Zitat von
rudongshe
Guten Morgen
Ich habe mir den Artikel auch durchgelesen und finde ihn sehr interessant. Letztlich besagt er aber, dass alle kampfkünste, die mit solchen Reflexen verstärkt arbeiten, untauglich sind. In dieser Schärfe finde ich ihn zu einseitig.
Ich kann natürlich nur für das Taijiquan von Ip Tai Tak sprechen bzw. von Boyd, wie ich es - als Anfänger - erlebe. Vielleicht sieht man, dass das arbeiten mit taktilen Reizen ergänzt werden muss durch andere Maßnahmen.
Meine "Schrittarbeit" besteht daraus, dass ich 100 zu 0 stehe um mobil zu sein. Damit folge ich.
Der visuelle Reiz ist natürlich der erste. Der "Peng", die abwehrende Energie des Armes ist die erste und wichtigste "Technik" und steckt in jeder weiteren drin. Wie sonst nehme ich "Kontakt" auf, um dann "taktil" zu werden. Und "Peng" ist kein weiches Ding, dient auch, um Blocks zu brechen.
Dann muss ich aber den Kontakt halten und kann von dort aus spüren. Das klappt sehr gut und ich habe mal gegen einen schweineschnellen Karateka gesparrt. Wenn er mir entschwischt ist, gab es ziemliche probleme, und wenn meine Augen und der "Peng" ihn nicht mehr einfangen konnten, gab es eins auf die Nase.
Ähnlich mit den Beinen. Sehr nah stehen, um Angriffe frühzeitig zu erkennen und abzufangen. Wenn ich in die halbdistanz rutschte, wurde es gefährlich (ich habe einen dermaßen geilen kick erhalten, dass ich schön durch die Halle flog).
Zu Thema Greifen: Greifen tun wir selber und wir haben Übungen zum Greifen. Ip tai tak umgriff ganze Muskelstränge und Rippen - einmal wohl auch einen Kiefer bei einer Herausforderung, als er gebissen wurde. Hong Kong halt.
Wenn man verhärtete Arme hat, fühlt man sich und nicht den anderen und kann sehr leicht gefühlt werden bzw. gezogen und gestoßen.
Dafür muss ich aber so nah ran, um mit dem entsprechend trainierten Oberkörper zu arbeiten - in der schnellen form sieht man das eher als in der langsamen, wie das gemeint ist.
Die taktilen Künste müssen in den Nahkampf um ihre Strategie und ihre Art der Kraftentfaltung (Neijin) einsetzen zu können.
Klar, alles hat Vorteile und Nachteile. Ich habe mal einen roundhose-kick eines Capoera-menschen gesehen, der war schneller als ich hallo sagen kann.
Wollte nur mal verdeutlichen, wie das taktile eben eingebettet ist andere Strategien bzw. körperliches Arbeiten - zumindest wie ich es lerne.
Grüße