„Ich hab noch gesagt:
Lasst mich bitte in Ruhe!”
Sie ist erst 13, eher schmächtig und sieht ganz harmlos aus – aber anlegen sollte man sich mit ihr besser nicht. Genau diesen Fehler haben am Freitag in Vilsbiburg sechs junge Männer begangen. Die wollten die Veldenerin Nicole C. (Name von der Redaktion geändert) gegen 12.15 Uhr an der Bushaltestelle beim Gymnasium ausrauben und zusammenschlagen. Der Kampf war ungleich, blutig und schnell vorbei. Denn Nicole hat genau das gemacht, was ihr nach unzähligen Trainingseinheiten in Fleisch und Blut übergegangen ist: „Abblocken und zuschlagen.“ Seit vier Jahren trainiert sie dreimal die Woche Taekwondo, legt heuer die Prüfung für den schwarzen Gürtel ab.
Rückblende: Wie jeden Freitag hat Nicole, die die sechste Klasse besucht, nach der fünften Stunde frei. „Ich habe allein an der Bushaltestelle beim Gymnasium gewartet, als aus einer Seitengasse die sechs älteren Jungs aufgetaucht sind“, erzählt sie. Das zierliche Mädchen halten die sechs Angreifer, sie waren etwa zwischen 15 und 18 Jahre alt, offenbar für ein leichtes Opfer. „Die haben zu mir gesagt: ,Willste Ärger’“ – und dann ging’s auch schon los.
Einer der Angreifer riss der 13-Jährigen von hinten den Schulranzen runter, verteilte den Inhalt auf der Straße, griff sich Geldbeutel und Handy. Seine Spezln wollten derweil auf das Mädchen einprügeln.
„Den ersten Schlag hab ich abgeblockt und den Angreifer mit einer rechten Geraden auf die Nase geschlagen. Der hat dann auch sofort geblutet“, erzählt sie. Dem Schlag des zweiten Angreifers wich sie dann aus und konterte mit einem Hieb aufs Auge. „Dem dritten hab ich zwischen die Beine getreten. Der ist dann auf den Dicken gefallen, der gerade mein Handy und meine Geldbörse in der Hand hatte.“ Das war dann doch zuviel für die Burschen. Ohne Beute suchten die Halbstarken das Weite. Sie hatten ja nicht ahnen können, dass die 13-Jährige aus einer Familie von Kampfsportlern stammt. Papa, Schwester und Mutter – alle haben den schwarzen Gürtel. Trainiert wird nicht nur im Verein, sondern auch im hauseigenen Keller. Da zeigt die 13-Jährige, wieviel Dampf hinter ihren Schlägen und Tritten steckt: Ein drei Zentimeter dickes Holzbrett tritt sie locker durch.
Nicole hatte sich am Freitag übrigens noch sportlich fair gegenüber der Schläger-Bande verhalten. „Ich hab denen ja noch gesagt: ,Lasst mich bitte in Ruhe!’“
Alexander Schmid