Am Anfang steht die Kata - Taikyoku.
Taikyoku, was bedeutet das? Das Allumfassende, das Alles Beinhaltende.. doch was ist damit gemeint?

Mit dieser Kata beginnt und endet Karate, sagen nicht wenige Meister. Der schwarze Gürtel kehrt mit dem Vergehen der Jahrzehnte wieder zur Ursprungsfarbe zurück.

Viele Meister philosophierten über Karate, machten sich Gedanken darüber was der wahre Kern von Karate ist. Ich nehme an nicht Wenige starben unwissend. Ist es nötig den Meistergrad im Karate zu erreichen, um den wahren Kern zu verstehen? Ein Meistergrad ist immer illusorisch und bleibt letztlich das was er ist, ein Titel.

Hatten die Begründer des Karate einen Meistertitel oder einen schwarzen Gürtel, als sie Karate schufen? Natürlich nicht. Sie schufen eine Idee, einen Gedanken. Die Manifestation finden wir heute im Karate selbst wieder, das sich auf seine drei Grundsäulen stützt.

- Kihon (Grundschule)
- Kata (Formen)
- Kumite (Zweikampf)

Durch diese "Werkzeuge" bzw. Methoden des Trainings soll sich der Karateka entwickeln. Heute scheinen viele (zum Teil selbsternannte) Meister nicht mehr in der Lage, Karate zu erklären, da sie es selbst nicht verstanden haben. Es gibt zum großen Anteil zwei dominierende Gruppen:

1. Jene, die den Fokus auf den kämpferischen / körperlichen Aspekt legen und es versäumen oder für zweitrangig halten, darüber nachzudenken welchen tieferen Sinn, welche Idee Karate beinhalten könnte..

2. Jene, die den Fokus auf die geistigen Aspekte legen und .. nachdenken über Karate, ohne zu Kämpfen und sich im körperlichen Aspekt zu entwickeln.

Dem wahren Weg des Karate folgend, sind Jene, die beide Aspekte kombinieren und jeden Tag nutzen, sich körperlich, kämpferisch als auch geistig weiterzuentwickeln und das in ausgeglichenem Maße. Ich kann und will von mir keinesfalls behaupten Karate zu verstehen. Denn indem ich behaupte etwas zu verstehen, verweigere ich mich der Option es verstehen zu können und mich darin weiterzuentwickeln. Ich möchte viel mehr einen Denkanstoß geben, um zu prüfen ob man sich auf dem richtigen Weg befindet oder schon auf Pfaden fernab des Weges geht.

Funakoshi Gichin, Begründer des Shotokan Karate, war fest davon überzeugt: "Es gibt nur ein Karate."
Was heißt es, dass es nur ein Karate gibt? Wenn wir uns umsehen, finden wir verschiedene Stilrichtungen. Wir nennen es Hybride oder Abwandlungen. Nicht Wenige sind der Meinung, Karate ist tatsächlich unterschiedlich, je nachdem ob man Kyokushinkai ausübt oder Shito Ryu oder Goju Ryu oder "klassisches" Okinawa Karate. Nicht Wenige gehen ebenso her und begründen ihren eigenen Stil, denken dann ihr Stil sei in gewisser Weise "besser" oder fortschrittlicher als der Stil, auf dem sie ihren Stil begründeten.
Doch Karate muss sich entwickeln, genauso wie sich alles Andere im Leben entwickelt. Leben ist Wachstum, ist Entwicklung. Doch die Kernessenz von Karate bleibt immer gleich. Einige Stile mögen andere Kata haben, doch darauf kommt es am Ende nicht an.

Meine Überzeugung von Karate ist..
die eigene Entwicklung zu einem Fels in der Brandung, imstande dazu Andere und letztlich sich selbst gegen körperliche Angriffe zu verteidigen. Karate beginnt nie mit einem Angriff, sondern immer mit einer Verteidigung. Karate ist nicht dafür da, Anderen Schaden zuzufügen, sondern zu schützen.

Im Karate kann es keinen Wettkampf geben. Karate als Wettkampfsport bedeutet Kickboxen mit erweiterten Grundtechniken. Doch den wahren Kern des Karate, kann man im Wettkampf nicht darstellen, daher ist es auch kein Karate mehr, sobald ich um Punkte innerhalb eines Turniers kämpfe und auf Techniken verzichte, die ich sonst anwenden würde.

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Um Aussagen ala "Was erhoffst du dir mit diesem Thread?" zu präventieren:
Ich würde mich über das Fazit einiger erfahrener Karateka freuen. Ich wollte mit diesem Thread nichts behaupten, sondern darstellen, was ich aktuell von Karate halte.