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Thema: Die andere Wange hinhalten...

  1. #1
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    Standard Die andere Wange hinhalten...

    In einem amerikanischen Kampfkunstmagazin las ich gerade die Frage eines Lesers, ob es nicht sinnvoll sei, sich in einer Strassenkonfrontation von seinem Gegner schlagen zu lassen um diesen dann zu verklagen. Sieht man mal von dem im Vergleich zu den USA geringen Schadensersatzsummen ab, wäre dies ansonsten eine Alternative zum Erstschlag bzw. Zurückschlagen oder Verteidigen?
    Der gefragte Autor beantwortete die Frage mit einem definitiven "Nein", da die Gefahr eines Wirkungstreffers bis hin zu ernsthaften Verletzungen, Verstümmelungen oder zum Tod zu gross sei und man niemals wisse, ob es denn bei dem einen Schlag oder den oberflächlichen Schlägen bleibt.
    Aber wie gross ist die Gefahr tatsächlich? Wie oft eskalieren solche Auseinandersetzungen tatsächlich so stark?
    Neben den Problemen, die man mit seinem Ego, seinem Selbstwertgefühl usw., bekommt, wie gross ist der Preis, den man zum Beispiel als Kampfkünstler zahlen müsste, wenn man sich einfach schubsen lässt und weiter geht anstatt sich sofort mit allen Mitteln zu wehren?
    Wie gross ist die Gefahr und Wahrscheinlichkeit, dass man "überreagiert" und seinen Gegner ernsthaft nach einem Schubser verletzt? Wie sieht es dann mit der Rechtssprechung aus, wenn bekannt wird, dass man selber trainiert? Gibt es eine Grenze, bis zu der ihr gehen würdet, ohne euch zu wehren, obwohl ihr die Eskalationschance ja nicht kennt? Gibt es eine Grenze, ab der euch alles egal wäre und ihr ohne Rücksicht auf Verluste zuschlagt? Wer macht sich darüber Gedanken?
    Grüsse
    Frank Burczynski

    HILTI BJJ Berlin
    https://www.hiltibjj.de


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  2. #2
    Mike Gast

    Standard

    Grundsätzlich würde ich mich nicht mit allen Miteeln wehren solange ich das Gefühl habe meinem Gegner überlegen zu sein. Sprich, er darf mich schubsen, mich beschimpfen und ich habe das Gefühl immernoch alles unter Kontrolle zu haben. In dem Moment wo er aber anfängt zu schlagen und zu treten, würde ich auch nicht mehr darauf verzichten. Diese Situation lässt sich in meinen Augen nämlich nicht mehr kontrollieren und wie dieser Leserbrief auch schon beantwortet wurde, die Gefahr das mein Peiniger einen Wirkungstreffer landet ist einfach zu groß.
    Zumal es ja meist das Ziel solcher Genossen ist, andere zu peinigen und "rund" zu machen.
    Ich denke wenn man in der zuerst genannten Phase noch im Beisein von Zeuge versucht denjenigen zu beruhigen, hat man auch ganz gute Karten vor dem Gericht. Weil letztlich war es dann Notwehr.
    Ich habe mir auch viele Gedanken über die Verwendung von Hieb- und Stichwaffe gemacht. Würde ich lange Zeit von absehen ausser mein Leben oder das Leben meiner Freunde und Bekannten ist unmittelbar in Gefahr. Das ist es bei einer Schläger IMHO noch lange nicht. Finde nicht das man mit Kanonen auf Spatzen schiessen muss.

    Viele Grüße, Mike

  3. #3
    arnisador Gast

    Standard

    Hm, schwierige Fragen.
    Ich hatte mal eine Diskussion mit 3 Typen, alle kräftiger als ich. Irgendwann hat der eine mir in Gesicht gepackt (so Ohrfeigen-mäßig). Ich habe nicht zurückgeschlagen, sondern bin nach weiteren Wortwechseln gegangen.
    Ich denke bis heute, daß das die richtige Etnscheidung war. Denn wenn ich mich gewehrt hätte, hätten die Typen mich ohne jeden Zweifel fertig gemacht, zumal ich damals gerade mal 17 wahr und die Typen in den Dreißigern.
    Gruß
    Martin

  4. #4
    JuMiBa Gast

    Standard

    Ein Schubser wäre für mich definitiv noch kein Grund zurückzuschlagen. Entweder würde ich es ignorieren (kommt auf die Umstände an) oder ich versuche es auf der verbalen Schiene zu lösen.
    Wehren mit allen Mitteln würde ich mich dann, wenn ich klar erkenne, daß mein Gegenüber ernsthaft versucht meine körperliche Unversehrtheit zu beeinträchtigen. Und wenn er dabei noch Waffen benutzt und ich keine Möglichkeit mehr habe zu fliehen, dann wird meine Abwehr genauso konsequenzlos aussehen. Selbstverständlich nur solange bis ich mein Ziel erreicht und mein Gegenüber festgelegt habe um es der Strafverfolgung zuführen zu können...

    Gruß Micha

  5. #5
    Bruce1962 Gast

    Standard

    Na ja, die andere Wange hinhalten ist nicht so meine Sache.
    Ich lass mich nicht gerne verhauen*gg

    Die Schmerzensgelder hier dürften geringer sein als die in den USA. Ob man es bekommt ist auch fraglich.
    Ob der Täter nun in einen Strafverfahren als Beschuldigter, oder im Zivilverfahren als Beklagter sitzt, er wird erfahrungsgemäß lügen, was das Zeug hält.
    Ich müsste mich dann

    1. verpügeln lassen mit ungewissen Ausgang

    2. mich vor Gericht mit dem gegnerischen Anwalt herumschlagen.

    Wenn ich mich wehre, erfolgreich oder nicht, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, je nach Einzelfall, was juristisch geschehen könnte. Im ungünstigsten Fall sitze ich auf der Anklagebank.
    Wie es mit der Rechtssprechung aussieht und wie hoch eine Kampfkunsterfahrung bewertet wird, dürfte beim jeweiligen Richter liegen, der dass dann nach dem Einzelfall bewertet.

    Wo meine Grenzen liegen, dürfte unter anderen von meiner Tagesstimmung abhängen. Leichtes Schubsen werde ich bestimmt zunächst durch Erhöhung der Lautstärke beantworten.*gg
    Schlagen lasse ich mich mit Sicherheit nicht.
    Und......greift der Gegner ohne Rücksicht auf Verluste an, werde ich mich auch ohne Rücksicht auf Verluste wehren.
    Die eigene Gesundheit ist mir wichtiger, als die des Täters.


    Gruß

    Bruce1962

  6. #6
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    Standard

    Hi Frank,
    ich habe für mich festgestellt, daß ich in keiner Situation, die mit Konfrontation zu tun hatte, auch nur irgendwie annähernd gleich reagiert habe.
    Das empfinde ich ähnlich wie in brenzligen Situationen beim Auto fahren, da reagiere ich sehr intuitiv. In diesen Situationen werden soviel Infos verarbeitet, soviel Eindrücke wahrgenommen, daß dies ähnlich wie beim Lernen des Auto fahrens gar nicht alle rein kognitiv erlernt werden können.
    Vor kurzem hatte ich eine Begegnung mit einer Bedienung in einem Biergarten. Die Situation hat mich so genervt das ich ihm am Liebsten eine gescheuert hätte. Keep cool und 5 Minuten später war es für den Mind wieder gut. Das Ego hat da länger daran zu knappern. Dem (Ego) gebe ich einfach die Möglichkeit darüber nachzudenken und das Projekt "hat der meinen Stolz verletzt" wird irgendwann abgelegt.
    Vor Jahren hatte ich eine Begegnung mit einer Gruppe Rechter und einem extrem agressiven Rädelsführer. Mir war auch klar, daß diese durch die Bank bewaffnet waren. Das Aufeinandertreffen war im Zug und ich war mit meiner family (damal waren die kids so 8 und 10) unterwegs. Deeskalation war angesagt, mehr als in Situationen, wo du alleine bist und dich von den Typen entfernen kannst.
    Keep cool, atme in den Unterbauch und einiges wird lockerer, ist nicht von der Hand zu weisen. Wer natürlich ein ausgeprägtes Ego sein eigen nennte, wird öfters mal diesen hier erleben.
    Jeder nach seinem Geschmack.
    Liebe Grüße Dao

  7. #7
    Gast Gast

    Standard

    ich muss auch mal was loswerden...also ich bin auch mal vor ein paar jahren in eine auseinander setzung geraten...also ich war ziemlich betrunken..und 2 leute haben sich gedacht den schlagen wir jetzt mal zusammn...wenn ich nüchtern gewesen wäre wäre es bestimmt auch zu dieser auseinandersetzung gekommen..also lag nicht am alkohol...
    naja bei dieser schlägerei sass einer auf mich drauf, den konnte ich auch dabei welche einschenken..aber sein kumpel trat mir mit voller wucht gegen den kopf(der hatte mindestens 100kg)-so das meine nase brach und ich eine grosse risswunde an der seite hatte..hab heute noch ne schöne narbe..naja dann kamen halt die türsteher..oder möchtegernsecuritys..die 2kerle sind weggelaufen..ich blutend hinterher...als ich wieder bei den leuten war ich verfolgten mich die security..ich hab halt gesagt die solln mal schön aufppassen das sich da keiner einmischt..und mann gegen mann-naja unter androhung von schlägen mit den telekop stock sollte ich dann zum kranken wagen...hab mich auch wieder beruhigt und ne anzeigeg gegen unbekannt gemacht(weil aufgrund des arbeitgebers ich dazu verpflichtet bin-wo ich arbeite ist egal!).konnte die beiden kerle aber identifizieren -nach ca 4 monaten...naja dann kam halt die gerichtsverhandlung..die richterin fragt mich wie es denn sein könnte das wenn jemand auf mich draufsitzt der kumpel zutreten kann..ist doch nicht möglich weil er seinen eigenen kumpel treffen könnte-ich dachte ich träume...naja nach einigen andern wunderlichen dingen wurden die beiden kerle freigesprochen....also von anzeigen halte ich nix mehr..ich werde solche sachen demnächst nur noch selber regeln....bevor es irgendwelche weltfremden leute tun

  8. #8
    countingzero Gast

    Post

    Prinzipiell,

    ist das deskalierendste in der Regel weg zu gehen. Aber da muss ich Dao recht geben, dass man ein Ego Problem hat. Gestern bin ich mit meiner Freundin eine Bahnhofsunterführung lang gelatscht und wir haben ein wenig rumgealbert. Aufeinmal hat ein Typ hinter mir gesagt, dass wir gefälligst weitergehen sollen. Ich hab gemeint: Hey locker, wir albern rum. Der Typ hat mich sofort aggressiv angefahren, dass er locker wäre. Dann hab ich gesagt, dann ist ja alles in Ordnung. Dann hat er gebrüllt wie am Spieß ich solle endlich weitergehen. Und dann war wieder diese Mischung aus Angst und Adrenalin da. Meine Freundin hat mich weitergezogen. Ich habe sicherheitshalber meinen Spiegel den ich gerade gekauft habe, fest zusammen gerollt ,falls er hinter herkommt. Wir sind dann zu unseren Fahrrädern und dann ist der Typ vorgekommen und hat mich komplett ignoriert und auf den Boden gesehen. Meiner Meinung mal wieder einer dieser vereinsamten Großstadtpsychos.
    Aber ich hatte danach einige Ego Probleme. Einmal weil die Angst gekommen ist obwohl ich Erfahrung mit solchen Situationen habe (das wird wohl immer so sein). Und weil ich weg gegangen bin. Aber das war doch die vernünftigste Lösung, aber sie hat auch immer einen negativen Beigeschmack. Weil wir ja doch alles kleine Machos sind.

    Mfg

    cz

  9. #9
    Spotter Gast

    Standard

    Nun ja, in einer Disco bahnte sich bei mir ein Konflikt an. Mein Gegenüber (betrunken) zerschlug ein leeres Bierglas. Hierbei flogen einige Splitter auf meinen Arm und ich trug einige kleine Schnitte davon. Das war zwar so gesehen schon keine Lapalie mehr, doch ich ignorierte es, die Sache wurde nahezu friedlich geregelt.

    An den Splittern und Schnitten konnte ich nichts mehr ändern, es waren auch keine großartigen Verletzungen. Ich hätte es auch gar nicht verhindern können! Jedoch wenn ich erkenne, dass mich jemand schlagen will und kann es verhindern, werde ich dies immer versuchen. Ich lasse mich von gar niemandem schlagen. Diesen Schlag kann mir keiner mehr wieder abnehmen und wenn mir die Nase gebrochen wird, Zähne ausgeschlagen werden, macht mich ein Schmerzensgeld nicht wirklich wieder glücklich...

    Gruß

    Spotter

  10. #10
    Tengu Gast

    Standard

    Weil wir ja doch alles kleine Machos sind.
    - JA. Das ist das eigentliche Problem. Vor allem wenn man schlecht drauf ist, diese Situation genau das Tröpfchen ist oder man auch nur sehr impulsiv ist. Schlagen lasse ich mich eigentlich auch von niemanden...aber...es kommt schon drauf an. Sehe ich keine Chance heil aus der folgenden Keilerei herauszukommen, dann kann ich die Sache auch mal reinfressen.

    Es gibt allerdings eine Grenze. Wenn jemand meine Familie in irgendeiner Weise angreift (ich meine tätlich). Da klappt bei mir schon der Hahnekamm hoch und ich bin in wenigen Sekunden von 0 auf 100. Ist aber freundlicher Weise noch nie vorgekommen.

    Gruß

    Tengu

  11. #11
    Spotter Gast

    Standard

    Weil wir ja doch alles kleine Machos sind.
    Ha! Genau das ist ja auch oft überhaupt erst der Auslöser für den BEGINN einer Aktion!

    D. h. nicht unbedingt die Reaktion muss machohaft sein oder ihre Begründung hierin finden, sondern der Anlass der meinen Kontrahenten zu einer Aktion gegen mich veranlasst kann hier liegen.

    Gruß

    Spotter

  12. #12
    Nutella Gast

    Standard

    im grunde unterscheide ich auch wo es grad passiert. werde ich in einer dunklen gasse angemacht fällt meine reaktion um einiges heftiger aus, als wenn es in der "öffentlichkeit" passiert. ich werde mich nie schlagen lassen, außer um meiner freundin oder freunden, die flucht zu ermöglichen. sind sie weg ist schluß mit lustig.
    beleidigen kann mich jemand. nur anfassen darf er mich nicht. da ist meine grenze erreicht. auch schubsen ist für mich ein angriff, da in der regel nach dem schubsen der erste schlag kommt. dem greif ich vor. in einer sv situation gibt es für mich auch keine regeln. also ist für mich der einsatz von schlagwaffen legitim. bei anderen find ich das aber unfair. besonders da ich kein agressor bin und grundsätzlich nicht anfange. es sei denn ich hab nen grund.
    im grunde denk ich nicht daran, ob ich vor gericht lande oder nicht. wichtiger ist mir, das ich gesund aus der sache rauskommen.

  13. #13
    haifischle Gast

    Standard

    Ich kann nicht sagen, wie ich reagieren würde. Ich denke zwar, dass ich mich bei einem körperlichen Angriff heftig wehren würde, aber sicher sagen kann man das erst, wenn solch eine Situation passiert.
    Angst hätte ich vor einem Messerangriff, weil ich nicht glaube, ohne Waffe auch nur den Hauch einer Chance zu haben.

    Heidi

  14. #14
    Registrierungsdatum
    07.07.2002
    Beiträge
    26.579

    Standard

    Wenn man sich vor einem deutschen Gericht als Kampfsportler wiederfindet, sollte man sich lediglich mit dem mildesten Mittel verteidigt haben, sonst hat man am Ende selber schlechte Karten, auch wenn man der Angegriffene gewesen ist.

  15. #15
    Spotter Gast

    Standard

    ...sollte man sich lediglich mit dem mildesten Mittel verteidigt haben, sonst hat man am Ende selber schlechte Karten...
    Sofern man sich dann überhaupt noch vor Gericht verantworten kann....

    Gruß

    Spotter

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