Aus dem Martial Arts Forum, geschrieben von Graf Zahl:
"Ich stell das mal hier rein, weil es m.E. Stoff für eine (vermutlich hitzige, aber vielleicht ja ganz interessante) Debatte liefern könnte und im Plauderforum für meinen Geschmack fehl am Platze ist (das hätte ich wirklich abgetrennt und verschoben).
Meine anschließende Frage:
Mir ist erinnerlich, irgendwo gelesen zu haben (war wohl in einem Geschichtsthread im Forum der Dogbrothers), Inosanto hätte mal geschrieben, die Filipinos hätten die zerschmetternde Wirkung von Stöcken gegenüber der schneidenden von Klingen bevorzugt.
Das kann ich kaum glauben.
Wenn er das geschrieben hat, bezieht er das dann "nur" auf die Zeit vor der Ankunft der Spanier, oder auch auf die Zeit danach?
Foen hat folgendes geschrieben::
Schlappen hat folgendes geschrieben::
Salve, sie sind es und wollten nie etwas anderes sein, eine Eigenwerbefläche.
@ Foen, der ganze Witz am JKD ist ja, dass keiner, wirklich keiner von den ganzen Mädels, jedenfalls meines Wissens nach, sich auch nur mal halbwegs brauchbar mit der Basis, dem alten Hong Kong Wing Chun/Ving Tsun auseinander gesetzt hat. Jeder behauptet es zu kennen und keiner tut es wirklich, alle haben nur mal kurz irgendetwas gesehen. Es ist ja nichts dagegen zu sagen, dass man nach den von Bruce Lee, dessen System mit ihm gestorben ist, vorgegebenen Prinzipien trainiert, nur fehlt allen die Basis und so blöd dieses jetzt auch von mir klingt, zeig mir nur einen, der nicht irgendeinen Mischmasch aus Boxen, Ringen, FMAs und Thaiboxen sein JKD nennt, der wuirklich mal ein paar Jahre das Basistraining, nach der alten HK Methode durchgezogen hat und auch nur etwas von dem versteht, was Bruce bei Wong und Yip Man gelernt hat.
so long
Sauber Schlappen...,
da lacht mein Herz treffender hätte ich es nicht zum Ausdruck bringen können. Folgende Passagen finde ich besonders gut:
Schlappen hat folgendes geschrieben::
Es ist ja nichts dagegen zu sagen, dass man nach den von Bruce Lee, dessen System mit ihm gestorben ist,)
Das was heute praktiziert wird ist Inosanto-Do also Kali/Escrima mit ein bischen Wing Chun Techniken und einem unendlich langen Ratten******* an Zusatztechniken. Dazu ein Auszug aus einem sehr interessanten Artikel, den ich kürzlich im Web fand:
"Mit der Zeit schien das JKD immer mehr in die Breite zu gehen, wurden doch nun auch die Konzepte des Escrima in das JKD miteinbezogen. Ein pfiffiger Phillipine wachte eines Morgens auf und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen: Escrima, Kali, Wing Chun, Thaiboxen, Boxen, Fechten, Ringen, Silat, Savate, Sambo, Schweizer Schingen usw., um nur einige davon zu nennen, hatten alle einen gemeinsamen Kern, einen Nucleus. Diesen galt es jetzt nur noch auf ökonomische Weise zu extrahieren, um so DIE Formel, den Urknall des Kampfes zu isolieren.
So waren seine Studenten fortan damit beschäftigt die Konzepte des Wing Chun mit dem des Boxen und die Prinzipien des phillipinischen Messerkampfes mit denen des Schweizer Schwingens zu vereinen. Dahinter stand das eherne Ziel ein kompletter Kämpfer zu werden, nämlich jemand der keine Konflikte mehr mit anderen Kampfkunststilen zu fürchten hatte. Die Essenz war simpel wie genial: Wenn man nur alle möglichen Konzepte andere Künste erlernt, so muss es doch irgendwann möglich sein auf jede Attacke die ultimative Antwort zu finden. Wird der JKD Kämpfer also von einem Boxer angegriffen, so muss dieser nur mit der entsprechenden Taktik aus einem anderen Stil, wie dem Bodenkampf, gekontert werden. Dies überrascht dann den Boxer, der für solch unkonventionelle Angriffe kein Konzept hat und so zwangsläufig verlieren muss.
Bestätigung fanden die Anhänger dieses multifaktoriellen Ansatzes in den neuen Gladiatorenspektakeln, die sich verharmlosend Free Fight oder Vale Tudo schimpfen. Stellte man doch bald fest, dass zumindest in deren Anfängen die Ringer und Graciebrüder mit ihren stehend kämpfenden Gegner reihenweise den Boden wischten. Behandelte man zur jener Zeit das Ringen in der Inosanto Academy noch eher stiefmütterlich besann man sich nun des offenen Geistes und von da an kugelten sich die getreuen Schüler nach dem Messer-,Box- und Tritttraining mit verbissener Motivation auf dem Boden herum. Inosanto selbst liess sich noch einmal dazu herab bei den in den USA sehr bekannten Machado Brüdern das Handwerk des Ringens zu erlernen um seinen Getreuen die neuesten Kniffe beizubringen.
Musste der JKD-Hansel am Anfang nur mit Messer, Boxsack und Pak Sao umgehen, so wurde ihm nach und nach immer mehr abverlangt. Die getreuen Schüler ihrerseits zogen auf der immerwährenden Suche nach neuen Techniken um die Welt um ihrem grossen Meister weitere Inspirationen und Ansätze zu verschaffen. Bekannt wurde in diesem Zusammenhang auch ein Schüler namens Burton Richardson, seines Zeichens JKD Freak und Stammschreiber beim amerikanischen Black Belt Magazine. Ihm glückte ein besonders genialer Kniff, gelang es ihm doch Freundschaft mit einigen Führern eines längst vergessenen Zulu-Stammes in Zentralafrika zu schliessen und dort die geheimen Techniken des Zulu-Stockkampfes zu erforschen. Wieder wurde das JKD um eine weitere Facette bereichert, so dass es kaum noch möglich war all diese Techniken, Prinzipien und diesen Nucleus zu vermitteln."
und weiter
Mittlerweile hatten sich auch andere Schüler des alten Phillipinen einen Namen gemacht, in vielsagenden Zeitschriften wie der Kampfkunst-International hatten diese festen Kolumnen, die häufig auch durch reichhaltige Bebilderungen illustriert waren. Von Joaquim Almeria über Bob Breen und Paul Vunak und wie sie alle hiessen, sie verbreiteten sich über die gesamte Welt und beglückten die ansonsten so verwöhnte Kampfkunstgemeinde mit neuen Büchern, Videos, Artikeln und sonstigen Devotionalien. Doch sie verbreiteten nicht nur ihre Artikel, sie verbreiteten auch ihren American way of life. Bald schon fanden die Schüler und auch der alte Phillipine heraus, dass es einer langatmigen Ausbildung nicht mehr bedarf. Man ersetze vielsagende Statussymbole wie den schwarzen Gürtel durch eine unüberschaubare Flut an viel aussagekräftigeren Bezeichnungen. So wurde der ursprüngliche Grüngurt nicht mehr Grüngurt sondern Apprentice Instructor genannt. Der Schwarzgurt hiess fortan full instructor und der besonders verbandstreue Schüler wurde in licensed instructor umgetauft. Auch fand man heraus, dass ein langjähriges Studieren unter dem Meister reine Zeitverschwendung ist. Besser wäre es doch, wenn man die begehrten Titel in kurzen Wochenendseminaren und für teures Geld verteilen könnte. So war es von nun an möglich sich nach einem schweisstreibenden Wochenende bei full instructor Paulchen Müller fortan licensed instructor zu nennen und seinerseits eine eigene Klasse zu eröffnen. Da im JKD ja der Weg des offenen Geistes zählt, wäre es ohnehin reine Zeitverschwendung gewesen, diese Leute unter lang andauernder Kontrolle und Betreuung zu halten, besser ist es doch wenn der Schüler seinen eigenen kreativen Weg geht und sich aus allem Gesehenen seins herauspickt.
Seminare, das war das grosse Stichwort. Jeder gute full oder licensed instructor veranstaltete nunmehr jährlich dutzende Seminare mit bekannten Grössen aus der Kampfsportszene. Nach dem Seminar wurden Bildchen zusammen mit dem Meister geschossen und diese später als Beweis für die eigene Erfahrung, Kampfstärke und Flexibilität auf die Wände der Schulen und auf die Homepage gesetzt. Auch fand man heraus, dass es besser sei statt "einmal ein Wochenendseminar mit Meister Schmitz besucht“ zu schreiben „trainierte unter Meister Schmitz“.
Der hat mir von Dir aber auch gut gefallen:
Schlappen hat folgendes geschrieben::
nur fehlt allen die Basis und so blöd dieses jetzt auch von mir klingt, zeig mir nur einen, der nicht irgendeinen Mischmasch aus Boxen, Ringen, FMAs und Thaiboxen sein JKD nennt, der wuirklich mal ein paar Jahre das Basistraining, nach der alten HK Methode durchgezogen hat und auch nur etwas von dem versteht, was Bruce bei Wong und Yip Man gelernt hat. )
So siehts aus, doch jeder instructor wird Dir folgendes erklären: Pah Basis im Wing Chun. Die Prinzipien haben wir uns längst erarbeitet. Denn wer alles macht und nichts und überall mal ein bischen reinschnuppert verfällt allzuoft der Versuchung zu glauben er hätte den Kern verstanden.
Jedenfalls sind die ganzen Escrima/JKD Hansels tierisch von sich überzeugt, dazu nochmal ein Auszug aus dem Beitrag:
"Nicht nur im Wing Chun sondern auch im JKD musste man leider bemerken dass auch solches Gebahren zu einem Selbstläufer werden konnte. Die nachfolgenden Schüler der dritten und vierten Generation verinnerlichten nämlich die geschickten Wortspielereien und die erlangten Titel so, dass man der Überzeugung war, der eigene full instructor sei so dermassen in allen Kampfkünsten bewandert, dass es fast schon eine Ungewöhnlichkeit sein muss, wenn der eigene Trainer noch zu Fuss gehen muss anstatt einer Gottheit gleich zu schweben. Wie wir alle wissen, schlägt so ein Gefühl der Überlegenheit leicht in ein Gefühl der Arroganz um. Bald schon waren die Gläubigen des Gurus aus L.A. nicht mehr bereit einen Stil ernst zu nehmen, der sich nicht mindestens auf 25 verschiedene Substile bezieht. Der alten JKD-Hasen lachten sich aber mittlerweile heimlich ins Fäustchen, merkte er doch schon bald, dass die Hans Dampf in allen Gassen – Mentalität hervorragend zur Vermarktung beiträgt. So viel unerschöpfliches Wissen gilt es zu vermitteln und dies stellt eine nimmer versiegende Quelle dar. Also mussten seine Anhänger fortan regelmässig für teuer Geld zu Auffrischungslehrgängen zu ihm kommen oder ihn doch zumindest zu einem teuren Seminar nach Deutschland einladen. Seine Schüler der ersten Generation taten es ihm übrigens gleich, it´s the american way life...may I sell you something? No ? Then fuck off!
Nun schreiben wir das Jahr 2003 und nun stehen sie da, die headinstructors, instructors und licensed instructors, haben Schulen eröffnet und sind von sich und ihren 2,5 Millionen Anwendung überzeugter als von der Bibel. Sie haben einen Vorteil vor allen anderen Kampfsportlern auf dieser Welt: Sie wissen, dass sie überall zuhause sind und kein anderer Stil es ihnen nachmachen kann, denn sie sind ja komplett. Über mangelnden Zustrom an Schülern können sie sich auch nicht beklagen, gleicht doch keine Trainingsstunde der anderen. Immer wieder neue Techniken und Approaches gilt es zu erlernen, hinter jeder Ecke könnte ein Kampfsportler lauern der noch einen Trick mehr hat als man selbst. War nicht der Weg das Ziel. Ist Budo nicht die ewige Suche nach Verfolkommnung? Keine stupiden und monotonen Endloswiederholungen irgendwelcher unsinniger Basics, keine hohle Schrittarbeit die man sich lange und hart erarbeiten muss, denn im Kali gibt es doch die eine Technik, die diesen Nachteil schnell wieder wettmachen kann. Kenne ich diese Technik, so brauche ich die tumben Wiederholungen nicht mehr. Ich bin somit einen Level weiter und meinem Gegner stets eine Nasenlänge voraus.
So hüpfen sie nun mit Schweissperlen auf der Stirn in den vielen Academies, Headquarters, Institutes und Backyards von einer Technik zur nächsten, greifen sich mal das abgestumpfte Metallmesser, mal den kurzen Stock, balgen sich in der nächsten Sekunde mit einem anderen auf der Matte herum um dann in bester Thaiboxmanier Low Kicks auszutauschen. Sie strampeln sich mit komplizierten Hebeln ab und hecheln von Seminar zu Seminar, sie schreiben kluge Kommentare in Foren („Ja das kenne ich doch schon alles, bei uns nennt man das parry/punch/slap...“). Sie rotten sich auf Diskussionsforen zusammen und bilden ihre Lobby, denn alle haben den richtigen Weg gefunden. Sie zahlen brav ihre Gebühren, blechen auf Seminaren teures Geld, kaufen ihren zehnten Titel und freuen sich des Lebens. Fliegen sie dann aus dem Verband weil sie sich weigern ihren finanziellen Tribut an den grossen Meister zu zollen, so lächeln sie trotzdem, denn sie sind ja überall zuhaus und können aus jedem Stil ihren eigenen Stil kreiren.
Und wenn ich mir das jetzt alles mal so betrachte, so muss ich feststellen, dass es eigentlich nichts Neues ist, kennt man das nicht alles irgendwo her? Und wenn ich nun noch ein Fazit ziehe, dann stellt sich mir eigentlich nur eine Frage: Wenn sie doch alles wissen, alles begreifen und überhaupt gegen alles gewappnet sind, warum kommen sie dann nicht endlich mal zur Ruhe und besinnen sich auf das was sie schon können, anstatt auf ewig den Techniken anderer hinterher zu rennen? Könnte es gar sein, dass das JKD gerade die Entwicklung durchmacht, die wir vor 10 Jahren hatten. Aber Moment...war das JKD denn nicht die Weiterentwicklung des Wing Chun. Wollte man nicht unsere Fehler ausgemerzt haben um sie zu einer besseren, neueren und schöneren, freieren und harmonischeren Einheit zusammen zu fügen? Ist es nicht die dumme Arroganz und das Scheuklappendenken, welches man uns vorwirft? Sind wir es nicht, denen man immer vorwirft, wir wären so mit übersteigertem Ego aufblasen, dass jeder von uns dazu verdammt irgendwann einmal eine böse Lektion in Sachen Bescheidenheit zu bekommen?"
Guter Mann Schlappen"