Folgende beiden Texte zeigen ein Problem des hiesigen Karate auf. Aus einer falschen Übersetzung werden Karate-Inhalte und Trainingslehren abgeleitet; ein Übersetzungsfehler wird zur Philosophie erhoben und verbreitet sich immer weiter, geht sozusagen ins Karate "Grundwissen" über. Klar, kihon ist die Basis der Energie, weiß man doch, stand doch schon beim Lind...

Doch gehen wir den Begriffen auf den Grund, dann entdecken wir das Wort „Ki". Gerade in den Kampfkünsten ist es oft enthalten und der Beginn, Karate als Kampfkunst zu verstehen.
Karate - Das Ki aus Kime und Kiai

Was ist eigentlich Kihon ???

Das Problem ist, bei dem Wort "ki" handelt es sich nicht um ein Wort, sondern um drei unterschiedliche Begriffe.

Kihon (基本) bedeutet ganz simpel "Basis/Fundament/Grundlage" und kommt bspw. auch in den Wörtern Grundwortschatz (kihongo) oder Grundgehalt (kihonkyū) vor, um nur 1-2 Beispiele zu bringen. Es hat nix mit dem "ki" im Sinne von Energie zu tun, das wird so geschrieben (気 od. 氣). Die gesamte Annahme und darauf aufbauenden Schlussfolgerungen in dem Kusunoki Text entbehren somit an sich jeder Grundlage. Ansonsten möge mir mal bitte jemand anhand des Begriffs ki erklären, was das Grundgehalt mit Energie oder Qi Gong zu tun haben soll. "Kime" bedeutet "Entscheidung" (決め) und hat auch nix mit Energie zu tun. Nur im kiai (気合) kommt sprachlich die Energie vor. Der Fehler wird somit zur self fullfilling prophecy und geht irgendwann ins "Karate-Allgemeinwissen" über.

Ein weiteres Beispiel - im alten KKF hat mir mal jemand erklären wollen selbstverständliche gehöre Zen (禅) zur Kampfkunst, weil die japanischen Verbände ja schon "zen nihon karatedō renmei" oder "zen nihon kendō renmei" etc. heißen. "zen-nihon" (全日本) bedeutet nichts anderes als "Ganz-/Gesamt-Japanisch".

Energielehre, Qi Gong oder Zen mögen dem ein oder anderen sinnvoll zur Kampfkunst-Übung erscheinen. Ok, wieso nicht; die Karatelehrer die ebenfalls Qi Gong ausüben die ich kenne, machen durchweg sehr gutes Karate. Aber dann bitte ohne Budo-Phantasie.