Einige SV-Systeme bieten gerne Universallösungen oder eine art Standardtaktik an, eine Strategie die möglichst oft passen soll. Meinem Eindruck nach sind es aber nur einzeln ausgeführte, sehr stark verinnerlichte Techniken die erfolgreich angewendet werden, kein Gesamtkonzept.
Wenn Leute wirklich denken es geht ihnen ans Leder, dann ist alles taktische vergessen, kein Abwehr und Konter, keine Zentrallinie, keine vitalen Punkte, keine Überlegung wo und wie man sich am besten hin bewegt, Distanz überbrücken, auftaktbewegungen usw. Jedenfalls wenn es nicht um Kampferprobte alte Hasen geht. Was erfolgreich ist sind einfache Sachen. Abrufbar sind hauptsächlich: Faust an den Kopf. Danach kommt lange nichts. Diese recht einfache Struktur ist, so denke ich, mit Abstand die am erfolgreichste Anwendung. Und jetzt kommts warum alle SVler vor Boxern so viel Angst haben:
Ein Boxer lernt recht früh diese eine Sache einzuschleifen. Er verfeinert immer mehr seine Technik, aber dieses verfeinern ist nur ein Aufsatteln, man lernt nichts neues was man wieder erst verinnerlichen muss. Der Boxer lernt diese Technik aus jeder Position, unabhängig von Taktik, unter größtem Stress, quasi aus dem Unterbewußtsein, angeknockt, unter Schmerzen, körperlich am Limit auszuführen in einer Qualität die noch Wirkung hervorruft. Das ist aber sehr anstrengend.
SV-Systeme propagieren aber gerne solche Strategie-KOnzepte. Das verkauft sich einfach besser als körperlich intensives regelmäßiges Training. Viele Instruktoren glauben selber es gäbe diese Abkürzung. Quasi wie kann ich einem gutem Schläger die Stirn bieten ohne hartes regelmäßiges Training, mehr mit Denken, die intelligente Lösung des Kämpfens.
Das der Faktor Stress eine wichtige Rolle spielt ist ihnen bewußt. Deswegen machen sie Stress- und Szenariotraining. Wir wissen aber im Grunde alle dass das Kappes ist. Es gibt diesen Moment wo man sich gerne wegzaubern würde, weil man sich so schwach fühlt, die Knie weich sind, die Stimme zittert. Diesen Moment kann niemand nachstellen. Deswegen finde ich solches SzenarioStresstraining meist recht albern.
Dieser Moment stellt sich mit Lebens- und Kampferfahrung weniger schnell oder nur abgeschwächt ein. Ich habe mit Leuten zusammen gearbeitet, die schon einige Kriegseinsätze hatten. Für die waren eben große gewaltätige Typen in Gruppen vergleichsweise harmlos. Oder zu der Zeit als viele nach dem Kosovokrieg aus Ex-jugoslavien rüberkamen, das war schon ein ganz anderes niveau.
Nun, nicht jeder will in den Krieg, nicht jeder bewegt sich in einem potentiell gewaltätigem Umfeld.
Aber machbar ist eine Technikroutine und, auch wenn das kein Kampfkünstler gerne hören will, eine gewisse Desensibilierung und Abhärtung durch Sparring.
Wenn einen ein wesentlich größerer und schwerer Gegner schonmal ordentlich vermöbelt hat dass man Sterne gesehen hat, dann nimmt der Respekt vor der Sache an sich ab. Wer dann noch will kann das Gefühl erleben im Ring zu stehen, der einsamste Mensch der Welt zu sein, der Puls bis zum Anschlag, die Knie so weich und alles wäre besser als jetzt und hier kämpfen zu sollen.

Auch das ist Lebenserfahrung die einem zwar nicht unbedingt hilft den Stress zu kontrollieren, aber ihn vermindert oder gar nicht entstehen lässt, durch Desensiblisierung.


Sparring ist meiner Meinung nach der größtmöglichst Stress in der Richtung den man im Training realisieren kann.
Mein Appell: Macht Sparring, haut Euch auf die Mütze. Mit dicken Handschuhen damit Euch nichts passiert. Und dann kriegt man auch ein bisschen eine Vorstellung was wirklich machbar wäre

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