Yaron Lichtenshtein ist sicherlich ein Urgestein des KM. Er war einer der ersten Schüler Lichtenfelds. Inwieweit er nun wirklich den 9.Dan verliehen bekommen hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich würde es aber auch nicht ausschließen wollen. Fakt ist in jedem Fall, dass Yaron durchaus eine relevante Größe des KM war und ist.
Obwohl ich Yaron sehr schätze und mich auch noch gerne an die ein oder andere intensive Diskussion mit ihm erinnere, bin ich seiner Interpretation des KM gegenüber sehr skeptisch eingestellt. Yaron hat m.E. Krav Maga zu einem Kampfkunstsystem uminterpretiert. Das Training bei ihm erinnert sehr an ein Training in einer klassischen japanischen Kampfkunst und gewisse Elemente aus diesem japanischen Kampfkunstbereich sind in seinem KM unverkennbar. So hat er es sich u.a. zur Aufgabe gemacht Zen als philosophische Komponente in sein KM zu integrieren. Yaron trainiert in einem Gi und legt sehr viel Wert auf das Gurtgraduierungssystem. Er legt auch Wert auf die hebräischen Bezeichnungen aller Techniken, welche vom Schüler als solche dann auch zu kennen sind.
Sein KM ist sehr technisch orientiert und die aus dem militärischen Bereich bekannten Drill Komponenten spielen keine so große Rolle. Die Grundtechniken teilt er fein säuberlich auf und führt Differenzierungen ein, die in den meisten anderen KM Systemen unbekannt sind. So benennt Yaron z.B. zig unterschiedliche Varianten des Frontkicks (je nach Ziel, Schlagrichtung, verwendetem Bein usw.), die dann später auch vom Schüler in dieser Differenzierung erlernt werden müssen.
Das erste was ich bei Yarons Training gesehen habe, war ein Dreieck, das er auf den Boden malte. Anhand dieses Dreiecks definierte er die Winkel der Kampfposition. (Jeder der mich kennt, weiß dass ich generell nahe an einem Nervenzusammenbruch bin, wenn jemand versucht für stressresistente SV feste Winkel zu definieren )
Im technischen Bereich legte er sehr viel Wert auf Tritte, d.h. auch auf kopfhohe Tritte, welche er mit Vorliebe einsetzte.
Obwohl ich Yaron sehr schätze, entspricht seine Interpretation nicht dem, was ich unter einer stressresistenten SV verstehe. Es war damals für mich aber äußerst interessant zu sehen welch weiten Bogen das, was als KM bezeichnet wird, überspannt.
Wenn ich nun das KM von Amnon Maor mit dem von Yaron Lichtenshtein vergleiche, dann habe ich hier zwei Systeme, die eigentlich unterschiedlicher nicht sein können.
Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich ein Anhänger der stressresistenten SV von Maor bin. Mit Yarons System hätte ich im Sinne der SV meine massiven Probleme gehabt und ich bin mir sicher, dass ich kein KM betreiben würde, wenn KM generell im Sinne Yarons ausgelegt würde.
Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass Leute aus dem klassischen asiatischen Kampfkunstbereich mit Yaron sehr glücklich werden könnten.
Das ganze hier ist natürlich meine höchst subjektive Meinung zu dem Thema
Gruß Ralf