Zitat Zitat von Schellenbaum Beitrag anzeigen
Deine Argumentation liest und hört man ja oft, trotzdem: Ich kapier sie nicht.

Nach deinem Beispiel weiß der Trainer wie es ist, in der Täterrolle zu sein bzw. die Opferrolle zu überwinden usw. Das ist doch echt nix neues, dass man in der kämpferischen Phase einer SV-Situation letzten Endes "der bessere Täter" sein muss. Das erzähl ich auch jedem, der´s nicht hören will, ohne jemals in einer ernsthaften Straßenkampfsituation gewesen zu sein. Drills zur Überwindung/Vorbeugung des Einfrierens und dem Umgang mit Adrenalin gibt es doch auch? Ja, nur als Annäherung und es kommt immer drauf an, wie sehr sich ein Schüler drauf einlässt. Aber was soll da der erfahrene Trainer dran ändern? Ich bin nicht erfahren und schaffe es, dass in SV-Kursen Damen Angst vor mir haben oder einfrieren. Einmal spielte ich meine Rolle so gut, dass ich eine Teilnehmerin nach dem Kurs trösten musste (oder es war eine komische Art zu flirten, keine Ahnung). Bin ich jetzt ein Naturtalent oder einfach nur groß, hässlich und ungewaschen?

Was konkret bringt dem Trainer diese Erfahrung bezüglich seinem Training der Schüler? Genauer: Was bringt sie dem Trainer, woran ein nicht Straßenkampf-erfahrener Trainer scheitert? Er weiß wie es ist. Wie lässt er es die Schüler spüren/wissen?

Wo warst du denn eigentlich als ich diesen Thread hier eröffnete: http://www.kampfkunst-board.info/for...rechen-169505/
Da ging es genau um das. 17 Seiten in denen keiner vermitteln konnte, was da jetzt der eigentliche Vorteil ist.
Ah zu viele Punkte.

Erstmal auseinander klamüsern, bevor es Mißverständnisse gibt. Der von mir erwähnte Opfer-Täter Zustand bezog sich allein auf den Trainer/Ausbilder.

Er sollte diesen Täter/Aggressor-Zustand kennen, erlebt und akzeptiert haben (in sich) . Nur dann kann er wirklich damit umgehen und ihn auch bei dem Schüler wiedererkennen und sogar triggern. Und genau darum geht es.

Ein KK- Lehrer/Trainer der bisher nur die Opferrolle erfahren hat oder noch nicht einmal das, kann zwar ein Haufen Techniken , Konzepte oder was auch immer ,sich aneignen. Das Abrufen derselben unter realen Bedingungen kennt er nicht.
Er kennt also auch nicht seine Reaktion/en, seine Modi, die er fähig ist einzunehmen (Beobachter, Berserker usw.) . er kennt nicht den Täter in sich, die Gewalt und ihren Fluss , noch ihre Bahnen.
kitzelt er nun dummerweise beim Schüler etwas heraus, kann er nur schwer gezielt damit umgehen, da er selber genau dieses Thema ja erstmal auf/erarbeiten muss.

Ohne dieses Wissen, wird es schwer für ihn , beim Schüler diesen winzigen Moment zu erkennen, wenn er beginnt den Täter zu leben. Und wenn es nur ein ganz klein wenig war , nur um ihn dann sofort wieder aus Scham verschwinden/unterdrücken zu wollen. Genau hier muss der Lehrer sofort fähig sein, die kurz geöffnete Bahn/Tür offen zu halten , um ihm (dem Schüler) es bewusst erfahren zu lassen und weitere Wege anbieten zu können. Ihn (den Schüler) hinsehen lassen um es zu kultivieren. Das geht halt nur wenn der Lehrer es selber überhaupt sehen kann.

Ein solcher Lehrer kann jederzeit, in sich, diesen Täter-Modus anstellen. Ihn immer wieder durchblitzen lassen und so das System des Schülers damit konfrontieren, bis er gelernt hat die verschiedenen Rollen des Opfers zu händeln bis hin zum Switchen in den eigenen Täter-Modus.
Nicht gespielt , sondern wirklich. Wir sprechen hier von einer Einstellung, einem Intent, einer Qualität in sich, der sich viele verweigern

Du kannst hier auch Täter mit Gewaltausübenden und Opfer mit Gewaltempfangenden übersetzen.

Ein Scenario-Training bekommt das nicht hin.
Hier geht es um direkte Verbindung zweier psychologischer Systeme.

Wer solchen Menschen/lehrern mal begegnet ist, weiss wovon ich spreche. Schon deren Präsenz bei einer Übung/Drill kann das System des anderen überfordern/zusammenbrechen lassen.(freeze) .

das gilt es dann zu dosieren. Den Schüler abholen und auf das nächste Level begleiten. Dazu muss ich aber eben diese Level auch kennen.
Ich spreche also nicht von Drills selber oder Szenariotraining oder was auch immer, sondern von den benutzten, angewendeten Beziehungen innerhalb dieser Drills .
Von Authentität und nicht von Spielerei.

Es ist ein riesen Unterschied ob dich einer mit ich tu mal so-Einstellung (auch im Scenario) angreift oder ob er sein ganzes Wesen mit einbringt.
Die Augen, die Mimik, die Atmung ,die ganzen feinen Bewegungen , die spürbaren Emotionen oder eben nicht spürbaren , welche du eher auf unterbewusster Ebene wahrnimmst, erzeugen völlig andere Herangehensweise. Bis hin zum „sorry , ich kann im Moment nicht“ black out

sorry , für langen Text.