Also irgendwie weiß ich nicht wirklich, was man dazu noch alles sagen soll.
Ich habe beinahe den Eindruck gewonnen, dass die Deutschen, sobald sie etwas sagen, was dem Ausland nicht ganz passt, als Nazis bezeichnet werden oder zumindest ein Vergleich in diese Richtung gezogen wird.
Ich habe ein gewisses Maß an Verständnis, wenn jemandem in der Hitze des Gefechts einmal so eine Entgleisung entfährt. Aber sollte es nicht dann auch selbstverständlich sein, sich im Anschluss daran bei der betroffenen Person zu entschuldigen?
Gruß Mark
FAZ 04.Juli 2003:
"Nazi-Vergleich
Berlusconi: „Habe mich nicht entschuldigt“
04. Juli 2003 Der italienische Ministerpräsident Berlusconi will von einer Entschuldigung für den im Europaparlament gemachten Nazi-Vergleich nichts wissen. Er habe sich nach eigenen Aussagen keineswegs bei Deutschland für seinen Nazi-Vergleich entschuldigt, wie es die Bundesregierung am Donnerstagabend erklärt hatte. Vielmehr habe er Bundeskanzler Gerhard Schröder nur sein Bedauern ausgedrückt, dass seine scherzhaft gemeinten Äußerungen missverstanden worden seien.
Nach einem Treffen mit der EU-Kommission in Rom verteidigte er zur Überraschung aller seine verbale Entgleisung vom Mittwoch, als er den SPD-Europaabgeordneten Martin Schulz mit einem KZ-Aufseher verglichen hatte. Eine Entschuldigung schloss er kategorisch aus. Im Grunde genommen sei er derjenige, der beleidigt worden sei. Aus seiner Sicht müsste sich also der SPD-Abgeordnete bei ihm entschuldigen, nicht umgekehrt.
Für das höhere Wohl Europas
Jetzt hat sich die kuriose Situation ergeben, dass Schröder etwas als Entschuldigung akzeptiert hat, was Berlusconi nie so gemeint hat. Schröder habe wohl „für das höhere Wohl Europas“ so gehandelt, kommentierte die römische Tageszeitung „La Repubblica“ am Freitag. Nach einem Telefonat zwischen Berlusconi und Schröder am Donnerstagabend erklärte die Bundesregierung, sie halte die Sache für erledigt, da sich der italienische Ministerpräsident für seine Äußerungen entschuldigt habe.
Regierungssprecher Béla Anda sagte, Schröder habe deutlich gemacht, dass Berlusconi „sein Bedauern über die Wahl des Begriffes und des Vergleichs“ ausgedrückt habe. „Das ist klar und unmissverständlich gewesen, das konnte auch nicht missverstanden werden, das ist allgemein als Entschuldigung gewertet worden.“ Alles andere seien semantische Überlegungen.
Semantische Überlegungen
Berlusconis Erklärung ließ indes wenig Raum für semantische Überlegungen: „Was die Angelegenheit mit dem deutschen Abgeordneten betrifft, so habe ich mich nicht entschuldigt“, beteuerte er. Er habe im Gegenteil unterstrichen, dass er sich beleidigt fühle von Schulz' Worten, „die nicht nur gegen mich, sondern gegen mein Land gerichtet waren. Ich habe hinzugefügt, dass es mir Leid tue, wenn jemand das, was als ironischer Scherz gemeint war, als Verletzung des tiefen Empfindens eines Landes interpretiert haben sollte.“ Berlusconi sagte weiter, er habe sich bei dem Telefonat mit Schröder über Schulz beschwert.
Auch beim Europäischen Parlament will sich Berlusconi nicht entschuldigen, wie es der Präsident des Europäischen Parlaments, Pat Cox, forderte. „Was das EU-Parlament betrifft, so ist die Sache die gleiche“, sagte er. Er habe hohe Anerkennung und hohen Respekt gegenüber der Institution, sei jedoch als ihr Gast angegriffen worden. „Es tut mir leid, aber die Empfindsamkeit ist keine Einbahnstraße.“
Text: dpa, AP, AFP"