Zurück in die Zukunft...
So oder ähnlich mag es dem ein oder anderen vorgekommen sein, als Ken seine taktischen Ausführungen begann. Eher unauffällig begann er den Warm-up und führte gezielt in die anatomisch einfach verständliche „Bearbeitung“ eines menschlichen Körpers. Ganz nach dem Baum-Prinzip wurde erst grob gehackt, danach abgeästelt. Es war den Teilnehmern durchaus anzusehen, dass der Einstieg – so darf man es durchaus auch praktisch bezeichnen – in die Phase One – Unarmed Combat schon Einiges mehr erforderte, als nur einen harten Treffer irgendwo. Zielsicher und hart, mitunter schmerzintensiv testeten alle Buffet-Gäste über 6 Stunden sich und ihre Nehmerfähigkeiten aus. Keiner vermochte zu erahnen, was sich hinter dem Buffet (so bezeichnet es Ken Oesterreich) so verbirgt. „Nehmt Euch was Euch schmeckt, davon so viel ihr wollt und lasst das liegen, was ihr nicht mögt“. Viele wussten recht schnell, dass sie nicht satt werden wollten und nahmen. Ein scheinbar nicht enden wollendes Buffet mit vielen Präventiven, Offensiven und Gegenoffensiven Angeboten, das sich in seiner Logik und Wiederverwendbarkeit beliebig zusammenstückeln lässt, wurde nur durch das Zeitlimit und den beginnenden Aufnahmestop der zumeist Triple-i Krav Maga Instructoren beendet.
Was macht das Todd-System so interessant für clevere Kravisten?
Die offene geschichtliche Auseinandersetzung mit der Entstehung des Krav Maga führt nicht an den militärischen Ausbildungsstatuten der Engländer vorbei. Es sind Namen wie Charles Nelson (US Marine Corps) und Rex Applegate, somit auch die Herren Fairbairn und Sykes, deren Standards maßgeblich waren im Aufbau und Training der israelische Streitkräfte nachdem WK 2. Geoff Todd beerbte somit die direkte Linie der ehemaligen Master Chief Instructors der Royal Army und führt die Tradition des European Close Combat in deren Sinne weiter. Cleverness ist nun mal Grundvoraussetzung im Verstehen von Prinzipien und Strategien.
Ken Osterreich beendete diesen Seminartag mit der praktischen Beantwortung vieler zusätzlicher Fragen und einem offensichtlich zufriedenen Gesichtsausdruck. Dieser spiegelte sich auch bei den Teilnehmern wieder. Einen nicht ganz so glücklichen Eindruck machte der mitgebrachte Trainingspartner von Ken. Der hatte das ein oder andere mal hart einzustecken.
Wir freuen uns uns auf den nächsten Tag, an dem es wieder heißt „erst hacken, dann abästeln“ Teil 2. Vielen Dank an Ken Oesterreich und alle sehr disziplinierten und interessierten Teilnehmer. Bis bald.
Bogac Demirer