard

    gut zu wissen, bin nämlich auch 170 cm lang ^^

  5. #5
    Tierlieb Gast

    Standard

    @Rene:
    Entspricht halt meinen Neigungen, das mit der kurzen Klinge:
    Ich bin so ein typischer Bujinkan-Mensch, ich ziehe die Klinge im Normalfall ganz kurz vor dem Körper nach oben, während ich vom Kendo ein Ausholen nach vorne kenne. In meinem Fall ist ein wenig weniger besser.
    Deswegen stört mich die Länge eben beim Ziehen (hängt aber auch von der Länge des Oberkörpers ab).
    Ansonsten funktionieren alle Techniken nach einiger Eingewöhnungszeit wie üblich.

    MfG, Tierlieb
    *mag seinen Eigenbau aus Federstahl aber mittlerweile lieber*

  6. #6
    elements Gast

    Standard

    Hallo "tierlieb",
    wollte mich mal erkundigen, wie lange du schon BBT betreibst. Ich selbst bin noch nicht sooo lange dabei und wollte mir mal einen Eindruck verschaffen, wann man mit dem Schwert routiniert umgehen kann....

    MfG, elements

  7. #7
    hwoarang Gast

    Standard

    hi, leute
    wo wir gerade beim practical katana sind:
    check this out:
    www.kultofathena.com
    ein practical katana für 150$ !!!
    was sagt ihr dazu? scheint mir ein bisschen zu günstig.
    kann man sich das wohl ohne bedenken zulegen?

  8. #8
    collision_course Gast

    Standard

    Zitat Zitat von hwoarang
    hi, leute
    wo wir gerade beim practical katana sind:
    check this out:
    www.kultofathena.com
    ein practical katana für 150$ !!!
    was sagt ihr dazu? scheint mir ein bisschen zu günstig.
    kann man sich das wohl ohne bedenken zulegen?


    Na,ja...hier in Deutschland bekommst du selbiges zum Preis von 250€...muss man abwegen, ob sich die Bestellkosten aus den USA in Grenzen halten...
    ...die Qualität von den Hanwei-practical-Katanas ist denke ich ausreichend und besser als vermeintliche Modelle von diversen grossen Budoversänden.
    Geändert von collision_course (07-12-2003 um 19:29 Uhr)

  9. #9
    OMON Gast

    Standard

    wie schwer ist das teil?

  10. #10
    angel'o'sphere Gast

    Standard Tip zum Finden der optimalen Länge

    Am besten ist, man hat ein Schwert, das zu Lange ist als "Referenz". Wegen der Krümmung.

    Ansonsten geht es auch mit einem beliebig langen Stock oder einfach mit eiinem Maßband.

    Man stellt sich barfuß auf die Matte, steht locker in Shi Sen Tai, und hält das Schwert/Stock in der rechten Hand wie folgt nebem sich.

    Hand an der Tzuba(Grenze zwischen Heft/Griff und Klinge)
    Schwert hängt zu Boden
    Spitze zeigt ca 5cm vor den großen Zeh, aber neben den Fuß
    Dies ist die natürliche Position bei locker hängendem Arm.

    Die Spitze solle bei locker hängendem Arm 1cm bis 2cm vom Boden entfernt sein. Wenn man einen Stock benutzt, diesen also so fassen, das er oben entsprechend weit übersteht.

    Der Teil des Stocks, des Schwertes, der unerhalb der Hand hängt, ist zu messen. Das ist die optimale Klingenlänge für ein Katana. Hast Du mit einem geraden Gegenstand(Stock) gemessen, je nach gewünschter Krümmung, 1cm bis 5cm zuschlagen.

    angel'o'sphere

  11. #11
    Registrierungsdatum
    07.03.2003
    Ort
    Kalifornien, USA
    Alter
    42
    Beiträge
    7.498

    Standard

    Zitat Zitat von angel'o'sphere
    Hand an der Tzuba(Grenze zwischen Heft/Griff und Klinge)
    Zu deutsch: Schwertblatt
    verraten und verkauft

  12. #12
    Wurzel des Lichts Gast

    Standard

    Hy Leudz,
    ich habe mir das Schwert auch zugelegt und ich kann nur sagen!!! FETT FETT FETT!!! Also Preis/Leistung ist verdammt gut!!! Und für mich persönlich ist die Klinge optimal.....bin so ca. 1,80 groß!!!

    mfg Benny

  13. #13
    the_ANSWER Gast

    Standard

    @Elements: Das Schwert ist das neue Jahresthema. Also wirst du dieses Jahr einiges über den Umgang damit lernen.

  14. #14
    Telcontar Gast

    Standard

    Wie schwer ist es denn nun ungefähr? ich habe gehört, ca. 1,2 kg, stimmt das?

  15. #15
    Aoshi121 Gast

    Standard

    hi leute ich merke das ich es hier mit könnern zu tun hab und ich will mir zum ersen mal n katana zulegen ...spar scho seit ich 14 bin (^^)naja könnt ihr mir n gutes empfälen (ausser des paulchen)


    (was gut für tameshigiri is und au gut für iaido und kendo kann bis zu 1.200€ sein)


    danke

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