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Thema: Editorial von Keith R. Kernspecht - Nichts tun, damit alles getan wird

  1. #1
    Sun Tsu Gast

    Standard Editorial von Keith R. Kernspecht - Nichts tun, damit alles getan wird

    Nichts tun, damit alles getan wird

    Der am schwersten zu verstehende und deshalb am häufigsten missverstandene Teil der taoistischen Strategie der Nichtstrategie ist das „Nicht-Handeln“.
    Viele meinen, dass es sich dabei um eine Art des Sichergebens in sein Schicksal handelt. Diese Ansicht ist falsch!
    Das, was sonst aufgrund unserer Vorbereitungen und vorherigen Einschätzungen im Vorfeld, von selbst geschehen würde, nicht zu behindern, darum geht es.
    Statt durch blinden Aktionismus das Erwartete zu stören, gilt es, möglichst wenig zu tun und immer weniger.
    „Nichts tun und nichts wird nicht getan“, heißt das Paradoxon.
    Dieses kleine unscheinbare „und“ hat es in sich. Es deutet darauf hin, dass die zwei scheinbaren Gegensätze „nichts tun“ und „alles tun“ im Taoismus aufgehoben sind. Nichthandeln und sein Gegenteil, das Handeln, sind beide möglich. Nur möglichst wenig zu tun bewirkt das beste Resultat. Dann kann man, wie man im Angelsächsischen sagt, „seinen Kuchen behalten und ihn essen“.
    Um jemand zu schlagen, muss ich zuerst den Arm des anderen loslassen, so dass er den losgelassenen Arm benutzen kann, um meinen Angriff zu verhindern.
    Wer hält, wird gehalten. Das erfährt der WT-Anfänger schon früh. Wer den anderen (zu sehr) kontrollieren will, wird dadurch auch vom anderen kontrolliert.
    Sobald man nämlich etwas tut, betritt auch sofort das die Bühne, was man nicht getan, was man unterlassen hat.
    Schließt man im WT eine der beiden gegenüberliegenden Türen, öffnet man damit automatisch die andere. Sobald man das eine tut, ruft man das andere, das man nicht tut, auf den Plan. Um etwas festzuhalten, muss man zunächst etwas anderes loslassen. Indem man etwas gewinnt, verliert man etwas anderes. Alles was man aktiv tut, arbeitet durch Erzeugen seines Gegenteils dem entgegen, das man beabsichtigt.
    Nur indem man buchstäblich nichts tut, gibt es – nach paradoxer chinesischer Kampfkunst-Philosophie – nichts Ungetanes und nichts, was das Beabsichtigte vereitelt.
    Das Nicht-Tun tun, das ist es, was uns die Nicht-Strategie des WT lehrt.
    Im WingTsun geht es darum, zwar die Impulse des anderen zu erkennen und auszunutzen, aber ihm selbst keine verwertbaren zu geben. Das erreicht man, indem man möglichst keine Informationen, und wenn nur indirekte, übermittelt. Während direkte Impulse durch Armbewegungen, Stoßen oder Ziehen, übertragen werden, geben Ganzkörperbewegungen (wie Sinken) nur indirekte und damit kaum verwertbare Daten. Der Gegner erhält keine irgendwie greifbare Vorlage, auf die er reagieren könnte. Unsere Handlungen sind weniger Handlungen als unterstützte Entwicklungen. Dies ist es, was man im WT „Handeln ohne Handlung“ nennen könnte: Wir strömen wie Wasser auf ihn herab, weil er einfach unter unserem Niveau ist. Ohne Tun zu tun, das heißt den natürlichen Prozess zu begleiten und wenn nötig, zu unterstützen, indem man störende Hindernisse aus dem Weg räumt, indem man dem Werden beim Wachsen nachhilft wie dem Schwung einer Schaukel. Je früher wir den Prozess unmerklich begleiten, desto besser können wir ihm an den richtigen Stellen unter die Arme greifen, wenn das Tempo erlahmt. Deshalb müssen unsere Bewegungen weich und rund sein, nicht hart und kantig.
    So rund und weich wie die einer Schlange oder wie die eines chinesischen (!) Drachen. Der anpassungsfähige, geschmeidige, schlangenähnliche Körper des chinesischen Drachen hat keine feste Form. Er beinhaltet alle Richtungen. Er zieht sich zusammen und dehnt sich aus. Er geht vor und zurück, er verbindet sich mit den Wolken und ist kaum zu erkennen. Sich wie der grenzenlos wendige Drache zu bewegen, heißt für die Strategie, seine Energie nicht auf einzelne bestimmte Aktionen zu verschwenden, sondern das Werden der Dinge zu begleiten und sich der Erneuerung, der Veränderung, des Umkippens zu bedienen und sich dadurch ständig zu entwickeln.
    Man muss eins werden mit dem unberechenbaren Lauf des Geschehens, man muss sich der ständigen Veränderung der Situation durch eigene Veränderung immer wieder anpassen. Was nicht nur geistige, sondern im WT auch körperliche Flexibilität erfordert. Wer hier eine feste Form mit Ecken und Kanten hat, wer mit einer vorgefertigten Meinung oder einem Plan antritt, hat ebenso wenig Chancen wie einer, der selbst agieren will. Wer sich frei von Absicht mit dem Geschehen verbinden (ChiSao) will, muss jeden Gedanken an Aktion (Yang) zugunsten der Reaktion (Yin) aufgeben.
    Agieren (Anfangen) ist nur unter Anfängern die beste Strategie! Für Fortgeschrittene und für den Nahkampf – bei vorherigem Kontakt – gilt, dass derjenige, der sich zuerst bewegen will, ein Risiko eingeht. Er muss sich outen, indem er eine feste Form einnimmt und mehr oder weniger deutlich eine Tendenz angibt, der wir folgen und die wir zu unserem Vorteil nutzen können. Während er sich verausgabt, um die Veränderung gewaltmäßig in Gang zu bringen, begleiten wir nur den von ihm eingeleiteten Prozess, was kaum Energie erfordert.
    Der Agierende muss eine Menge Energie in seine Angriffseröffnung investieren. Diese Energie hilft dem Reagierenden aber noch viel mehr und er kann sie ohne Reibungsverluste auf den Agierenden zurücklenken, der sich kaum davor schützen kann, da es sich ja um seine eigene Aktion handelt!
    Der Angreifer muss sich einen Plan machen, eine Absicht fassen und sie dann durchsetzen, was zwangsläufig nicht nur zur Verhärtung führt, sondern auch viel Energie und Vorbereitungszeit (wenn auch unbewusste) erfordert. Der Verteidigende ist immer schneller in seiner sich anpassenden Reaktion, denn er braucht keinen Plan zu fassen, er reagiert einfach auf das, was kommt und sich ihm „eröffnet“. Aufgrund seiner geistigen und körperlichen Vorbereitung ist der Reagierende sensitiv genug, mit allen Manifestationen, die sich ergeben, fertig zu werden.
    Dagegen spricht man in der Strategie des Managements vom „First Mover Advantage“, also vom Vorteil für den, der sich zuerst bewegt und hat damit – auch – Recht; denn zweifellos hat der, der sich als Erster einen Markt erschließt, einen schwer einholbaren Vorteil. Der Internet-Buchversand Amazon war der erste Anbieter auf seinem Gebiet. Obwohl es inzwischen andere tüchtige Mitbewerber gibt, kommen diese über eine Nebenrolle als „Me-Toos“ („Ich auchs“), also Nachahmer, kaum hinaus.
    Im WT verstehen wir unter Verteidigung und Reagieren aber kein „Hinterher gegen“, sondern ein „Gleichzeitig mit“, aber angeschoben vom „First Mover“, dessen Energie wir gerne ausnutzen.

    Keith R. Kernspecht

  2. #2
    ElCativo Gast

    Standard

    Das ist do die Phlisophie des Wu-Wei!

    "Mit dem nichts-tun ist alles getan".

    Ein Freund von mir hat darüber seine Studienarbeit geschrieben.
    Ich werd ihn mal fragen, ob ich davon was hier posten darf.

    Gruß
    El

  3. #3
    Sun Tsu Gast

    Standard

    Zitat Zitat von ElCativo Beitrag anzeigen
    Das ist do die Phlisophie des Wu-Wei!

    "Mit dem nichts-tun ist alles getan".

    Ein Freund von mir hat darüber seine Studienarbeit geschrieben.
    Ich werd ihn mal fragen, ob ich davon was hier posten darf.

    Gruß
    El
    Sehr gut! Das würde mich interessieren!

  4. #4
    Primo Gast

    Standard

    Keith Kernspecht ist zu Recht einer der letzten grossen Philosophen unserer Zeit !

  5. #5
    Roeschti Gast

    Standard

    "Im WingTsun geht es darum, zwar die Impulse des anderen zu erkennen und auszunutzen, aber ihm selbst keine verwertbaren zu geben. Das erreicht man, indem man möglichst keine Informationen, und wenn nur indirekte, übermittelt."

    Ist das nicht sein Motto für das Unterrichten?
    Würde sich so, als ehrliche Ansage, aber wohl nicht so gut machen als Werbung.

  6. #6
    henry tschinewski Gast

    Standard



    Agieren (Anfangen) ist nur unter Anfängern die beste Strategie! Für Fortgeschrittene und für den Nahkampf – bei vorherigem Kontakt – gilt, dass derjenige, der sich zuerst bewegen will, ein Risiko eingeht. Er muss sich outen, indem er eine feste Form einnimmt und mehr oder weniger deutlich eine Tendenz angibt, der wir folgen und die wir zu unserem Vorteil nutzen können. Während er sich verausgabt, um die Veränderung gewaltmäßig in Gang zu bringen, begleiten wir nur den von ihm eingeleiteten Prozess, was kaum Energie erfordert.
    Der Agierende muss eine Menge Energie in seine Angriffseröffnung investieren. Diese Energie hilft dem Reagierenden aber noch viel mehr und er kann sie ohne Reibungsverluste auf den Agierenden zurücklenken, der sich kaum davor schützen kann, da es sich ja um seine eigene Aktion handelt!



    Wow ! Leider hat das bei mir mit dem zurücklenken der Energie nie so richtig funktioniert.Auch mehrere Std. " Sparring " auf versuchte WT Basis haben uns Schwierigkeiten bereitet. Vielleicht sind 8 Jahre einfach zu wenig . Vorab Talentfrei war ich auch nicht.
    Was meinst du Sun Tsu wie lange muss mann ungefähr beanschlagen um so übermächtig mit jeglichem Gegner (Grösse,Gewicht,KK) fertig zu werden ?
    6. PG ??? Nach der Anfänger Strategie hatte mann zumindest meist den einen oder anderen Treffer landen können.

  7. #7
    ChrisR42 Gast

    Standard

    ich dacht eigentlich immer wt waere agressiv im vorgehen gegen einen gegner...

  8. #8
    teh_dude Gast

    Standard

    naja, ne - die vielen tödlichen techniken sind zu gefährlich

    hm seltsamer text. ich persönlich halt's mit dem kämpfen weniger philosophisch und mehr realistisch

  9. #9
    Zengar Gast

    Standard

    Erstens, ich finde es schade, dass er seien Worte in so viel Pseudophilosophie kleiden muss. Zweitens, scheitert die Theorie an der Tatsache, dass Menschen natürliche körperliche Grenzen haben. Wenn der Gegner ebenfalls darin trainiert ist keine Impulse zu geben (und das ist letzendlich das Ziel aller Kampfkünste!) und entscheidend schnell vorstösst, kann man nicht so reagieren wie KRK vorschlägt – dazu fehlt ihm einfach die Zeit! Ich halte es für strategisch unklug den Gegner agieren zu lassen uns sich dem anzupassen – viel besser wäre dem Gegner den Aktionsraum vorweg zu nehmen!

    Das ist so in etwa wie ich zur Zeit Wing Chun verstehe: wenn der Kampf ein Gleichungssystem ist, so reduziere ich im Wing Chun die Komplexität der Lösung, indem ich dem Gegner die Möglichkeiten wegnehme. WT (laut KRK) versucht aber die Gleichung in ihrer ganzen Komplexität zu lösen.

  10. #10
    Registrierungsdatum
    16.03.2006
    Beiträge
    10.059

    Standard

    Zitat Zitat von Sun Tsu Beitrag anzeigen
    Nichts tun, damit alles getan wird

    Der am schwersten zu verstehende und deshalb am häufigsten missverstandene Teil der taoistischen Strategie der Nichtstrategie ist das „Nicht-Handeln“.
    Viele meinen, dass es sich dabei um eine Art des Sichergebens in sein Schicksal handelt. Diese Ansicht ist falsch!
    Das, was sonst aufgrund unserer Vorbereitungen und vorherigen Einschätzungen im Vorfeld, von selbst geschehen würde, nicht zu behindern, darum geht es.
    Statt durch blinden Aktionismus das Erwartete zu stören, gilt es, möglichst wenig zu tun und immer weniger.
    „Nichts tun und nichts wird nicht getan“, heißt das Paradoxon.
    Dieses kleine unscheinbare „und“ hat es in sich. Es deutet darauf hin, dass die zwei scheinbaren Gegensätze „nichts tun“ und „alles tun“ im Taoismus aufgehoben sind. Nichthandeln und sein Gegenteil, das Handeln, sind beide möglich. Nur möglichst wenig zu tun bewirkt das beste Resultat. Dann kann man, wie man im Angelsächsischen sagt, „seinen Kuchen behalten und ihn essen“.
    Um jemand zu schlagen, muss ich zuerst den Arm des anderen loslassen, so dass er den losgelassenen Arm benutzen kann, um meinen Angriff zu verhindern.
    Wer hält, wird gehalten. Das erfährt der WT-Anfänger schon früh. Wer den anderen (zu sehr) kontrollieren will, wird dadurch auch vom anderen kontrolliert.
    Sobald man nämlich etwas tut, betritt auch sofort das die Bühne, was man nicht getan, was man unterlassen hat.
    Schließt man im WT eine der beiden gegenüberliegenden Türen, öffnet man damit automatisch die andere. Sobald man das eine tut, ruft man das andere, das man nicht tut, auf den Plan. Um etwas festzuhalten, muss man zunächst etwas anderes loslassen. Indem man etwas gewinnt, verliert man etwas anderes. Alles was man aktiv tut, arbeitet durch Erzeugen seines Gegenteils dem entgegen, das man beabsichtigt.
    Nur indem man buchstäblich nichts tut, gibt es – nach paradoxer chinesischer Kampfkunst-Philosophie – nichts Ungetanes und nichts, was das Beabsichtigte vereitelt.
    Das Nicht-Tun tun, das ist es, was uns die Nicht-Strategie des WT lehrt.
    Im WingTsun geht es darum, zwar die Impulse des anderen zu erkennen und auszunutzen, aber ihm selbst keine verwertbaren zu geben. Das erreicht man, indem man möglichst keine Informationen, und wenn nur indirekte, übermittelt. Während direkte Impulse durch Armbewegungen, Stoßen oder Ziehen, übertragen werden, geben Ganzkörperbewegungen (wie Sinken) nur indirekte und damit kaum verwertbare Daten. Der Gegner erhält keine irgendwie greifbare Vorlage, auf die er reagieren könnte. Unsere Handlungen sind weniger Handlungen als unterstützte Entwicklungen. Dies ist es, was man im WT „Handeln ohne Handlung“ nennen könnte: Wir strömen wie Wasser auf ihn herab, weil er einfach unter unserem Niveau ist. Ohne Tun zu tun, das heißt den natürlichen Prozess zu begleiten und wenn nötig, zu unterstützen, indem man störende Hindernisse aus dem Weg räumt, indem man dem Werden beim Wachsen nachhilft wie dem Schwung einer Schaukel. Je früher wir den Prozess unmerklich begleiten, desto besser können wir ihm an den richtigen Stellen unter die Arme greifen, wenn das Tempo erlahmt. Deshalb müssen unsere Bewegungen weich und rund sein, nicht hart und kantig.
    So rund und weich wie die einer Schlange oder wie die eines chinesischen (!) Drachen. Der anpassungsfähige, geschmeidige, schlangenähnliche Körper des chinesischen Drachen hat keine feste Form. Er beinhaltet alle Richtungen. Er zieht sich zusammen und dehnt sich aus. Er geht vor und zurück, er verbindet sich mit den Wolken und ist kaum zu erkennen. Sich wie der grenzenlos wendige Drache zu bewegen, heißt für die Strategie, seine Energie nicht auf einzelne bestimmte Aktionen zu verschwenden, sondern das Werden der Dinge zu begleiten und sich der Erneuerung, der Veränderung, des Umkippens zu bedienen und sich dadurch ständig zu entwickeln.
    Man muss eins werden mit dem unberechenbaren Lauf des Geschehens, man muss sich der ständigen Veränderung der Situation durch eigene Veränderung immer wieder anpassen. Was nicht nur geistige, sondern im WT auch körperliche Flexibilität erfordert. Wer hier eine feste Form mit Ecken und Kanten hat, wer mit einer vorgefertigten Meinung oder einem Plan antritt, hat ebenso wenig Chancen wie einer, der selbst agieren will. Wer sich frei von Absicht mit dem Geschehen verbinden (ChiSao) will, muss jeden Gedanken an Aktion (Yang) zugunsten der Reaktion (Yin) aufgeben.
    Agieren (Anfangen) ist nur unter Anfängern die beste Strategie! Für Fortgeschrittene und für den Nahkampf – bei vorherigem Kontakt – gilt, dass derjenige, der sich zuerst bewegen will, ein Risiko eingeht. Er muss sich outen, indem er eine feste Form einnimmt und mehr oder weniger deutlich eine Tendenz angibt, der wir folgen und die wir zu unserem Vorteil nutzen können. Während er sich verausgabt, um die Veränderung gewaltmäßig in Gang zu bringen, begleiten wir nur den von ihm eingeleiteten Prozess, was kaum Energie erfordert.
    Der Agierende muss eine Menge Energie in seine Angriffseröffnung investieren. Diese Energie hilft dem Reagierenden aber noch viel mehr und er kann sie ohne Reibungsverluste auf den Agierenden zurücklenken, der sich kaum davor schützen kann, da es sich ja um seine eigene Aktion handelt!
    Der Angreifer muss sich einen Plan machen, eine Absicht fassen und sie dann durchsetzen, was zwangsläufig nicht nur zur Verhärtung führt, sondern auch viel Energie und Vorbereitungszeit (wenn auch unbewusste) erfordert. Der Verteidigende ist immer schneller in seiner sich anpassenden Reaktion, denn er braucht keinen Plan zu fassen, er reagiert einfach auf das, was kommt und sich ihm „eröffnet“. Aufgrund seiner geistigen und körperlichen Vorbereitung ist der Reagierende sensitiv genug, mit allen Manifestationen, die sich ergeben, fertig zu werden.
    Dagegen spricht man in der Strategie des Managements vom „First Mover Advantage“, also vom Vorteil für den, der sich zuerst bewegt und hat damit – auch – Recht; denn zweifellos hat der, der sich als Erster einen Markt erschließt, einen schwer einholbaren Vorteil. Der Internet-Buchversand Amazon war der erste Anbieter auf seinem Gebiet. Obwohl es inzwischen andere tüchtige Mitbewerber gibt, kommen diese über eine Nebenrolle als „Me-Toos“ („Ich auchs“), also Nachahmer, kaum hinaus.
    Im WT verstehen wir unter Verteidigung und Reagieren aber kein „Hinterher gegen“, sondern ein „Gleichzeitig mit“, aber angeschoben vom „First Mover“, dessen Energie wir gerne ausnutzen.

    Keith R. Kernspecht

    Also entweder kann ers nicht erklären womit er sich selber als Anfänger tetulieren würde oder will es nicht richtig erklären, aber so wies da steht und vor allem mit dem typischen WT verglichen wie es zb von Ting ,VG etc gezeigt wird lacht ihn jeder IMAler mit einigermaßen Ahnung für den Text aus...




    Viele grüße,
    iron

  11. #11
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    NK, Saarland
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    2.217

    Standard

    Zitat Zitat von Zengar Beitrag anzeigen
    Erstens, ich finde es schade, dass er seien Worte in so viel Pseudophilosophie kleiden muss.
    keule aka Jackson1 hat da so ein schönes kompliziertes Wort für: cerebal-mast... mastu...

    Zitat Zitat von Zengar Beitrag anzeigen
    Ich halte es für strategisch unklug den Gegner agieren zu lassen uns sich dem anzupassen – viel besser wäre dem Gegner den Aktionsraum vorweg zu nehmen!
    Man sollte mal lesen was die alten Meister der Kriegskunst dazu schrieben. Sicher sehen diese es ähnlich, KRK las diese, will uns jedoch das Gegenteil weismachen.

    Zitat Zitat von Zengar Beitrag anzeigen
    Das ist so in etwa wie ich zur Zeit Wing Chun verstehe: wenn der Kampf ein Gleichungssystem ist, so reduziere ich im Wing Chun die Komplexität der Lösung, indem ich dem Gegner die Möglichkeiten wegnehme. WT (laut KRK) versucht aber die Gleichung in ihrer ganzen Komplexität zu lösen.
    Deine kurze, prägnante Analyse finde ich Spitze! Willkommen

    Tja, KRK verordnet seinen Anhängern, den gordischen Knoten mühsam aufzudröseln. Aus monetärer Sicht auf jeden Fall eine sinnvolle Sache. Aus lösungsorientierter Sicht halte ich die überlieferte Lösung des Problems jedoch für zweckmässiger.

    Schöne Grüße

    Glückskind

  12. #12
    DerGroßer Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Sun Tsu Beitrag anzeigen
    Nichts tun, damit alles getan wird

    Der am schwersten zu verstehende und deshalb am häufigsten missverstandene Teil der taoistischen Strategie der Nichtstrategie ist das „Nicht-Handeln“.
    Viele meinen, dass es sich dabei um eine Art des Sichergebens in sein Schicksal handelt. Diese Ansicht ist falsch!
    Das, was sonst aufgrund unserer Vorbereitungen und vorherigen Einschätzungen im Vorfeld, von selbst geschehen würde, nicht zu behindern, darum geht es.
    Statt durch blinden Aktionismus das Erwartete zu stören, gilt es, möglichst wenig zu tun und immer weniger.
    „Nichts tun und nichts wird nicht getan“, heißt das Paradoxon.
    Dieses kleine unscheinbare „und“ hat es in sich. Es deutet darauf hin, dass die zwei scheinbaren Gegensätze „nichts tun“ und „alles tun“ im Taoismus aufgehoben sind. Nichthandeln und sein Gegenteil, das Handeln, sind beide möglich. Nur möglichst wenig zu tun bewirkt das beste Resultat. Dann kann man, wie man im Angelsächsischen sagt, „seinen Kuchen behalten und ihn essen“.
    Um jemand zu schlagen, muss ich zuerst den Arm des anderen loslassen, so dass er den losgelassenen Arm benutzen kann, um meinen Angriff zu verhindern.
    Wer hält, wird gehalten. Das erfährt der WT-Anfänger schon früh. Wer den anderen (zu sehr) kontrollieren will, wird dadurch auch vom anderen kontrolliert.
    Sobald man nämlich etwas tut, betritt auch sofort das die Bühne, was man nicht getan, was man unterlassen hat.
    Schließt man im WT eine der beiden gegenüberliegenden Türen, öffnet man damit automatisch die andere. Sobald man das eine tut, ruft man das andere, das man nicht tut, auf den Plan. Um etwas festzuhalten, muss man zunächst etwas anderes loslassen. Indem man etwas gewinnt, verliert man etwas anderes. Alles was man aktiv tut, arbeitet durch Erzeugen seines Gegenteils dem entgegen, das man beabsichtigt.
    Nur indem man buchstäblich nichts tut, gibt es – nach paradoxer chinesischer Kampfkunst-Philosophie – nichts Ungetanes und nichts, was das Beabsichtigte vereitelt.
    Das Nicht-Tun tun, das ist es, was uns die Nicht-Strategie des WT lehrt.
    Im WingTsun geht es darum, zwar die Impulse des anderen zu erkennen und auszunutzen, aber ihm selbst keine verwertbaren zu geben. Das erreicht man, indem man möglichst keine Informationen, und wenn nur indirekte, übermittelt. Während direkte Impulse durch Armbewegungen, Stoßen oder Ziehen, übertragen werden, geben Ganzkörperbewegungen (wie Sinken) nur indirekte und damit kaum verwertbare Daten. Der Gegner erhält keine irgendwie greifbare Vorlage, auf die er reagieren könnte. Unsere Handlungen sind weniger Handlungen als unterstützte Entwicklungen. Dies ist es, was man im WT „Handeln ohne Handlung“ nennen könnte: Wir strömen wie Wasser auf ihn herab, weil er einfach unter unserem Niveau ist. Ohne Tun zu tun, das heißt den natürlichen Prozess zu begleiten und wenn nötig, zu unterstützen, indem man störende Hindernisse aus dem Weg räumt, indem man dem Werden beim Wachsen nachhilft wie dem Schwung einer Schaukel. Je früher wir den Prozess unmerklich begleiten, desto besser können wir ihm an den richtigen Stellen unter die Arme greifen, wenn das Tempo erlahmt. Deshalb müssen unsere Bewegungen weich und rund sein, nicht hart und kantig.
    So rund und weich wie die einer Schlange oder wie die eines chinesischen (!) Drachen. Der anpassungsfähige, geschmeidige, schlangenähnliche Körper des chinesischen Drachen hat keine feste Form. Er beinhaltet alle Richtungen. Er zieht sich zusammen und dehnt sich aus. Er geht vor und zurück, er verbindet sich mit den Wolken und ist kaum zu erkennen. Sich wie der grenzenlos wendige Drache zu bewegen, heißt für die Strategie, seine Energie nicht auf einzelne bestimmte Aktionen zu verschwenden, sondern das Werden der Dinge zu begleiten und sich der Erneuerung, der Veränderung, des Umkippens zu bedienen und sich dadurch ständig zu entwickeln.
    Man muss eins werden mit dem unberechenbaren Lauf des Geschehens, man muss sich der ständigen Veränderung der Situation durch eigene Veränderung immer wieder anpassen. Was nicht nur geistige, sondern im WT auch körperliche Flexibilität erfordert. Wer hier eine feste Form mit Ecken und Kanten hat, wer mit einer vorgefertigten Meinung oder einem Plan antritt, hat ebenso wenig Chancen wie einer, der selbst agieren will. Wer sich frei von Absicht mit dem Geschehen verbinden (ChiSao) will, muss jeden Gedanken an Aktion (Yang) zugunsten der Reaktion (Yin) aufgeben.
    Agieren (Anfangen) ist nur unter Anfängern die beste Strategie! Für Fortgeschrittene und für den Nahkampf – bei vorherigem Kontakt – gilt, dass derjenige, der sich zuerst bewegen will, ein Risiko eingeht. Er muss sich outen, indem er eine feste Form einnimmt und mehr oder weniger deutlich eine Tendenz angibt, der wir folgen und die wir zu unserem Vorteil nutzen können. Während er sich verausgabt, um die Veränderung gewaltmäßig in Gang zu bringen, begleiten wir nur den von ihm eingeleiteten Prozess, was kaum Energie erfordert.
    Der Agierende muss eine Menge Energie in seine Angriffseröffnung investieren. Diese Energie hilft dem Reagierenden aber noch viel mehr und er kann sie ohne Reibungsverluste auf den Agierenden zurücklenken, der sich kaum davor schützen kann, da es sich ja um seine eigene Aktion handelt!
    Der Angreifer muss sich einen Plan machen, eine Absicht fassen und sie dann durchsetzen, was zwangsläufig nicht nur zur Verhärtung führt, sondern auch viel Energie und Vorbereitungszeit (wenn auch unbewusste) erfordert. Der Verteidigende ist immer schneller in seiner sich anpassenden Reaktion, denn er braucht keinen Plan zu fassen, er reagiert einfach auf das, was kommt und sich ihm „eröffnet“. Aufgrund seiner geistigen und körperlichen Vorbereitung ist der Reagierende sensitiv genug, mit allen Manifestationen, die sich ergeben, fertig zu werden.
    Dagegen spricht man in der Strategie des Managements vom „First Mover Advantage“, also vom Vorteil für den, der sich zuerst bewegt und hat damit – auch – Recht; denn zweifellos hat der, der sich als Erster einen Markt erschließt, einen schwer einholbaren Vorteil. Der Internet-Buchversand Amazon war der erste Anbieter auf seinem Gebiet. Obwohl es inzwischen andere tüchtige Mitbewerber gibt, kommen diese über eine Nebenrolle als „Me-Toos“ („Ich auchs“), also Nachahmer, kaum hinaus.
    Im WT verstehen wir unter Verteidigung und Reagieren aber kein „Hinterher gegen“, sondern ein „Gleichzeitig mit“, aber angeschoben vom „First Mover“, dessen Energie wir gerne ausnutzen.

    Keith R. Kernspecht

    Schön...warum einfach wenns auch WT geht? Kernige Aussage ist doch: Analysiere einen Kampf zu tode, vielleicht schläft dein gegner ein, bevor er zuschlägt. Mit solchen Pseudo Philosophischen Gewäsch kann ich nichts anfangen. Er will sich damit nur einmal mehr profilieren und als alten,weisen Meister darstellen. WingChun soll einfach und direkt sein, eine Philosophie, womit Herr Kernspecht scheinbar nichts anzufangen weis...

  13. #13
    Catastrophulos Gast

    Standard

    Ein Bekannter von mir wird sich dieses Editorial hinter den Spiegel stecken, als Anleitung zum "Bloß-nicht-bewegen"-Do. Seine Philosophie lautet: Sich im WT mit den Krumen zufrieden geben, die Kernspecht vom Tisch fallen und wegen nichts aufbegehren. Darin wird er nun auch noch bestärkt.

  14. #14
    GeeHot Gast

    Standard

    Ich bewundere Sifu Kernspecht. Er schafft es immer wieder ein aufgewärmtes Thema als frisch gekocht zu servieren

  15. #15
    Asspirin Gast

    Standard

    Meine Damen und Herren, willkommen bei "Der Brei ist heiß"!

    Letztlich sagt diese riesige Wörteransammlung doch nichts neues. Das, was man in jeder zweiten WT-Trainingsstunde erklärt bekommt, mal wieder in neue Worte gefasst. Danke, mein Kung Fu hat sich dadurch wieder extrem verbessert.

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