Hallo nochmal,

(1) Ich kenne die Fernsehserie (?) „Breaking Bad“ nicht, aber wenn da ein Chemielehrer eine chemische Droge herstellt, dann handelt es sich um eine Person, die ihrerseits zuvor ein hohes Maß an Wissen und Können von „Meistern“ ihres Fachs – in dem Fall Chemie – vermittelt bekam und das dann anwendet. Somit bestätigt diese fiktive Handlung, dass „Meister“ „Meister“ schaffen.


(2) In meinem ersten Beitrag schreibe deutlich, dass in dem Film über die gegenwärtige Karate-Welt und einen vermeintlichen „Meister“-Mangel in ihr gesprochen wird. In meiner Antwort weiter unten schreibe ich genauso deutlich, dass sich historisch nicht nachvollziehen lässt, wer der erste Karate-„Meister“ gewesen ist. Historisch lässt sich bis in die Gegenwart also nur einigermaßen sicher nachvollziehen, dass es eben keine Karate-„Meister“ gibt, die zuvor ihrerseits nicht ebenfalls von einem Karate-„Meister“ lernten.

Um das Gegenteil zu zeigen, reichte schon einziger aus sich selbst heraus gereifter oder von einem Laien ausgebildeter Karate-„Meister“ aus. Dabei würde ich nun aber darauf bestehen, dass es sich um Karate handelt, nicht um ein selbsterfundenes, modernes System. Denn „Karate“ gab es erst ab einem bestimmten Zeitpunkt oder einer bestimmten Periode, in der die Art von Wissen und Können zusammengestellt wurde, die als „Karate“ verstanden und mit dem Wort „Karate“ bezeichnet wurde. Davor gab es kein „Karate“; es gab alle möglichen Kampfkünste und kämpferische Handlungen, aber kein „Karate“. Folglich kann es auch vor dem ersten Karate-„Meister“ keinen Karate-„Meister“ gegeben haben. Im Film wird u. a. auch Ballett als Beispiel angeführt und dazu von einem Redner die Aussage getroffen, dass er im Ballett zwar viele Lehrer/Trainer hatte, aber wohl nur eine Person, den er als „Meister(in)“ bezeichnen würde. Ähnlich wie im Karate gab es im Ballett vor dem ersten Ballett-„Meister“ keinen Ballett-„Meister“, da es Ballett noch nicht gab (verschiedenste Tanzformen mit ihren jeweiligen „Meistern“ gab es hingegen selbstverständlich).

Die Erkenntnis „so funktioniert Lehren und Lernen“ bestätigt im Zusammenhang mit der Zähneklappern-Anekdote die Aussagen, dass nur „Meister“ „Meister“ schaffen können, denn andernfalls hätte der Zähneklapperer aus sich selbst heraus diesen zum Zähneklappern führenden Tsuki entwickeln können. Dabei geht es noch gar nicht mal um die Frage, ob es sich dabei tatsächlich schon um ein extrem hohes technisches Niveau handelt, sondern schlicht um die Tatsache, dass ein beliebiger Karate-Schüler einen technisch versierteren Menschen benötigt hat, um eine technische Weiterentwicklung zu durchlaufen. Je höher das technische Niveau, desto seltener werden solche Menschen („Meister“).


(3) Das Wort „Meister“ habe ich hier im Thema bewusst in Anführungszeichen gesetzt. Ich gehe davon aus, dass keiner der Redner im Film Sprachwissenschaftler ist und sie die „Meister“-Fragen aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen und Eindrucke stellen und beantworten. In der deutschen Sprache ist das Wort „Meister“ inhaltlich tatsächlich sehr vielfältig besetzt und am ehesten scheint mir von den Rednern die folgende Bedeutungsebene gemeint zu sein:

„e) meister, in weiterem sinne, der in lehre wie in ausübung vorbild ist, durch sein wort wie sein beispiel, mit oder ohne persönliches dabeisein, unterweist“ (https://www.dwds.de/wb/dwb/meister)

Wenn ich mich richtig erinnere, gehört für sie gerade auch eine Übertragungslinie und das sich daraus ergebene uns vollständig verinnerlichte ‚Lehrgebäude‘ (meine Wortwahl) zu einem Karate-„Meister“.

Grüße,

Henning Wittwer