Ich komme da nicht drüber weg ...
Higashi unterrichtet Rahn, angeblich.
Kann nicht länger als ein paar Monate gedauert haben, sagen wir: ein halbes Jahr.
Die Daten lassen nichts anderes zu.
Und dann, nach einem halben Jahr, eröffnet Rahn im Hinterzimmer einer Kneipe seine erste eigene Schule.

Und sein Lehrer Higashi ist plötzlich verschwunden.
Kommt nie in dieser Schule vorbei, schaut sich das nie an, schreibt auch nie einen Brief, erkundigt sich nie wie das Training läuft, fragt nie ob Rahn Hilfe braucht, bietet keinen "Lehrgang" an, will kein Geld verdienen ...

Kein einziger von Rahns Schülern bekommt Higashi jemals zu Gesicht.
Kein einziger von Rahns Schülern berichtet später irgend etwas über eine Begegnung mit Higashi.

Es gibt kein einziges Foto, auf dem Rahn und Higashi zusammen zu sehen sind.
Schon gar nicht beim gemeinsamen Training.
Was seltsam ist, denn Higashi gab ja mit dem Engländer Irvin Hancock im Jahre 1905 das Buch ""The complete Kano Jiu-Jitsu (Judo)" heraus.
Higashi ist darin auf beinahe jeder Seite zu sehen, und man findet auch etliche Fotos, auf denen er sich zusammen mit Irvin Hancock ablichten ließ.
Nur mit Rahn hat das ein Jahr später nicht geklappt ... kein einziges Mal.

Bin ich der Einzige, der das mehr als seltsam findet?


Nachsatz:
Klaus Härtel steht ja mit seiner Empörung darüber, daß ich es unverschämterweise wage, Rahn so zu zeigen, wie er sich selbst präsentiert hat, nicht allein.
Ich kann doch aber nichts dafür, daß sich Rahn selbst mit Wonne in den Fuß geschossen hat!
Und seine Filmaunahmen SIND peinlich, weil man sehen kann, wie sehr seine "Gegner" bemüht sind, ihn "gewinnen" zu lassen.
Und jene Filmaufnahmen, die ein Training zeigen, sind mindestens ebeno peinlich, denn die Traumtänzer-"Techniken", die dort zu sehen sind, spiegeln erkennbar wieder, was Rahn so alles beim Betrachten der Fotos in Higashis Buch nicht verstanden hatte ...
Warum soll man das nicht sagen dürfen?
Steht Rahn außerhalb jeder Kritik, weil er einer der "Pioniere des Kampfsports in Deutschland" war?

Ich halte die Einstellung, man dürfe nicht an der Reputation der "Pioniere des Kampfsports in Deutschland" kratzen, allerdings für hartnäckig unintelligent.
Dämliche Mythen gibt es in den KK schon genug, man muß sie weder hegen noch ausbauen noch aufblähen.

Rahn kann man nicht mehr ernstnehmen, wenn man jene Filmaufnahmen gesehen hat.
Und wer keine Gelegenheit hat, diese Filmaufnahmen anszuschauen, dem sei Rahns Büchlein “ Neue Kniffe und Griffe im Jiu-Jitsu / Judo, waffenlose Selbstverteidigung”, Falken-Verlag Erich Rahn, o. J. (vermutlich 1961) empfohlen, in dem man schauerlich bekloppte "Techniken" abgelichtet hat, die so unrealistisch, dumm, ineffektiv und selbstgefährdend sind, daß man aus dem fassungslosen Kopfschütteln gar nicht mehr herauskommt.
Dieses Broschürchen ist also, wie man allenthalben hört, die "Zusammenfassung" seines Lebenswerks ...
Nein, Erich Rahn kann einfach kein ernstzunehmender "Kampfkünstler" gewesen ein.

Nebenbei ...
Wie ernst kann man eigentlich jemanden nehmen, der sich alle kritischen Fragen zu Rahn und dessen Können verbittet und jeden Kritiker als "Verunglimpfer" abzuqualifizieren versucht ...?