Hosianna
Ich bin ja eigentlich Laie in esoterischen Fragen
Trotzdem mal ein Thema von mir, das irgendwo im Zwielicht zwischen Spiritualität und Psychologie angesiedelt ist. Weil das Thema was mit meinem Leben zu tun hat und mich derzeit beschäftigt.
Es soll nicht um allgemeines enzyklopädisches Wissen zu Buddhismus und Psychologie gehen, sondern es interessiert mich aus ganz subjektiven Gründen. Daher werde ich auch in meiner Wortwahl nicht sehr wissenschaftlich sein.
Wenn Buddha sagt, dass das Ich Illusion ist, dann ist also auch jedes Du eine Illusion. Also die ganze Gesellschaft und Sozialisation, die Sprache der Wörter, und letztlich auch Vater und - vor allem - Mutter. Denn es wäre ja paradox, wenn nur das Ich eine Illusion wäre, alle anderen Personen und deren Begriffe aber nicht.
Andererseits basiert aber die Individual- und Tiefenpsychologie auf einem Denken, das von der Person ausgeht, und in vielen Modellen sogar von einem Ich. Es ist von Persönlichkeits- und Ichstörungen etc. die Rede, speziell wenn es um frühkindliche Traumata geht.
Das erscheint logisch, denn wie sollte man z.B. ein frühkindliches Trauma (z.B. ein Mutter-Kind-Trauma) interpretieren und vor allem THERAPIEREN wenn man vom Ich des Kindes und der Person der Mutter als Illusionen ausgehen würde.
Wie ist es also, wenn jemand ein frühkindliches Trauma von einer gestörten Mutter-Kind-Beziehung erworben hat, und nunmehr, einsam auf den Pfaden Buddhas wandelnd, auf sein "Tier" trifft, auf seinen "Dämon", auf die verstörende Energie jener unverarbeiteten Angst also, die in den frühkindlichen Hirnregionen verschüttet ist und sich seinem "Ich-Bewusstsein" daher entzieht ?
Eine solche Ich-Störung oder Persönlichkeitsstörung führt zu tief verankerter Soziophobie und Selbstunsicherheit, die normalerweise nur in der Psychiatrie therapiert werden kann (wenn überhaupt, da die Heilungsprognosen auch dann noch sehr schlecht sein können).
Aber wenn der Betroffene eigentlich ein ziemlich vergeistigter Buddhist ist, der die Menschenwelt für ohnehin komplett lächerlich, irrig und illusionär hält, wie soll man diesen Patienten therapeutisch oder psychiatrisch behandeln können ? Das würde in ein Paradoxon führen.
Für den Buddhisten ist die Begegnung mit der verschütteten animalischen Energie seiner Angst nichts als ein Leiden, das seinem leeren Geist begegnet, und nichts mit Müttern, Kindern oder Ärzten zu tun haben kann, sondern anonym und kosmisch ist.
Dennoch kann der Buddhist sich nicht allein und selbstständig "heilen", weil die ausbrechende Energie seine Persönlichkeit und damit auch seine Meditation, seine gesitige Versenkung, seinen "Buddha" wegreißen wird, wenn er sich damit konfrontiert. Denn das alles IST ja eben seine Persönlichkeit.
Kann sich folgerichtig ein, sagen wir deutscher, Buddhist nur von einem Schamanen oder östlichem Geistheiler behandeln lassen ? Aber auch der Heiler ist doch eine "Person", also Illusion ?
Wie seht ihr das ?
Ave Maria